Liebe Geschäftspartner,
mit diesem zweiten Schreiben möchten wir Sie über die aktuelle Lage hinsichtlich der neuen Vertriebsstrategie der Lufthansa Group informieren.
Nachdem wir Ihnen unmittelbar nach Veröffentlichung der neuen LHG Vertriebsstrategie unsere Position mitgeteilt haben, setzen wir unsere Kommunikation fort. In der aktuellen FVW-Ausgabe, die heute im E-Paper erscheint und morgen als Printversion verfügbar ist, haben wir unseren Standpunkt noch einmal deutlich gemacht.
Luis Maroto, CEO von Amadeus, hat in seinen Stellungnahmen ebenfalls erläutert, dass die neuen Gebühren zu höheren Preisen für die Reisenden führen. Auch vertritt er die Ansicht, dass es hier nicht um Technologie an sich, sondern um die grundsätzliche Vermarktungsstrategie geht. Er unterstreicht mit seinen Aussagen den Wert, den das GDS für seine Partner darstellt und spricht über die Limitierungen, die eine Direktanbindung, insbesondere für die Anforderungen im Geschäftsreisebereich bedeuten.
Im Markt hat sich ein ungemein großer Widerstand gegen die LHG-Zusatzgebühr gebildet, mit zunehmend heftigen Reaktionen aus dem Kreis der Reisebüros, Travel Manager sowie Branchen- und Verbraucherverbänden. Die Reisebranche ist verärgert und reklamiert einen Vertrauensbruch seitens der Lufthansa Group, der ihre Loyalität und langjährige Treue in Frage stellt.
Eine ganze Reihe von Branchenteilnehmern stellt die Rechtmäßigkeit der LHG-Vorgehensweise in Frage und mutmaßt über die Folgen für Privat- und Geschäftsreisende im Hinblick auf transparente und neutrale Angebote. Amadeus unterstützt die Initiativen zum Verbraucherschutz, bei denen es um die Vergleichsmöglichkeiten, die neutrale Darstellung und die Transparenz der Angebote geht. Wir haben gegenüber den Reiseverbänden unsere Position zu den Folgen der Zusatzgebühren sehr deutlich gemacht.
Zusätzlich ist die Umsetzung der Darstellung des neuen LHG-Zuschlags in der sehr kurzen vorgegebenen Zeitspanne weiterhin unklar, da viele Details noch offen sind. Wir haben deshalb unsere offenen Fragen an die LHG adressiert.
Aus den Märkten haben wir gehört, dass es seitens LHG nun einige Ausnahmen von der LHG-Zusatzgebühr in bestimmten Ländern und für bestimmte Kunden geben soll. Darüber hinaus deutet Lufthansa selbst an, welche Alternativen es bei den sogenannten Direktanbindungen geben könnte, auch wenn diese noch nicht verfügbar sind, und offeriert an der einen oder anderen Stelle kommerzielle Anreize für deren Einführung.
Sicher haben auch Sie schon mit Lufthansa gesprochen und Ihnen ist klar geworden, welcher Mehraufwand auf Sie und die Fluggesellschaft zukommt. In der weiteren Diskussion werden Sie sicher noch auf weitere Themen stoßen, wie Contentgarantien und wirtschaftliche Folgen, Nutzerfreundlichkeit und Verfügbarkeitsdarstellung, Integrations- und Wartungskosten sowie Datenzugang. All das sind wichtige Aspekte für Ihre Entscheidungsfindung.
Amadeus ist überzeugt, dass das GDS den Service, den die Reisebüros für den Endkunden anbieten, hervorragend unterstützt. Es ist dabei eine sehr kosteneffektive, globale Vertriebsleistung, die alle Beteiligten des Reisevertriebs hervorragend verbindet.
Wie Sie wissen, sind wir als Amadeus auch ein IT-Dienstleister, der Direktanbindungen als Teil unserer Airline-IT-Lösungen anbietet. Der Lufthansa Group steht diese Technologie schon seit geraumer Zeit zur Verfügung. Sie hat diese jedoch bisher nicht genutzt, möglicherweise weil die Reisebüros bisher keinen wirtschaftlichen Nutzen in einer solchen Anbindung gesehen haben. Unabhängig vom IT-Anbieter ist der Direct Connect ein Vertriebskanal, den die Lufthansa Group selbst kontrolliert – das heißt, in Eigenverantwortung betreibt, verwaltet und unterstützt.
Reisebüros haben große Zweifel an einem Direct Connect, besonders in Bezug auf die Möglichkeit, die Servicebedürfnisse ihrer Kunden auch zukünftig reibungslos bedienen zu können, da zum Beispiel der PNR in der Hoheit der LHG liegt. Zweifel sind ebenfalls angebracht, ob die vollständige Integration eines Direct Connect in die Reisebüroinfrastruktur realisierbar ist, um weiterhin einen wirklichen Angebotsvergleich sicher zu stellen. Darüber hinaus schrecken viele Reisebüros die hohen Kosten für die Integration individueller Lösungen und weiterer Prozessanpassungen ab. Deutlich höhere Kosten entstehen noch darüber hinaus durch die Verarbeitung diverser Content-Definitionen im Vergleich zu der heutigen, standardisierten Welt des Full Content.
LHG hat eine Strategie mit einer einseitigen und unseres Erachtens nach konfliktträchtigen Herangehensweise gewählt, die eine echte Partnerschaft vermissen lässt. Wir können jetzt nur hoffen, dass die Lufthansa Group die Sorgen der Marktteilnehmer hört und zu einem guten Arbeitsklima und partnerschaftlichen Verhalten zurückfindet.
Wie immer stehen wir für Gespräche mit allen Marktteilnehmern sehr gerne zur Verfügung, um zu einer Lösung in der aktuellen Lage beizutragen. Bitte zögern Sie nicht, uns anzusprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Amadeus Germany GmbH