Oldtimer
Wie versprochen kommt hier die Geschichte zu den Bildern.
Fangen wir mit dem Oldtimer an. Hier steckt auch die meiste (und offensichtlichere) Bearbeitung drin.
Zuerst etwas Kameratechnik Gefasel:
Ich fotografiere mit einer Panasonic G1 (spiegellose Systemkamera) und neben der handlichen Größe hat sie noch einen weiteren Vorteil: Da im Kameragehäuse kein Platz für den Spiegel und dessen "Hochklappweg" sein muss (wie bei einer SLR/DSLR), ist das Objektivbajonett relativ nah am Sensor. Dies hat den Vorteil, dass man fast jegliches "Altglas" (Objektive von anderen Kamerasystemen) an der Kamera adaptieren kann. Hierfür benötigt man nur einen Adapter, der einerseits das Bajonett umsetzt und den für das Objektiv nötigen Abstand zum Sensor herstellt. Der Sensor muss ja im Brennpunkt des Objektives liegen damit man den vollen Fokusbereich (Naheinstellungsgrenze bis Unendlich) zur Verfügung hat. Natürlich kann an einem adaptierten Objektiv (bis auf wenige Ausnahmen) keinerlei elektronischer Schnickschnack ;-) wie Autofokus und Blendenautomatik genutzt werden. Alles muss von Hand eingestellt werden. Also so wie bei alten SLRs ohne Autofokus auch.
Und jetzt dazu, wie der Oldtimer auf die Speicherkarte kam:
Beim letzten Besuch bei meinen Eltern ist mir die alte Kameratasche meines Vaters in die Hand gefallen. Er hatte eine Minolta 7000 (ca. 1985?) mit ein paar Objektiven. Unteranderem das damalige Kitobjektiv (Minolta AF 50mm/1.7) welches ich mir dann unter den Nagel gerissen habe.
Noch schnell beim Chinaversender meines Vertrauens einen Adapter bestellt und keine vier Wochen später war dieser auch schon da.
Nachdem ich ein wenig in der Wohnung mit dem Objektiv gespielt habe, bin ich Abends noch raus auf die Straße und einfach ein bisschen durch die Nachbarschaft gelaufen um ein Gefühl für das Objektiv zu bekommen. In einer Seitenstraße stand plötzlich dieser Oldtimer vor mir. Den wollte ich natürlich gleich als Model missbrauchen und habe mehrere Perspektiven ausprobiert. Da ich aber noch nie Autos fotografiert hatte, viel es mir recht schwer einen vernünftigen Winkel und Bildausschnitt zu finden. Ich wollte fast schon aufgeben und stand schon wieder vor dem Auto, als die Abendsonne durch die Wolken kam. Da habe ich mir gedacht, es kann doch nicht sein, dass ich bei einem solchen Motiv und dem Licht nicht irgendetwas brauchbares draus machen kann. Oder mit den Worten eines gewissen Herrn Münchingers ausgedrückt: "A bissl was geht immer!".
Sich vor das Auto zu Knien hat dann den Aha-Effekt gebracht und ich habe das Foto vom Ausschnitt her praktisch so aufgenommen, wie es auf dem fertigen Bild zu sehen ist (also kein Zuschnitt). Nur etwas rotieren musste ich es später noch, da der Oldtimer halb auf dem Gehweg stand. Bei gerader Straße war er also schief im Bild. Wenn man jetzt das Bild anschaut sieht man, dass die Straße leicht in Richtung des Oldtimer kippt. Fällt aber im Vergleich zu einem schiefen Hauptmotiv nicht wirklich auf.
Bearbeitung am Computer:
Das alte Objektiv ist für eine Kleinbildkamera und Film konstruiert worden und eigentlich mit der hohen Auflösung einer modernen Digitalkamera (12MPixel auf 1/4 der Fläche) etwas überfordert. Allerdings schlägt es sich relativ gut, auch wenn es etwas weich zeichnet. Die weiche Zeichnung ist für z.B. Portraits recht angenehm, da dadurch Haut etwas weicher und gleichmäßiger erscheint und nicht jede Hautunreinheit messerscharf hervorsticht. Bei Gegenständen allerdings ist die leichte Weichzeichnung des Objektives nicht ganz so schön. Ich habe daher den Kontrast angehoben und den "Klarheit Regler" etwas in Richtung Plus geschubst. Das ergab schonmal etwas schärfere Kanten. Anschließend habe ich einen Filter benutzt, welcher mir den cremigen Farbton und somit das ältere Aussehen des Fotos gegeben hat. Mit derselben Filtersoftware sind auch noch Staub und Kratzer Effekte auf das Bild gekommen. Vor dem Exportieren und speichern in JPEG (ich nehme im RAW Format auf) habe ich das Foto noch für Bildschirmnutzung nachgeschärft (Exporteinstellung).
Hier ist der vorher - nachher Vergleich:
Eigene Bildkritik:
Mir gefällt das Bild recht gut und es hängt auch in 30x20 und schwarzem Rahmen (weißes Passepartout) in meiner Wohnung. Bei längerer Betrachtung gibt es aber ein paar Punkte, die mir nicht so ganz gefallen. Einige davon wurden auch hier bei der Bildbesprechung schon erwähnt. Da wäre z.B. der ausgefressene weiße Himmel (bzw. nach Bearbeitung cremefarbene). Der Himmel ist leider so überbelichtet, da ich in Richtung der Abendsonne fotografiert habe (die Sonne war auf der Straßenseite des Oldtimers). Auch ein Grauverlaufsfilter hätte bei dem V-förmigen Ausschnitt nicht viel geholfen. Eventuell wäre mittels HDR noch ein bisschen was möglich gewesen... Dann ist es schade, dass die anderen Autos im unscharfen Hintergrund keine Oldtimer sind. Beim flüchtigen Betrachten fällt das nicht sonderlich auf, aber wenn man genauer hinsieht, nimmt es dem Bild doch etwas an "Authentizität". Der dritte Kritikpunktpunkt kommt durch die Nachbearbeitung. Das
Bokeh des Objektives ist ein wenig unruhig und durch die nachträgliche Bearbeitung wird dies noch eher hervorgehoben. Besonders auffällig über dem gelben Auto.
Aber nichtsdestotrotz gefällt mir das Bild sehr gut. Bin ja schließlich nur ein Amateur und das knipsen der Bilder macht mir genau so viel Freude wie das spätere Betrachten eines gelungen Motives. Bei dem Bild vereint sich bei mir die Freude über den zufälligen Fund des Motives, die Erinnerung an die Suche der richtigen Perspektive und auch die Bearbeitung im "Retro-Look", die gut zu dem alten Objektiv passt...