Bekannt ist durchaus, dass Ryanair (...)
Ich empfehle die wunderbar lesbaren Quartalsberichte, aktuell zB diesen
https://investor.ryanair.com/wp-content/uploads/2018/05/Ryanair-FY2018-Results.pdf
Im Gegensatz zur Lufthansa Gruppe imho extremst transparent, auf den Punkt und ohne "bewusste Verschleierungstaktiken" wie zB Eurowingsgruppe ;-)
(...) Auch bekannt ist, dass viele (die meisten) der verkauften Tickets bei Ryanair merklich teurer sind und "Yield Management" von denen durchaus geschickt beherrscht wird.
Dieser Satz macht imho keinen Sinn, denn niemand wird ernsthaft bestreiten wollen, dass die FR Ticketpreise im SCHNITT die allergünstigsten in Europa sind.
Wenn dem so ist, dann ergibt sich aus der mathematischen Herleitung des Durchschnittspreise, dass natuerlich einige der verkauften Tickets UNTER dem Durchschnittspreis liegen - und einige darüber. Mutmaßlich 50/50 als Verteilung...wobei wir diese nicht kennen.
Im Übrigen denke ich, dass FR tatsächlich ein extrem feines Gespür für die Preiselastizität einzelner Flugereignisse hat, aber ich denke die "Zielsetzung" ist eine ganz andere als bei Lufthansa zB
FR: Denkt in "vollen" Fluegen, und welcher Preis zu welchem Zeitpunkt notwendig ist, alle Plätze voll zu bekommen...
LH: Denkt in "Einzelplätzen", und wie sie dem einzelnen Passagier für das einzelne Flugereignis seine maximale Preisbereitschaft in Rechnung stellen kann...
Das klingt sehr ähnlich - ist aber tatsächlich grundverschieden.
Aber eines verstehe ich trotzdem nicht zur Gänze, resp. erscheint es schwer fassbar:
Das Problem habe ich auch - aber es ist wie immer: "Auf alten Wegen findet man keine keine neuen Ziele", will sagen Dein und mein gelerntes / antrainiertes Verständnis (das uns ja über Jahrzehnte die Legacies eingetrichtert haben - und wenn ich viele Ansichten hier so lese, mit großem Erfolg auch heute noch) von Airlines Business sind zu den FRs / U2s / W6s dieser Welt nicht kompatibel. Es ist ein ganz anderes Geschäft, dass ist es, was nicht mal die LH kapiert mit ihrem EW Produkt.
Airports erheben PAX-bezogene Gebühren von den Airlines.
Alte Denke hilft hier nicht. Hier geht es um "volle" Flugzeuge, nicht um den Einzelplatz, nicht um das Einzelflugereignis... Und am Ende zählt "Unter dem Strich".
Oder wird hier ganz bewusst für den publizierbaren Load-Faktor drauf gezahlt?
Würdest Du sagen, hier geht es darum den Marketshare zu dominieren würde ich zustimmen. Denn das ist imho das "schärfste Schwert" der FR gegen LH zB. Warum ist das so imho:
Wie schon gesagt, LH optimiert ihren Preis auf den Einzelplatz bezogen, will sagen, ein Flug Frankfurt - Billund ist so kalkuliert dass eben immer mindestens 4 Paxe an Bord sind die fuer einen same day return 1200 Euro zahlen. Ganz flappsig gespochen spielt "der Rest an Bord" keine Rolle.
Tritt nun FR in den Markt ein, saugen die über den Preis von einer "gegebenen Gesamtnachfrage" einen sehr grossen Teil über den Preis ab. Und generieren scheinbar noch zusätzlichen Traffic über den Preis (Man sagt ja auch, FR generiert seine eigene Nachfrage - verrückt!). Wenn nun FR im Zuge des "Marketshares" absaugens ausgerechnet die 4 Paxe (oder einen Teil davon) mit der Preisbereitschaft von 1200 Euro erwischt,dann hat die LH ein dickes Problem: Denn dieser fehlende Umsatz laesst sich für sie eben kaum kompensieren, sie hat nur sehr begrenzte Mittel das zu tun. Warum ist das so:
Erstens sind die Flieger einfach sowieso schon knallevoll, d.h. über den Preis laesst sich vielleicht zusätzliche Nachfrage generieren ABER es ist einfach kein Platz an Bord diese Passagiere zu befördern (Vor allem, weil zum Zeitpunkt der Feststellung dass der 1200 Euro Gast fehlt, meist nur noch wenig Vorlauf zum Abflug ist). Und Zweitens kann die Lufthansa sehr schwer den Preis "näher am Flugereignis" senken (um Nachfrage zu generieren), denn das entspricht nicht der gelebten (und für die LH überlebenswichtigen) Preis / Vorausbuchungsfrist Funktion.
Wenn man so will ist die Lufthansa "extrinsisch" in Ihrem Tun - die FR folgt "intrinsischen" Taktiken. Oder noch anders gesagt: Die FR "nimmt ihr Schicksal in die Hand", die LH ist vielmehr darauf angewiesen "Was der Tag bringt".
Aus allen diesen Gruenden ist die LH so derart darauf erpicht, den einzelnen Passagier bei der Angebotsabgabe identifizieren zu können, um dann "zielgerichtet" mit ihm in "Preisverhandlungen" (*hust*) treten zu können.
Je groesser die Dominanz der LH im Wettbewerb, je schwaecher duerfte die "Verhandlungsposition" des Kunden sein. Wenn er überhaupt eine hat.
Und als Deckmantel für dieses Customer Driven Pricing nutzt man das schoene Argument, dass der moderne Passagier heute eben viele individuelle Wuensche habe (auf vielfachen Kundenwunsch), die er gern gegen Geld individuell für sein Flugereignis buchen können würde (Schampus in Econonmy o.ä.). Und all dies geht eben (angeblich nicht bzw zu teuer) nicht über die angestammten Vertriebs/Buchungswege (GDS Diskussion) - und deswegen soll der Kunde der Zukunft eben auf den "Lufthansa eigenen Marktplatz" kommen - natürlich mit den dort von der Lufthansa festgelegten Marktmechanismen.
Oder ist es am Ende dann doch mal wieder der ganz simple Effekt, dass Kunden erstmal auf die eigene Vertriebsplattform gelotst werden und dann irgendwie doch da bleiben, auch wenn der individuelle Preis merklich über dem Lockangebot liegt?
Ich denke genau wie Du, dass es viele Kunden gibt, die "träge" (und imho doof) sind. Aber ich denke auch auch in Anbetracht der Masse an Kunden die heute fliegen, dass das statistisch auch nicht mehr sind als im Mittel der Bevölkerung
Ach ja, und zu allem kommt dann noch, das ein Flugzeug im Jahr 2018 einfach unendlich preiswert zu betreiben ist - jedenfalls viel preiswerter, als sich das der einzelne Mensch vorstellen kann.
Ich habe bewusst FR versus LH gewählt - aber natuerlich gilt der von mir vermutete Mechanismus für alle Legacies / Low Coster (wobei EW imho kein Low Coster ist)
Es drängt sich förmlich die Frage auf, welches der skizzierten Modelle "Zukunft" hat.
Das ist simpel: Gewinnen wird in einem Massengeschäft immer der, der seine Kosten unter Kontrolle hat - und am günstigsten seinen Output produzieren kann.
Und das ist ganz eindeutig FR, bzw deren Betriebsmodell.