12.04.2021, Tag 15
Wir schreiben den letzten Tag vor Ramadan 2021, gespannt warten wir was dies ab Morgen für uns bedeutet.
Erste Auswirkungen hatte es jedoch schon heute, denn es soll auf dem Rückweg von Alexandria zum Flughafen stärkerer Verkehr als üblich herrschen, weshalb wir etwas mehr Zeit einplanen sollten. Da es in Alexandria kein UBER Comfort gibt und wir keine Lust haben den Rückweg in einem alten, klapprigen Chinesischen PKW anzutreten, entschieden wir uns ein modernes Auto über das Hotel zu bestellen, Mehrkosten gegenüber UBER X US$ 11.
Ich kann nicht sagen, dass wir besonders gut geschlafen hatten, es war ziemlich kalt im Zimmer da die Balkontüren nicht gut schließen und ein kalter Wind vom Meer durch die Spalte kam. Zudem herrschte auch in der Nacht reger Verkehr auf der Corniche, inklusive Huperei. So waren wir bereits vor dem Wecker auf den Beinen, gingen bereits vor 9 Uhr zum Frühstück im Restaurant im Erdgeschoss.
Hier dann die erste wirkliche Überraschung: das am Nachmittag des Vortags ungemütliche Restaurant hatte sich in einen schmucken Speisesaal verwandelt,
mit herrlichem Ausblick auf Corniche und Mittelmeer. Genauso hatte ich mir ein Kolonialstilhotel vorgestellt.
Auch die Frühstücksauswahl war die bisher beste in Ägypten, verschiedene frische Säfte, eine ordentliche Wurst-/Käseauswahl, Süßspeisen, Früchte und Eier-/Pfannkuchenstation. Nur Hummus und Tahini fehlte mir. Wie üblich bestellten wir uns ein Eiweißomelette mit Chili, perfekt zubereitet.
Dazu kam ich zum ersten Mal in den Genuss einer weiteren ägyptischen Süßspeise, ‚Om Ali‘, welche mit Bread&Butter-Pudding verglichen wird, im Steigenberger allerdings weitaus flüssiger und weniger süß war. Mit den Toppings aus Kokosnussraspeln und Rosinen schmeckte es mir sehr gut.
Gegen 10 Uhr machten wir uns nochmals auf die Stadt etwas zu erkunden, entschlossen uns aber auf der Corniche zu bleiben. Wir liefen östlich die Uferpromenade entlang, bei starkem Verkehr und dem typischen Getriebesingen der Shigulis.
Teilweise sieht man herrliche Kolonialbauten, manche werden sogar renoviert.
Nach 2 halsbrecherischen Straßenüberquerungen erreichten wir den Neubau der Bibliothek von Alexandria, bewacht und abgeschottet wie eine US-Botschaft im Gazastreifen. Der Zugang erfolgt nicht über die Corniche, man muss einen Bogen um das Gebäude machen, um an der südlich gelegenen Straße durch einen Metalldetektor Zutritt zu bekommen.
Tickets für den Zugang zur Bibliothek waren noch vor 11 Uhr bereits ausverkauft.
Doch auch ohne Tickets kamen wir aufs Gelände, konnten uns den wirklich hässlichen Neubau und dessen bereits ziemlich heruntergekommenen Zustand anschauen.
Ein Teil des Geländes war sogar gesperrt, denn viele Granitplatten lagen lose herum.
Wir liefen zurück zur Corniche, betrachteten das ‚Meerjungfrauen-Denkmal‘ vor der Bibliothek, sehr sowjetisch, könnte so auch in Odessa stehen.
An der Corniche und dem kleinen ‚Strand’abschnitt herrschte reges Treiben. Interessant, dass selbst hier in Alexandria bei der jungen Bevölkerung Markenkleidung angesagt ist, wenn auch Fakes. So sind viele Mädchen zwar verschleiert, aber der Gürtel muss schon ‚Gucci‘, LV oder Hermes sein, auch bei den Sneakern ist ‚Marke‘ gewünscht, auch wenn es mit der Schreibweise nicht so genau genommen wird (war auch bei den echten Markenprodukten in der letzten Saison so).
Wir liefen zurück zum Hotel, nahmen nochmals den historischen Aufzug nach oben,
verbrachten die Stunde bis zur Abfahrt in unserem zugigen Zimmer.
Bereits
um 12:45 stand unser Taxi vor der Türe, wieder ein Hyundai Elantra, jedoch das Vorgängermodell - trotzdem in gutem Zustand und sehr sauber.
Durch den starken Verkehr aus der Stadt hinaus, auf die Autobahn. Leider war unser Fahrer genau das Gegenteil vom Vorherigen: obwohl 120 km/h erlaubt waren fuhr er 110, bis er immer und immer wieder 120 erreichte und das Auto zu piepsen begann. Nervtötend !!! Wäre er immer ungefähr 130 gefahren, die 120 nicht unterschritten, wir hätten uns nicht alle 2 Minuten dieses unerträgliche Gepiepse anhören müssen.
Google Maps zeigte einen wunderbaren Weg nördlich an Kairo vorbei zum Flughafen, fast ganz ohne Stau. Aber unser Fahrer war einer von denen, die Technologie als Teufelszeug sehen, alles besser wissen als diese dämlichen neuen Medien.
Und so steuerte er uns geradewegs in den dicksten Verkehr Richtung Innenstadt.
Ich zeige ihm die Verkehrssituation auf der von ihm gewählten Strecke - aber er schüttelte nur den Kopf, sah mich mitleidenswert an und fuhr uns direkt, wie von Google angezeigt in den Stau.
Nun wurde ich doch etwas sauer, Bestand auf meiner Routenführung, was er anfangs auch befolgte. Nach einer Abbiegung war es das aber auch schon wieder, er weigerte sich den von Google vorgeschlagenen Weg zu nahmen, fuhr weiter ‘seine Strecke’ und uns in den nächsten Stau.
Ich hatte seit knapp 5 Stunden nichts gegessen, seit zweien nicht geraucht, ich sah uns schon im Stress am Flughafen, da ich noch das mit den Tickets nach Marsa Alam klären wollte.
Kaum waren wir aus dem Stau wählte er plötzlich eine Strecke, die nicht nur mehr Zeit verschlang, sondern auch noch einen Umweg darstellte. Jetzt machte ich die Augen zu und fing an kontrolliert zu atmen, um nicht auszuflippen.
Nach knapp 4 Stunden erreichten wir den Flughafen Cairo, Terminal 3.
Ich ließ Maryna dem Fahrer das Geld überreichen, schleppte das Gepäck von dannen und steckte uns eine Beruhigungszigarette an. Und wenn ich den Flug verpasst hätte, anders ging es nicht.
Noch vor dem Check-In die erste Sicherheitskontrolle, inklusive Gürtel aus etc. Nachdem mein Koffer und mein Rucksack nochmals manuelle untersucht wurden, durften wir zum Check-In, wo ich auch gleich das Thema ‘Marsa Alam’ ansprach.
Der Manager kam herbeigeeilt, es täte ihm sehr leid, man würde uns mit einem Bus von Hurghada an unser Ziel bringen. Sicher nicht, ich schrieb MS an unsere Tickets zu stornieren, den Betrag wieder gutzuschreiben.
Wir erhielten unsere Boardingpässe nach Assuan (jetzt Aswan, aber ich bleibe bei Assuan),
machten uns schnell auf in die Lounge, ich brauchte Coffein, Zucker und Kohlenhydrate, zügig.
Dies war in 15 Minuten erledigt, wir gingen durch eine weitere, noch genauere Kontrolle zu Gate F21, wo schon viele Passagiere wateten.
Draußen sah ich das Flugzeug, leider hatte sich der Airbus 220 in eine Boeing 737-800 verwandelt.
Nun war es wieder offen, bleibt der Nebensitz frei (wir hatten 26A & 26B, Notausgang mit viel Beinfreiheit),
Spannung und Hoffen während des Einsteigeprozesses.
Zuerst blieb der Nebensitz frei, kurz vor dem Sinkflug setzte sich jedoch ein Franzose auf diesen Platz, wollte uns in eine Gespräch verwickeln, fragte ob wir Englisch oder Französisch könnten - was wir mit einem ratlosen Kopfschütteln und ‘НЕТ !’ beantworteten. Somit hatten wir wieder unsere Ruhe.
Überpünktlich landeten wir am Flughafen Assuan, wurden mit dem Bus zum Terminal gekarrt, wo unser Gepäck schnell und zum Glück vollständig aufs Band kam.
Draußen wartete die Taxi-Mafia (UBER gibt es hier nicht, die Careem App kann ich nicht laden), wir gingen zielstrebig zum Parkplatz, wo ich einen Preis aushandelte, der sogar niedriger war als vom Hotel genannt.
Vor dem Staudamm bogen wir nach Norden ab, kamen an unzähligen Souvenirläden vorbei, erreichten um 20:30 unsere Unterkunft, das ‚Kato Dool Nubian House‘, überall hoch geratet, direkt am Nilufer gelegen.
Wir setzten uns im Restaurantbereich,
bekamen einen Hibiskussaft während wir eingecheckt wurden.
Schnell ein kleines Abendessen bestellt, welches nach einer geschlagenen Stunde auf den Tisch kam, dafür sehr durchschnittlich schmeckte.
Sodann ging es in unser Zimmer, welches mir auf den Fotos von Booking sehr gut gefallen hatte. In der Realität war es eher ‚normal‘
- aber das Badezimmer ging garnicht: eine offene Dusche, ohne jegliche Abtrennung - da schwimmt das ganze Badezimmer nach dem duschen.
Auch gab es kein Internet, keinen Safe... nichts. Nein Danke!
Ich sprach kurz mit dem Hotelmanager, welcher mir erlaubte die Buchung auf die erste Nacht zu verkürzen.
Schnell ins Zimmer, die Änderung bei Booking angefragt und über
Trip.com ein Zimmer für die Folgenacht gebucht.
Wir packten das Nötigste aus, begaben uns ins Bett.