Taugt das Teil also nicht viel?
Für mich waren interessant: WiFi, GPS, 20x opt Zoom und dass sie wohl wirklich viel selber macht.
Das kann man so nicht sagen. Im Kameraquartett gewinnst du damit gegen viele andere Modelle, denn sie hat mehr Pixel, mehr Zoom, mehr Gimmicks. Viel von selber machen auch andere Kameras, da kommt es dann vor allem darauf an, wie
gut sie es machen. Was zum Teil auch eine Geschmacksfrage ist und auch der Prioritäten, die jeder für sich setzt. Der eine steht auf einen guten Weißabgleich, der andere auf einen hohen Dynamikumfang, ganz zu schweigen von AF-Geschwindigkeit oder dem Rauschverhalten bei ISO 1600. Mit Wifi und GPS machst du sicher keine besseren Fotos, das sind nette (und manchmal nützliche) Features der nice-to-have Kategorie. Must-have sieht für mich anders aus.
Die Frage ist also, ob man beim Kameraquartett gewinnen möchte oder in erster Linie einen bestimmten Look erhalten will. Ersteres ist relativ simpel: einfach die Datenblätter durchsehen und dann die Kamera mit den größten Zahlen (Pixel, Zoom etc.) nehmen. Solche Kameras sind auch nicht unbedingt besonders teuer, denn das schlichte Vorhandensein einer Funktion sagt ja nichts über die Qualität aus, die sie letztlich liefert. Wenn du eine bestimmte Bildanmutung haben willst, wird's also schwieriger, weil man das nicht im Datenblatt ablesen kann. Eigenschaften wie Bildrauschen kann man zwar messen (oder in "unabhängigen" Testberichten messen lassen), aber das sagt nichts darüber aus, ob das Rauschen eklig-klecksig aussieht oder vielleicht wie Filmkorn, also durchaus gefällig. Ich habe lieber etwas mehr attraktives Rauschen im Bild als etwas weniger unattraktives Rauschen. Aber den "objektiven" Test gewinnt natürlich auf dem Papier immer die Kamera, die messtechnisch weniger rauscht.
Ich persönlich achte bei einfachen "Hobby-Kameras" darauf, dass sie Ergebnisse produzieren, die in typischen Betrachtungsgrößen überzeugen. Schließlich muss man davon ausgehen, dass sich der Benutzer vielfach auf die Kamera verlässt und ihre Automatikfunktionen aktiviert. Fehlenden Dynamikumfang sehe ich beim Ergebnis in jeder Darstellungsgröße, denn wenn die Schatten absaufen und die Lichter ausfressen, sieht man das nun einmal immer. Ob das Bild einer bestimmten Kamera beim A0-Posterdruck etwas mehr Details zeigt, ist für mich dagegen eher zweitrangig, denn die tollen Details nützen mir ja wenig, wenn das Poster schon wegen der fehlenden Dynamik für die Tonne ist. Wer interessiert sich außerdem für Details in einem Bild, das schon von weitem offenbar misslungen aussieht? Ich jedenfalls nicht. Ich finde es auch wichtig, dass der automatische Weißabgleich präzise arbeitet und fast immer richtig liegt, leider können das nur ganz weniger Hersteller. Sony etwa liegt ständig daneben, Canikon haben auch häufig Probleme, Leica kriegt es auch nicht auf die Reihe. Kann man natürlich im RAW problemlos korrigieren (bei Sony laut Foren nicht immer ganz so problemlos), aber es soll ja Leute geben, die einfach nur knipsen wollen und von der Kamera erwarten, dass sie es von alleine hinkriegt. Angeblich gibt es sogar Leute, die nur JPEGs fotografieren. Eine Sony RX100 wäre für mich als JPEG-Fotograf deshalb ein absolutes No-Go, weil die Kamera einen inakzeptablen Dynamikumfang liefert und auch beim Weißabgleich ständig danebengreift. Dass sich das missratene Ergebnis dann auf über 20 MP und entsprechend große Files erstreckt, macht die Sache auch nicht besser. Als RAW-Shooter finde ich die Kamera aber durchaus interessant, weil man dann versuchen kann, im RAW-Prozess alle Register zu ziehen und möglichst Detail und Auflösung aus dem 1-Zoll-Sensor herauszukitzeln.
Leider ist Fuji dem Sony-Wahn aufgesessen und hat das JPEG-Engine bei der X20 und X100S so "verbessert", dass die Rauschunterdrückung nun wie bei Sony die Schatten glattbügelt. Die Kameras liefern zwar mehr Auflösung als ihre Vorgängermodelle X10 und X100, aber davon kann ich mir nichts kaufen, wenn die eingebaute Bildbearbeitung das Ganze glattbügelt, um die JPEG-Qualität auf Sony-Niveau abzusenken. Als RAW-Shooter mag ich die X20 und X100S natürlich, zumal sowohl Apple als auch Adobe mittlerweile hervorragenden RAW-Support anbieten.
Beispiele X20:
DSCF0753 by
ricopress, on Flickr
DSCF0759 by
ricopress, on Flickr
DSCF0728 by
ricopress, on Flickr
DSCF0724 by
ricopress, on Flickr
DSCF0717 by
ricopress, on Flickr
Meinem Vater habe ich allerdings geraten, bei seiner X10 zu bleiben und sich keine X20 zuzulegen. Ich persönlich produziere mit der X20 indes bessere Ergebnisse, muss mir dabei allerdings auch etwas mehr Mühe geben.
Beispiele X100S:
DSCF0136 - Lightroom 4.4RC / Aperture by
ricopress, on Flickr
DSCF0139 - f16, Silkypix 5 & Aperture by
ricopress, on Flickr
DSCF0140 - f16, Silkypix 5 & Aperture by
ricopress, on Flickr
DSCF0206 - WCL, Lightroom 4.4RC & Aperture by
ricopress, on Flickr
DSCF0252 - WCL, Lightroom 4.4RC & Aperture by
ricopress, on Flickr
DSCF0355 by
ricopress, on Flickr
So ist die X20 zwar besser als die X10 und die X100S besser als die X100, aber sie sind deshalb nicht automatisch auch für jeden User besser. Der eine oder andere liefert damit nämlich schlechtere Ergebnisse ab und sehnt sich nach dem ausgelaufenen Modell zurück. So wie heute alle der S100fs mit ihrem Super-CCD-Sensor nachweinen, über die sie seinerzeit gar nicht laut und oft genug schimpfen konnten.