Der nächste Tag, vorletzter Urlaubstag für mich. Am Vortag hatte ich eine Mail der Swiss erhalten, Inhalt:
Hello Mr. Biohazard
Your flight LX39 on 11 March from San Francisco (SFO) to Zurich (ZRH) has been cancelled.
We apologise for any inconvenience.
Your new itinerary
Flight number/date LH459/11 March
Departure San Francisco (SFO) 22:40
Arrival Munich (MUC) 17:55
Flight number/date LH2114/12 March
Departure Munich (MUC) 18:35
Arrival Bremen (BRE) 19:50
Na gut, dann halt nicht über ZRH, sondern über MUC nach Hause. Auch gut.
Wir standen früh auf, ließen uns von +1’s Vermieterin zum Caltrain bringen und kauften für 16,50$ je ein kombiniertes Hin- und Rückfahrticket pro Person. Um 8:28 Uhr kam dann quietschend und holpernd der Caltrain in den Bahnhof, mit dem wir nach
San Francisco fuhren. Etwa 50 Minuten später kamen wir an der Endhaltestelle an. Ich installierte mir noch schnell die
MuniMobile App und kaufte zwei Tagestickets zu je 5$. Auf dem Weg zur Haltestelle der Linie N kamen wir am
Oracle Park Stadion vorbei.
Mit der N und anschließend F Linie ging es zum
Pier 33. Das Ziel:
Alcatraz Departure
Für den Preis von 39,90$ bekommt man ein Tagesticket für die ehemalige Gefängnisinsel, einschließlich Hin- und Rückfahrt mit dem Boot sowie einem Audioguide im Zellenhaus. Nicht günstig, aber angemessen. Die Tickets hatten wir nicht vorbestellt, war doch alles mit dem genauen Datum und vor allem der Uhrzeit ungewiss. Wir kauften die Tickets gegen 10:20 Uhr und konnten direkt die Fähre um 10:30 Uhr nehmen – besser geht’s nicht!
Die Fahrt mit dem Boot dauert in etwa 15 Minuten und bietet einen schönen Überblick über
The Rock
Auf Alcatraz angekommen, gab es von einem Park Ranger (Alcatraz ist Teil der
Golden Gate National Recreation Area und steht damit unter der Aufsicht des
US National Park Service) eine kurze Einweisung. Da, da und da sind Toiletten, Rauchen nur am Hafen, Audioguide nur im Zellenhaus, etc.
Nach der kurzen Infoveranstaltung konnten wir uns frei bewegen. Als erstes besuchten wir den Gift Shop, wo +1 Postkarten für ihre Sammlung kaufte. Ich fotografierte währenddessen den Hafen und die anschließenden Gebäude.
Wachturm auf Alcatraz – mit Möwen
Etwas zur Geschichte des ehemaligen US-Bundesgefängnisses: 1854 wurde dort der erste Leuchtturm an der US-amerikanischen Westküste in Betrieb genommen, ab 1861 war es ein Gefängnis für Gefangene des Sezessionskrieges. Anschließend wurde das Fort zur Gefängnisinsel umgebaut und war von 1934 bis 1963 das damals bekannteste und berüchtigtste Hochsicherheitsgefängnis der USA. 1963 aufgrund zu hoher Betriebskosten aufgegeben und von 1964 bis 1969 von Sioux-Indianern besetzt. Aus dieser Zeit stammt auch noch die Schrift auf dem Gebäude.
Die Insel kann frei und ohne Rundgang o.ä. erforscht und besichtigt werden. Wir hielten uns jedoch an die ausgewiesenen Schilder und sahen zuerst einen etwa 10-minütigen Film über Alcatraz. Anschließend wurden wir über einen Trakt zwischen zwei Gebäuden wieder nach draußen geführt.
Das Alter, dazu die salzige Seeluft, da hat das Metall keine Chance.
Eine Zickzacktreppe, um auf die nächst höhere Ebene zu kommen.
Eine Möwe hinter Gittern. Hihi.
Der Wasserturm der Insel
PEACE AND FREEDOM WELCOME
HOME OF THE FREE INDIAN LAND
Wir genossen das schöne Wetter und ließen uns Zeit. Verlaufen kann man sich auf der Insel nicht. Einige Bereiche sind für Touristen gesperrt, der größte Teil ist aber frei begehbar.
Am Eingang zum Zellenhaus.
Das ehemalige Badehaus. Jetzt befindet sich hier der Eingang zum Zellenhaus und der Empfang des Audioguides.
Vom Badehaus führt eine Treppe zum Zellenhaus (B-Block) hinauf.
Der Audioguide erzählt Geschichten von ehemaligen Insassen und Wächtern, zum Gefängnis selbst und ist wirklich gut gemacht. An den diversen Stationen gibt es meistens noch ein Schaubild oder eine Infotafel, für die, die nach mehr Wissen streben.
Von den insgesamt vier Gängen im Zellenhaus sind drei betretbar. Der älteste Teil (A-Block) ist abgesperrt, wurde aber auch nie wirklich genutzt. Die Zellengitter und -türen, die noch aus der militärischen Verwendung als Fort stammen, sind nicht aus gehärtetem Stahl und waren somit unbrauchbar für die Nutzung in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Der Weg auf den Hof (
Recreation Yard), den man aus diversen Filmen (
Flucht von Alcatraz, USA 1979, u.a. mit Clint Eastwood oder
The Rock, USA 1996, u.a. mit Sean Connery) kennt.
Der Ausblick muss für die Häftlinge deprimierend gewesen sein…
Nachdem wir draußen eine kleine Runde drehten, gingen wir wieder rein und machten mit dem Audioguide weiter. Während die meisten Gefangenen im B- und C-Block untergebracht waren, wurden besonders renitente oder gewalttätige Insassen im D-Block untergebracht. Der D-Block wurde zwischen
segregation und
isolation unterschieden, wobei man den letzten Begriff eher als
das Loch aus div. Filmen kennt.
Eine der
segregation cells im D-Block
Wer dort nicht kooperiert, oder im B-Block besonders schlimme Taten verbrochen hat, der bekommt ein neues Zimmer: die
isolation cells
Innenaufnahme
Die Gefangenen verbrachten dort 23h je Tag in vollständiger Dunkelheit. Im Audioguide wird von einem Gefangenen erzählt, wie er sich zum Zeitvertreib und zum Schutz vor dem drohenden Verrücktwerden ablenkte: er riss sich einen Knopf von seiner Kleidung, schnippte den Knopf in die Luft, drehte sich dreimal im Kreis und machte sich dann, auf den Knien, auf die Suche nach dem Knopf. Hatte er ihn gefunden, begann das Spiel wieder vor vorne.
Nahezu paradiesisch sahen hingegen der normalen Zellen im B- und C-Block aus.
Die neueren Zellen hatten sogar einen Radioanschluss. Man benötigte nur einen Kopfhörer, schon konnte man sich „in die Wand stöpseln“ und zumindest etwas Ablenkung erfahren.
Neben den Zellen konnte man auch die ehemalige
Alcatraz Dining Hall, den
Administration Block (inkl. Büro des Direktors) oder das
Warden’s House besichtigen.
Warden’s House von außen
Noch einmal das Warden’s House, dieses Mal mit amerikanischer Flagge und dem Leuchtturm der Insel.
Im Vordergrund Blumen, im Hintergrund San Francisco.
Neben dem Museum befinden sich auf dem Felsen viele Nistplätze für div. Vogelarten
250mm Brennweite auf die Stadt gerichtet
Eine Zelle mit Filmutensilien der Serie
America’s Most Wanted, die die Flucht von Alcatraz 1962 thematisiert hat.
In der
Dining Hall: das Menü vom 21. März 1963 – dem Tag der Verlegung der letzten Gefangenen.
Pfotenabdrücke im Beton auf dem Weg runter zum Hafen
Mittlerweile war es 15 Uhr, wir waren 4h auf der Insel und hatten genug gesehen. Das schöne Wetter lud zwar noch zum Verweilen ein, aber San Francisco hatte ja noch mehr als Alcatraz zu bieten. Also nahmen wir eine der halbstündlich verkehrenden Fähren zurück und erkundeten weiter die Stadt.
Am
Pier 39 angekommen, gingen wir ins
Chowders, wo wir die namensgebende Suppe aus Kartoffeln und Muscheln essen wollten. Die
Clam Chowder (9,99$) wird in einem Sauerbrotteig serviert; dazu nahmen wir noch einen
Crab Cake (6,99$) sowie ein
Crab & Shrimp Sandwich (10,49$).
Für die Lage, und Amerika, ganz vernünftige Preise. Und da das Frühstück bereits einige Stunden her war, und das Mittagessen auf Alcatraz aus Obst und Chips bestand, hatten wir ordentlich Hunger und ließen nichts zurück – auch vor dem Brotlaib machten wir keinen Halt.
Wir vertraten uns anschließend noch etwas die Beine und spazierten über den Pier 39. Neben unzähligen Shopping- und Restaurantmöglichkeiten gibt es auch eine Seelöwenkolonie zu bestaunen.
Einige haben im Wasser getobt, andere haben sich lautstark mit ihren Nachbarn unterhalten, andere wiederum haben einfach nur das schöne Wetter genutzt.
Auch Alcatraz war wieder gut zu sehen.
Da das Wetter schön war, die Sonne schien, entschieden wir uns, die weitere Erkundung der Stadt zu Fuß zu erledigen. Wir gingen die
Jefferson St immer gen Westen, bogen irgendwann in die
Leavensworth St ab und kamen nach knapp 1mi an der berühmten kurvenreichen
Lombard Street an.
Ich erwähnte es bereits in meinen früheren Tripreports: egal wo, egal wann, ich werde eigentlich immer gefragt, ob ich nicht Fotos von Pärchen, Singles oder Gruppen machen kann. Und so kam es auch hier, dass ich von zwei Frauen gefragt wurde. Erst auf Englisch, ich wechselte dann irgendwann ins Deutsche, da ich die beiden vorher schon auf Deutsch habe reden hören.