Lufthansels neue Business auf der Strecke FRA-CAI...ein erster Erfahrungsbericht!
Mit dem Winterflugplan hat die Lufthansa eine neue Business Class auf die Strecke geschickt und heute (30.10.20011) durfte ich diese genießen. Im Übrigen soll diese Konfiguration auch im kommenden Sommer so eingesetzt werden. Dass heißt also bis mind. Ende Oktober 2012.
Und nun tauchen wir ein in das Universum der Finsternis - der Flug LH580 FRA-CAI. Ein neuer Meilenstein in der Reisekultur "brought to you by Lufthansa". Die Ingredienzien sind eine Schrottmühle vom Typ A321 ausgestattet mit der MQK. Analog zur AEK hat Lufthansa eine Innovation für die Business-Klasse auf der Strecke FRA-CAI-FRA eingeführt. Wie schon oben angedeutet, war dieses als Flugzeug bezeichnete Gerät mit der MQK, der Maximum Quäl Kabine, ausgerüstet. Welch Meilenstein in der Geschichte eines Premuim-Carriers ist diese Innovation? Habe ich von Premium-Carrier gesprochen? Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher? Hat mein Reisebüro versehentlich auf einem Low Cost Carrier gebucht? Eigentlich ist mein Reisebüro immer sehr zuverlässig. Auch in den Krisenzeiten hat es nur beim Lufthansakonzern gebucht, man ist schließlich loyal.
Sitze also auf 1D und bekomme nun zum x-ten Male eine Tasche oder manchmal auch einen Kleidersack ins Gesicht geprügelt. Denn es wälzt sich die Masse an ECO-Passagieren durch die Business mit Koffern, deren Maße teileweise das Doppelte des Zugelassenen aufweisen. Der linke Ellenbogen ist auch schon ganz blutig gescheuert, aber das Hemd am Ellenbogen zumindest noch nicht zerrissen. Nun also zum neuen Qualitätsideal der Lufthansa. Der Sitz ist durchgesessen, die Armlehnen hängen nach vorne runter. Garderobe für das Jackett - braucht kein Mensch, dies darf ja ruhig verknittert werden. Stauraum für Schuhe - was ist das? Fußraum - was für ein Fußraum? Dieser ist einfach nicht existent. Zurücklehnen ist heute auch nicht mehr en vogue! Wer braucht schon solche Gimmicks? Platz, Eleganz, Wohlfühlatmosphäre? Das war mal, heute bestimmt Massenhaltung die Aufteilung der Kabine. Während ich das schreibe, muss ich immer auf der Hut sein, dass mir ein Crew-Mitglied nicht den Ellenbogen zertrümmert, wenn es wieder einen dieser Servicewagen durch den Gang schiebt. Und dies passiert sehr häufig. Wie war das, zur Ruhe kommen und entspannt reisen. Das muss wohl in einem Paralleluniversum der Maßstab sein, nicht in der Gedankenwelt der Lufthansa. Wie Hohn klingen da die Worte des Kapitäns: "Machen Sie es sich gemütlich an Bord und genießen Sie den Flug mit uns". Wenn ich diese Aussage Revue passieren lasse, drängt sich mir der Gedanke auf, dass solch eine Aussage kein Mensch aus freien Stücken tätigen würde! Es muss hier doch wohl Gehirnwäsche oder eine andere Art der Konditionierung vorliegen.
Der Flug dauert nun knapp eine Stunde. Seit die Anschnallzeichen verloschen sind, ist noch keine Minute vergangen, in der nicht irgendjemand an meinem Platz vorbeigelaufen ist. Ein munteres Wechselspiel zwischen Crewmitgliedern und Passagieren mit Treffpunkt Bordtoilette. Zur Ruhe kommen? Ach lassen wir das, das hatten wir ja schon.
Passend zu der extravaganten Ausstattung der MQK gibt es auf Wunsch sogar eine Decke. Natürlich nicht die aus der Lufthansa Business des Paralleluniversums. Sondern kleine Fetzen Stoff, durch die man problemlos Zeitung lesen kann. Wärme spenden, Fehlanzeige. Es zieht ja auch nur bitterkalt an den Füßen. Aber das gehört natürlich zu einem extra ordinären Quälerlebnis dazu. Dafür zahlt der Otto-Normal-Flieger ja auch nur €2.695,- für den Roundtrip FRA-CAI-FRA. Verschweigen möchte ich natürlich auch nicht das Kissen in Briefmarkengröße, das auf Nachfrage gereicht wird. Passend zur Kissengröße ist der Tisch. Ein Ipad auf dem Tisch und damit ist der Platz auch komplett ausgefüllt. Ganz kurz kommen mir Phrasen auf der Lufthanse Webseite in den Sinn. Da wurde vom komfortablen Reisen in einem eleganten Ambiente erzählt - Mist, muss wieder im Paralleluniversum sein.
Nein, in diesem Hier und Jetzt bemüht sich die Crew nach Kräften mit der Situation umzugehen. Unglücklich schauend stellen Sie sich mit Todesverachtung der Situation. Nur was hilft es, wenn der Rahmen eine Ansammlung an Folterinstrumenten ist? Mist, jetzt ist mir fast der Fuß eingefroren. Ich muss dringend einige Schritte gehen, um den Kreislauf und die Blutzirkulation in den unteren Extremitäten wieder anzuregen. Aber wo, der Gang ist versperrt durch einen Servicewagen und auf der Seite zur Galley warten die Leute, um zu ihren Plätzen zurückkehren zu können. Somit keine Chance auf etwas Bewegung! Notiz an die Überlebenden solch eines Fluges: Thrombosespritze vor dem Flug setzen und Stützstrümpfe anziehen. Dann besteht wenigstens eine minimale Überlebenschance.
Wow, der erste Service. Speisekarte - Fehlanzeige! Champagner - Fehlanzeige, nur noch eine lauwarme Plöre an Schaumwein, auch Sekt genannt - ungenießbar! Weinauswahl - aber natürlich! Wählen Sie zwischen Rot und Weiß. Lassen Sie sich mit Gerichten renommierter Köche und mit erlesenen Weinen an Bord unserer Business Klasse verwöhnen. Stand so etwas nicht auf der Lufthansa Webseite? Ich vergaß, im Paralleluniversum. Mist, ich muss schnellsten das Beamen, gekoppelt mit einem Universumsübertritt erfinden, solange meine Füße nicht komplett abgestorben sind.
Ich muss nun Mal öfters nach Kairo, manchmal für eine Woche, manchmal für zwei Tage und manchmal auch nur für eine Besprechung. Auf so einem Flug konnte man dann auch mal noch die Besprechung vorbereiten, oder die Präsentation nochmals durchgehen. Sollte der Akku des Notebooks nicht ausreichend geladen sein, dann konnte man dieses an die Steckdose hängen. Bei MQK entfällt diese Möglichkeit! Ok, dann vertreibt man sich eben die Zeit mit einem Film. Habe ich Film gesagt? Aber auf welchem IFE? Sowas existiert nicht. Wozu auch, es ist doch viel beruhigender eine monotone graue Wand anzusehen. Was man da nicht alle entdecken kann: schwarze Striemen, Druckstellen und Dellen, Schmutz, Brösel und nicht zu vergessen Kaugummi. Hier fühle ich mich wohl, hier lasse ich mich nieder. Etwas anderes geht ja sowieso nicht mehr. Da ich an der Erfindung des Beamens samt Universumsübergang gescheitert bin, sitze ich hier mit eingefrorenen Füßen fest.
Schreck lass nach, nach bereits zwei Stunden naht Service Nr. 2. Speisekarte - Fehlanzeige. Weiße Tischdecke braucht heute sowieso niemand mehr. Salat ist aus dem Vokabular der Lufthansa gestrichen worden. Was bleibt? Fisch oder Fleisch? Ein Blick auf den Fisch und ich bin satt. Immerhin wurde das Essen noch auf Porzellan serviert. Eine Reminiszenz an die guten alten Zeiten? Vielmehr wohl ein Lapsus der Griffelspitzer. Höret zu, Ihr Herren der Zahlen - hier kann noch gespart werden. Was für ein Einsparpotential ist hier noch vorhanden! Wann führen Sie Plastikgeschirr und Plastikbesteck ein (Gewichtsreduktion, Waschen nicht notwendig, Günstiger in der Anschaffung, einfache Entsorgung). Also Ihr Herren der Zahlen, auf die Plätze, fertig los! Wer präsentiert seinem Vorgesetzen das höchste Einsparpotential? Bis das der Kunde merkt, ist man dann sowieso schon aufgrund des enormen positiven Beitrags zum Profit befördert worden. Sollten Kunden wegbleiben, dann ist das dann ein Problem des Nachfolgers.
Eigentlich habe ich jetzt keinen Lust mehr, denn irgendwelche Feedbacks bringen ja sowieso nichts. Eigentlich möchte ich nach dem ausgefallenen Mittagessen nur noch ruhen und etwas schlafen. Ich suche nach der Bedienung für die Fußstütze und die Sitzverstellung. Diese gab es ja aber nur in der Lufthansa Business Klasse des Paralleluniversums. Also sitze ich hier eingepfercht in diesem Foltergestühl und versuche krampfhaft meine Beine wiederzubeleben. Erinnert mich alles irgendwie an die Zeiten, als ich noch (Eco)no(my)-Klasse geflogen bin. Denn nichts anderes bieten Sie hier an. Willkommen in der Welt von ReiherAir und EasyJet. Mit diesem Produkt müssen Sie sich vor diesen Konkurrenten nicht mehr verstecken.
Die Leidtragenden neben den Passagieren sind die Crewmitglieder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Crewmitglied mit diesem Produkt identifizieren kann - höchsten es ist sadistisch veranlagt. Die Crew tut mir leid, da Sie diese Entscheidungen am grünen Tisch ausbaden muss. Die Crew hat meine Hochachtung, denn die muss dem Passagier in die Augen sehen. Die Entscheider verstecken sich feige hinter ihren Schreibtischen. Eine Frage, wieviele dieser hochbezahlten Herren haben dieses Produkt bereits genossen? Ich gehe davon aus, wenn überhaupt, dann liegt deren Anteil im Promille-Bereich.
Loayalität ist eine schöne Sache, aber keine Einbahnstraße. Es wird höchste Zeit, sich andere Fluglinien anzusehen und die Carrierwahl nur noch unter Kosten-/Nutzenaspekten zu treffen.
Angelehnt an die phänomenalen geistigen Ergüsse der geballten Lufthansa-Marketing-Intelligenz kann ich nicht umhin deren Phrasen eine weitere hinzuzufügen:
"Lust auf Qual - Ein Produkt von Lufthansa."