10. März 2019: Ethiopian 737 MAX crash

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ek046

Erfahrenes Mitglied
29.05.2013
3.337
870
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Ranghoher Ingenieur reicht Ethikbeschwerde gegen Boeing ein:

https://www.aero.de/news-32684/737-MAX-Ethikbeschwerde-von-Boeing-Ingenieur.html

und bei der NG müssen 165 737NG zum Rissecheck binnen 7 Tagen:

https://www.aero.de/news-32683/FAA-ordnet-Checks-an-165-Boeing-737NG-an.html

läuft nicht so rund... aber laut Boeing selbst ist natürlich alles in Butter

“Boeing teilte in einer Stellungnahme mit, seine Kunden aktiv bei den Untersuchungen zu unterstützen: "Sicherheit und Qualität sind unsere oberste Priorität."“ :LOL:
 
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ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
12.302
10.130
Vielleicht sollte Fa. Boeing sich einmal das Urteil BGH VI ZR 107/08 vom 16.6.2009 durchlesen:
RN15: "Ein Konstruktionsfehler liegt vor, wenn das Produkt schon seiner Konzeption nach unter dem gebotenen Sicherheitsstandard bleibt ..."
RN16: " Erforderlich sind die Sicherungsmaßnahmen, die nach dem im Zeitpunkt des Inverkehrbringens des Produkts vorhandenen neuesten Stand der Wissenschaft und Technik konstruktiv möglich sind ..."

Geht zumindest hierzulande gar nicht, derlei. Ein "das hat Großvater auch nicht gemacht" kann man dafür vergessen, auch und gerade in der Luftfahrt.
Allgemeine Richter haben sich in der Vergangenheit selten positiv hervorgetan, wenn sie mit Luftrecht zu tun hatten...
Im (Internationalen !) Luftrecht ist ganz klar geregelt, dass die Sicherheitsstandards zum Zeitpunkt der Antragstellung auf Zulassung ein Flugzeugleben lang gelten. Nur so sind derartig langlebige Produkte machbar.

Und aktuell reden wir auch generell nicht mehr von "gebotenen Standards" sondern eben von geltenden Standards, die in der Regel Mindeststandards sind. Natürlich kann man z.B. Piloten noch besser ausbilden, aber wir haben uns auf gewisse Mineststandards geeinigt.
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
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Allgemeine Richter haben sich in der Vergangenheit selten positiv hervorgetan, wenn sie mit Luftrecht zu tun hatten...
Im (Internationalen !) Luftrecht ist ganz klar geregelt, dass die Sicherheitsstandards zum Zeitpunkt der Antragstellung auf Zulassung ein Flugzeugleben lang gelten. Nur so sind derartig langlebige Produkte machbar.
Es gibt in der Tat in diversen Gesetzen Ausnahmen für Technik an Bord von internationalen Luftfahrzeugen. Womöglich bekommt man - nach dem Stand der Technik - unsichere Technik auch noch irgendwie zugelassen.

Aber dann ist halt Endegelände. Weil wenn eine Airline hierzulande den Murks dann einsetzt - und sie dies wissen oder hätten wissen müssen, was nach der aktuellen Diskussion um die 737MAX gar keine Frage mehr ist -, dann steht der Kassenstürzer (tm) schon vor der Tür und die Manager mit einem Bein im Gefängnis, wenn es zu Unfällen kommt. BGH Urteile sind geltendes Recht, solange nicht das Bundesverfassungsgericht interveniert oder der Gesetzgeber die Grundlagen ändert.

Das ist übrigens in anderen Ländern der EU nicht soviel anders, es gibt z.B. eine EU Produktsicherheitsrichtlinie.

Das steht dem Grundsatz nach auch direkt in der EU Verordnung (also unmittelbar geltendes Recht!), welche die EASA konstituiert:
EU 2018/1139 Art. 4 Abs. 1: "1) Die Kommission, die Agentur und die Mitgliedstaaten müssen, wenn sie Maßnahmen im Rahmen dieser Verordnung treffen, a) den Stand der Technik und bewährte Verfahren in der Luftfahrt berücksichtigen und den weltweiten Erfahrungen in der Luftfahrt sowie dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt auf den jeweiligen Gebieten Rechnung tragen;"

Da steht "berücksichtigen", das heißt natürlich nicht, dass jede mechanische Steuerung ohne Envelope Protection jetzt als unsicher gilt. Aber es heißt sehr wohl, dass wenn Fa. Boeing da ein neues System MCAS reinbaut, dass dieses, Großvaterrechte hin oder her, dem Stand der Technik zu entsprechen hat, und wenn der drei AoA Sensoren ist, weil zwei als zu unsicher gelten, dann ist dem halt so und sie haben sich an den Stand der Technik in Sachen Sicherheit zu halten.

Übrigens ist das auch bei den Amis nicht soviel anders, auch bei der Ausstellung eines "amendments" zum "type certificate":
14 CFR §21.85 "(a) An applicant who manufactures aircraft within the United States is entitled to a provisional amendment to a type certificate if he shows compliance with this section and the FAA finds that there is no feature, characteristic, or condition that would make the aircraft unsafe when operated under the appropriate limitations contained in this subchapter. "

Mal völlig unabhängig von der Frage, ob wirklich für die Technik des Amendments der Zeitpunkt der Antragstellung laut 14 CFR §21.17 gilt, da sind noch weitere Regeln enthalten, und ob gemäß 14 CFR §21.19 überhaupt ein Amendment zulässig ist. Und ja, ELOS und derlei hat auch eine Prozedur, wo genau geprüft wird, ob es wirklich "equivalent" ist.

Die Herrschaften haben sich nur einfach nicht wirklich dran gehalten, wie wir inzwischen wissen, und haben die FAA korumpiert. Und das ist jetzt ein Problem, weil nach Recht und Gesetz dürfte das aktuelle Design so weder in den USA noch in Europa zulassungsfähig sein, auch nicht mit Softwareänderungen.

Daher meine Vermutung: So schnell wird das nix mit einer Wiederzulassung, wenn Boeing weiterhin meint, die Hardware auf Uralt Stand der Technik halten zu müssen.
 

airwalker

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13.03.2019
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Nun lese ich von einer Beschwerde eines Boeing-Ingenieurs, der bei der MAX-Entwicklung intern schon 2014 vor Sicherheitsschwächen warnte und Verbesserungen mehrmals vorgeschlagen hatte, die ohnehin beim B787/Dreamliner z.B. vorgesehen und verbaut sind. Vor diesem Hintergrund kann ich mir kaum vorstellen, dass die FAA die MAX kurzerhand wieder freigibt, während derart Boeingtrickkiste später auch gerichtlich öffentlich noch vollends aufgedeckt wird.

Natürlich hat auch Boeing dieses Dilemma nun absolut im Blick. Insofern liefert Boeing der Öffentlichkeit lediglich eine Show, die MAX würde binnen Wochen wieder am Himmel zu sehen sein, um sich insofern schuldlos zu waschen, alle Anstrengungen der schnellstmöglichen Wiederzulassung unternommen zu haben. Immerhin wird Boeing „too big to fail“ Gelder benötigen, die vermutlich von der Öffentlichkeit dann aufzubringen sind.

„Beschwerde eines Ex-Angestellten.
Sparte Boeing bei der 737 Max auf Kosten der Sicherheit?
Ein Angestellter von Boeing reichte interne Beschwerde ein. Drei Mal habe er mit Kollegen Systeme zur Verbesserung der 737 Max vorgeschlagen. Drei Mal sei er abgeblitzt - angeblich aus Kostengründen.“
03.10.2019 https://www.aerotelegraph.com/sparte-boeing-bei-der-737-max-auf-kosten-der-sicherheit
Quelle/weitere Textauszüge:
„Schon 2014 hätten er und sein Team den Managern von Boeing diverse Systeme vorgeschlagen, um das neue Flugzeugmodell sicherer zu machen, schreibt die Zeitung Seattle Times. Eines davon hätte potenziell das Unglück in Äthiopien und auch das von Lion Air in Indonesien verhindern können, heißt es im Bericht.
---
Im Dreamliner standardmäßig eingebaut.
Bei der Funktion handelt es sich um die Anzeige des sogenannten Synthetic Airspeed, also einer errechneten Fluggeschwindigkeit relativ zur Luft. In den Boeing 787 ist dieses System standardmäßig eingebaut.
Mit dem System des Synthetic Airspeed könne man verhindern, dass Daten angezeigt würden, von denen man wisse, dass sie unzuverlässig seien, heißt es in einer Präsentation von Boeing zum Dreamliner. Und genau das wäre auch bei den beiden fatalen Abstürzen der 737 Max ein wichtiger Punkt gewesen. Das System hätte entdeckt, wenn Daten der Anstellwinkel-Sensoren falsch sind.
nd ein drittes Mal habe der 737-Max-Projektingenieur Nein gesagt. Immer sei dabei auf die Kostenfolgen bei Boeing und den zusätzlichen Trainingsaufwand bei den Airlines hingewiesen worden. Müssen die 737-Piloten in den Flugsimulator, um sich mit dem System vertraut zu machen, können sie nicht fliegen. Zudem kostet jede Schulungsstunde viel Geld. Beides wäre für Betreiber unattraktiv gewesen.“

weitere Quelle dazu auch hier:
https://www.seattletimes.com/busine...d-key-safety-upgrades-for-737-max-over-costs/
 
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Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
12.302
10.130
Übrigens ist das auch bei den Amis nicht soviel anders, auch bei der Ausstellung eines "amendments" zum "type certificate":
14 CFR §21.85 "(a) An applicant who manufactures aircraft within the United States is entitled to a provisional amendment to a type certificate if he shows compliance with this section and the FAA finds that there is no feature, characteristic, or condition that would make the aircraft unsafe when operated under the appropriate limitations contained in this subchapter. "
Das bezieht sich aber eben nur auf das amendment, also auf das was man der alten Zulassung zufügen möchte.
Der Rest des Flugzeugs bleibt ausschließlich den alten Regeln unterworfen.

Aber es heißt sehr wohl, dass wenn Fa. Boeing da ein neues System MCAS reinbaut, dass
dieses
, Großvaterrechte hin oder her, dem Stand der Technik zu entsprechen hat, und wenn der drei AoA Sensoren ist, weil zwei als zu unsicher gelten, dann ist dem halt so und sie haben sich an den Stand der Technik in Sachen Sicherheit zu halten
.

Das kann man so einfach nicht sagen. Ja, korrekt, das MCAS als Teil der Max-Änderungen muss vermutlich
* dem aktuellen Stand der Vorschriften und Technik entsprechen. Das muss aber keineswegs heissen, das 3 AoA Sensoren das für MCAS sind, nur weil sie es für ein Vollautonomes FBW System sind. (Und auch da kann man schon anfangen zu streiten, welches AoA Design denn nun Stand der Technik ist...).

Wie mehrmals schon erwähnt gibt es immer einen Zielkonflikt zwischen zwei Fällen:
- Maximale Verfügbarkeit der Funktion
- Schutz vor Fehlfunktion

Je mehr AoA Sensoren du verbaust, desto besser bist du vor Fehlfunktionen geschützt, desto größer aber ist die Gefahr, dass deine Funktion nicht verfügbar ist (dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein Sensor ausfällt, weitere neue Fehlerfälle im System und den Vergleichsalgorithmen).
Wenn es rein um die Verfügbarkeit im Falle eines Stalls geht, macht es durchaus Sinn, auch nur genau den Sensor zu benutzen der die Stallawrnung triggert. Boeing hat halt den dummen Fehler gemacht, den Effekt einer Fehlfunktion komplett falsch einzuschätzen, sonst wäre man sicher auf eine andere Systemarchitektur gekommen. Ein weiterer AoA Sensor und Computer kosten ja nun nicht die Welt, und sind "of the Shelf" verfügbar (in Businessjets sind z.B. meist fertige Produkte von Zulieferern verbaut, sowas gibt es einfach zu kaufen).
Das scheint aber ganz offensichtlich nicht die Lösung zu sein, sonst würde die Max längst wieder fliegen.

*​

Die "Change Product Rule" würde bei nur geringen Änderungen durchaus erlauben, auch für die neuen Komponenten die alten Regeln anzuwenden.
Neue Motoren sind allerdings explizit als Beispiel für erhebliche Änderung aufgeführt, somit dürte bei der Max in der Tat für alle neuen Komponenten der aktuelle Vorschriftenstand gelten.


 
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airwalker

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13.03.2019
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Nun ja, unweit von Toulouse entfernt liegt Tarbes, ein Platz/Ort der Flugzeug-Verschrottung/-Wiederverwertung von Airbus.
Airbus hat sich wohl nicht getraut, die MAX von Icelandair direkt dort landen zu lassen.
Nun sind es aber nur noch 5min Inlandsflug dorthin. Notfalls kann die MAX wohl auch über ne Straße/Autobahn einfach hinfahren, am besten nachts. :D

Tarbes, Flugzeug-Verschrottung/-Wiederverwertung von Airbus:
https://www.wiwo.de/wirtschaft-von-...rottet-airbus-fast-neue-flieger/25078034.html
 
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ollifast

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04.07.2018
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Das scheint aber ganz offensichtlich nicht die Lösung zu sein, sonst würde die Max längst wieder fliegen.

Danke, sehr fundiert, und ja, da gibt es noch was, eine offizielle Stellungnahme der EASA:
https://www.easa.europa.eu/newsroom-and-events/press-releases/statement-clarification
"Pilot training requirements are not meant to compensate for non-acceptable design on the compliance and safety standpoint."

Das war's dann wohl für den schnellen Cutout bei RunAway und das Trimm-Dich-Raderl mit dem "Roller Coaster" ...
 

airwalker

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13.03.2019
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Der Flughafen / APAS, Alice Springs ist neben Wartung übrigens auch auf Wiederverwertung/ Entsorgung von Flugzeugen/+Teilen eingestellt. Soviel noch zum Thema MAXparken/Silkair vor paar Tagen:
https://www.apas.com.au/
Part Out: Selective parting options or entire aircraft decommissioning will maximize aircraft residual value.
End of Life: Our decommissioning services will deliver the complete disposal of all residual aircraft components including managing environmental and waste issues.

Nachtrag: Wiederverwertung/ Entsorgung von Flugzeugen/+Teilen kann ebenso auch „Moses Lake“, wohin Boeing selbst seine MAX bereits umparkt:
https://blogactiv.eu/blog/2015/08/21/a-new-life-2/
 
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airwalker

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13.03.2019
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Makaber daran ist z.B., dass Boeing / US Airlines gar kein Interesse an einem "Tod" von Airbus haben können. Umgekehrt ebenso, weil beide Hersteller marktnachfragebedingt über Jahre gar nicht schnell genug liefern können. Jedoch geht der vergleichbare Stück-Verkaufspreis offenbar über alles, um den anderen zu schwächen.
 
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Langstrecke

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31.08.2013
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9.622
LEJ
Makaber daran ist z.B., dass Boeing gar kein echtes Interesse an einem Tod von Airbus haben kann. Umgekehrt ebenso, weil beide Hersteller marktnachfragebedingt über Jahre gar nicht schnell genug liefern können. Jedoch geht der vergleichbare Stück-Verkaufspreis offenbar über alles, um den anderen zu schwächen.

Unabhängig der 737MAX-Situation können sich beide "glücklich" schätzen und zwar so glücklich, dass es mir zu glücklich ist. Es fehlt ein Dritter, der den Markt etwas auffrischt. Die alte Geschichte ist, wenn es dem Esel zu wohl geht, geht es aus Eis und das könnte ursächlich für das derzeitige Desaster sein. Wenn die Aufträge zu gut laufen, schleichen sich Schlamperei, Mondpreise und Gier ein.

Das wurde sicherlich von anderen Foristen auch schon festgestellt, habe es nur nochmal wiederholt.
 
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airwalker

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13.03.2019
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Ja, Boeing (Managemet) pokerte ohne sich vorzustellen, die getrixte MAX könnte reihenweise vom Himmel fallen.
Boeing hätte das im Grunde perfekte Duopol zu schätzen wissen sollen und nicht zu pokern zu beginnen.
Bei getrübtem Vertrauen in Boeing wird fortan COMAC erleichtert mit im Rennen liegen. Ein weltweiter Service Supply(Chain) hätte COMAC dann eben Stück für Stück noch nachzuholen. Der Verkaufsmarkt wird das sicherlich hergeben.
 

Langstrecke

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31.08.2013
10.753
9.622
LEJ
Bei getrübtem Vertrauen in Boeing wird fortan COMAC erleichtert mit im Rennen liegen. Ein weltweiter Service Supply(Chain) hätte COMAC dann eben Stück für Stück noch nachzuholen. Der Verkaufsmarkt wird das sicherlich hergeben.
Naja, sollte es COMAC gelingen, ihr gutes Stück "vertriebsfertig+betriebsfertig" zu gestalten, so bliebe dann das größte Problem, was für mich der notwendige und qualitative Kapazitätsaufbau einer Serienproduktion ist. Und da sehe ich schwarz.
 

airwalker

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13.03.2019
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das wage ich nun nicht zu beurteilen.
Jedoch sehe ich bei den Chinesen beim strukturellen Aufbau am wenigsten Hemmnise.
Mit Chinesen hatte ich schon zu tun, überwiegend in S`pore und Peking. Auf dem Kopf gefallen sind die keinesfalls, ist aber nur meine Ausschnittsbetrachtung. Die/meine versprochenen Geschäfte waren 100% vereinbarungsgemäß und Risiken wurden vorab schon immer deutlich hervorgehoben, insofern 1A (meine jahrelange Erfahrung ohne Beanstandung seit 2010).
 

ollifast

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04.07.2018
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Ich wäre da auch mit Vorurteilen gegenüber China sehr vorsichtig. Wir haben heute wieder Elektronikware reinbekommen, alles bestens, halber Preis wie wenn hier gefertigt.

Da hat sich in den letzten Jahren einiges geändert, da sind viele junge Leute und die wollen leisten. Natürlich gibt es immer noch die klassische Hinterhofbude mit ähm, sehr fragwürdiger Qualität, aber meist sieht es anders aus.

Und ganz ehrlich: Nach dem, wie das bei der 737MAX und auch bei den anderen Fliegern aus dem Hause Boeing gerade abgeht, kann es eigentlich nicht viel schlechter kommen. Die Amis haben ein ganz massives Qualitätsproblem und das ist auch mit ein ganz wesentlicher Punkt für das Handelsbilanzdefizit. Eine Lösung kann in deren eigenen Interesse nur eine deutliche Qualitätssteigerung sein.

Und dazu zählt halt, ceterum censeo, dass sie sich nicht auf eine Softwaremurks-"Lösung" auf einem unterbelichteten Rechner konzentrieren sollten (das Zeug ist echt Steinzeit), sondern endlich die Qualitätsmängel im Design fundamental abstellen müssen.
 
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01.06.2018
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Ja, Boeing (Managemet) pokerte ohne sich vorzustellen, die getrixte MAX könnte reihenweise vom Himmel fallen.
Boeing hätte das im Grunde perfekte Duopol zu schätzen wissen sollen und nicht zu pokern zu beginnen.
Bei getrübtem Vertrauen in Boeing wird fortan COMAC erleichtert mit im Rennen liegen. Ein weltweiter Service Supply(Chain) hätte COMAC dann eben Stück für Stück noch nachzuholen. Der Verkaufsmarkt wird das sicherlich hergeben.
Das kommt dabei raus, wenn über weite Teile der Industrie das Verständnis herrscht, Sicher ist Fliegen heute sowieso. Nur Gewinnträchtiger müssen wir es noch machen. Letztere Annahme ist wohl korrekt, in der Luftfahrt wird vergleichsweise wenig Geld verdient. Ersteres ist grundfalsch.
Der Engländer sagt: Safety ist no Accident, im Deutschen sagen wir pessimistischer ein Unfall ist kein Zufall.
Sicherheit kommt nicht einfach so oder ist gar da, Sicherheit muss man jeden Tag wieder hart erarbeiten. Mit jedem kleinen Detail. Und das kostet Geld.
Eine Einstellung die man in Köpfe von Quereinsteigern oft nur sehr schwer bekommt...
 

ollifast

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04.07.2018
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Sicherheit kommt nicht einfach so oder ist gar da, Sicherheit muss man jeden Tag wieder hart erarbeiten. Mit jedem kleinen Detail. Und das kostet Geld.
Amen.
Vielleicht noch: Sicherheit und Qualität sind untrennbar miteinander verknüpft.

Eigentlich kann man das jetzt hier abschließen, denn nachdem die FAA gerade auf dem Sicherheitstrip (NG: "7 Tage!") ist, wird es wohl ein Weilchen länger brauchen, bis man wieder eine MAX fliegen sieht.
 

airwalker

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13.03.2019
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Hier ist mal ein aufschlussreicher Artikel (mit beinhalteten weiteren links) über Boeings Probleme mit der Sicherheit.
https://www.washingtonpost.com/loca...f5f720-86ee-11e9-a870-b9c411dc4312_story.html
Das Maxdesaster hat offenbar eine lange Vorgeschichte. U.a. entdeckte die FAA gefälschte Zulieferer Papiere, was die Türen von 777-Cargo aus Japan betraf, von zurückgelassenen Montagewerkzeugen in diversen Flugzeugen und von anderem mehr will ich jetzt gar nicht groß sprechen. Schon vor Jahren forderte die FAA Boeing auf, ein internes „Kontroll-Sicherheitsnetz“ aufzubauen, wie es für derart große Firmen samt Dokumentation ohnehin erforderlich ist. Jedoch nahm Boeing die Umsetzung solcher gestellten Anforderungen kaum ernst und zahlte lieber eine Mill-Strafgebühr an die Behörde. Erst jetzt beginnt Boeing diesen Sicherheits-Kontroll-Anforderungen offenbar schrittweise nachzukommen (ich berichtete bereits vor einigen Tagen).

Übrigens ist die FAA auch gar nicht „mehr“ bereit, sich eine „beta version“ der „MAX-Steuerung“ anzusehen und erwartet vielmehr die Einreichung der finalen Produktions-Version, deren (FAA)Überprüfung nochmals einen Monat in Anspruch nehmen würde.

Boeing behält sich jedoch weiterhin Zeit vor. In der Presse war oft schon zu lesen, dass die FAA hierfür keine „timeline“ vorsieht. Vermutlich aus gutem Grund, weil dies Boeing samt eigenem Kostenschaden obliegt und vermutlich dennoch eine Einreichung nie vorlegen wird.
FAA still needs to see Boeing’s “final system description” - a “500-ish page document that has the architecture of the flight control system and the changes that they have made,” Dickson said, adding that the software changes must be in a “pre-production” code and not a “beta version”. https://de.reuters.com/article/ethiopia-airplane-faa-idAFL2N26B056

Mehrmals schrieb ich bereits, Boeing windet und windet sich, um schlussendlich die MAX mit seinen insgesamten Folgen ohnehin einzustellen. Eine ernsthafte Vorbereitung einer MAX-Wiederzulassung sähe für mich anders aus und sehe Boeing lediglich eine Show abziehen, um sich öffentlich glaubhaft zu machen, die MAX geheilt haben zu wollen.

Denke, die betroffenen (Max)Airlines wissen auch schon alle bescheid. Solche umgeparkten MAX stehen sicherlich nicht rein zufällig auf (Flug-) Plätzen zugleich mit Facilities der Entsorgung, selbst Boeing parkt bereits gezielt um. Lediglich Icelandair läßt „höflicherweise“ noch auf dem „Vorfeld von Tarbes in Toulouse“ zwischenparken. :rolleyes:
 
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ollifast

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04.07.2018
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Übrigens ist die FAA auch gar nicht „mehr“ bereit, sich eine „beta version“ der „MAX-Steuerung“ anzusehen und erwartet vielmehr die Einreichung der finalen Produktions-Version, deren (FAA)Überprüfung nochmals einen Monat in Anspruch nehmen würde.

Das ist doch wohl klar. Boeing hat die FAA komplett in die Pfanne gehauen und ist wohl, wenn man Deinem Link glauben darf, schon seit Jahren auf dem RADAR. Es wird auch keinen Druck von oben geben, denn die Verantwortung will keiner übernehmen, noch nicht mal Trump, der gerade andere Sorgen hat. Chef Dickson kennt sowohl Boeing als auch Airbus Flugzeuge aus eigener Erfahrung als Pilot, dem macht keiner was vor. Auch nicht Boeing.

Einer der Punkte auf der FAA/EASA Liste ist z.B. die mit den neuen Triebwerken in bestimmten Fluglagen besonders erschwerte manuelle Trimmung ohne motorische Unterstützung. Wenn Boeing das per Software ändern will, dann nur her damit, denn eine solche reine Software, die ein Rad ohne Antrieb dreht, täte sämtliche Energieprobleme der Menschheit lösen :D

Ergo wird es, ähm, dauern. Oder Boeing fragt doch noch höflich bei Airbus um eine Lizenz nach, angeblich wollen die Amis ja keinen Zoll auf in den USA zusammengebaute Flieger erheben, auch nicht auf Airbus Modelle, trotz WTO. Wäre einmal Aufwand, aber gäbe dann den Airlines ganz viel Flexibilität, wenn alle mit dem selben Bedienkonzept fliegen täten.
 

airwalker

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13.03.2019
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ollifast:
Chef Dickson kennt sowohl Boeing als auch Airbus Flugzeuge aus eigener Erfahrung als Pilot, dem macht keiner was vor. Auch nicht Boeing.
Genau das ist ja auch noch so ein Thema.
Dickson sagte ja bereits, die MAX würde nach Wiederzulassung das sicherste Flugzeug am Himmel überhaupt sein.
Mein Gott, alle Flugzeugtypen können evtl. irgendwie gar "latente Schwierigkeiten" haben, ohne jedoch bisher abzustürzen.
Wenn Dickson die MAX ab Wiederzulassung als "supersafe" vorschickt, dann dürfte die MAX nichtmal mehr latent unsicher sein.
Ich interpretiere das als vorausgeschicktes "NO GO" für die MAX, die fortan ebenso nur ein relativ "unvollkommenes Flugzeug" wäre +Faktor X.
Insofern weis Insider Dickson mehr als wir alle zusammen, dass selbst Boeing die MAX am Boden behalten wird "müssen", um einem "supersafe am Himmel" nicht "länger" entgegenzustehen.
 
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Alex1971

Erfahrenes Mitglied
27.09.2016
636
37
FRA
How Boeing vs. Airbus Became Trump vs. Europe


“Europe is facing tariffs today because Airbus has refused for years to comply with W.T.O. rulings,” Boeing said in a statement. “Unfortunately, Airbus’s noncompliance will negatively impact European member states, industries and businesses completely unrelated to Airbus’s actions, as well as Airbus’s airline customers.”

Interessanter Artikel in der NYT, der beleuchtet wie Boeing die treibende Kraft hinter der WTO-Entscheidung und den schnell angekündigten Zöllen auf europäische Produkte war. Jetzt greift Boeing die EU und Airbus auch noch direkt über seine PR an.

Ich denke mal nicht, dass Boeing sich so Wohlwollen bei europäischen Behörden aufbaut, auf das man aber sicher noch angewiesen sein wird. Strategisches Denken scheint keine Stärke der bei Boeing Verantwortlichen zu sein.