Flight Review
QR 260, WAW-DOH, Business Class
Vorweg: Ein Wahnsinns-Soft Product heute, in der Hinsicht das beste C-Segment, das ich bisher erlebt habe. Leider wurde der Flug im A330-200 durchgeführt und es gab weder Reihe 1 noch einen freien Nebensitz. Sonst wäre der Flug nahe an meiner ersten „10“ dran gewesen.
Boarding erfolgte ca. 50 min vor Abflug und war gut organisiert mit wenigen Ansagen und mit auffällig gekennzeichneter Priority Lane. Es wurde auch mit dem Y-Boarding gewartet, bis die Priority Lane abgearbeitet war.
Sehr netter Empfang an der Tür mit namentlicher Begrüßung und „Welcome Back“. Ich wurde zum Sitz geführt und sogleich an die zuständige FA übergeben, die sich um die Aufnahme der Wünsche für den Welcome Drink kümmerte und meine Jacke aufhängte. Dabei pflegte auch sie die namentliche Ansprache und bedankte sich dafür, mich wieder an Bord begrüßen zu dürfen. Champagner-Auswahl war unverändert Billecart-Salmon oder Lanson Rose. Letzteren bestellte ich. Bei den Handtüchern bestand wie immer die Wahl zwischen heiß oder kalt. Das neue Armani-Kit wurde gereicht. Auf Nachfrage nach den ganz neuen Kits wurde mitgeteilt, dass sie aktuell nur im A380 verfügbar sind. Ich habe auf meinen anstehenden Flug im A380 verwiesen und eine nette Konversation geführt. Zeitungen wurden ebenfalls gereicht.
Kurz darauf kam einer der beiden männlichen CSD (waren heute zwei) und hat sich vorgestellt und mich und den neben mir sitzenden QR Gold begrüßt und ebenfalls Worte des Danks gefunden.
An dieser Stelle wird es natürlich Zeit, auf das Hard Product einzugehen. QR C im A330-200 ist sicherlich kein durchweg schlechtes Produkt, aber es fällt leider doch gegen die 1-2-1 Produkte (A350, B787, A380) ab, v. a. wenn man keinen Platz in der 1. Reihe hat (deutlich größer dimensionierte Ottomanen) und keinen freien Nebensitz. Es sind natürlich Full-Flat Sitze verbaut und ein ordentlich dimensionierter Monitor. Hinter dem Sitz befindet sich auf der Außenseite eine Ablagefläche mit hoher Umrandung (ideal für die Kamera), zudem ein kleines Fach neben der inneren Armlehne. Für das Laptop gibt es aber z. B. keine gute Ablage. Im Schulterbereich ist der Sitz in Lie Flat Position relativ eng und die innere Armlehne ist nicht verstellbar und im vorderen Bereich, in dem sich das Bedienpanel befindet, ungeschickt geformt. Die Länge des Betts ist ausreichend, aber die Fußablage läuft nach vorne sehr spitz und eng zu. Die Gangplätze sind hier etwas geschickter konfiguriert. Die Sitzfläche war sehr bequem gepolstert und in einwandfreiem Zustand, die Ottomane hätte etwas dicker gepolstert sein dürfen. Zumindest gab es keine störenden Kanten. Für Privatsphäre sorgt eine (manuell) ausziehbare Trennwand. In der Lie Flat Position hat der Fenstersitz schon eine ganz ordentliche Abschirmung. Touchscreen war gut responsiv und zusätzlich gab es die bei QR übliche Fernbedienung mit „2nd Screen“. Eine kleine Leselampe ist vorhanden. Am Sitz lag ein bequemes Kissen bereit, eine dünne Decke, das Headset und eine Flasche Wasser.
Zur Vorstartphase noch zwei Anmerkungen: Als ich wortlos das Champagner-Glas zurückgab (an einen FA, mit dem bis zu dem Zeitpunkt keine Interaktion bestand), kam das „Danke“ auf Deutsch. Er war also gut informiert, welch exzellente Crew. Einen kleinen Abzug muss ich dann für ein defektes Headset verpassen. Dieses wurde aber umgehend ausgetauscht und 1 min später eine Erkundigung eingeholt, ob das neue denn funktioniert. Positiv beim IFE fiel mir die deutlich erweiterte Selektion klassischer Musik auf. Auch bei den Filmen gab es etliche neue.
Kurz darauf wurden die Mahlzeiten besprochen, trotz voller C war die Aufnahme der Wünsche vor dem Start bei allen Gästen erledigt und die Crew war dabei absolut gelassen und freundlich und keineswegs hektisch oder übermotiviert. VLML war europäisch konfiguriert, sodass heute auch alle drei Gänge des VLML in Anspruch genommen wurden. Zudem noch die Zitronen-Kokus-Panna Cotta von der regulären Karte.
Nüsschen und Mocktail (Pineapple Punch) wurden gut 20 min nach dem Start serviert. Die Nüsschen waren perfekt temperiert (angenehm angewärmt) und schmackhaft. Anschließend folgte rasch ein Brotkorb mit drei verschiedenen Brötchen, alle lauwarm und kross. Dazu Butter, die zunächst gereichte Margarine ging zurück mit Verweis auf VL vs. VG. Nach gut 30 min wurde der Vorspeisensalat gereicht, der aus Tomaten, Mozzarella, einem Bouquet aus grünem Salat und Basilikum bestand. Der Basilikum war extrem geschmacksintensiv, wie frisch vom Markt. Wäre jetzt noch ein Pesto gereicht worden, wäre das Gericht perfekt gewesen. Das gab es leider nicht, was den 10. Punkt in der Mahlzeiten-Kategorie kostet. Nach der Vorspeise realisierte die FA offensichtlich, dass es noch ca. 5 min dauern wird mit meiner Hauptspeise und bot proaktiv zusätzliche Brötchen an. Das Hauptgericht, Tortellini mit Blattspinat-Füllung, grünem Spargel, Käsesauce, Champignons und Tomaten, war Weltklasse und das beste Hauptgericht, das ich in C bei irgendeiner Airline bisher hatte. Jede einzelne Komponente war auf den Punkt zubereitet und in einer Weise geschmacksintensiv, wie ich Flugzeugessen bisher nicht kannte. Dies galt ganz besonders für die grünen Spargel und den Blattspinat, der in der Füllung auch von der Konsistenz noch als solcher erkennbar war. Mein euphorisches Feedback wurde von der FA mit Verweis auf die bekannt gute QR-Catering-Qualität ex-WAW quittiert. Scheint also kein Einzelfall gewesen zu sein.
Es folgte die Panna Cotta, die schön angerichtet war. Auch hier waren Zitrone und Kokos geschmacklich (aber auch hinsichtlich der Kokosraspeln) deutlich zu vernehmen. Begleitet wurde das Dessert vom bereits getesteten und bekannt guten Sauternes, mein Favorit auf der aktuellen C-Weinliste. Natürlich erst, nachdem ein Probeschluck für gut befunden wurde. Anschließen kam noch die Obstplatte, die für VLML wieder größer ausfiel. Jedes einzelne Stück Obst war geschmacksintensiv und gut vorbereitet (Stiel ausgeschnitten an den Trauben, Mandarine filetiert etc.). Der begleitende Cappuccino war wie immer bei QR klasse. Nicht zu süß und mit standfestem Milchschaum und natürlich mit Kakaopulver bestäubt. Die gewünschte Zuckermenge wurde bereits vor dem Start abgefragt und entsprechend dosiert.
88 min nach dem Start war das gesamte Menü beendet, d. h. Nüsschen, Brotkorb und vier Gänge. Es folgten nochmals Hot Towels und (bei QR Standard) Valrhona-Schokolade in 4 Geschmacksrichtungen. Beim Abtragen wurde erneut die namentliche Ansprache verwendet und ein Dank für das Feedback ausgesprochen. Natürlich (erwähne ich, da offensichtlich vermehrt Anhänger anderer Airlines hier mitlesen) galt das Restaurant-Service-Konzept, d. h. ich wollte den schnellen Ablauf so. Man hätte wie bei QR Standard selbstverständlich auch andere Zeitvorgaben machen können, z. B. erst vor der Landung essen können.
Die Toiletten waren stets vorbildlich sauber und vor jeder Benutzung war ein Seat Cover eingelegt. Pflegeprodukte und Zahnputz-Sets lagen bereit. Jeweils einen halben Punkt ziehe ich in der Kategorie ab für fehlende desinfizierende Tücher und dem sowohl im Herren-Amenity-Kit als auch in den Lavatories fehlenden Kamm (im Danen-Amenity-Kit enthalten).
Der gesamte Service wirkte zu keinem Zeitpunkt übermotiviert oder hektisch, sondern war perfekt dosiert, zügig und freundlich. Auch der männliche FA, der zwei Teens in der Reihe vor mir versorgte, hatte stets ein Lächeln auf dem Gesicht. Auch nach dem Mahlzeiten-Service wurde in angemessenen Intervallen nach Service-Wünschen gefragt, wenn der Gast wach war. Wenn Gäste schliefen, wurde von der Crew das Leselicht ausgeschaltet. Man hätte Crew-seitig meines Erachtens nichts besser machen können, zumal ich den Eindruck hatte (z. B. im Vergleich zum neben mir sitzenden Gold) auf extrem hohen Niveau doch noch ein wenig intensiveren Service bekommen zu haben, auf jeden Fall etwas mehr Interaktion und Rückfragen nach weiteren Wünschen. Vor der Landung gab es nach einer letzten Frage nach Getränkewünschen noch eine Feedback-Runde.
Die Landung erfolgte 20 min vor der Planzeit und der Gate Arrival war 13 min vorzeitig. Rasches Deboarding mit Dank und Verabschiedung. Al Maha Hostess stand bereit, ich war offensichtlich wieder der einzige Gast mit Al Maha Service.
Bewertung für einen 5- bis 7-stündigen Flug in C:
Ground Handling (soweit in Airline-Verantwortung, z. B. Fast Track Voucher): in WAW nicht bewertet, keine QR-seitigen Beanstandungen, in DOH exzellent dank Al Maha Service
Hard Product und Zustand der Kabine (3x): 6/10
Mahlzeiten (2x): 9/10
On-Time Performance (2x): 10/10
Weinliste, Champagner und Cocktails: 10/10
Nicht-alkoholische Getränke, Heißgetränke und Mocktails: 10/10
Service / Crew (2x): 10/10
Amenities / Toiletten / Ausstattung der Bäder: 9/10
IFE: 9/10
Statusanerkennung / Statuswürdigung (falls vorhanden): 10/10
Zusatzpunkte (z. B. für Bar, Snack-Auslage, Champagner > 100 €, besondere Amenities): Keine
Gesamt: wie üblich gerundet auf halbe Punkte reicht das knapp für 9/10
Bilanz: Für einen Flug dieser Länger war dieses Segment hinsichtlich Crew, Mahlzeiten, Wein und Serviceabläufen Weltklasse, mein bestes C-Segment aller Airlines inkl. etlichen bei QR. Hätte sich der identische Service im A350 oder A380 mit deren entsprechendem Sitz-Produkt so abgespielt, wären wir zwischen 9,5 und 10. Leider klappt das auch bei QR nicht immer in der Qualität wie heute.
Jetzt folgt eine ganz kurze Pause in der Al Mourjan Lounge und dann mein „goldenes Jubiläum“ bei QR, der 50. Flug (davon 30 in diesem Jahr).