Hm.
Angenommen, bei den Umsätzen deines Amis beträgt die durchschnittliche Interchange Fee drei Prozent, dann sind das erst mal 1.500 Dollar. Davon fordern aber vermutlich unter anderem Mastercard und Barclays ihren "Anteil".
Ja, wobei Interchange-Einnahmen nicht die einzigen Einnahmen sind. Hinzu kommen Fees für Cash Advances, Karten-Jahresgebühr, Zinserträge, Late Fees und und und. Wie ein Vorposter schriebt, braucht es M&M als Cobrand nicht sooo viel zu interessieren, weil sie im Wesentlichen einen Meilenabnahmevertrag abschließen.
Außerdem bekommt dein Ami 50.000 Prämienmeilen, die laut LH-Geschäftsbericht rund 460 Euro wert sind (Ende 2022 gab es einen Bestand von 227 Mrd. Meilen, für die Rückstellungen in Höhe von 2,087 Mrd. Euro bilanziert wurden).
Ich bin kein Bilanzexperte. Aber es gibt da sicher Bilanzierungsspielräume und vermutlich ein gewisses Gebot, die Verbindlichkeit nicht zu unterschätzen. Im Allgemeinen sagt man, eine an eine Bank verkaufte Meilen bringt zwischen 1 und 1,5 Cent Umsatz und die Einlösung kostet etwa 0,3 oder 0,4 Cent auf Eigenmetall und 0,5-0,7 Cent auf Allianzmetall. Wobei das meiste für Eigenmetall eingesetzt wird. Außerdem gibt es noch "breakage" (= Meile wird nicht eingelöst, sondern verfällt wertlos -> dann ist die Rückstellung Reingewinn).
Ist das wirklich so viel lukrativer für LH/M&M als ein SEN, der jedes Jahr durch Ticketkäufe mindestens 2.000 Statuspunkte generieren muss?
Es kommt sicher darauf an. Wenn jemand hohe Buchungsklassen in Premium Cabin bucht, ohne einen Firmentarif/Großkundenrabatt nutzen zu können, zahlt natürlich saftige Preise. Mancher Forenmaximierer mag hingegen gar keinen Gewinn bringen...
Es ist außerdem ja auch kein Entweder-Oder. Es gibt eine Korrelation und partielle Kausation von Status zu Nutzung von Programmpartnern und umgekehrt (wer viele Partner nutzt und viele Meilen auf dem Konto hat, wird vermutlich zukünftig mehr LH-Flüge buchen).
Zuletzt würde ich anmerken, dass es unternehmerisch/aus Sicht der Shareholder und des Managements natürlich um risk-adjusted returns geht. Und die sind beim Partnergeschäft natürlich nochmals höher. Bei den Gewinnen aus Fluggeschäft gibt es ein großes auf und ab: Aktuell verdient man gut, während Corona war es eine Katastrophe. Das Partnergeschäft ist viel weniger riskant, was neben seinem Gewinnbeitrag absolut (der durchaus hoch ist) auch noch berücksichtigt werden sollte.
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Ich habe im Thread nie behauptet, dass es grundsätzlich nichts bringen kann, durch Metallanforderungen zu versuchen, den Statuskunden mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Es geht um Kundenverhalten out-of-sample, es gibt eine fundamentale Änderung der Programmstruktur und die Auswirkungen sind schlicht und ergreifend nicht zweifelsfrei zu extrahieren aus historischen Daten.