80. Tag; 19.04.2016; Kanazawa – Takayama
Ab heute sollte unsere Tour mit dem Mietwagen über die japanischen Alpen beginnen – nach unserer Meinung erlebt man ein Land nicht im Bus oder Zug, sondern viel besser per Mietwagen, so dass man anhalten, so lange bleiben kann wie man möchte.
Um 8 erschienen wir bereits zum letzten Frühstück im Trusty Kanazawa wo wir uns wieder am japanischen Buffet labten. Im Anschluss die Koffer an der Rezeption abgegeben und mit dem Loop-Bus die drei Stationen zum Bahnhof gefahren.
Als Verleiher standen bei Buchung drei Firmen zur Auswahl: Toyota Car Rental, Nissan Car Rental (die Teuersten) und Hertz. Toyota und Hertz gaben sich im Preis nichts, weshalb ich mich in der Hoffnung auf einen Upgrade wegen President-Circle-Karte für eine Reservierung bei Hertz entschied.
Mietwagen in Japan sind nicht gerade günstig, auch wegen dem Aufschlag für die Einwegmiete. Es werden alle möglichen Fahrzeuge angeboten, von diesen komischen Boxen auf Rädern über Mittelklassewagen bis zur Oberklasse. Ich entschied mich für die zweithöchste Kategorie, einen Toyota Mark X,
was ungefähr einem 5er BMW entspricht und über einen 6-Zylinder-Motor verfügt (wir wollen über die Berge, da brauche ich keinen Wagen, der bei Anstrengung wie eine Kreissäge klingt).
Zu unserer Überraschung gab es allerdings kein Hertz-Büro, denn Hertz arbeitet in Japan mit Toyota Car Rental zusammen.
Der Anmietprozess erfolgte recht zügig, Führerschein-Übersetzung kontrolliert, Kopien von Übersetzung, Führerschein und Pass gemacht sowie Mietvertrag unterschrieben. Die Versicherung lehnte ich ab, ist ja in der M&M AMEX enthalten. Die freudige Überraschung kam nun: hätte ich direkt bei Toyota gebucht, hätte ich den vollen Preis gezahlt – bei Hertz wurden mir von der online-bestätigten Rate 15% Rabatt abgezogen, immerhin US$ 90.
Das Navi wurde von einem Mitarbeiter auf Englisch umgestellt und wir versuchten gemeinsam unser Hotel in Kanazawa einzugeben, mittels Namen, Adresse und Telefonnummer – wobei alle drei Versuche fehlschlugen. Also Navi abgeschaltet und stattdessen Google-Maps verwendet.
So fuhren wir vom Hof in Richtung Hotel, luden dort unsere Koffer ein. Da wir so gepackt hatten, dass wir die nächsten zwei Nächte unsere großen Koffer nicht benötigen, wurden diese in den Kofferraum gestopft. Und, welch Überraschung, diese passten sogar problemlos hinein (bei der S-Klasse in China funktionierte dies nicht).
So ging es nun los mit unserer eigentlichen Tour. Wir verließen Kanazawa recht zügig und kamen eine bergige Gegend, völlig anders als das was wir bisher von Japan gesehen hatten. Die Straßen wurden enger, deren Zustand schlechter, es war alles plötzlich weniger High-Tech, wies mehr Charme auf.
Langsam ging es in die Berge, der erste Schnee war oben zu sehen. Noch ein letzter Blick zurück ins Tal
Und weiter Richtung Ainokura, dem Zweitkleinstenl (20 Gassho-Style Häuser mit Dächern im 60 Grad-Winkel) und Neuesten (ca. 200 Jahre) der UNESCO Bergdörfer.
Da es sich hier nicht um das größte Dorf handelt ist es natürlich etwas weniger touristisch – obwohl hier auch zwei Busse auf dem Parkplatz standen.
Wir zahlten US$ 5 fürs Parken, liefen ins Dorf und schauten uns um.
Wir hatten erwartet eine Geisterstadt anzutreffen, sozusagen nur für Touristen – aber in allen drei Dörfern wohnen noch ‚normale’ Menschen, gehen regulären Jobs nach (ja, es gibt auch Restaurants und Souvenirläden).
Interessant war auch das installierte Brandschutzsystem:
Nach 45 Minuten waren wir durch, stiegen wieder ins Auto und fuhren weiter durch die Berge
nach Suganuma,
dem Kleinsten (9 Gassho-Häuser) der UNESCO Dörfer.
Auto geparkt (wieder ca. US$ 5)
und nach unten ins Dorf gelaufen (man kann auch den kostenlosen Aufzug nehmen). Dieses Dörfchen war wirklich hübsch, kaum Touristen (aber natürlich mit Restaurant und Souvenirladen).
Die Gärten waren wirklich nett angelegt, wir genossen den Rundgang sehr.
Leider fing es etwas an zu regnen so dass wir den Lift nach oben nahmen, uns wieder ins Auto setzten und in Richtung der Hauptattraktion, Shirakawago, zu fahren.
Nun kommt man von der Nebenstraße auf die gebührenpflichtige ‚Autobahn’,
eigentlich mehr eine Bundesstraße, welche durch unzählige Tunnel führt. Kurz vor Shirakawago abgebogen, knapp US$ 6 Autobahngebühr bezahlt und zum Parkplatz des Gassho-Dorfes gefahren (500 Yen).
Und dieses Dorf war dann auch eine ganz andere Nummer, Dutzende von Autobussen, sehr viele PKW’s und auf dem Weg massig ausländische Touristen (die meisten aus asiatischen Ländern).
Über eine Hängebrücke
ins Dorf, Stau vor lauter Menschen, sehr ernüchternd nach den anderen beiden. Hier war alles viel touristischer, auch wenn es noch normale Dorfbewohner zu geben scheint.
So liefen wir durchs Dorf, versuchten Fotos von den Häusern und Gärten trotz der vielen Besucher zu machen.
Ja, eigentlich wäre dieses Dorf das hübscheste, auch wegen dem Panorama der umliegenden schneebedeckten Berge – aber der extrem touristische Aspekt, die gut ausgebauten Wege und Straßen nehmen ihm einfach den Charme.
Langsam waren wir auch hungrig – aber Essen in diesem Touristendorf kam für uns nicht in Frage. Also zum Auto und hinaus aus der Stadt, in Richtung Schnellstraße.
Die Region Takayama ist für ihre Soba-Nudeln bekannt, und so wollten wir natürlich genau diese auch essen. Tripadvisor zeigte ein Soba-Restaurant abseits der Hauptstraße, mit Reviews ausschließlich auf japanisch. Hingefahren,
Auto abgestellt und hinein in diese wunderschöne Lokalität.
Selbstverständlich sprach niemand Englisch – doch es gab eine Speisekarte mit englischen Untertiteln. Wir bestellten zwei Portionen kalte, hausgemachte Soba-Nudeln und eine Portion Tempura von Wildgemüse. V. war nicht sonderlich begeistert von einem Lunch bestehend aus kalten Nudeln.
Was dann aber kam war überaus überzeugend, selbst für V.
Die Soba-Nudeln waren hervorragend, das Tempura (normalerweise mögen wir kein Tempura) sehr geschmacksintensiv und kaum fettig. Dazu noch der heiße Buchweizentee – ein perfektes, relativ leichtes Mittagessen. Umgerechnet US$ 30 bezahlt und wieder ins Auto gesetzt und die Navigation zu unserer Unterkunft für die heutige Nacht gestartet.
Zurück auf die kostenpflichtige Schnellstraße, welche ein Tempolimit von 70 km/h hatte. Obwohl ich meist 90 km/h fuhr war ich der langsamste auf der Straße, zog eine Kolonne hinter mir her, inkl. Kleinlastern. Die Strecke war auch landschaftlich nicht berauschend, denn von den nächsten 27 Kilometern befanden wir uns mindestens 25.5 in Tunneln, der längste 10.07 Kilometer lang.
Von der Schnellstraße abgebogen, ca. US$ 12 Gebühren bezahlt und weiter auf einer regulären Straße, wieder durch unzählige Tunnel nach Takayama. Unsere Unterkunft, der Raykon ‚Oyado Koto no Yume’ war schnell gefunden und wir parkten unser zu langes Auto neben zwei Schachteln auf Rädern.
Durch den hübsch gemachten Vorgarten ins sehr japanisch Innere,
wo wir herzlich begrüßt wurden.
Schuhe Ausgezogen, Schlappen bekommen, zur Registrierung Platz genommen und einen Willkommenstee sowie Süßspeise erhalten.
Nachdem wir unsere Abendgarderobe gewählt hatten ging es hinauf in unser Zimmer im japanischen Stil,
mit eigenem Badezimmer und WC.
Alles nett gemacht, bis ins Detail.
Während V. nach unten in den öffentlichen Onsen ging ruhte ich mich etwas aus – ich stehe nicht darauf in heißem Wasser gegart zu werden.
Zum Abendmahl – der späteste Termin ist um 19 Uhr – kleideten wir uns in die geliehene Tracht,
gar nicht so übel.
Der Speisesaal befindet sich im 2. Stock,
uns wurde ein Tisch zugewiesen, auf welchem bereits die Vorspeisen auf einer Platte im Stil der Gassho-Häuser
stand.
Nachdem das Dach abgenommen wurde
machten wir uns darüber her, Tofu, eingelegtes Berggemüse, Sushi etc. Auch geeistes rohes Gemüse mit einem Dip gab es zur Auswahl. Einige der Gerichte waren okay, andere, wie z.B. das Tofu und das Sushi, waren für unseren Gaumen nicht essbar.
Schon kam etwas Sashimi,
sehr dick geschnitten – aber von ordentlicher Qualität, im Nachhinein das Beste des Mahls.
Im Anschluss mal wieder Lachs, gegrillt,
zu trocken, zu fettig, zu viel – nichts für uns.
Auch das Hauptgericht, Hida-Rindfleisch
zum Selbstgrillen, sicher teuer und von guter Qualität, war einfach nicht unser Ding. Nicht dass es schlecht geschmeckt hätte – aber es hatte einen extrem hohen Fettanteil von bestimmt 60%. Nach dem ersten Bissen wusste ich ‚besser nicht – sonst wird mir schlecht’. So gab es das Gemüse vom Grill – damit wir heute Nacht schlafen können.
Wir wurden gefragt welches ‚Gedämpfte Gericht’ wir noch wünschten – lehnten dankend ab. Nur vom Dessert-Buffet (Kuchen, Gelee – nicht der Rede bzw. des Fotos wert) nahmen wir noch etwas mit aufs Zimmer, wo bei unserer Rückkehr das Bett bereits gemacht war.
Wir haben noch 3 Nächte mit inkludiertem Abendessen. Drückt uns die Daumen, dass es besser wird, uns nicht so im Magen liegt wie das Essen am heutigen Tage.