Wie funktioniert im Hintergrund die Buchhaltung bei einem Meilenprogramm?
Glaube die Frage zielte eher auf die bilanzielle Erfassung im Hintergrund und damit die Vermögensposition bei Insolvenz von MM.
MM ist bilanziell in den Abschluss der LH einbezogen und darf (jedenfalls aktuell) darauf verzichten, einen eigenen Abschluss aufzustellen, da LH sich verpflichtet hat, Verbindlichkeiten des betreffenden Geschäftsjahres zu begleichen (siehe Bundesanzeiger i.V.m. § 264 III HGB).
LH wendet IFRS an. Gemäß IFRS 15 B.39 ff. sind Vorfälle im Kontext mit Kundenbindungsprogrammen, die dem Kunden die Option geben, Güter oder Dienstleistungen vergünstigt zu erwerben, grob gesagt wie folgt bilanziell zu erfassen:
1. Einzelveräußerungspreis der Option (Meilen) erfassen oder notfalls schätzen, die dem Kunden angeboten wird. Dabei wird berücksichtigt der Rabatt durch die Option (Meilen) im Vergleich zum regulären Kauf des Gutes oder der Dienstleistung (auch bei anderen Anbietern) und die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde die Option (Meilen) einlöst.
2. Erfassung dieses Betrags zunächst als Verbindlichkeit und erst dann als Umsatz, wenn die Option (Meilen) eingelöst wird oder verfällt
3. Erfassung des restlichen Betrages des ursprünglichen Geschäftsvorfalls (also Preis des ursprünglichen Tickets abzgl. Wert aus Nr. 2) zum früheren Zeitpunkt der Leistungserbringung.
Beispiel (nicht allgemeinverbindlich):
-Flug für 5.000€ bringt 55.000 Meilen.
-Davon kann sich der Kunde ein EW Meilenschnäppchen DUS-EWR besorgen, wenn er 100€ S&G zuzahlt.
-Auf dem freien Markt gäbe es ein vergleichbares Ticket für 1100€ zu kaufen.
-Rabatt, der durch die Meilen erzielt wird, liegt bei 1000€.
-75% aller Meilen werden eingelöst
-EVP der 55.000 Meilen = 1000x0,75 = 750€.
-Gesamtleistungen = 5.750€
-Anteil Flug = 5.000/5750 = 87%
-Anteil Meilen = 750/5750 = 13%
-Erfassung als Umsatz = 0,87*5000 = 4350€
-Erfassung als Verbindlichkeit = 650€
Sitzt Miles & More als Unternehmen auf einem Haufen Geld, das Airlines an das Unternehmen für Meilen bezahlt haben? Oder sind's nur Verpflichtungen von Airlines, eine bestimmte Anzahl von Meilen-Paxe zu befördern?
Auf wie viel Geld oder anderem Vermögen MM sitzt, lässt sich so genau nicht sagen, da LH für die Verbindlichkeiten gegenüber den Programmteilnehmern einsteht (so sie denn kann...).
Theoretisch sehe ich auch die Möglichkeit, dass MM selbst ständig in den Miesen wäre, wenn LH nicht immer auffüllen würde. MM bzw. LH muss nämlich die Meilen zum Einzelveräußerungspreis bilanzieren, obwohl die Erbringung vielleicht 0€ kostet, da der Kunde keinen Artikel aus dem Worldshop ordert, der vorher für z.B. 450€ eingekauft wurde, sondern vielleicht um einen Restplatz auf einem Flug, der 0€ gekostet hat, da er anderenfalls frei gewesen bliebe.
Insgesamt sehr spannendes Gebiet, vor allem da wir keine Bilanz von MM sehen. Vielleicht müsste man mal in die Bilanzen eines anderen Meilenprogramms schauen.