Der Flugplan ist für Deutsche ja einigermaßen gut und darauf kann man sicher aufbauen.
Jein. Allerdings gibt es ja nicht annäherd "den Deutschen". Ein Urlauber und ein Geschäftsmann haben halt völlig andere Anforderungen an den Flugplan.
Tendentiell stehe ich als Geschäftsreisender immer eher auf dem Standpunkt, dass man mit einer Airline fliegen sollte, die Ihre Basis (oder einen großen Hub) am
Zielflughafen hat.
Warum? Nun, ein Flugzeug das in der Fremde ankommt fliegt für gewöhnlich bald wieder zurück, es verdient ja sonst kein Geld. Das heisst, dass der Flug mit dem man früh genug am Ziel ankommt um ins Meeting zu kommen, zwangsweise zu früh wieder abfliegt um ihn nach dem Meeting noch zu erreichen. Und selbst wenn man sich eine Nacht Ruhe vor dem Meeting gönnt, will man ja früh genug ankommen, um noch in Ruhe zu Abend zu essen, also mit Immigration und Transport vor Ort sagen wir mal um 16:00. Dann aber fliegt der Flieger gegen 18:00 wieder, zu früh um ihn für die Rückreise nach dem Meeting zu erreichen. Aus dem Grund fliege ich z.B. FRA-EWR in der Regel mit Codeshare, hin mit LH und zurück mit United. Denn der United Flieger ist
nicht der, der 5 Stunden früher aus FRA angekommen ist, sondern ein anderer aus der United Flotte, man profitiert davon, dass United in EWR einen großen Hub hat. Bei PHL ist es AA, bei denen es sehr bequem war (die FRA Route wurde eingestellt...).
Von daher ist es für mich "als Deutscher" in der Praxis gar nicht hilfreich, gerade eine deutsche Airline zu benutzen. Zum Glück war LH aber clever genug, den eigenen Flugplan mit reichlich Codeshareoptionen zu ergänzen, z.B. mit United. Leider ist das Produkt das dabei herauskommt inkonsistent, z.B. was Zugang zu den Lounge oder das Reservieren von Sitzplätzen angeht. Das ist schade, da könnte man sicher noch viel tun. Auch was AiRail/EpressRail angeht (z.B. in Kombination mit Codeshareflügen...). Es braucht wirklich nicht mehr viel, um den LH Flugplan insgesamt sehr gut zu machen.
Die Frage ist nur, wie viel vom alten Flugplan und wie viel von den Allianzen nach Corona noch bleiben wird... Man braucht vermutlich nur 20% Flüge aus dem Plan zu streichen um 40% der Routen nicht mehr bedienen zu können. Die Anschlüsse müssen einfach passen, niemand hat Lust in 45 Minuten in FRA Domestic auf International im Laufschritt umzusteigen oder 6 Stunden in der Lounge zu sitzen.
Meiner Meinung nach sollte LH wieder mehr ein klassisches Produkt anbieten, mit Gepäck, Getränk und ein paar Mindeststandards.
Oder gleich konsequent anderstherum. Ich mache viele Business Nachtflüge, in denen ich null Catering und IFE in Anspruch nehme. Das Amnesty Kid bleibt sowieso im Flieger, wenn es nicht gerade ein praktisches Rimowa-Etui hat. Business Light wäre dann durchaus eine Option.
Das Problem bei all den "Baukastentarifen" ist, dass der Preisnachlass den man realistisch für das Weglassen bestimmter Leistungen gewähren kann, keinen hinter dem Ofen hervorlockt. Wenn Business Light €7155 statt €7188 kostet, nur ohne Catering, dann wird sich jeder sagen, komm, die 0.4% extra zahlst du auch noch. Sobald man anfängt Preise und Kosten komplett zu entkoppeln, kommt nur Unsinn dabei raus. Denn natürlich kapiert auch der Kunde sehr schnell, welcher Aufpreis sein Geld wert ist, und welcher nicht. Und Kundenzufriedenheit erzeugt man so auch nicht.