SFO-PHX, 9. Mai, US16, F, 2A
Es gibt zwei Arten von knappen Verbindungen: Solche mit und solche ohne Optionen. In SFO haben wir beim Terminalwechsel die Qual der Wahl: AirTrain, Fußmarsch oder ein obskurer Shuttle-Bus, der (so behautet ein Schild) zwischen einem UA-Gate im internationalen Terminal (gleich neben dem RCC) und den CO-Gates in Terminal 1 verkehrt.
Was tun? Nachdem wir die Fußmarsch-Option einige Tage zuvor bereits ausprobiert hatten und aufgrund der Bauarbeiten im Terminal 2 für wenig komfortabel hielten, entscheiden wir uns diesmal für den AirTrain. Grundsätzlich wäre der direkte Shuttle-Bus die beste Wahl, denn er erspart dem Reisenden eine erneute Sicherheitskontrolle, doch erstens ist das internationale Terminal ein gutes Stück von Terminal 3 entfernt, und zweitens wissen wir nicht, ob und wie häufig dieser Bus zurzeit verkehrt. Nicht zuletzt befinden die CO-Gates im Terminal 1 ein gutes Stück von den US-Gates entfernt.
Wer mit dem AirTrain von Terminal 3 zu Terminal 1 fahren möchte, nimmt am besten die rote Linie. Wir haben Glück: Unmittelbar nach unserer Ankunft am Bahnsteig (zwei Rolltreppen über der Flugsteigebene) fährt einer der automatisierten Züge ein. Um 11:33 Uhr setzt sich das Gefährt in Bewegung, noch 22 Minuten bis zur Schließung unseres Gates für den US-Flug nach PHX in Terminal 1.
Alles hängt von der Sicherheitskontrolle ab. Die Lage erscheint zunächst aussichtslos: Wir stehen selbst in der Priority Line in einer zwanzig Meter langen Schlange, und diese wird nur von einem einzigen Scanner bedient. Natürlich geben wir nicht auf, sind jedoch nicht erfreut, als sich eine fünfköpfige Crew von Southwest Airways an uns vorbei an die Spitze drängelt. Knapp vier Minuten für „Gate Closed“ drängt sich schließlich auch noch ein normaler Passagier nach vorne - mit offizieller Genehmigung der TSA ID-Prüferin. Ich halte die Passagierin auf und erkläre ihr, dass ihre Flug unmöglich knapper dran sein kann als unserer. Die eilige Dame ist von unserer Abflugzeit sichtlich beeindruckt. Mittlerweile hat sich auch die TSA-Prüferin eingefunden und muss erkennen, dass sie beim Betrachten unserer Bordkarte Abflugzeit mit Einsteigezeit verwechselt hat. Nun haben auch wir eine Lizenz zum Drängeln, und natürlich nutzen wir sie aus. Wir haben noch noch knapp zwei Minuten Zeit, allerdings trennen uns eine Sicherheitskontrolle sowie etwa 150 Meter Fußmarsch von unserem Abflug-Gate. Und mumielein bekommt bekanntlich stets ein „Secondary Screening“, schließlich sehen ihre Schuhe brandgefährlich aus.
Etwa 45 Sekunden vor der Schließung unseres Gates bin ich den Fängen der Sicherheit entkommen und absolviere, mit 20 kg rollendem Handgepäck im Schlepptau, einen abwechslungsreichen Slalom durch das überfüllte Terminal, während mumielein wie üblich noch im „Secondary“ steckt. Wie so oft parkt unser Fluggerät am allerletzten Gate des Terminals - etwa fünf Sekunden vor dem Schließen der Türe ist es endlich auch für mich in Sichtweite. Der Gate-Agent ist längst dabei, die schwere Tüte zuzuschieben, ser Spalt schließt sich, gleich sind es nur noch wenige Zentimeter. Ich brülle „Stop!“, und zwar dermaßen laut, dass der Betrieb im Terminal umgehend zum Erliegen kommt - doch genau das habe ich damit schließlich bezweckt. Denn solange das Gate nicht vollständig geschlossen ist, haben wir selbst in den regelverliebten USA ganz gute Karten. Uns siehe da: Der Bodenagent schiebt die Gate-Tür wieder auf und begeht anschließend gleich den Fehler, meinen Trolley einchecken zu wollen (der Flug ist komplett ausgebucht). Während ich ihm deutlich mache, dass sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen wird, erscheint auch mumielein am Gate - die verdächtigen Schafschuhe und ihr „Peace“-T-Shirt haben sich erneut als harmlos herausgestellt.
Da keiner mehr mit uns gerechnet hatte, werden wir an Bord unseres Fluges
zunächst etwas irritiert begrüßt: „Wir sind voll, kein Platz für Trolleys“, lautet das Mantra. „Dann schaffen wir eben welchen“, ist meine lapidare Antwort. Tatsächlich sind die Gepäckfächer auf jedem unserer Flüge nicht ganz optimal gefüllt. So auch heute: Keine Minute später habe ich meinen Trolley in der F und den von mumielein nicht weit dahinter am Anfang der Economy-Kabine verstaut. Inzwischen hat uns die Flugbegleiterin irgendwie wiedererkannt, offenbar waren auf einem unserer früheren Flüge schon einmal ihr Gast. Peinlich, dass sie uns erkennt, wir sie hingegen nicht.
Der Service ist auf unserem Flug erneut sehr gut, es ist das letzte Leg der Crew vor ihrem wohlverdienten Feierabend, und unsere FB gibt selbst nochmal alles, nachdem wir sie über die Natur unserer regen Reisetätigkeit ins Bild gesetzt haben. Wir erreichen PHX vor der geplanten Ankunftszeit, am Gate erwartet uns schon rofra, der von Costa Rica via PHX und LAS nach New York weiterfliegt.