Streik? Dann aber bitte fair...

ANZEIGE

jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
4.089
940
CGN
ANZEIGE
Nun handelt es sich hierbei um die Dienstleistungsbranche bzw. einen Streik durch ver.di. Wie kann man da wirklich vermeiden, dass "wir" als Kunden schnell und direkt betroffen sind?

Zunächst Mal sollte man die Definition von höherer Gewalt hinterfragen. Wenn im oberen Luftraum die Fluglotsen streiken - einverstanden, das kann die Airline nicht verhindern.

Aber wenn die Passagiere an einem Flughafen nicht abgefertigt werden können, weil irgendwo Personal fehlt, ist das in meinen Augen nicht höhere Gewalt, weil die Airline bzw ihr Lieferant "Flughafen" es hätten vermeiden können. Also soll bitteschön nicht der Passagier auf dem Schäden sitzen bleiben, sondern der Verursacher, also soll sich die Airline das vom Flughafen wiederholen. Und dann soll am Ende ein Gericht entscheiden, ob der Schaden durch den Flughafen hatte vermieden werden können (weil rechtzeitig vorher bekannt), aber billigend in Kauf genommen wurde, dann ist es sein Problem.

Oder ob die Gewerkschaft den Streik so unplanbar gemacht hat, dass sie den Schaden bewusst herbeigeführt hat. Dann soll sie auch finanziell dazu stehen.

In beiden Fällen hätte der bestreikte Arbeitgeber immer noch genug Ärger und Kosten an der Backe, als dass das Druckmittel Streik nicht an Stärke verliert. Sogar in Gegenteil, verbockt der Arbeitgeber seinen Plan B, blutet er auch noch dafür.
 
  • Like
Reaktionen: MANAL

MNovak

Gesperrt
27.02.2018
211
2
Was mich wundert:
Der Streik betrifft doch den Öffentlichen Dienst. Werden denn soviele Kötter-Mitarbeiter nach dem entsprechenden Tarifvertrag für den öD entlohnt, daß Verdi die Siko lahmlegen kann?

Schade eigentlich, daß in unserem völlig pervertierten Streikrecht die Arbeitgeber nicht auch streiken dürfen: einfach mal die Gehaltszahlungen solange einstellen, bis der Tarifpartner sich mit einem geringeren Lohn zufrieden gibt.
 
  • Like
Reaktionen: PC_63 und Snappy

Snappy

Erfahrenes Mitglied
23.07.2010
4.399
265
Bielefeld
Wie sieht/sähe Dein Vorschlag zum "intelligenteren Streikrecht" aus, wenn nicht wie gehabt im Zweifesfalle "die Masse" (der Bevölkerung) involviert ist?

Als erstes sollte man eine Schadensersatzpflicht einführen - wenn ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter nicht im Griff hat, ist er auch für alle durch diese verursachten Schäden haftbar. Sprich z.b. Übernahme von Hotelstornogebühren. Die Kosten kann er dann gerne im Anschluss bei der Gewerkschaft einklagen.
 

tarantula

Erfahrenes Mitglied
02.02.2011
2.498
2.150
Löhne
Was mich wundert:
Der Streik betrifft doch den Öffentlichen Dienst. Werden denn soviele Kötter-Mitarbeiter nach dem entsprechenden Tarifvertrag für den öD entlohnt, daß Verdi die Siko lahmlegen kann?

Schade eigentlich, daß in unserem völlig pervertierten Streikrecht die Arbeitgeber nicht auch streiken dürfen: einfach mal die Gehaltszahlungen solange einstellen, bis der Tarifpartner sich mit einem geringeren Lohn zufrieden gibt.

Sowas gibt es, nennt sich Aussperrung. Nicht von ungefähr wird von so einer Maßnahme nur sehr selten Gebrauch gemacht, mir ist in den letzten Jahren kein Fall bekannt. Das ist auch gut so. Nach dem Ende von Tarifauseinandersetzungen müssen sich auch alle wieder in die Augen schauen können. Hier würde das nur dazu führen, dass die Streikauswirkungen noch größer sind. Dieser Mittel ist bei einem Warnstreik nicht verhältnismäßig.
 

Batman

Erfahrenes Mitglied
18.11.2017
6.814
4.418
Hamburg
Als erstes sollte man eine Schadensersatzpflicht einführen - wenn ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter nicht im Griff hat, ist er auch für alle durch diese verursachten Schäden haftbar. Sprich z.b. Übernahme von Hotelstornogebühren. Die Kosten kann er dann gerne im Anschluss bei der Gewerkschaft einklagen.

So nervig es ist, es ist aber auch eine Errungenschaft der Demokratie und Arbeitervertretung. Ich bin kein Freund von Gewerkschaften in den meisten Fällen. Es gibt auch Situationen wo diese nötig sind. Ich hatte 2015 nach 24 Stunden Flug das Vergnügen. Ist nicht doll, aber halt ihr recht. Solange wir keine französischen Verhältnisse bekommen... Man wird doch umgebucht und spätestens hier lernt man Reisebüros oder Direktbuchungen zu schätzen. Und im Ernstfall muss die Fluglinie ja eh für Hotelkosten aufkommen etc pp.
 

MNovak

Gesperrt
27.02.2018
211
2
Sowas gibt es, nennt sich Aussperrung. Nicht von ungefähr wird von so einer Maßnahme nur sehr selten Gebrauch gemacht, mir ist in den letzten Jahren kein Fall bekannt. Das ist auch gut so. Nach dem Ende von Tarifauseinandersetzungen müssen sich auch alle wieder in die Augen schauen können. Hier würde das nur dazu führen, dass die Streikauswirkungen noch größer sind. Dieser Mittel ist bei einem Warnstreik nicht verhältnismäßig.

Bin nicht sicher, ob eine Aussperrung ohne Streik zulässig wäre, meines Wissens kommt sie jdf. nicht vor.
Angesichts der volkswirtschaftlichen Schäden, die Verdi mit Streiks wie dem morgigen anrichtet, sollte es auch verhältnismäßig sein, wenn die Arbeitgeber in ähnlichem Umfang mal die Streikasse von Verdi belasten, bspw. durch die Aussperrung von Lehrern während der Schulferien.
 

tian

Erfahrenes Mitglied
26.12.2009
10.709
140
Angesichts der volkswirtschaftlichen Schäden, die Verdi mit Streiks wie dem morgigen anrichtet, sollte es auch verhältnismäßig sein, wenn die Arbeitgeber in ähnlichem Umfang mal die Streikasse von Verdi belasten, bspw. durch die Aussperrung von Lehrern während der Schulferien.

Oder durch die Aussperrung von Sicherheitspersonal, wodurch dann wieder viele Pax zu leide haben.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
520
Ich mach mal einen praktischen Vorschlag für die Öffis:

Gehaltsanpassungen könnten als Basis aus dem Durschschnitt der großen anderen Tarifbschlüssen hervorgehen, also IG-Metall, Chemie, Banken etc. . So eine Art Schlichtungsempfehlung ohne Schlichtungsverfahren.

Erst wenn der Arbeitgeber das unterschreiten, die Arbeitnehmer das Ergebnis überschreiten, es um Rahmen-und Strukturtrife geht, Branchenspezifisches, dann erst sollte gestreikt werden. Solch eine Basisregelung für die Bereiche mit wo der Bürger unmittelbar betroffen ist könnte die Zahl der Streiks vermindern und wäre im Sinne der betroffenen wozu ich mal die Airlines zusammen mit den Kunden zähle.


Flyglobal
 

Chaosmax

Erfahrenes Mitglied
22.04.2009
2.258
107
Ich will jetzt nicht das Gesetz nachvollziehen, aber mir ist aus den letzten 20 8(30/40?) Jahren kein Fall bekannt wo Aussperrung zur Anwendung gekommen ist.

Flyglobal

das war nicht die Frage. genau genommen gab es (lt. Wiki) die letzte Ausseprung zwischen 1980 und 1989. es ging aber darum, ob ohne Streik ausgesperrt werden darf und das darf der AG.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
520
Darf er, aber kann sich jemand das bei Verdi Arbeitgebern vorstellen?

Flyglobal
 
A

Anonym38428

Guest
Ich mach mal einen praktischen Vorschlag für die Öffis:

Gehaltsanpassungen könnten als Basis aus dem Durschschnitt der großen anderen Tarifbschlüssen hervorgehen, also IG-Metall, Chemie, Banken etc. . So eine Art Schlichtungsempfehlung ohne Schlichtungsverfahren.

Wenn wir die letzten 15 Jahre im ÖD Gehaltssteigerungen analog der IG-Metallabschlüsse gehabt hätten, würde morgen wohl kaum jemand mit Trillerpfeifen auf der Straße stehen ... das ist der Politik aber zu teuer (und Verdi hat die Verzichtspolitik bereitwillig mitgemacht).
 

freddie.frobisher

Erfahrenes Mitglied
23.04.2016
6.990
7.209
Sei froh das sie es zumindest 24h vorher anmelden und sich die Kunden darauf einstellen können, ich will ver.di nicht unnötig in Schutz nehmen, aber Streik muss (relativ) unangekündigt sein und wehtun - wenn man das weit vorher ankündigt setzt man die Arbeitnehmer in einen Konkurrenzprozess aus indem "Kötter & Co." genug Zeit hätten Personalresourcen zu suchen, die dann den Streik kompensieren.
Wo genau wäre das Problem? Ein Gewinn maximierendes Unternehmen wird die Leistungen dort beziehen wo sie am günstigsten sind. Wird selbst produziert, dann wäre der Zukauf oder die Mobilisierung von Streikbrechern deutlich teurer. Das Unternehmen hätte im Falle eines Streiks einen finanziellen Schaden, die Endkunden würden die beim bestreikten Unternehmen bestellten Leistungen aber trotzdem erhalten.

Bei kurzfristig angekündigten Streiks im Flugverkehr leidet der Endkunde und die Volkswirtschaft weit mehr als das bestreikte Unternehmen. Warum sollten die Airlines oder wir Fluggäste dafür bezahlen müssen, wenn die Angestellten des Flughafens oder dessen Leistungserbringer unzufrieden sind?
 

tix

Erfahrenes Mitglied
20.02.2011
3.894
2.104
... Dieser Mittel ist bei einem Warnstreik nicht verhältnismäßig.

Ich frage ich allerdings, ob eine Maßnahme, die die beiden größten Flughäfen im Land quasi den ganzen Tag lang lahmlegt, als "Warn"streik durchgeht und somit selbst noch "verhältnismäßig" ist...


Also ist die Aussperrung nicht das, was ich in #53 meinte (ein echtes Streikrecht für Arbeitgeber).

Es gibt ja noch das Mittel der Änderungskündigung. Etwas mühselig, da nicht so gut skalierbar, aber meintest Du in etwa das...? :D
 
  • Like
Reaktionen: MNovak

Toks

Aktives Mitglied
16.05.2017
121
0
Nicht das Geld sondern die Kunden sind das Druckmittel bei einem Streik. Wenn alles wie gewohnt weiterläuft, dann hat der Streik seinen Zweck doch komplett verfehlt.


Mich würde mal Interessieren, wie es bei den Gehaltsverhandlungen abgelaufen ist. Bei uns zumindest gibt es etliche Termine, bevor das Wort Streik überhaupt in den Raum geworfen wird.
 
  • Like
Reaktionen: MFox

MNovak

Gesperrt
27.02.2018
211
2
Es gibt ja noch das Mittel der Änderungskündigung. Etwas mühselig, da nicht so gut skalierbar, aber meintest Du in etwa das...? :D

Nope, es ging eher um Fragen des Kollektivarbeitsrechts de lege ferenda. Die große Lösung sozusagen :D
Eine 5-6stellige Zahl an Änderungskündigungen rauszuhauen (sind die massenentlassungsanzeigepflichtig? (ja, das ist Deutsch)) ist vielleicht doch etwas ... nunja, also... ;)
 

Funtracer

Erfahrenes Mitglied
05.12.2014
1.875
825
ZQH
Mich würde mal Interessieren, wie es bei den Gehaltsverhandlungen abgelaufen ist. Bei uns zumindest gibt es etliche Termine, bevor das Wort Streik überhaupt in den Raum geworfen wird.
Es gab bislang zwei Verhandlungsrunden, bei denen sich die Arbeitgeber weigerten, ein eigenes Angebot vorzulegen. Da in Kürze die dritte Verhandlungsrunde beginnt, lässt ver.di die Muskeln spielen.
 
  • Like
Reaktionen: Toks

rothad

Neues Mitglied
19.05.2017
22
0
RLP
Ich halte von ver.di nichts, genausowenig von irgendwelchen Tarifverträgen.

Leben wir im Sozialismus oder was? Das was die Gewerkschaften machen, grenzt schon daran...

Preise bilden sich gewöhnlich durch Angebot und Nachfrage. Somit auch ein Lohn. Das sollten die endlich mal akzeptieren....

Jeder Mitarbeiter sollte sein Lohn selbst aushandeln. Keiner braucht dazu Gewerkschaften. Wenn jemand unzufrieden mit seiner Vergütung ist, soll er halt in einen anderen Bereich auf dem Arbeitsmarkt wechseln, auf dem das Angebot nicht so groß ist...

Wer hat denn die fetten Häuser und Autos? Nur die Unternehmer? Nein, auch die Vorstände der Gewerkschaften. Eigentlich haben die ihre Daseinsberechtigung schon lange verloren.