Nachfolgend noch eine Ergänzung zur neuen Business Class auf FRA-CAI-FRA.
Und Gott sprach zu mir:"Sei still, denn es könnte schlimmer kommen."
Und ich war still - und es kam schlimmer!
Passengers-Logbook, Nachtrag:
Es ist kurz vor drei Uhr morgens und ich gehe als fast letzter Passagier an Bord. Ich bin vorgewarnt und strebe meinem Sitz 1c zu. Dieser ist besetzt und der Herr macht keine Anstalten aufzustehen. Erst nach erneuter Nachfrage wechselt der Gast und trollt sich auf 4c. Ich bin also angekommen und muss feststellen, dass die Lufthansa keine Kosten und Mühen gescheut hat die MQK zu optimieren. Ich nenne diese Variante MQK-NG (Maximum Quäl Kabine, neue Generation). Basierte die Schrottmühle auf dem Hinflug auf der AEK, so basiert dieser A320 auf der NEK. Schließlich will der Kunde ja etwas geboten bekommen für sein Geld.
Der Hauptunterschied zur MQK besteht darin, dass nun ein Gestühl zum Einsatz kommt, das aus einem Aluminiumgestell mit darüber gespanntem Leder besteht. Irgendwelche Polsterung ist nicht zu finden. Darüberhinaus können bei diesem Ergebnis deutscher Ingenieursleistung die Armlehnen nicht zum Mittelsitz verschoben werden. Man muss es natürlich positiv sehen, den Personen mit fülligerem Hüftumfang haben dadurch eine Presspassung (H7 auf s6). Und was bedeutet das für die Herren der Zahlen, aber natürlich zusätzliches Einsparpotential. Bei einer Presspassung H7 auf s6 bewegt sich nichts mehr und man kann den Sicherheitsgurt einsparen. Was, auf die Idee kamen Sie noch nicht? Im Zuge des KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) muss dieses Potential jedem doch sofort ins Auge fallen.
Wenn wir schon vom Auge sprechen. Es ist drei Uhr morgens und ich möchte nur schlafen. Dafür krame ich nach der Schlafmaske aus dem Amenity-Kit. Nur leider werde ich nicht findig. Nicht das die Schlafmaske "wegenhanced" wurde. Lufthansa wäre nicht Lufthansa, wenn Sie nur kleine Schritte machen würden. Nicht kleckern, sonder klotzen! Warum nur die Schlafmaske wegoptimieren - wir lassen lieber gleich das ganze Amenity-Kit weg. Laut Purser gab es dieses auf dem Hinflug, für den Rückflug wurden keine geladen.
OK, also lasse ich mir mehrere Fetzen dieser sogenannten Decke geben und wickle mich in diese ein. Denn es ist bitterkalt. Auf der Lufthansa des Paralleluniversums wurde von bösen Zungen der Business-Class Sitz als Rutsche des Grauens bezeichnet, da man mit dem Kopf an der Kopfstütze eingeschlafen und mit dem Kopf an der Fußstütze aufgewacht ist. Die MQK-NG bringt hier auch wieder eine Innovation vom Feinsten. Der Sitz läßt sich ja nicht verstellen, also ist der werte Gast gezwungen mittels drei Auflagepunkten (Füße am Boden, das Gesäß auf der Kante der Sitzfläche und die Schulterpartie an der Rückenlehne) die Rutsche des Grauen nachzuempfinden. Mann muss jetzt nur in eine Art Starre verfallen und liegt dann wie ein Brett auf diesen drei Punkten. Und hierbei unterstützt Lufthansa den werten Gast natürlich. Es ist so bitterkalt, dass man automatisch in Stasis fällt.
Auf dem Tisch des Mittelsitzes bildet sich langsam eine Pfütze Wasser, da dieser Tischeinsatz schräg ist und ein Glas sehr schnell umfällt. Überhaupt ist dieser Tischeinsatz nach dem Prinzip Design vor Funktion entwickelt worden. Denn diese s-förmige Gestaltung schafft es tatsächlich eine minimale Tischfläche und eine ebenso minimierte Ablage auf der Sitzfläche miteinander zu kombinieren. Eine Lösung, wie in der MQK ist nicht möglich, da die Sitze außer der Bespannung keine Polsterung haben und somit ein Einbau eines Tisches nicht möglich ist. Bezüglich Polsterung, jede Bewegung des Hintermanns bekomme ich durch die Lehne mit. Notiz an die Überlebenden eines solchen Flugs: Nächstes mal eine Full Plate Armor anziehen.
Insgesamt darf ich dieses wunderbare Quälerlebnis etwas über 4,5 h Stunden genießen. Und ich betrat die Mühle als einer der letzten und habe diese als erster verlassen. Vielleich sollte ich doch nochmals einen Anlauf machen und am Beamen mit Universumsübertritt arbeiten um die Business des Paralleluniversums wieder haben zu können. Motivation erhält man schließlich in rauhen Mengen von der Lufthansa.