Dassder Kunde bei der Hansa viel zufriedener ist als bei Ryanair, zeigt sich doch beim viel höheren NPS.
Wieder einmal ein klassisches Beispiel von gefühlter Wahrheit und der Realität.
Die Relevanz bestimmter Marketinanalysekriterien ist absolut subjektiv, und hat mit Realität ziemlich wenig zu tun. Marketing ist keine exakte Wissenschaft die Fakten und Naturgesetze beschreibt, sondern eine an einem subjektiven Ziel orientierte Analyse einer menschgemachten aktuellen Situation, beides ändert sich im Gegensatz zu Naturgesetzen ständig. Was heute 100% richtig ist, galt früher als grundfalsch, und wird auch in Zukunft irgendwann wieder als falsch gelten.
Auf Kundenbefragung basierende Zahlen sind 100% subjektiv. (nichts destoweniger eine Realität zu dieser Zeit)
Die tatsächliche Entwicklung der Passagierzahlen ist viel weniger "gefühlt" als ein NPS. Und spricht eine eindeutige Sprache.
Zudem man sich noch fragen muss, ob man Kundenzufriedenheit nicht auch in Relation zum Preis sehen muss, wer bewusst ein billiges Produkt wält, weiss bereits dass er davon nicht begeistert sein wird. Wer ein teures Produkt wählt, hat auch höhere Ansprüche.
Die Aussage "für den Preis war es absolut OK" und "ich würde es jederzeit wieder machen" sind absolut unabhängig. Du kannst sehr wohl sagen, "Für den Preis war es absolut OK, aber nächstes mal leiste ich mir was besseres"
Nur weil ich heute etwas OK finde, heisst ja nicht, dass ich es noch vor ein paar Jahren für völlig unakzeptabel gehalten hätte. Man muss seine Ansprüche aber nun mal an das Angebot anpassen.
Zufriedene LH Kunden haben sich u.U. auch nur längst in ihr Schicksal gefügt. Gemäß dem alten DDR Motto "Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit".
Und natürlich haben viele überhaupt keine Vergleichsmöglichkeiten. Ich habe vor ein paar Jahren mal gelesen: 60% der Deutschen mögen keine Oliven. 80% davon, haben noch nie welche probiert...
Ich habe Ryanair und generell LCCs aus ethischen Gründen (Arbeitnehmerrechte, Lohndumping, Subventionen etc.) immer gemieden und meide sie auch weiterhin weitestgehend. Privat habe ich sie noch nie benutzt.
Ich muss trotzdem zugeben, für den Preis ist das Produkt (bzw. die Dienstleistung) absolut OK, stellenweise überlegen. Wer preissensibel und unethisch ist, dem kann ich Ryanair selbstverständlich empfehlen. Vom Bordessen allerdings würde ich abraten... Einem Diestreisendem mit unbeschränkten Budget würde ich nie Ryanair empfehlen.
Diese Aussage ist daher kein objektiver Vergleich von Lufthansa und Ryanair.
Trotzdem muss sich eine Airline den Vergleich gefallen lassen, wenn sie ihr Produkt mehr und mehr angleicht. Und includiertes Essen war nun mal ein Unterscheidungsmermal der Premiumairlines.
Ganz spezifisch und völlig subjektiv muss ich für mich sagen, auf vielen Langstreckenflügen verzichte ich inzwischen komplett auf das Catering (Essen
und Getränke!), teilweise weil ich die Qualität einfach unterirdisch und das Angebot zu meinen Bdeürfnissen inkompatibel finde, zum anderen weil ich gerne Nachtflüge nehmem und während ich schlafe brauche ich natürlich kein Catering. Während ich schlafe, kann ich nicht mal trinken... Und bei Tagflügen brauche ich definitiv auf den Zubringerflügen nichts, obwohl die dann Business Class sind und für mich natürlich sogar relativ teures Essen geladen wurde, das komplett in die Tonne geht. Denn da habe ich ja Lounge und "richtiges" Essen auf den Langstreckenflügen.
Andererseits esse ich auf Kurzstreckenflügen sehr gern etwas, weil diese meistens zu Eintagesreisen gehören auf denen ich deutlich vor der Frühstückszeit aufbreche, deutlich nach der Abendessenzeit zurückkomme, am Flughafen sehr wenig Zeit verbringe und dazuwischen arbeite, nicht esse. Früh morgens ist am Flughafen noch alles zu, spät abends auch oder zumindest das Angebot schon extrem geplündert. Von daher ist an so Tagen die Bordverpflegung oft meine einzige Verpflegung. Ich hatte schon Tage, mit BoB Flügen, an denen ich nichts gegessen habe, da auf beiden Flügen das Angebot nicht für die ganze Kabine gereicht hat, und ich ungünstig saß. Das finde ich extrem doof. Gäbe es eine Airline die mir für eine vernünftige Preisdifferenz (entweder als Aufpreis oder als Differenz der Inclusivpreise)
verlässlich morgens ein Frühstück (z.B. ein frisches Brötchen und ein Kaffee) und abends eine Mahlzeit (z.B. ein hinreichend dimensioniertes gutes Sandwich oder Wrap und ein Glas Sprudelwasser) anbietet, würde ich die bewusst wählen. Und es muss wirklich frisch und qualitativ hochwertig sein, braucht aber garantiert keinen Markennamen. LH bietet mir genau das Gegenteil. Gemäß den hier schon diskutierten Aussagen von Austrian wird man BoB untercatern, man wird auf kurzen Flügen nicht die volle Kabine bedienen können, man serviert Stunden alte Produkte mit Markennamen und der ganze Servierprozess zieht sich hin und macht unnötigen Bezahlaufwand.
Bei der europäischen Leisurekundschaft sieht das natürlich absolut anders aus, deren Bedürfnisse mag das neue Konzept sehr viel mehr treffen. Aber welche Kunden will LH? Die Geschäfts-/Vielflieger mit den teuren Tickets die jedes Jahr wieder einen satt funfstelligen Betrag in Flüge investieren, oder die Ballermanntouristen die nur nach Preis buchen, einen mit Müh´ und Not dreistelligen Betrag im Jahr ausgeben und null Kundentreue haben? Und ausgerechnet für die soll die "Speisekarte" gemacht sein?
Vielleicht solltest du dich einfach mit dem Gedanken anfreunden, dass das Flugzeuge vor allem ein Transportmittel sind.
Um daran nochmal anzuknüpfen...
Vielleicht sollten die Airlines sich mal wider mit dem Gedanken anfreunden, dass sie vor allem Verkehrsinfrastruktur sind.
Ihr Flugangebot A nach B sollte so bepreist sein, dass sie damit solide Gewinne machen, das Catering wird als Marketinginstrument als Bonbon oben draufgepackt, um Kundenzufriedenheit und Unterscheidbarkeit/Wiedererkennungswert zu generieren.
Stattdessen verramschen die Airlines Tickets auf Teufel komm raus unterhalb der Fixkosten (auch an Kunden mit signifikant höherer Zahlungsbereitschaft, die dann kopfschüttelnd Danke sagen), und produzieren die Erlöse dann aus der Lizenzvergabe an externe BoB Provider und der Vermietung von Werbeflächen auf der Serviette oder in der Speisekarte.