Auch wenn der üble Herbst Infekt, den offenbar viele haben, mich nur langsam verlassen mag, gebe ich die Auflösung des Quiz, so wie ich die Vorkommnisse nach den damaligen Artikeln und meinem Erinnerungen noch präsent habe.
Auch wenn es durchaus mehrere Situationen gab, wie der erfahrene Vielflieger weiß, in denen bekanntere und weniger bekanntere Politiker und Promis sich in Lounges unangemessen benommen haben, meine ich den Abend Anfang der 00er in der TXL Senator Lounge mit einem Theo W., damals Minister für Finanzen in der Regierung eines Helmut K., später bekannt geworden für schwarze Kassen.
1 Herr W. kam mit einigen Mitarbeitern und einigen Presseleuten aus Moskau.
2 Das Flugzeug war ein A 310
3 Es war kapuuutt, konnte jedenfalls nicht mehr weiterfliegen an sein Ziel, den Hauptstadtflughafen. Nein, nein, nicht BER, der ist zeitlich so weit entfernt wie der Sozialismus, sondern Köln-Bonn
4 Vorheriger Besitzer des Airbus war die Interflug, einer weiteren Nachfolgeorganisation der Lufthansa der 1930er Jahre, die sich erst nach einem langen Rechtsstreit nicht mehr Lufthansa nennen durfte und von der Treuhand schnell plattgemacht wurde.
Verkauft wurde der Airbus an die Interflug unter Mithilfe eines bekannten Lobbyisten, der nach heutigem Verständnis etwa zwischen CDU und der Alternative einzuschätzen wäre (mit der ich nicht sympathisiere, im Gegenteil)
5 Entsprechend ihren Dienstvorschriften fragte die Loungemitarbeiterin völlig korrekt nach den Zugangsvoraussetzungen, dem Senator-Kärtchen oder einem Först Ticket. Beides musste Herr W. verneinen. Dafür brachte Herr W. vor, er sei im LH Aufsichtsrat. Dieses Argument konnte allerdings nicht als richtige Antwort gewertet werden. Hierzu hätte man natürlich gerne einmal den Videoschiedsrichter gesehen, den es damals noch nicht gab. Also kam folgerichtig der Platzverweis, bitte verlassen Sie die Lounge.
Ich meine, wenn ich erzähle, ich habe 200 plus Blutspenden in meinem Leben - nachweisbar - und bin nützlich für die Menschheit - komme ich ja auch nicht in eine Lounge.
Als dritter Grund kam hinzu, dass die Lounge nach dem letzten Flug des Tages von Berlin (nach FRA, wohin denn sonst) geschlossen werden sollte, nach unterschiedlichen Quellen um 21 oder 22 Uhr.
6 Die Loungemitarbeiterin drohte gar nicht, sondern der herbeigerufene LH Schichtleiter: und zwar mit der Polizei
Ob tatsächlich in diesem Disput darauf hingewiesen wurde, dass das Luftikus Caffee noch offen hatte, kann ich nicht beurteilen.
7 Die LH Mitarbeiterin wurde zum Check in versetzt, nachdem es interessierten Kreisen nicht gelungen war, sie kündigen zu lassen (diverse sog. gut informierte Quellen, hat jeder LH Mitarbeiter an TXL oft und freizügig damals gern erzählt)
8 Theo W war bekannt für seine ungepflegten Augenbrauen. Damals war es ja noch nicht üblich, dass auch Männer ein wenig auf ihre Körperbehaarung achten. Hätte ein weibliches Wesen in seiner Umgebung ihm einen entsprechenden Hinweis gegeben, hätte er sie vielleicht ein wenig pflegen können.
9 Einmal abgesehen davon, dass die Berliner etwas speziell sind, haben sie schon immer die Bonner gehasst, nicht nur bei der LH. Wissenschaftlich: sogenannter Hauptstadtneid
10 Ja, ich fand das Verhalten der LH Mitarbeiterin konsequent, mutig und richtig: All animals are equal
Immer wenn ich in TXL in der SEN Lounge war habe ich einen freundlichen Gruß ausrichten lassen. Durchaus nicht als einziger. Dieser Vorfall war eine Zeitlang recht bekannt. Einmal stand dabei ein anderer bekannter Politiker hinter mir, der ohnehin schon stinkig war, weil er sich nicht vordrängeln konnte. Habe meinen Gruß so laut ausgesprochen, dass er ihn hören musste. Danach wurde er ganz grün im Gesicht.