Das Bildungssystem, welches du aus Südafrika heraus vielleicht nicht unbedingt im Fokus hattest, ist ein guter Beweis dafür. Es wurde bereits vor vielen Jahren festgestellt, dass die dt. Hochschulqualität international nur mäßig ist und das Geld, das zu verbessern, nicht da ist. Also hat man Studiengebühren (niedrig im int. Vergleich) eingeführt, das Echo allerdings nicht lange ausgehalten. Nun haben wir mittelmäßige, aber kostenlose Hochschulen.
Nur zur Klarstellung: Ich bin Deutscher und lebe primär in Deutschland und zeitweise anderswo. Das Bildungssystem habe ich sehr wohl auf dem Zettel, zumal ich drei Kinder habe, die in diesem Bildungssystem stecken und ich ebenso mit den Hochschulen vertraut bin. Dass meine Kinder oder meine Studenten Studiengebühren zahlen, wäre mir sehr neu. Es gibt Semesterbeiträge für das Studentenwerk, aber keine Studiengebühren. Die Leistungen der Universität in meinem eigenen Fachbereich gehen weit über das hinaus, was ich aus meiner eigenen Studienzeit vor 35 Jahren kenne, insofern kann ich das Jammern nicht verstehen. Ich bin nun nicht in einem "modernen" Fach tätig, sondern in einem sehr klassischen Fach, was zu den ältesten Fachbereichen der Hochschulhistorie zählt. Im gesamten modernen Bereich haben wir viel Nachholbedarf. Es wäre daher wunderschön, wenn wir hochfinanzierte Hochschulen mit Studiengebühren hätten, aber wer soll die bezahlen? Soll Bildung wieder vom Elternhaus abhängen? Tut es ohnehin schon, aber mit Ausbildungskosten wie in den US ist der Hochschulzugang für 80% der Bevölkerung versperrt. Das wäre nicht mein Traum.
Aus den weiterführenden Schulen kommen Schüler, die kaum hochschulgeeignet sind. Das kannst du 1:1 durch viele Bereiche ziehen, Medizin usw.
Das halte ich nach meiner eigenen Lehrerfahrung für ein Gerücht. Die Studenten von heute sind weit internationaler, offener, technikaffiner und strebsamer als wir es vor 35 Jahren waren. Die Ausstattung der Unis ist besser und durch den Rückgang von Geburtenzahlen haben wir eine andere Ratio als damals. Könnte alles besser sein, klar...
Die Antwort auf deine Frage und meinen Lösungsansatz wäre also, Leistungen zurückzufahren. Da das nicht passieren wird, werden wir uns weiterhin gegenseitig vorgaukeln, in einem modernen Land zu leben mit toller staatl. Infrastruktur.
Guter Vorschlag für mich als Gutverdienender. Damit schließt Du aber die breite Masse aus, schürst soziale Unruhen und alles wird gut?
Mir als Gutverdienenden sind die sozialen Leistungen für mich persönlich recht gleichgültig. Mein jüngster Sohn ist, da er britisch ausgebildet wird, außerhalb des staatlichen Schulsystems. Mein Ältester studiert außerhalb von Deutschland, der mittlere geht auf ein deutsches Gymnasium. Die Unterschiede in der Ausbildung sehe ich sehrwohl, aber - mit Verlaub - alles ist im Preis-/ Leistungsverhältnis immer noch besser als anderswo.
Nur als Beispiel: Die allgemeinbildende Schule unseres Jüngsten kostet rd. 20.000 EUR im Jahr. Das kann kein Normalverdiener bezahlen, zeigt aber, was Schuldbildung kostet. die Leistungen sind toll, der Junge konnte mit sechs Jahren flüssig lesen und schreiben. Und das in Deutsch und Englisch. Die Lehrer / Schüler Ratio ist super, das Engagement der Schule echt gut. Aber halt auch teuer. Lass den deutschen Gymnasialplatz mal die Hälfte kosten, aber selbst das müsste von einer normalen Familie finanziert werden. Wie soll das, wenn Du Leistungen "zurückfährst", für ein Kind aus der Mittelschicht bezahlbar werden? Willst Du wieder Zustände wie im Deutschland in der Zeit vor der Aufklärung? Ich nicht. Und darum müssen diese Abgaben sein. Sie sichern den sozialen Frieden und die Chancengerechtigkeit. Man kann sicher im Detail manches anders machen, auch besser, aber das Grundgerüst ist m.E. sehr stimmig.
Ich bin nicht in der deutschen Krankenversicherung, der deutschen Rentenversicherung und der deutschen Arbeitslosenversicherung. Ich zahle nur reichlich hier Steuern. Und das ist gut so. Ich kann mir das Leben so gestalten, die breite Masse kann das nicht und ist auf die vorgenannten Leistungen angewiesen.
Die Diskussion darüber, ob man denn wirklich mit einem Schluckauf im Notarztwagen in die Klinik fahren muss, oder ob das Kapazitäten für die wegnimmt, die sie wirklich brauchen, geht ja in die richtige Richtung. Aber selbst dieses Beispiel zeigt ja, wie schwierig es ist, von der Vollkaskomentalität wegzukommen.
Einverstanden. Aber wer entscheidet, ob der Schluckauf ein Schluckauf oder was ernstes ist? Irgendein Rettungssanitäter am Telefon? Mein Vater ist umgekommen, weil ein praktischer Arzt am Telefon meinte, die Beschwerden eines alten Mannes seien altersbedingt und es läge am heißen Wetter. Sechs Stunden später lag der Mann mit Lungenembolie auf Intensiv im Koma.