..
„44 Prozent der Fernbuskunden haben zuvor die Bahn genutzt“, sagt Tom Reinhold von der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman. 2013, kurz nach der Liberalisierung des Fernbusmarkts, war das Statistische Bundesamt noch von etwa 15 Prozent ausgegangen. Die Annahme, dass Fernbusse mit Billigtickets viele Menschen zum Reisen animieren, sieht er als widerlegt an. Nur jeder zehnte Fahrgast wäre nach den Zahlen von Oliver Wyman daheim geblieben, wenn es die Busverbindung nicht gegeben hätte.
..
129 Millionen Personen fuhren 2014 mit ICE und Intercity durch Deutschland. In Fernbusse stiegen laut Statistischem Bundesamt 16 Millionen Fahrgäste. Die genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, Schätzungen zufolge könnten es auch 20 Millionen gewesen sein. Wenn fast jeder Dritte zuvor Bahn gefahren ist, kann ihr jeder zwanzigste mögliche Fernverkehrsreisende abhandengekommen sein. „Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz von etwa 30 Euro wäre der Bahn ein Umsatzverlust von 180 Millionen Euro entstanden“, rechnet Reinhold vor. Einbußen durch Sparpreise nicht berücksichtigt. „Ohne die Fernbuskonkurrenz hätte der Gewinn im Fernverkehr doppelt so hoch sein können“, sagt er. Für 2014 wies die Bahn ein operatives Fernverkehrs-Ergebnis von 212 Millionen Euro aus – 45 Prozent weniger als 2013.
..
Die Unterschiede sind groß: Lag bei Strecken wie von Hamburg nach Berlin der durchschnittliche Preis für eine Buskarte bei etwa 4 Cent je Kilometer, war es zwischen Göttingen und Köln fast das doppelte.
Auch wenn die Fernbusnetze mittlerweile langsamer wachsen und Express- sowie Nachtverbindungen statt komplett neuer Strecken dazukommen, geht das Bundesverkehrsministerium davon aus, dass noch mehr Reisende umsteigen. Bis 2030 seien 25 Millionen Fahrgäste möglich – 50 Prozent mehr als die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts ausweisen. ..