Das Schöne an der Lounge ist ja, dass sie nicht verpflichtend wahrgenommen werden muss. Gehe mit meiner Frau gerne vor dem Abendessen in die Lounge und trinke ein Glas Rotwein. Manchmal trifft man auf interessante Leute (Sofitel Saigon: habe mir von einem schwedischen Ingenieur, der in Vietnam arbeitet, von Qualitätsprobleme im Schiffbau berichten lassen - seitdem fliege ich lieber und meide Schiffe). Manchmal genießt man die Aussicht, schließlich ist die Lounge in der Regel recht weit oben (Conrad Seoul - ach wenn doch nur alle Lounges so wären). Und manchmal, da schaue ich nur vorbei, um mir auf die Schnelle eine Kaltgetränk einzuwerfen. Unangenehm wird es, wenn man sich in der Lounge rumdrückt, um das Abendessen zu sparen. Vereinzelt hat das bei mir wunderbar funktioniert, es gibt Hotels, in denen man sich in der Lounge gut ernähren kann, ohne Mangelerscheinungen zu riskieren. Das ist aber dann doch die Ausnahme.
Aber es stimmt: es gibt eine bestimmte Menschengruppe, die sich in der Lounge tummelt. In San Francisco (Hilton) ist mir aufgefallen, dass es im ganzen Haus nirgends so schlecht gekleidete Leute mit so schlechtem Benehmen gibt, wie in der engen Lounge. Und wann immer ich da reingeschaut habe, habe ich die gleichen Gesichter gesehen. Lustigerweise haben die da in den Fernseher gestarrt. Ja gibt es denn noch Zimmer ohne? Ich bin mir nicht sicher, ob die wirklich in dem Hotel übernachtet haben.
Ich habe einem Freund neulich von der TK-Lounge in IST erzählt. Wenig später ist er da auch mal reingegangen. Da er in Y geflogen ist hat er sich einfach in einer Gruppe von 5 Chinesen, die mit 8 Bordcases 5 Laptoptaschen und 3 Fissler-Topfsets unterwegs war, geschmuggelt und ist mit denen reingerutscht (nein, er ist nicht gerade großgewachsen). Da die das mit dem elektronischen Ticketleser nicht verstanden haben, war das Durcheinander an der Rezeption groß genug. Vielleicht geht so etwas ja auch in einer Lounge, wenn das Hotel nur groß genug ist. Ab dem dritten Tag braucht man sich auch nicht mehr auszuweisen, da man ja bekannt ist. Ich glaube, ich setze mich nächstes mal neben so einen Dauergast und frage ihn, ob er auch nicht hier wohnt. Das da drüben ist übrigens Jeff, der wohnt schräg gegenüber. Und Anne da links kennen Sie vermutlich aus dem Baumarkt, die macht hier Pause. Ein Superspaß, aber wie ich meine Frau kenne, wird sie mir das kurz vor Betreten der Lounge verbieten.