Der Vergleich mit dem ANA Flug hinkt, weil die Anzahl der Betroffenen und damit Gesamthöhe der Entschädigung bei einem einzelnen ANA-Flug ein Fliegenschiss gegen das ist, was BA hier an Geld verbrannt hat und entschädigen muss. Soviel Bargeld, dass man jeden Kunden per Briefumschlag vor Ort entschädigt (wie bei ANA) gibt's in London vielleicht gar nicht
D'accord. Mir ging es weniger um den Briefumschlag mit Bargeld sondern um die Proaktivität und Schnelligkeit von ANA. Sicherlich waren deutlich weniger Paxe betroffen aber der Ansatz von ANA war dennoch komplett anders als von BA: kein Pasagier musste Ansprüche anmelden, ANA hat selbsttätig gehandelt. Auf ihrer Webseite schiebt BA jedoch auch hier dem Kunden die Verantwortung zu, frei nach dem Motto "meld dich wenn du was willst":
https://www.britishairways.com/travel/flightops/public/en_de?p_faqid=5780
Our global operations have returned to normal but we know that customers who were affected would like to make claims for the disruption they faced. [...]
We will fully comply with all of the relevant EU compensation regulations regarding any cancelled or substantially delayed services and for associated welfare claims (eg hotel accommodation, transport to and from your hotel, meals, and telephone costs, while you were delayed).
Die Aussage "we will fully comply" ist sinnfrei denn das müssen sie ohnehin, das ist keine freie Entscheidung die BA zum Kundenwohl getroffen hat. Dadurch sagen sie nur dass sie nichts proaktiv anbieten werden und darauf bezieht sich meine Kritik. Abgesehen vom eingesparten Verwaltungsaufwand wäre mit einer Aussage wie "Jeder Passagier erhält pauschal XX GBP/EUR/USD/Avios" auch für Kunden erkennbar gewesen dass BA zu ihrer Verantwortung für den Vorfall auch über das gesetzlich notwendige Maß hinaus steht. Das mag vielleicht naiv klingen aber solange es Positivbeispiele wie eben ANA gibt, sind diese für mich die Benchmark. Eben weil es eine so enorme Beeinträchtigung war, ist es aus Passagiersicht schon bemerkenswert dass sich BA hier auf das kleinste notwendige Übel (EU 261) zurückzieht und so nicht mal ansatzweise versucht die Gunst der Kunden wiederzugewinnen.
Und damit ist auch der zeitliche Vergleich ebenso wie die Aussage "widerwillig und verspätet" m.E. unfair. Widerwillig wäre, wenn die ersten Kunden eine Ablehnung erhalten hätten und klagen mussten und sich danach erst abzeichnet, dass BA eh jeden Prozess verliert. Und verspätet wäre entsprechend irgendwas Ende des Jahres oder so. Aber das hier ist doch gerade erst ein paar Tage her, und ein bisschen Zeit, um sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen, sollte man denen schon geben. Abgesehen davon sind ja vielleicht auch Versicherungen involviert, die ja auch noch mitreden und prüfen wollen.
Bezüglich 'widerwillig' habe ich oben schon geschrieben. Ergänzend seien die Berichte des Independent erwähnt, wonach Kunden die mangels Erreichbarkeit von BA selbsttätig umgebucht haben, von BA die Aussage erhalten haben dass sie keine Kompensation erwarten können (und BA jetzt zurückrudert und eine Einzelfallprüfung avisiert).
Zu 'verspätet': sicherlich liegt hier eine derart massive Störung vor dass man BA gern die Zeit gibt sich zu sortieren. Wenn aber (wieder Verweis auf den Independent-Bericht) BA schon Ansprüche der Passagiere bereits kurz nach den Vorfällen negiert, muss man davon ausgehen dass BA zu diesem Zeitpunkt die Prüfung schon abgeschlossen hatte und sich daran messen lassen muss. Insoweit ist es aus meiner Sicht 'verspätet' wenn sie dann 2 Tage später sagen dass sie nicht mehr pauschal Ansprüche ablehnen sondern die Einzelfälle prüfen wollen.