Ich habe mal ein paar Jahre in Indien gelebt und ziehe da so einige Analogien, warum mir das Schicksal der Lufthansa am Popöchen vorbeigeht.
Von Delhi nach Goa, Bangkok und Dubai sind es jeweils drei Stunden. Nach Norden ist nicht so attraktiv.
Indien von Nord nach Süd kannst Du mit Stockholm-Rom vergleichen. Also europäische Strecken.
Und der nationale Champion der Inder? Dagegen ist Alitalia ist hochprofitabel.
Stört nur keinen, denn für den innenindischen Verkehr gibt es mindestens Indigo, Spicejet, Air Asia. Für alles raus aus Indien im Dreistundenradius die internationalen Mitspieler.
Für Inder gibt es abseits des nicht besonders prominent vertretenen nationalen Champions sehr viele Arbeitsplätze bei den internationalen Carriern. Nach ortsüblichen Lohnbedingungen, die nun tatsächlich von europäischen bzw. deutschen Normen abweichen.
Zurück zum Standort Deutschland. Was ist der eigentlich? Bisher nur FRA und MUC, für den Urlaub noch DUS, danach nichts systemrelevantes.
IAG geht es nicht gut, AF und KL brauchen auch neuen Zaubertrank. Die Amerikaner sind gerade mit sich selbst beschäftigt, in der Wüste ist keine Oase in Sicht. Es geht allen schlecht.
Die Regierungen versuchen mehr oder weniger, in der Champions League der nationalen Champions finanziell eine gute Ausgangslage zu schaffen. Da aber gerade Öl verschenkt wird, ist die Wüste gerade nicht besonders solvent. IAG und AF/ KL werden einen so hohen Finanzierungsbedarf haben, dass die Regierungen nicht mehr mitziehen können. LH und die unglaublich hohen 10 Mrd. sind auch nur der akute Bedarf.
Nach Corona wird sich der weltweite Flugmarkt neu sortieren. Europa wird wie bisher *nicht* das Epizentrum des Luftverkehrs sein. Aber der europäische Luftverkehr braucht zur Konsolidierung nicht unbedingt eine Lufthansa. Oder BA, IB, KL, AF. Es wird sich neu sortieren.
70.000 hochqualifizierte LH-Beschäftigte dürften wenig Probleme haben, einen neuen Arbeitgeber zu finden.
Vielleicht bin ich zu pessimistisch: Ich glaube aber, dass wir nicht am Ende der Pandemie stehen, sondern gerade einmal 10 km in diesem Marathon gelaufen sind.
Ein Seitenhieb auf den von mir mit dem Attribut "geistiger Dünnschiss" belegten Beitrag eines Mitinsassen: Armin Laschet mit seinen Lockerungsphantasien fern jeder Sachkenntnis (Empfehlung: Anne Will am letzten Sonntag) ist geistiger Pate der zweiten Welle, die eine reale Gefahr ist.