Alle Achtung, wertes Forum. Eine solche Beratung bekommt man wahrscheinlich in keinem Reisebüro. Liegt auch an der vorbildlichen Kooperation des TS.
Bis auf Großveranstaltungen und Shopping habe ich ein vergleichbares Interessens- und Reiseprofil und habe seinerzeit eine USA/CA-Rundreise mit einem ähnlichen Ziel unternommen. Die Intention war, sich möglichst viele unterschiedliche Ecken erst mal kurz (2-4 Tage) anzuschauen, um herauszufinden, wo sich das Wiederkommen lohnt. Aber auch die USA mit CA zu vergleichen.
Insofern finde ich es kurios, dass man sich für Vegas entschieden hat. Das Phantasialand ist ja auch kein Ort, wo man Deutschland und die Deutschen so richtig kennenlernt, oder?
Meine Route war, die Westküste rauf, über Denver - Chicago - Kanada gen Osten und die Ostküste runter:
- Flug nach LA, von dort Abstecher mit der Bahn nach Santa Barbara und San Diego + Tijuana (MX)
- Bahn nach Merced, von dort Bus nach Yosemite NP
- Bahn nach SF, von dort Abstecher mit Bus/Bahn nach Muir Woods NP, Silicon Valley und Monterey
- Flug nach Portland/OR
- Bahn nach Seattle, von dort Abstecher nach Vancouver und Vancouver Island (hin Bahn, zurück mit der Fähre über Port Angeles)
- Flug nach Denver mit Abstecher nach Boulder (Bus)
- Flug nach Chicago
- Flug nach Buffalo, von dort Bus nach Niagara Falls - Toronto
- Bus/Bahn nach Ottawa - Montreal mit Abstecher nach QC City
- Bus nach Boston (durch Vermont)
- Bus nach NYC
- Bus nach Philadelphia
- Bus nach DC
- Flug nach New Orleans, Tour in den Jean Lafitte NP
- Flug nach Miami - Bus nach Key West - Fähre nach Fort Myers
- Rückflug von Fort Myers
Hat 5 Wochen gedauert und ca. 2,5K € gekostet. Alles ohne Mietwagen bewältigt, und das noch in der Zeit ohne mobiles Internet und Uber/Lyft. Heute ginge es damit deutlich stressfreier, flexibler und günstiger. Und dank Airbnb auch angenehmer. Der Interconti-Flug war umsonst auf Meilen einer damals schon verwesten Leiche, der der Scheich den Stecker noch nicht gezogen hat.
Das als Gedankeninput…
Nun einige Spartipps, die bisher nicht (ausreichend) beleuchtet wurden:
Flüge: Es gibt mindestens eine große domestic Airline, deren Preise Kayak & Co entweder nicht oder falsch erfassen: Southwest. Ist die Airline meiner Wahl, weil effiziente Abläufe und das Gepäck immer inklusive. Dazu ein faires Meilenprogramm. Ich habe bei Southwest pro Segment nie mehr als 80 USD bezahlt. Die Preise von Spirit werden, glaube ich, auch nicht richtig erfasst. Ich würde Dir raten, nach „usa low cost airlines“ zu googeln und sie einzeln abzuklopfen, u.a das Streckennetz zu untersuchen wg. der nahen Alternativflughäfen (z.B. BWI statt WAS oder FLL statt MIA).
Übrigens: Flüge von Land A (alle Flughäfen) nach Land B (alle Flughäfen) kann kiwi.com suchen.
Unterkünfte: wie von anderen erwähnt, kosten die Hotels in den USA deutlich mehr als in Europa, wenn man den gewohnten Mindestmaß an Hygiene und „Diskurs“ erwartet. Hintergrund sind Wohnungs- und Arbeitslosigkeit. In günstigen Hotels wohnen oft Wohnungslose, wenn sie etwas Geld reinbekommen haben, da bilden sich echte Communitys. Zudem wird Nordamerika von bed bugs heimgesucht.
Wenn man die Reiseunterkunft also ungebissen, ohne Fußpilz und ungewollte Abenteuer verlassen möchte, muss man extrem viel recherchieren. Eine echte Alternative in jeder Hinsicht ist Airbnb. Ich habe in Nordamerika schon vielmals in gepflegten Häusern bei netten und interessanten Gastgebern gewohnt. So lernt man wirklich Land und Leute kennen. Nach nordamerikanischem Standard haben sogar kleinere Wohnungen oft mehrere Bäder, so dass man praktisch ein Hotelzimmer hat, manchmal ist das eigene Bad nebenan, manchmal ensuite. Filtern soll man nicht unbedingt nach „ganze Unterkunft“, sondern nach „Privatzimmer“ und dann sieht man bei den Unterkünften ob „privates Badezimmer“ oder nicht. Die Küche kann mitbenutzt werden - das spart in den USA richtig viel Geld, wenn man kein Fastfood zu sich nehmen will. Denn für europäische Vorstellungen genießbares Essen ist dort doppelt so teuer wie bei uns.
Es gibt zwei Gegenden mit Unterkunftspreisen jenseits von Gut und Böse: SF und Boston, das gilt auch für Airbnb. Hier könnte man „blind booking“ bei Priceline versuchen, wenn man einen Mietwagen hat (sonst bekommt man evtl. ein Angebot ohne ÖPNV-Anbindung).
Wenn man bei Hotels bleibt, sollte man möglichst vorausbezahlte Raten buchen, sonst wird regelmäßig versucht, die Tax draufzuschlagen. Für europäische Kunden sollen die Raten eigentlich inkl. Tax veröffentlicht werden, aber das raffen viele Hotels bzw. Hotelangestellte nicht.
Fortbewegung ohne Mietwagen: mit Vorbereitung geht das, und das geht besser, als viele meinen. Und: beim Warten und Fahren lernt man auch mal interessante Leute kennen (not kidding - Amis lieben smalltalk) und überhaupt ist die Reiseerfahrung mit/ohne Mietwagen immer eine ganz andere. Es kann allerdings auch skurrile Konstellationen geben: ein Bahnhof, der an den ÖPNV nicht angeschlossen ist, oder eine U-Bahn-Station direkt vor dem Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo es weit und breit keine Gelegenheit gibt, die Straße sicher zu überqueren, und auch keinen Bürgersteig. Oder: in einem überfüllten Bus zur Rush Hour mitten in Philadelphia realisiert man plötzlich zwischen all den Büroangestellten und Krankenschwestern stehend, der einzige Weiße zu sein.
Freizeitgestaltung: Eintrittsgelder und Touren sind in den USA teuer. Es lohnt sich, bei Getyourguide, Viator oder Travelzoo vorbeizuschauen. Dort kann es entweder rabattierte Preise geben oder es gibt Promocodes. Von GYG gibt es seit einigen Monaten 10% mit APP10 und jetzt gerade 15% mit LOVE15, beides nur in der App. Die Angebote sind fast alle stornierbar und oftmals auch umbuchbar, so dass man erst mal ein x-beliebiges Datum buchen kann, um den Rabatt mitzunehmen. Ob ein Angebot umbuchbar ist, sieht man leider erst nach der Buchung: manchmal erscheint dort „Reschedule this booking“, manchmal nicht, dann kann man gleich stornieren.
Abschließend noch zwei Sachen, die bei Dir wohl schon fest sind, aber ich merke es trotzdem an:
Der Reisezeitraum ist suboptimal. Im Juni und Juli ist es im Süden - und dazu zählt schon DC - sehr schwül und heiß. Auf der Mall rumzulaufen wird ein Schweißbad sein. Zudem Nationalfeiertag: Flüge teuer etc.
Du hast auf Meilenschnäppchen etc. abgesehen, aber es gibt laufend Angebote gen USA für 300-350 €. Wenn man in der Mydealz-App entsprechende Keywords hinterlegt, wird man sofort benachrichtigt.
Und noch eine Anmerkung: Da die Rückflüge gen Europa ausnahmslos Nachtflüge sind, ist ein Rückflug von der Ostküste besser, um die Qual möglichst kurz zu halten.