Amex: Automatisierte Sperren, verwahrtes Guthaben – strukturelles Problem?

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Txm

Reguläres Mitglied
18.03.2025
26
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Zwei Kündigungen ohne Verzug. Keine Begründung. Kein Zugang zu den Daten.

Keine Rücklastschrift. Kein Zahlungsverzug. Kein Verstoß gegen Vertragsbedingungen. Und trotzdem: Sperre. Kündigung. Wieder Sperre. Wieder Kündigung.

2023 wurde meine Amex-Karte gesperrt. Begründung: „erhöhtes Risiko“.
Gefordert wurden ungeschwärzte Kontoauszüge – ohne Rechtsgrundlage, ohne Einzelfallbezug. Ich habe das abgelehnt. Daraufhin: automatische Kündigung.

§ 675k BGB verlangt ein wesentlich erhöhtes Risiko. Die Amex-AGB nennen ein deutlich erhöhtes Risiko. Amex spricht nur pauschal von „erhöhtem Risiko“. § 675e BGB untersagt es, zulasten des Kunden von gesetzlichen Schutzvorgaben abzuweichen. Das alles blieb unbeantwortet.

Die Guthaben wurden über Monate verwahrt – obwohl Amex kein Kreditinstitut nach KWG ist.

Im Mai 2024 erhielt ich auf Antrag erneut eine Amex-Karte. Wenige Monate später: Wieder Sperre. Wieder Kündigung. Begründung? Keine. Nur erneut: „interne Risikoprüfung“.

Was ich mich bis heute frage: Welches Risiko war angeblich so hoch, dass es zur Sperre und Kündigung im Januar 2024 führte – und dann plötzlich so niedrig, dass mir fünf Monate später erneut eine "neue" Amex-Karte genehmigt wurde? Eine nachvollziehbare Antwort darauf habe ich nie erhalten.

Nach Monaten erhielt ich von Amex die schriftliche Bestätigung: kein Zahlungsverzug, keine Pflichtverletzung. Die Sperre und Kündigung basierten allein auf einer pauschalen „allgemeinen Risikoprüfung“ – ohne konkreten Anlass, ohne Offenlegung der Kriterien.

Eine vollständige DSGVO-Auskunft (Art. 15, 22) zu Scores, Profilbildung oder Entscheidungsautomatisierung: bis heute nicht erfolgt.

Ein vierstelliges Kulanzangebot habe ich abgelehnt – nicht aus Trotz, sondern weil ich bereits zuvor eine gleich hohe, begründete Schadensersatzforderung gestellt hatte – mit schuldanerkennender Wirkung. Damals noch ohne Kenntnis der später offenkundig gewordenen Datenschutzverstöße. Es gab keine inhaltliche Klärung, keine konkrete Begründung, nur Textbausteine – und bis heute kein erkennbarer Wille, den Vorgang substanziell aufzuarbeiten.

Neben meinem Fall liegt mir ein weiterer, nahezu identischer Ablauf im direkten Umfeld vor – mit denselben Maßnahmen: Sperre, Kündigung, erneute Kartenvergabe, wieder Sperre, wieder Kündigung. Auch dort: kein Zahlungsverzug, keine Pflichtverletzung, kein Dialog.
Das spricht nicht mehr für einen Einzelfall, sondern für ein strukturelles Vorgehen.
Ich halte das fest – und werde vergleichbare Abläufe nachvollziehbar offenlegen, sobald sie bekannt werden.

Die zuständige Führungsebene – bis hin zum Country Manager – war von Beginn an eingebunden. Eine Klärung wurde möglich gemacht – wurde aber zu keinem Zeitpunkt gesucht.
Das ist nachweislich belegt.

Amex ist Eigentümer von Payback. Wer Datenschutz, Risikoprüfung und Entscheidungslogik im eigenen Haus nicht offenlegt – wie geht man dort mit den Daten von Millionen um?

Während Wettbewerber wie Barclays oder Advanzia in ihren AGB klar und gesetzeskonform die Schwelle eines „wesentlich erhöhten Risikos“ nach § 675k BGB als Maßstab benennen, agiert Amex offenkundig mit intransparenten Sperrmechanismen, pauschalen Bewertungen und unklaren internen Kriterien. Die von Amex in den AGB angelegte Schwelle eines „deutlich erhöhten Risikos“ unterschreitet den gesetzlichen Standard – und verstößt damit gegen § 675e BGB, der Abweichungen zulasten des Verbrauchers untersagt. Das führt zu einer asymmetrischen Wettbewerbssituation – zulasten der Kunden, aber auch zulasten fairer Marktbedingungen.

Ich habe dokumentiert. Schlichtung eingeleitet. Aufsicht informiert. DSGVO-Beschwerde vorbereitet.

Was bleibt, ist die Frage:

Wer entscheidet hier eigentlich – und auf welcher Basis?
Ein Algorithmus ohne Transparenz?
Ein Risikosystem ohne Rechtsgrundlage?
Oder einfach ein Blackbox-Verfahren mit Kündigung auf Verdacht?

Zur Einordnung:
Es ging in meinem Fall nicht um Meilenoptimierung, Kryptotransaktionen, Paypal-Durchleitungen oder sonstige „heiklen“ Nutzungsmuster.
Keine Rücklastschriften, keine Rückstände – kein Experimentieren mit Schlupflöchern.
 

denkigroove

Erfahrenes Mitglied
01.02.2010
7.517
6.899
SNA
Die Guthaben wurden über Monate verwahrt – obwohl Amex kein Kreditinstitut nach KWG ist.
Ja genau weil Amex kein Kreditinstitut ist sollte es schließlich auch kein Guthaben geben da das Kreditkartenkonto eben nicht im Plus gehalten werden soll/darf.
Wurde also oft auf das Konto überwiesen oder woher kommt das Guthaben. Weil normalerweise hat man ja ein mittleres 5stelliges Limit zur Verfügung.
 

Nocash

Reguläres Mitglied
12.04.2025
25
32
Erhöhtes Risiko ist auch sowas wie Geldwäscheverdacht bei auffälligem Ausgabeverhalten, z.B. wenn man vermehrt bestimmte Luxusartikel kauft oder auch diese untypisch oft retourniert etc.
 

eham

Erfahrenes Mitglied
22.03.2023
1.029
1.096
NRW
Erhöhtes Risiko ist auch sowas wie Geldwäscheverdacht bei auffälligem Ausgabeverhalten, z.B. wenn man vermehrt bestimmte Luxusartikel kauft oder auch diese untypisch oft retourniert etc.
Ja, das ist die plausibelste Erklärung. Und erklärt auch die Anfrage nach Kontoauszügen.

@Txm : du könntest jetzt das Forum aufklären, welche deiner Transaktionen zu der mutmaßlichen Geldwäscheverdachts- oder Terrorismusfinanzierungsmeldung geführt hat.
Darüber erhälst du übrigens von Amex auch mit einer DSGVO-Auskunft keine Infos (GwG Parag. 47).
 
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Skyscraperfan

Erfahrenes Mitglied
16.03.2023
908
720
Da bin ich auf der Seite des OP. Ein Risiko sollte bei Vertragsabschluss geprüft werden, aber nicht ständig erneut wieder, ohne dass der Kunde auch nur einmal in Zahlungsverzug geraten ist. Normalerweise muss man EINER Schufa-Auskunft zustimmen und nicht mehr. Wenn Amex sich irgendwo Daten heimlich eingekauft hat, die nun plötzlich ein höheres Risiko vermuten lassen, ist es in meinen Augen problematisch, dem Kunden deswegen zu kündigen. Wenn Amex legal an solche Informationen gekommen ist, können sie dem Kunden doch mitteilen, wo genau das Problem ist, damit er dieses Problem lösen kann. Es kommt zum Beispiel manchmal vor, dass Scoring bei Menschen mit dem gleichen Namen durcheinander gerät. Oder jemand hat sogar die Daten des Kunden mißbraucht.

Vielleicht sortiert bei Amex mittlerweile auch ein AI die Kunden aus und es ist nicht mal für Amex nachvollziehbar, wie sie ihre Entscheidungen trifft. Eine AI findet vielleicht das Muster, dass Kunden, die ein Netflix-Abo haben, gestreifte Pullover besitzen und gerne Erdbeerjoghurt essen, häufig ihre Rechnungen nicht bezahlen.

Ein Freund von mir wurde mal von der Telekom gesperrt, nachdem er eine Weile lang sehr viele Geld für Erwachsenen-Hotlines ausgegeben hatte. Dabei hatte er immer pünktlich die gesamte Telefonrechnung bezahlt. Auch die wegen der Hotlines sehr hohen Rechnungen. Diese Algorithmen sind manchmal fies.
 

Femminello

Erfahrenes Mitglied
08.05.2012
8.261
4.191
Ein Freund von mir wurde mal von der Telekom gesperrt, nachdem er eine Weile lang sehr viele Geld für Erwachsenen-Hotlines ausgegeben hatte.
"Dein Freund" hast damit halt Monat für Monat ein ziemliches Risiko für die Telekom dargestellt und vielleicht hat diese dann befürchtet, dass es früher oder später zum Zahlungsausfall kommen könnte. Oder das Ganze wurde halt als verdächtig eingestuft.

Das Rumgemache von OP ist sinnfrei - AmEx möchte ihn nicht mehr als Kunden. Das ist deren gutes Recht und fertig, er muss woanders hingehen, basta. Alles Theater ändert daran nichts.
 

wizzard

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
9.287
3.315
Ein Risiko sollte bei Vertragsabschluss geprüft werden, aber nicht ständig erneut wieder, ohne dass der Kunde auch nur einmal in Zahlungsverzug geraten ist.

sollte ... würde, hätte, dürfte ... was bringt das? Amex ruft regelmäßig den Schufa-Score ab. Das ist bekannt. Wem das nicht gefällt, der soll dort halt nicht Kunde werden. Außerdem lässt Amex noch viel mehr Daten in sein internes Scoring einfließen. Umsätze bei bestimmten Anbietern ziehen sowohl Limits als auch den Score runter. Im schlimmsten Fall führt das zur Kündigung. So ist Amex halt. Man akzeptiert es oder lässt es.
 
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Skyscraperfan

Erfahrenes Mitglied
16.03.2023
908
720
sollte ... würde, hätte, dürfte ... was bringt das? Amex ruft regelmäßig den Schufa-Score ab. Das ist bekannt. Wem das nicht gefällt, der soll dort halt nicht Kunde werden. Außerdem lässt Amex noch viel mehr Daten in sein internes Scoring einfließen. Umsätze bei bestimmten Anbietern ziehen sowohl Limits als auch den Score runter. Im schlimmsten Fall führt das zur Kündigung. So ist Amex halt. Man akzeptiert es oder lässt es.
Wenn das so ist, sollte jeder Mensch, der noch ein bisschen Reststolz besitzt, einen Bogen um Amex machen. Was geht Amex an, bei welchen Händlern ich Umsätze mache? Ist es nicht so, dass Kreditkartenunternehmen ihre Kunden ermutigen, möglichst viele Umsätze zu machen und die Amex am besten auch bei Aldi einzusetzen? Man bekommt dann für diese Umsätze Punkte oder Meilen, aber wird dann wegen dieser Umsätze herabgestuft oder gekündigt?

Mich erinnert das an Clubs, bei denen man nach einer Stunde Schlange stehen vom Türsteher aus willkürlichen Gründen abgewiesen wird. Ich werde nie verstehen, warum man sich da dann überhaupt anstellt. Das gilt auch dann, wenn man sicher sein kann, rein zu dürfen. Alleine die Idee, dass der Dienstleister seine Kunden bewertet, ist absurd.

Würdet ihr zum Beispiel ein Hotel buchen, das erst einmal prüft, ob ihr würdig seid, dort wohnen zu dürfen, und Euch vielleicht dann doch mitten im Aufenthalt rauswirft?
 

Simineon

Erfahrenes Mitglied
23.03.2013
6.169
4.721
FRA
Da bin ich auf der Seite des OP. Ein Risiko sollte bei Vertragsabschluss geprüft werden, aber nicht ständig erneut wieder
Naja, wenn man als 30-jähriger noch einen Top-Score hat und beste Bonität, so kann man als 50-jähriger trotzdem in der Schuldenfalle hängen und knapp vor der Privatinsolvenz.
 

eham

Erfahrenes Mitglied
22.03.2023
1.029
1.096
NRW
Da bin ich auf der Seite des OP. Ein Risiko sollte bei Vertragsabschluss geprüft werden, aber nicht ständig erneut wieder, ohne dass der Kunde auch nur einmal in Zahlungsverzug geraten ist. [...]

Nein. Da muss ich sachlich noch klar klarstellen: ein Kreditinstitut ist regelmäßig und insbesondere anlassbezogen (Änderung der wirtschaftl. Verhältnisse) zu einer erneuten Prüfung verplichtet (nach deutschem Recht, KWG und diverse Durchführungsbestimmungen der BaFin; in andere europäischen Ländern gibt es ähnliche Regeln).
 

Femminello

Erfahrenes Mitglied
08.05.2012
8.261
4.191
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Meine Güte. Wenn ihr keinen Bock mehr auf AmEx habt, dann kündigt ihr.
Wenn AmEx keinen Bock mehr auf euch hat, dann kündigt AmEx.

Wenn euch der Vertrag mit AmEx von vornherein nicht zusagt, dann geht ihn nicht ein.
Wenn ihr AmEx als Kunde von vornherein nicht zusagt, geht AmEx keinen Vertrag mit euch ein.

So einfach ist das und jegliches Gezeter ändert daran auch nichts.
 
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