Technikelse, Dein Post ist sowas von exzellent geeignet die "Fehler" in der Marktpreisbildung für unselbständige Arbeit in Deutschland herzuleiten - ich bin begeistert!
(...) Ich zahle meiner Putzhilfe(...) freiwillig deutlich mehr als sie gefordert hat. (...)
Ein Phänomen dass auch ich, und zwar fast in jeder Beschäftigungsstufe / Lohnklasse beobachte.
Ein deutliches Anzeichen dafür dass der monetäre Ausgleich, der in einem funktionierenden Markt für Angebot und Nachfrage gelten muss, nicht funktioniert.
Eine freiwilliges Premium darf es schlicht nicht geben. Es ist ein deutliches Anzeichen für einen unvollkommenen Markt.
Würdest Du schreiben: Meine Putzfee kommt mich in der Bodenstedt Strasse nur noch besuchen, wenn ich 30 Euro pro Stunde zahle - das sind mindestens 10 - 15 % mehr als mir die Arbeit eigentlich wert ist - aber ich habe Angst dass ich keinen halbsoguten Ersatz finden werde, und außerdem habe ich die Hoffnung ob des guten Lohns nicht auch noch beklaut zu werden...
Das wäre eine Aussage die auf einen echten Marktplatz hindeutet.
Weil Du es Dir leisten kannst. Und wenn Du ehrlich bist (wovon ich natuerlich ausgehe), dann weisst Du dass Du auch nochmal 20 - 25 % Prozent drauflegen koenntest, ohne dass Du dir einen Spielbankbesuch verkneifen muesstest.
Ich finde mich regelmaessig in exakt der gleichen Lage wie Du wieder: Und ich verfluche mich, wenn ich aus dem "Gewähr eines Premiums" auch nur den Anflug einer Befriedigung empfinde.
Ich verfluche mich weil:
a) ich mich schlecht selbst belügen kann, insofern als dass ich "Grosszuegigkeit" empfinde, an einer Stelle an der ich tatsächlich weit in meiner Komfortzone (Preisbereitschaft) bin.
b) ich dem "Vertragspartner" damit durch die Blume sage: "ich kaufe Dich - - weil Du selbst zu doof bist dich richtig zu verkaufen / anzubieten"
c) mein "gut gemeintes" Premium in Wirklichkeit exakt das Gegenteil von dem bewirkt was ich mir INSTÄNDIG seit Jahren wünsche: Ich wünsche mir Verhandlungspartner die a) wissen was sie brauchen b) was sie extra haben wollen für das extra was ich von ihnen will und ich c) Verlässlichkeit brauche dass man "gemeinsam" ein Ziel verfolgt - und zwar nachhaltig...
Neben der fachlichen Qualifikation ist eines meiner groessten Problem bei der Personalauswahl, dass ich regelmaessig nicht das Gefühl habe dass der Bewerber wirklich "hart" um ein Paket verhandelt, dass ihm auch nachhaltig hilft und seinen Vorstellungen entspricht.
Ganz übel wird das wenn ich Bewerber habe, die von anderen Arbeitgebern kommen, wo ich weiss wie übel die Umstände dort sind...und der Bewerber "alles" hergeben würde nur um zu wechseln. Bewerbungen von jungen Müttern (Teilzeit) genau das Gleiche: Da sind mutmaßlich fähige Frauen dabei die sich für 1200 Euro brutto - bei 30 Stunden "herschenken" würden...
(...) Weil ich ihr vertraue und ich möchte dass die bleibt.(...)
Vorallem möchtest Du dass sie bleibt. Und Du erkaufst Dir die Loyalität über das sog. Premium... Viel besser wäre es eben "dem empfundenen Wert" der Arbeit zu bezahlen - wenn Sie sie gut ist, wie Du schreibst dann dürfte der Preis hoch sein!
Echte Loyalität kann man sich niemals kaufen imho - sie bekommt man durch eine persönliche Beziehung und
ECHTE persönliche
(...) Wertschätzung (...)
* Wer aus meinen verschwurbelten Zeilen einen Antrag für Mindestlohn herleitet, der sollte nochmal "scharf" nachdenken Ich bin ein absoluter GEGNER des Mindestlohns. Dafür aber Verfechter der Transparenz des Unternehmensgewinns (was immer das ist) zumindest unter den Angestellten / Mitarbeitern...