Das heißt, ein OBC könnte "nur mit Reisen" über die Runden kommen. Das ist in der Tat interessant.
Nur sehr wenige vereinen die Voraussetzungen dafür, wie zeitlich wirklich 100%ige, jederzeit auch spontane Verfügbarkeit und Wohnung in unmittelbarer Nähe zu einem wichtigen Flughafen. Hinzu kommt, dass es mittlerweile doch recht lange dauert, bis man überhaupt Anfragen bekommt, da die Broker schon genug Bestandskuriere haben. Bei mir war es so, dass es meist so vier bis sechs Monate dauerte, bis überhaupt mal erste Anfragen kamen.
Das bedeutet, dass es sich nur lohnt, wenn man auch wirklich eine lange Zeit (also nicht nur ab jetzt für ein paar Monate bloss) dabei bleiben kann potentiell, weil es mittlerweile doch recht lange dauert, bis man überhaupt Fuß fässt und ins Visier der Broker gerät.
Du setzt das "nur mit reisen" ja selbst in Anführungszeichen, das ist realistisch, denn ich kann dir sagen, dass die ganze Tätigkeit keineswegs aus "nur reisen" besteht, sondern es ist ein sehr verantwortungsvoller Job, vor dem ich mittlerweile den notwendigen Respekt habe, weil er einem doch eine Menge abverlangt und sowohl geistig und nervlich, als auch körperlich durchaus anstrengend ist. Hinzu kommt, dass du stets konzentriert und sehr genau - unter Zeitdruck - arbeiten musst, und dir keinerlei Fehler erlauben darfst.
Und, was passiert wenn über einige Monate keine nennenswerten Aufträge kommen sollten?
Das ist eher die Regel als die Ausnahme bei den meisten.
Soweit ich das aus diesem Thread entnehmen kann ist, dass mit 4-6 Langstrecken pro Monat zumindest seine Miete und laufenden Kosten decken kann.
Das mag sein, doch komm erstmal auf diese 4-6 Langstrecken pro Monat! Das dürfte für die meisten unerreichbar bleiben.
Soweit ich das hier entnehmen konnte, Angaben natürlich ohne Gewähr, verdient man als OBC 150 Pappel bei Kurz- bzw. Mittelstrecke und bis zu 600 Euro bei Langstrecke.
Die Vergütung richtet sich nicht starr nach der Flugstrecke a la "150 bis 5 Flugstunden, darüber 600", sondern nach den Tagen ab Abflug bis Rückkehr. Und da bei einer echten Langstrecke der OBC potentiell ein bis drei Tage länger am Zielort bleibt, einerseits zu seiner Erholung, aber auch weil die Flugpreise (gegenüber einem schnellstmöglichen, direkten Rückflug) dadurch teilweise so viel günstiger werden, dass es sich rechnet, den OBC noch 1-3 Tage zusätzlich am Zielort zu belassen (so jedenfalls mein Verständnis).
Dementsprechend bekommst du dann halt auch mehr, weil du ja auch länger eingesetzt wurdest bzw. abwesend warst, insgesamt gesehen.
aber bei 2-3 Anfragen pro Monat, das würde doch niemals jemanden reichen, um über die Runden zu kommen, oder?
Das siehst du richtig, zumal "Anfrage" ja erstmal nur heißt, dass ein Broker dich anfragt a la „Bist du potentiell verfügbar, jetzt zum Abholort X zu fahren, dort eine Sendung entgegen zu nehmen, und damit in drei Stunden loszufliegen nach XYZ?“. Daraus wird dann aber nur in seltenen Fällen auch ein bestätigter Auftrag. Ich bekomme monatlich etwa 3 bis 8 Anfragen im Schnitt, fliege aber dennoch nur alle 2 bis 3 Monate überhaupt mal einen Einsatz - und das trotz ständiger Verfügbarkeit, an jedem Wochentag, und rund um die Uhr!
Wenn du dann aber auch noch eingeschränkt bist, weil du nur an bestimmten Wochentagen kannst oder willst, oder dies oder das wünschst, zB. "nur Langstrecke", dann sieht es noch düsterer aus. Du musst a) viel Geduld haben, sprich auf lange Sicht planen bzw. dabei bleiben können, b) jederzeit und ständig spontan verfügbar sein (und auch zusagen, um Vertrauen aufzubauen) und c) alles nehmen, was möglich ist, sonst kannst du es gleich vergessen.