Kaufleute wollen nicht für die Karten zahlen
von Eugeniusz Twaróg vom 19.05.2020p
Die Handelsketten wollen im Namen kleiner Läden eine Absenkung der Gebühren aus Kartentransaktionen. Argumente? COVID-19
Noch vor wenigen Jahren waren die Aushänge in der Ladenvitrine: „wir nehmen keine Karten an“ oder „Karten ab 20 zł“ nichts außergewöhnliches. In den Zeiten der Epidemie erschienen neue Annoncen: „Zahlung nur mit Karte“. Kein Regierungsprogramm hat so viel für die Unterstützung von elektronischen Zahlungen getan, wie es der Coronavirus getan hat. In März, kurz nach der Verkündung des epidemisches Zustandes verkündet wurde, brachen die Leute zum Einkaufen auf, immer öfter zahlend mit Karte, die als hygienische Zahlungsart betrachtet wurde. Damit der Kunde nicht mal den Terminal anfassen musste, erhöhten die Banken im Eilverfahren den Limit der kontaktlosen Zahlungen, die keine PIN-Eingabe erforderten, bis auf 100 zł.
Erster Anlauf
Tag nach der Verkündung des pandemischen Zustandes in Polen meldeten sich Vertreter zwei großen Einzelhandelsketten beim Finanzministerium mit der Forderung der Senkung der Kosten der Bedienung der bargeldlosen Transaktionen. Der bargeldloser Zahlungsverkehr kostet, weil jemand den sicheren, zuverlässigen und sofortigen Datenfluss zwischen der Bank, wo der Nutzer einer Karte ein Konto hat, und dem Verkäufer, der die Zahlung erwartet, organisieren muss. In die Transaktion verwickelt ist die Bank, der Acquirer, wem der Zahlungsterminal gehört, sowie Kartenfirma – in Polen sind das Visa und Mastercard, Weltpotentaten (kleine Spieler zählen nicht), die das ganze System autorisieren. Jeder nimmt für sich eine Provision für die erfolgreiche Durchführung der Transaktion, diese bezahlt der Händler.
Das ist die sog. merchant service charge (MSC), also ein Kostenpaket einer Einzeltransaktion in einem Geschäft oder Dienstleistungsstelle. Die Höhe ist von der Größe des Merchants abhängig, die mit mit Kartenumsätzen gemessen wird. Die größere zahlen niedrigere MSC, kleinere eine höhere. Den größten Anteil der Gebühr des Merchants macht die Interchange Fee, die von Banken erhoben wird. Einen kleinen Prozent nimmt der Acquirer und Visa sowie Mastercard. In der Theorie sieht das recht transparent aus, aber ein Vermögen für jemand, der sich in der genauer Struktur der Kosten sich auskennt. Wenn es sich um interchange handelt, ist die Sache recht klar. In den Jahren 2014-15 gewannen die Organisationen, die die größte Ketten vereinigen, die schwierige Schlacht mit den Banken um die Senkung dieser Gebühr und sie wurde drastisch durch das Parlament, das durch PO-PSL kontrolliert wurde, von 1,5 Prozent auf 0,1-0,2 Prozent verringert. Der Schlag in die Einnahmen der Banken wurde in den Hunderten Millionen pro Jahr gerechnet. Fünf Jahre später beginnt die nächste Schlacht, diesmal um die Senkung der Einnahmen der Kartenfirmen.
Aus unseren Informationen folgt, dass es bisher zu zwei Gefechten um die MSC Senkung gekommen ist, wobei das erste hatte eher einen Erkundung durch Kampf Charakter hatte und war nicht besonders gut vorbereitet. Unseren Quellen zu Folge kamen große Einzelhandelsketten, hauptsächlich Lidl und Kaufland, mit der Initiative des Schnitts der Kartenprovisionen. Sie wandten sich an das Finanzministerium mit der Forderung eines Eingriffs des Regulierers in die Höhe von MSC in Verbindung mit den hohen Kartenumsätzen, die überdurchschnittliche Einnahmen der Firmen generieren, die die Karten herausgeben, die gemäß der Regel der sozialer Solidarität in der Krisenzeit, den Teil des Gewinns teilen sollten. Die Initiative ist auf fruchtbaren Boden gefallen, weil es nicht so viele Beamte im Land gibt, die so engagiert in die Entwicklung des Marktes der elektronischen Zahlungen wie Tadeusz Kościński sind, der Finanzminister, der von seiner harter Stellung gegenüber Kartenfirmen bekannt ist. Der erste Anlauf zum Thema beendete sich jedoch mit Fiasko. Die Senkung der Transaktionskosten zwecks Unterstützung ausländischer (deutscher) Ketten ist ein wenig politisches Schritt. Es hat sich auch herausgestellt, dass in der Zeit der Epidemie nicht nur die Kartenumsätze stiegen, sondern auch die Preise. Das Amt des Schutzes des Wettbewerbs und Verbraucher befasst sich mit den Preiserhöhungen im Handel.
Zweiter Anlauf
Der zweite Anlauf zum MSC wurde besser durch die Kaufleute vorbereitet und die Bemühungen um Kostensenkung finden im Namen der Unterstützung des kleinen Unternehmertums statt.
- Aus dem Sicht der Unternehmer ist die Haltung der Finanzmitteln für die Aufwendungen, die mit der Bekämpfung der Verbreitung des SARS-CoV-2 Virus sowie Erhalt der Arbeitsplätze verbunden sind, sehr wichtig – sagt Renata Juszkiewicz, die Vorsitzende Polnischer Organisation des Handels und der Distribution (POHiD).
Sie erklärt, dass die hohe Dynamik der Kartentransaktionen in der Zeit der Epidemie gestattete die Erreichung der Ziele, die durch die Kartenorganisationen festgelegt wurden, wenn es um die Verbreitung von bargeldlosen Zahlungen geht. Sie gibt drei Gründe an, warum die Gebühren niedriger sein sollten. Erstes – bargeldlose Zahlungen machen schon 95 Prozent des Zahlungsmarktes aus. Zweites – Visa und Mastercard kassieren ca. 600 Mio. zł (meine Anmerkung: ca. 133 Mio. € nach aktuellem Kurs) aus Systemgebühren. Gelder, die aus Polen auslaufen, tragen nicht zum Marktwachstum bei. Und drittes – Kartenfirmen engagieren sich nicht ausreichend in Projekte mit dem Ziel der epidemischer Sicherheit des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.
- Die Popularität der bargeldloser Zahlungen wurde durch die Zusammenarbeit aller Marktteilnehmer und der Unterstützung der öffentlicher Verwaltung erreicht, was bedeutet, dass die durch Visa und Mastercard erhobene Systemgebühren auf aktuellem Niveau unbegründet und entschieden überproportional sind. Es muss betont werden, dass die Hauptbegründung für die Erhebung und die Höhe der Systemgebühren durch Visa und Mastercard ist die Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs – stellt die Vorsitzende Renata Juszkiewicz fest.
Harte Nuss
POHiD antwortete auf unsere Frage nicht, um wie viel fordert sie den MSC zu senken. Unsere Gesprächspartner sagen inoffiziell, dass jede Bewegung nach unten begrüßt wird. Obwohl vereinigt POHiD hauptsächlich große Ketten, führt sie den Kampf mit MSC unter dem Schild des Schutzes des kleinen Unternehmertums, z. B. Franchisenehmer von Żabka (meine Anmerkung: vergleichbar mit Spar, nur viel verbreiteter). Unseren Informationen zufolge nehmen die Kaufleute den Kontakt nicht nur zum Finanzministerium auf, sondern sie haben sich schon mit dem Beauftragten der kleinen und mittel Unternehmen. Das ist ein geschickter Schachzug, weil anders ein Kampf der großen internationalen Handelsketten mit internationalen Kartenfirmen aussieht, und anders wenn kleiner polnischer Einzelhändler ums Überleben kämpft. Das Finanzministerium hat eine harte Nuss zu knacken.
Der Minister Tadeusz Kościński braucht sehr ein positives PR, weil das durch ihn geleitete Ministerium auf ein Abstellgleis im Laufe des Kampfs mit Coronavirus gestellt wurde. Hier führt das Wirtschaftsministerium und Polnischer Entwicklungsfond. Die Ermäßigung für die Händler im Form der Absenkung von MSC könnte sich in den Medien gut verkaufen. Schon deshalb, weil eher niemand Visa und Mastercard nachtrauern. Das Problem ist jedoch, dass die Kampagne gegen MSC auf schwachen Argumenten basiert ist. POHiD behauptet, dass die Steigerung der Umsätze in der Zeit der Epidemie die Erreichung der Ziele der Anteile der Kartentransaktionen im Gesamtumsatz ermöglicht hat, es ist jedoch nicht klar, wie dauerhaft dieses Phänomen ist.
Aus unseren Informationen folgt, dass in März die Dynamiken der Kartenzahlungen tatsächlich sehr hoch waren und es kam sogar vor, dass es mehr solcher Transaktionen als Bargeldzahlungen gab, jedoch in April ist, wie Acquirer behaupten, ein radikales Rückgang eingetreten. Die Marktanalytiker sind der Meinung, dass COVID-19 auf das Zahlungsverhalten Einfluss nehmen wird, aber es ist zu früh zu beurteilen, wie stark die Karten davon profitieren werden. POHiD irrt sich, mit der Behauptung, dass die Sättigung mit Kartentransaktionen 95 Prozent beträgt. Laut Nationalbank Polens (meine Anmerkung: polnische Zentralbank) bezahlen die Polen weiterhin einen Löwenanteil (80 Prozent) ihrer Einkäufe bar. POHiD meint wahrscheinlich den Anteil der kontaktlosen Zahlungen im gesamten Kartenumsatz. Darüber hinaus, selbst wenn die Kartenzahlungen nimmt zu, fällt Polen bei der Sättigung des Markts mit Terminals im Vergleich zum europäischen Durchschnitt auf. Bei uns gibt es 24 Terminals pro 1 Tsd. Einwohner, in der EU – 27 (Schätzwert Ende 2019). Noch vor zwei Jahren gab es noch 16 von diesen auf dem nationalen Markt, während in Europa 26. Hier kommen wir zu wichtigster Frage: bemerkbares Wachstum der Zahl der Terminals von 632 Tsd. 2017 auf 906 Tsd. 2019 ist in hohem Maße ein Verdienst der Bargeldloses Polen Stiftung, die die Installation der Terminals im Handel bezuschusst.
Der Taufpate der Unternehmung ist Tadeusz Kościński, der als Vizeminister der Entwicklung zur Koalition der Banken, Acquirer sowie Visa und Mastercard zwecks Finanzierung der Kampagne der beschleunigter Terminalisierung des Landes geführt hat. Es wurden 600 Mio. zł (ca. 133 Mio. €) eingesammelt, wovon die Hälfte von Visa und Mastercard getragen wird. Der Patent mit privater Stiftung weckte die Interesse bei den Tschechen und Slowaken, um einen Vortrag bat die Europäische Kommission. Ein vergleichbares Vorhaben ist auf der Welt schwer zu finden. Die Verteilung der Terminals geht ganz gut auch in der Zeit der Pandemie. Im März trafen bei den Empfängern 7 Tsd. Geräten ein, ungefähr genauso viel in April. Es sind weniger als 10 Tsd. Pro Monat, die für diesen Jahr geschätzt wurden, aber dieses ist ein besonderes.
- Der Kartenmarkt ist zum Opfer eigenes Erfolgs gefallen. Die hohe Dynamik der elektronischen Zahlungen ist u. a. das Ergebnis einer hoher Sättigung des Markts mit Zahlungskarten sowie einem schnellem Zuwachs der Netze der Terminals. Alles lässt sich zum COVID-19 einordnen, aber der Eingriff in System der Gebühren jetzt, in der Zeit der Krise, ohne entsprechenden Daten, kann den gesamten Konsens gefährden, der während der Gründung der Stiftung herausgearbeitet wurde. Es ist der Finanzmarkt und nicht die Handelsketten, der die Kosten der Terminalinstallationen in den Geschäften trägt. - sagt ein Vertreter des Kartenmarkts.
Die MSC Gebühren in Polen gehören zu den niedrigeren in Europa. Gerade in wenigen Ländern sind sie niedriger: in Frankreich, Spanien, Litauen und Finland. Die Diskussionen über die Höhe von MSC werden in der EU geführt. Die Europäische Kommission beendet die Überprüfung des Einflusses der Senkung von Interchange, die 2013 vorgeschlagen wurde. Nächstes Jahr werden weitere Entscheidungen zu Kartengebühren erwartet.
51,9 Prozent – dieses Anteil an Kartentransaktionen machen die Bargeldauszahlungen am Automaten aus. Die Polen verwenden weiterhin die Karten am öftesten zur Bargeldabhebung.