11.04.2021, Tag 14 (Teil 2)
Wir verließen die Zitadelle und liefen die Corniche in Richtung Osten, es war abwechselnd warm (bei Sonne ohne Wind) und kalt (wenn Wind aufkam), Jacke aus, Jacke an.
Alexandria ist im Gegensatz zu Kairo nervig: während einem in Kairo immer zuvorkommend geholfen wird, wird man in Alexandria dauernd angesprochen, Taxi, Pferdekutsche etc. Zudem ist die Stadt nochmal wesentlich dreckiger, heruntergekommener,
man merkt, dass die Menschen hier ärmer sind. Rein vom Gefühl her ist die Stadt auch ‚moslemischer‘, weniger Frauen sind westlich gekleidet, viel mehr sind verschleiert.
Auch der Verkehr läuft anders: will man in Kairo eine Straße überqueren so geht man einfach, egal ob ein Auto kommt oder nicht – denn das Auto hält an, selbst wenn es gerade ‚Grün‘ hat. In Alexandria würde man beim ersten Versuch überfahren, was wir zum Glück sehr schnell gemerkt hatten.
Vorbei an der ‚Abu-I-Abbas-al-Mursi-Moschee‘
schlenderten wir an den beinahe zerfallenen Kolonialbauten vorbei – nur das Französische Konsulat war in perfekt restauriertem Zustand. Man schaute immer auf den Gehweg vor sich, so dreckig war es. Auch der ‚Strand‘, kein Stück besser, eher eine Müllhalde.
Auf dem Gehsteig tummelten sich die Menschen, saßen an kleinen Tischen, aßen Eis oder tranken Kaffee bzw. Tee.
Am Hotel bogen wir ins Stadtinnere ab, liefen durch Gassen mit Produktauswahl aus einer anderen Zeit,
vorbei an der scharf bewachten Synagoge, der koptischen Kirche, immer im Auge nicht überfahren zu werden. Denn das Hupen ist sozusagen die letzte Warnung bevor man auf der Motorhaube landet.
Nach einer Weile erreichten wir das römische Theater, zahlten dort wieder US$ 5 Eintritt, wobei Maryna diesmal 50% Studentenrabatt erhielt.
Neben dem winzigen Theater
findet man hier noch die Lehrstätten und das aus Ziegelsteinen gebaute Bad, in welchem das heiße Wasser, typisch für solche Bäder, im Untergrund erhitzt und durch Kanäle geleitet wurde.
Hat man römische Theater und Bäder in Rom oder anderen Orten besucht, ist der Komplex in Alexandria alles andere als eindrucksvoll – obwohl es eine der ältesten erhaltenen Orte der Stadt ist. Denn trotz seiner langen Geschichte ist davon wegen Seebeben, Tsunamis und Kriegen davon kaum etwas zu spüren.
Ihr hört es schon heraus, Alexandria gefiel uns nicht, wir fühlten uns auch, im Gegensatz zu Kairo, nicht besonders sicher. Und dies verhagelte uns ein bisschen die Laune.
Per UBER direkt zurück zum Hotel, wir hatten keine Lust irgendwo auf dem Weg unser Mittagessen einzunehmen.
Das Restaurant im Hotel erinnerte mehr an den Speisesaal eines Altenheims, wir gingen in die Bar im 1. Obergeschoss,
nahmen dort Platz und bestellten aus der Speisekarte – wobei die Auswahl nicht besonders groß war, wollte man Speisen aus der Fritteuse umgehen.
So wurden es für Marina ein paar gegrillte Garnelen,
ich begnügte mich mit einem Burger, welcher dank der Pickles und viel Senf essbar war.
Als Dessert noch ein Millefeuille, okay, aber auch nicht mehr wert als die aufgerufenen US$ 3.
Wir hatten keine Lust mehr uns den Neubau der Bibliothek anzuschauen, Maryna dazu Kopfschmerzen, und wir fühlten uns dreckig, eingestaubt. Somit uns zugige und recht kalte Zimmer, wo ich die nächste Hiobsbotschaft des Tages erhielt:
MS schickte eine Flugzeitänderung. Ich schaute mir diese an und dachte ‚okay, das geht ja noch‘ – als mir auffiel, dass sich die Airportcodes geändert hatten. Statt CAI – RMF und RMF – CAI stand dort plötzlich CAI – HRG und HRG – CAI, man schickte uns also nach Hurghada statt nach Marsa Alam, immerhin knapp 250 Kilometer oder 3 Stunden Fahrt entfernt.
Mein Schreiben an MS mit dem Hinweis auf diese Tatsache und die Frage, wie wir denn nun nach Marsa Alam kommen sollten, on ein alternativer Transport von HRG nach RMF angeboten würde, brachte die Antwort, dass dies unser Problem sei, man aus ‚Operational‘ Gründen RMF nicht anfliegen würde.
Zum Glück war die Stornierungsfrist für das recht neue Iberotel in Marsa Alam noch nicht abgelaufen, so dass ich die Buchung schnell cancelte.
Nun saß ich da, meine Planung über den Haufen geworfen, ohne Ahnung wohin mit den 3 Nächten. Hurghada ? Das Sheraton Miramar mit knapp US$ 250 inklusive Steuern für das Gebotene zu teuer, das Oberoi ohne Auswahl an Restaurants außerhalb des Resorts. Bevor wir uns wieder in so einen AI-Bunker begeben, bleiben ich lieber ein paar Tage mehr in einem anderen Teil Kairos.
Nun waren wir beide platt – ein anderer Ausdruck träfe es nicht – wir nickten trotz des Straßenlärms fast sofort ein, um eine Stunde erholsamen Schlaf zu finden.
Zum Abendessen musste es, wenn man schon am Mittelmeer ist, natürlich ‚Fisch‘ sein. Das wohl angesagteste Restaurant der Stadt ist das ‚White & Blue‘, das man aber nur unter dem Namen ‚Greek Club‘ kennt, da es sich nahe der Zitadelle im Hellenischen Nauticclub befindet.
Per UBER waren wir in weniger als 10 Minuten dort, gingen hinein und ins 1. OG, wo sich das Restaurant befindet. Wegen des doch recht kalten Windes entschieden wir uns für einen Tisch im Inneren,
während die meisten anderen Gäste in Winterjacken auf der Terrasse saßen.
An der Fischtheke wähle ich eine Seebrasse sowie eine Seezunge, welche gegrillt mit Olivenöl bzw. ‚a la meuniere‘ zubereitet werden sollten.
Als Vorspeise frittierte ‚Whitebait‘ (leider kenne ich den Deutschen Begriff dafür nicht, man könnte aber wohl ‚Babyfische‘ dazu sagen) und ein Schälchen Zaziki,
bevor die beiden Fische perfekt zubereitet, wunderbar saftig, aufgetragen wurden. Ich übernahm das Filetieren selbst, was mir sehr gut gelang.
Während des Essens unterhielten wir uns über Alternativpläne zu Marsa Alam, entweder ein Hotel in Neu-Kairo oder Hurghada. Da wir nicht in der Lage waren eine Entscheidung zu treffen, entschlossen wir uns eine Nacht darüber zu schlafen.
Als Dessert noch eine sehr durchschnittliche Creme Caramele und ein hausgemachtes Mangoeis,
bevor ich die Rechnung, welche, inklusive Getränken, auf US$ 45 kam, bezahlte.
Zurück per UBER X (in Alexandria gibt es kein UBER Comfort) zurück zum Hotel, selbst vor diesem Dreck wohin man sieht.
Ich verstehe nicht, dass selbst ein Steigenberger, das immerhin knapp US$ 150 für ein Zimmer mit Meerblick aufruft, sich keinen Angestellten leisten kann, der wenigstens den Müll direkt vor dem Hoteleingang wegräumt.
Mit dem wunderschönen alten Lift im Zentrum des Treppenaufgangs hinauf in den 5. Stock.