Es geht nach Hause
Die Tage unter der Sonne Kaliforniens neigen sich nun relativ schnell dem Ende zu. Die Sonne ist so ein Thema in den vergangenen Tagen - es gab sie die ganze Woche lang. Sobald es Freitagabend 18:00 war, fing es an zu schütten. Leider habe ich unter der Woche kaum Gelegenheit neben der Arbeit die Freizeit zu genießen - somit für mich doppelt schade. Auf der anderen Seite ist es natürlich schon Kalifornien wirklich „grün“ zu erleben. Wer schon mal im Sommer oder Herbst hier war, weiß wie braun und verbrannt es hier aussehen kann. Um nicht den Stolz des Kaliforniers anzukratzen, korrigiere ich mich: Die Hügel sind natürlich nicht braun sondern goldend. Was sonst? Wie konnte ich nur?
Ja, der Schlag Menschen den man hier trifft, ist schon ein wenig anders als im restlichen Land. Oft habe ich über die Amerikaner nachgedacht. Waren es die Mutigsten und Eifrigsten oder die Ärmsten und Verzweifelsten die aus Europa übersiedelten? Findet man im Westen sogar die Essenz dieser Leute? Oder doch die Hoffnungslosten, weil Sie nach einmal Auswandern sich das ganze noch mal angetan haben?
Ich glaube es gibt beide Gruppen hier. Oft könnte ich mit meinem „deutschen“ Denken im Büro die Wände hochgehen. Planungen sind vage, kaum fix und eingeschlagene Wege werden auch schnell mal um 180 Grad gedreht. Es gibt jede Menge Ideen. Oft wird abgedriftet und große Gedankengebilde gebaut. Viele Ideen haben bei nüchterner Betrachtung überhaupt keine Überlebenschance, jedoch werden Sie aus Passion, Ehrgeiz und Freude trotzdem weiter gebracht. Häufig entstehen aus diesen Ideen die größten Erfolge. Im täglichen Ablauf macht es das ganze zeitweise recht mühsam.
Durch den recht „direkten“ Wechsel von Asien nach Amerika fallen mir einige Extreme auf, die einem sonst nicht so krass auffallen würden. Es gleicht schon einer Perversion das man in den nicht so netten Ecken Peking die Leute fast schon hungern sieht und dass man hier 2 Gallonen Milch im Costco billiger kaufen kann als eine halbe Gallone in einem normalen Supermarkt. Die Verschwendung des Einzelnen wird hier groß geschrieben, die Verpflegung der Massen spielt keine Rolle. Man isst nicht um satt zu werden, sondern um das soziale happing wegen und aus Statusgründen. Auch teilen sich wesentlich weniger Menschen die Fläche. Überfüllung und lange Schlangen scheint es hier nur sonntags vor der Kirche zugeben. Das Verkaufspersonal geht mit wesentlich weniger „Demut“ zu werke, lässt aber Fachkenntnis schmerzlich vermissen.
Immer wieder verfolge ich die Nachrichten und hoffe, dass die Piloten streiken. Gerne würde ich einpaar Tage frührer fliegen. Aber in letzter Minute einigen sich die Herren dann doch auf eine Schlichtung. Ich wasche meine Wäsche, packe wieder meine Koffer. Wieder brauche ich auf der Rückreise mehr Platz als auf der Hinreise, doch diesmal ziehe ich innerlich triumphierend meine Notfalltasche aus meinem Koffer. Trotz dieser wird es auch wieder knapp.
Ein letztes Mal frühstücke ich unter strahlender Sonne auf der Terrasse. Das Haus ist in einen Hang gebaut. Ich sitze auf einer großen Sonnenterasse die fast frei schwebt. Der Blick schweift über die sanften, grünen Hügel bis Sie in einer flachen Ebene zur Bay auslaufen. Neulich morgens habe ich hier einen traumhaften Sonnenaufgang beobachtet und fotografiert. Mit schrecken merke ich, dass dieses Foto schon aus dem Januar ist. Die Zeit fliegt wirklich.
Ich belade das Auto mit meinem Gepäck. Es gibt einen kurzen aber schweren Abschied von der Gastmutter und Bruder. Anschließend fahre ich ins Büro. Auf mich warten einige unliebsame Aufgaben, was nicht immer bei so einem Trip bis zum letzen Tag liegen bleibt. Mittags bekomme ich noch überraschend Besuch von einem netten Flyertalk Kollegen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit der gesamten Büromannschaft, quälen wir uns durch den Feierabendverkehr der Bay Area.. Obwohl es schon nach 6 ist staut es sich erheblich. Wir nehmen die San Mateo Brücke und überqueren die Bay fast auf Meeresspiegel ehe sich die Brücke erhebt um den Schiffen einen Weg zur Unterquerung zu ermöglichen. Kurz drauf sehe ich schon die ersten Flieger die sich zum final approach aufreihen.
Ich checke ein und gebe mein Gepäck auf. Vor den BA Schaltern sind große Menschenansammlungen. Noch ahnt keiner was dieser Vulkan noch anrichten wird. Ich lasse die Lounge sausen und treffe mich noch kurz mit einer ankommenden Freundin aus Italien. Leider ist in der „Airline Welt“ schon Sommer, so steht bei den München Abflügen ex San Francisco nicht die Singapore Lounge zur Verfügung. Diese öffnet erst, wenn die Lufthansa Maschine abhebt.
10 Minuten nachdem dass Boarding beginnt gehe ich zur Sicherheitskontrolle. Es ist nur wenig los und ich bin in weniger als 5 Minuten durch. Wieder darf ich ans Ende des Terminals laufen Gate 99. Das Boarding ist bereits im vollen Gange, an der Türe für Business und First Class ist mehr los als an der Eco Türe, so steige ich durch diese ein. Erstaunlicherweise funktioniert das Seatblocking und ich habe meinen gewünschten Sitz bekommen. Schnell habe ich mich eingerichtet und „Bett fertig gemacht“. Der Kapitän macht seine ansage und weißt uns drauf hin, dass wir nicht vom Vulkan betroffen sind. Welcher Vulkan eigentlich? In den US Medien habe ich nichts von diesem Vorfall mitbekommen. Es tauchte schlicht nicht auf. Er unterrichte uns, dass wir eine südlichere Route fliegen würden und wir davon überhaupt nicht betroffen wären. Wie falsch er doch liegt, merken wir erst 10 Stundn später.
Die Crew ist auf Zack und sehr Kunden orientiert. Seit langer Zeit fliege ich mal wieder über München, sollten die Märchen über die MUC Crews wirklich stimmen? Während ich esse, denke ich weiter darüber nach. Fakt ist aber, diese Crew macht einen fantastischen Job. Man bemüht sich wirklich. Wie immer weise ich ein Crew Mitglied auf meine Fisch Allergie hin, ein wunderbarer Gradmesser wie viel und ob die Crew etwas taugt. Zwar ist in meinem M&M Profil Seafood freie Kost vermerkt, jedoch schafft es diese Info nie bis ins Flugzeug. Mit einem strahlenden Lächeln kommt die FB wieder und sagt mir: „Das mit ihrem Essen ist sowieso kein Problem“. Es schein als hätte jemand auf die Pax Liste geschaut... Die extra Ansprache bleibt auch auf diesem Flug aus. Das ist aber kein Problem, ich werde, wie die meisten Gäste, mit Namen angesprochen.
Das Essen ist nichts überragendes aber solider Business Class Standart. Da ich müde bin und nicht gut drauf, bleibt die Kamera im Koffer. Schnell nach dem Dessert „baue“ ich mir mein Bett und schlafe sofort ein.
Die Durchsage des Kapitäns weckt mich. Wir fliegen gerade über Paris. Etwas verschlafen, wundere ich mich Paris? Da kann doch etwas nicht stimmen. Ich schaue aus dem Fenster und sehe tatsächliche die Stadt der Liebe unter uns.
Mitten in die Flugrouten Gedanken kommt das Frühstück. Ich hasse Flugzeug Frühstück. Ich frage nach einem Früchteteller. Diesen gibt es nicht zum Frühstück. Aber mit einem Lächeln bringt man mir einen Früchteteller. So frühstücke ich über den Dächern von Paris
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Ich sehe mir den Bildschirm mit dem Flugverlauf an. Südlich der Spitze von Grönland knickt unsere Flugbahn in südliche Richtung scharf ab. Südlich von Brest bogen wir dann Richtung Paris ab. Er versucht uns das ganze nun zu erklären. Er habe schlechte Nachrichten für Passagiere mit Anschlussflügen nach Nordeuropa. Dort geht gar nichts mehr. Unsere Flugzeit verlängert sich um gute 1,5 Stunden durch diesen Umweg. Ich habe 40 Minuten bis zum Anschlussflug. Das wird sicher nichts, die Flugbegleiter beruhigen aber und geben schon per Lautsprecher die Anschlussflüge bekannt. Wir erreichen schließlich über die Schweiz München wo wir extrem unsanft landen. Als einer der ersten kann ich den Flieger verlasen und betrete das „gelobte“ Land.