Hintergründe der Drei-Letter-Codes
Von AAL (Aalborg) bis ZRH (Zürich-Kloten) sind Flughäfen weltweit unter ihren Drei-Letter-Codes bekannt. Doch woher kommen sie und warum sind manche Codes leicht verständlich (wie FRA oder MUC) und andere schwer zu entschlüsseln (wie ORD für Chicago)?
Die Drei-Letter-Codes werden von der IATA (International Air Transportation Association), dem Dachverband der Fluggesellschaften, seit 1945 zur eindeutigen Kennzeichnung von Verkehrsflughäfen vergeben. Der IATA-Flughafencode ist eine Kombination von jeweils drei Buchstaben.
Oberstes Ziel der IATA ist es, alle Abfertigungsschritte bei der Beförderung von Passagieren und Fracht zu vereinheitlichen. Ein Beispiel für die Anwendung der Flughafencodes ist die Kennzeichnung des Gepäcks, das beim Check-in jeweils mit dem Code des Zielflughafens versehen wird.
Die Regeln zur Vergabe der Drei-Letter-Codes sind in der IATA-Richtlinie 763 festgelegt. Das Hauptziel ist, dass jeder Drei-Buchstaben-Code einzigartig und damit unverwechselbar ist.
Bewerber wie Flughäfen und andere Verkehrsknotenpunkte können ein Kürzel, das es noch nicht gibt, vorschlagen. Das sollen entweder die ersten drei Buchstaben des Ortsnamens sein, oder zumindest sollte der erste Buchstabe des Codes dem ersten Buchstaben des Ortsnamens entsprechen. Regierungen haben das Recht, auf die Kürzel einzuwirken. Davon macht zum Beispiel die US-amerikanische Luftaufsichtsbehörde FAA regen Gebrauch.
Die IATA gibt das offizielle Verzeichnis aller Drei-Letter-Codes, das „Airline Coding Directory“, zwei Mal im Jahr im Juni und Dezember heraus. Von den 17.576 rechnerisch möglichen Drei-Buchstaben-Codes (26 mal 26 mal 26) können ungefähr 15.000 verwendet werden, zurzeit existieren etwa 10.000. Der Rest ist zur besonderen Verwendung reserviert, das eingängigste Beispiel dafür ist SOS. Da die Kennungen langsam knapp werden, werden einer Stadt und ihrem Flughafen inzwischen oft derselbe Code zugewiesen, wenn es dort nur einen Flughafen gibt.
Drei-Buchstaben-Codes vergibt die IATA außerdem für Bahnhöfe und andere Verkehrsknotenpunkte oder Orte, die für Fluggesellschaften wichtig sind. Diese Orte beginnen normalerweise mit einem Q, X oder Z. So hat der Stuttgarter Hauptbahnhof beispielsweise das Kürzel ZWS und Seeheim, der Sitz des Lufthansa-Schulungszentrums, das Kürzel QSH.
Wenn eine Stadt mehr als einen Flughafen besitzt, hat jeder Flughafen seinen eigenen Code, und die Stadt kann entweder eine eigene Kennung oder einen der Flughafencodes verwenden. So steht PAR für Paris und CDG, LBG und ORY für die Flughäfen Roissy-Charles de Gaulle, Le Bourget und Orly. Die Namen oder Namenszusätze der Flughäfen stehen oft Pate für die Buchstabenfolgen, wie bei CDG für Charles de Gaulle oder JFK für den New Yorker John-F.-Kennedy-Airport.
Alles begann mit den Zwei-Letter-Codes
Die Ursprünge des Bezeichnungssystems reichen in die 1920er- und 30er-Jahre zurück, als einige Länder ihren Radio- und Wetterstationen Zwei-Letter-Codes zuwiesen. Manche Flughäfen übernahmen diese Zwei-Buchstaben-Kürzel. Gepäck und Fracht wurden damals normalerweise mit dem vollen Namen des Empfängers oder Reiseziels etikettiert. Als der Luftverkehr in den 30er-und 40er-Jahren rasant zunahm, wurden Kennungen für Flughäfen unabdingbar. Deshalb versuchte die IATA nach dem Zweiten Weltkrieg ein System zu etablieren, das die Abfertigung von Passagieren, Fracht und Gepäck vereinfachte und es den Fluggesellschaften und ihren Kunden leichter machte, Nachrichten über Fernschreiber zu übermitteln. So wurden die Drei-Letter-Codes geboren.
Um die Umstellung der Zwei- auf Drei-Letter-Codes zu erleichtern, hängten viele bestehende Flughäfen dem Code der Wetterstationen ein X an. Die Bezeichnung für Los Angeles wurde LAX, Portland PDX, Phoenix PHX und so weiter.
Ist doch logisch, oder?
Auf den ersten Blick scheinen viele Drei-Letter-Codes in Nordamerika unlogisch und schwer zu entschlüsseln. Andere Kennungen dagegen sind kinderleicht: ATL für Atlanta, BOS für Boston und MIA für Miami. Aber warum steht ORD für Chicago-O’Hare, IAD für Washington, MCO für Orlando und YVR für Vancouver? Der Grund ist meistens, dass die ersten drei Buchstaben des Namens bereits vergeben waren, als sich die Flughäfen um ihren Drei-Letter-Code bewarben oder der gewünschte Anfangsbuchstabe nicht gewählt werden durfte.
Bei der Umstellung von Zwei- auf Drei-Letter-Codes gab es nämlich bestimmte Restriktionen, von denen einige heute allerdings aufgehoben sind. So ließ sich die Navy den Anfangsbuchstaben N reservieren. Die Federal Communications Commission, eine US-Behörde, sah Codes mit W und K für Radiostationen vor. Z wurde zur besonderen Verwendung freigehalten.
Bestimmte Interessensgruppen setzten sich dafür ein, dass vor die kanadischen Zwei-Letter-Codes ein Y gesetzt wurde. So lassen sich YUL für Montreal-Dorval und YVR für Vancouver erklären. Die meisten kanadischen Flughäfen, die sich später um einen Drei-Letter-Code bewarben, folgten der freiwilligen Regel mit dem Y.
Als die Stadt von Chicago nach dem Zweiten Weltkrieg entschied, einen neuen Flughafen zu bauen, wählte sie dafür das Old Orchard Field, das zuvor eine Produktionsstätte für Flugzeuge beherbergte. Die ersten beiden und der letzte Buchstabe von Orchard ergaben die Kennung ORD. Der Flughafen wurde im Nachhinein nach einem Kriegshelden, dem US Navy-Piloten Butch O’Hare benannt, doch der ursprüngliche Code ORD blieb bestehen.
Dadurch, dass als Anfangsbuchstaben weder W noch N zur Verfügung standen, bekam der Flughafen Newark in New Jersey den Code EWR, Norfolk in Virginia ließ das N einfach aus und wurde ORF.
Einen bestehenden Code zu verändern ist theoretisch unmöglich, aber ab und zu gibt es doch Ausnahmen. Der erste nennenswerte Fall betraf Washingtons Flughafen Dulles.
Der nationale Flughafen von Washington, D.C. besitzt die Kennung DCA (District of Columbia Airport), denn das naheliegende W für Washington war für Radiostationen reserviert. Als 1962 der Großflughafen Washington Dulles dazukam, wurde dem neuen Flughafen zunächst das Kürzel DIA (Dulles International Airport) zugewiesen. Allerdings ergab sich daraus ein Problem: Denn wenn die Kennung eilig oder nachlässig mit der Hand auf einen Flugplan oder Gepäckanhänger geschrieben wurde, waren DCA und DIA nur allzu leicht zu verwechseln. Deshalb drehte die FAA den Code des neuen Flughafens in IAD um und führte die Regel ein, dass Kennzeichnungen für Orte, die weniger als 200 Seemeilen auseinander liegen, sich nicht ähneln dürfen.
Diese Regel wirkte sich auch auf den Flughafen in Orlando aus: Ursprünglich wurde vorgeschlagen, dass der Orlando International Airport mit OIA abgekürzt wird, doch der Internationale Flughafen von Miami (MIA) liegt geographisch zu nah an Orlando. Vor seiner Eröffnung für die zivile Luftfahrt war der Flughafen von Orlando ein Militärflugplatz mit Namen McCoy Air Force Base. Deshalb griffen die Namensgeber schließlich auf den ersten, dritten und vierten Buchstaben von McCoy zurück und vergaben den Code MCO.
So ließen sich noch viele ungewöhnliche Kodierungen nennen, und Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Die Suche nach der Herkunft der Drei-Letter-Codes gleicht einer spannenden Reise, die neben der Geschichte der Luftfahrt auch gesellschaftliche Ereignisse und lokale Besonderheiten widerspiegelt.