Bei den Apotheken kommen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen bewegen sie sich in einem im wesentlichen streng regulierten Markt. Das ist gut, wenn es um Abschottung geht, allerdings werden viele Faktoren eben extern kontrolliert. Dazu gehört der Lagerbestand (Apotheken müssen bestimmte Arzneimittel immer vorrätig haben), die Handelsspannen, die Lohnkosten, die Kunden (Rezepte müssen Apotheken einlösen, selbst wenn es sich nicht lohnt), etc. Gleichzeitig ist das Gesundheitswesen ein Markt, in dem die Allgemeinheit keine Marktmechanismen sehen möchte (Oma darf nicht sterben), gleichzeitig ist es aber trotzdem ein Markt. Der unterliegt aber der Sozialgesetzgebung, welche es beispielsweise der Krankenkasse ermöglicht, ein Medikament gar nicht zu bezahlen, wenn durch eine falsche Abgabe ein Schaden von 10 Cent entstanden ist (sogenannte Null-Retax). Neben dem Einkauf sind die Personalkosten einer der größten Kostenblöcke, und die steigen aktuell.
Dazu kommt, dass Apotheken immer von Kaufleuten betrieben werden müssen, nicht von juristischen Personen wie einer GmbH oder UG. Eine Apotheke kann also nicht insolvent werden ohne dass der Inhaber oder die Inhaberin Privatinsolvenz anmeldet. Das führt dazu, dass viel mehr Apotheken irgendwie weitermachen, solange sie mit ihrer Arbeitskraft das irgendwie kompensieren können. Das führt zwar zu einer größeren Zahl von Apotheken, die aber eigentlich nicht wirtschaftlich arbeiten.
Apotheken sind sehr stark von der Laufkundschaft abhängig, die normalerweise nicht spontan shoppt oder sich abends mal was leisten möchte. In die Apotheke gehst Du, weil Du was brauchst und an ihr vorbeigehst, weil Du gerade vom Arzt kommst und ein Rezept hast, oder weil Du Dich krank fühlst. Wenn auf dem Land also die Ärzte zumachen, müssen die Menschen in der Stadt zum Arzt und gehen dann auch oft in die Apotheke in der Stadt und nicht auf dem Land.
Aber natürlich tragen die Online-Anbieter auch dazu bei, und nicht nur die Online-Apotheken. Viele Artikel wie Vitamine, Tees, etc. hat man früher in der Apotheke gekauft, bestellt sie heute aber bei Amazon oder anderen Anbietern. Viele Informationen, die früher nur Apotheken hatten, gibt es heute halt im Internet für alle verfügbar. Dadurch gehst Du nicht mehr hin und nimmst auch nichts mit. Das ist ein langfristiger Trend. Anfang der 90er war es durchaus noch so, dass das mit den Apothekenpreisen seine Berechtigung hatte und eine Apotheke eine Lizenz zum Geld drucken war. Das Image sind sie halt nie losgeworden.
Die Skalierungseffekte sind halt gering. Als Online Apotheke kannst du im OTC-Bereich (rezeptfrei) gute Konditionen im Einkauf aushandeln, wenn Du sehr große Mengen abnimmst. Als Ladengeschäft fehlt das, da jede Apotheke nur maximal drei zusätzliche Filialen in der räumlichen Nähe haben darf.
Wie gesagt, es ist nicht so, dass es allen Apotheken schlecht geht. Am richtigen Ort ist es immer noch eine Goldgrube. Die Spreizung ist halt enorm groß. Das dürfte in der Gastronomie aber ähnlich sein.
Die Flächenrentabilität einer Apotheke ist hoch, weil Kunden in der Apotheke viele Waren nicht sehen und selber einpacken müssen, wie im Laden, und nicht lange bleiben (wie in der Gastronomie). Dadurch kann der Hauptteil des Angebots platzsparend im raumhohen Schiebern (dem Alphabet) oder in Lagerautomaten liegen. Die Angebote werden hauptsächlich am Kassenplatz platziert (wo Kunden oft etwas alleine warten dürfen und sich umschauen) oder eben in dem Bereich vor dem Kassenplatz, wenn es sich um eine Gegen mit hoher Laufkundschaft handelt (Einkaufszentren).