Die DB verweigert ja auch weiterhin, über die Grundforderung der GDL nach der Reduzierung der Wochenarbeitszeit auch nur zu sprechen. Da bleibt keine andere Option übrig.
Würde ich als DB auch nicht tun. Denn dann sind die nächsten Streiks garantiert, weil auch die anderen Mitarbeiter weniger arbeiten wollen. Es ist ja nicht so, dass sich die Bahnarbeiter überarbeiten mit ihren, wieviel sind es? 38 Wochenstunden? In vielen Branchen und Ländern sind 42 Wochenstunden immer noch die Norm, wer weniger arbeiten will, erhält dementsprechend weniger Lohn. Mir kommt das vor, wie: "Papa, ich möchte einen Porsche zu Weihnachten!" "Wir können uns keinen Porsche leisten" "Dann mache ich dein Auto kaputt, weil du mir keine andere Wahl lässt."
Es setzt völlig falsche Anreize. Der Grundsatz muss lauten: Wer mehr arbeitet, erhält mehr Geld und sicher nicht umgekehrt. Die Rechnung ist ganz einfach, ob sie uns passt oder nicht. Arbeit generiert Wohlstand und je mehr Wohlstand, desto mehr Lohn kann bezahlt werden. Senkt die DB die Arbeitszeit und erhöht den Lohn, dann muss das Geld von irgendwoher geholt werden. Nur von wo? Der Kunde durch höhere Tickets? Der Steuerzahler durch höhere Bezuschussung und damit verbundenen Verschuldung? Dabei pumpt der Bund heute schon Milliarden in die Infrastruktur, Alimentierung der Ticketpreise etc. Der Reisende durch Streichung von Strecken?
Dazu muss man sich auch fragen, ob ich mit einer 35-Stunden Woche die Bewerber anziehe, die ich will. Ich möchte Bewerber, die (bei mir) arbeiten möchten und nicht, weil sie wegen der kurzen Arbeitszeit zu mir wollen. Der Ansatz muss sein, dass es sich lohnt, mehr zu arbeiten und nicht umgekehrt. Eine attraktive Gewinnbeteiligung würde sicherlich mehr anspornen, als generell weniger Arbeit. Und zu mehr Arbeit sind viele Deutsche offenkundig bereit, sonst würden sie nicht in grosser Zahl in Länder auswandern, in denen mehr gearbeitet wird. Wenn die Bahn für das Personal attraktiver werden muss, dann wird sie entsprechende Arbeitsmodelle anbieten müssen. Eine attraktive Gewinnbeteiligung ist einer Arbeitszeitsenkung in jedem Fall vorzuziehen.
Das wird von Splittergewerkschaften leider auch viel zu oft missbraucht.
Generell muss man sich zwingend über die Anwendung des Streikrechts Gedanken machen. Und zwar von Arbeitgeberseite, wie auch von Seiten Gewerkschaften. Denn Streiks schaden dem Wirtschaftsstandort massiv. In anderen Ländern ist der Streik das letzte Mittel. In Deutschland wartet der Arbeitgeber die Streikbereitschaft der Arbeiter ab und bewegt sich erst dann, während die Gewerkschaft mit Warnstreiks ihre Entschlossenheit demonstriert. Das passt doch nicht mehr in die heutige Zeit.