Passt nicht ganz hier rein, aber trotzdem...
Neulich in Pristina:
Auf der Suche nach einem public viewing für das WM-Spiel um Platz 3 schlendere ich durch die Stadt. Weit und breit keine große Leinwand zu sehen, nur ein Bistros etc. mit kleinem Bildschirm und ohne echtes "Fußballpublikum". In der Fußgängerzone höre ich dann irgendwann Deutsch. 3 junge Männer in meinem Alter unterhalten sich. Ich frage sie, ob es ein public viewing in Pristina gäbe. Sie sagten sie wüssten es nicht, aber sie wollten mit mir rumlaufen und mal gucken (einfach nur rumlaufen ist dort ja eh normal). Irgendwann hatte ich sie dann am Hacken. Eigentlich nette Jungs, aber ihre Sprache war mir etwas zu derbe (zumindest von 2, der 3. war wirklich nett). Waren alle nach dem Kosovo-Krieg in Deutschland und wurden vor ein paar Jahren abgeschoben, arbeiten jetzt im Callcenter als "Börsenmakler". Einer der drei machte wohl auch in Drogen, er hätte gerade "Stoff" geliefert und warte nun auf seine 700 €. Ein riesen Batzen für die Leute da. Alarmglocken schrillten. Mir etwas mulmig zumute gingen wir weiter, zum Glück Richtung meiner Bleibe. Auf dem Weg dorthin luden sie mich nach Prizren und sonstwo hin ein, weil sie dort her kämen, wenn ich Probleme hätte, sollte ich mich melden, sie würden alles regeln können. Nach 2 unterhaltsamen, interessanten aber auch leicht unbehaglichen Stunden waren wir am Hostel und sie wollten meine Nummer haben, weil ich so ein guter Typ wäre, weil wer macht schon Urlaub im Kosovo?! Nach etwas hin und her - ich war da absolut nicht scharf drauf und gab ihnen erst eine falsche Nummer - hatte der Vernünftige die richtige. Dann kommts: Einer fragt, ob ich ihnen Geld für Essen und Bustickets leihen würde. Sie würden es morgen Abend zurückbringen. Es geht um den Wahnsinns Betrag von 10 Euro. Da ich nach 10 min Appellen an meine Menschlichkeit die nur noch loswerden wollte, mir der Vernünftige mittlerweile seine Uhr als Pfand anbot, stimmte ich zu. Am nächsten Tag kommt niemand zum Hostel um das Geld abzugeben. Ich rufe an: Ja, wir sind in XXX, Baustelle auf der Strecke, IFta-Essen, heute fährt keiner mehr. Morgen dann. Sie würden mich anrufen. Auch der Tag verstreicht ohne dass sie sich melden. Wieder muss ich anrufen. Morgen in der Mittagspause kommen sie vorbei. Im Hostel laufen Wetten, ob ich das Geld wiedersehe. Darum geht es mir eigentlich gar nicht. Ich hasse es nur wie die Pest, wenn ich belogen werde und wohlwollende Menschen ausgenutzt werden. Aber sieh da: Am nächsten Tag kommen die drei pünktlich und drücken mir das Geld in die Hand. Faith in humanity und in meine Menschenkenntnis wieder hergestellt. Ironie der Geschichte: Die Handyrechnung für die max. 5 Minuten am Telefon schlugen mit etwa 13 € zu buche...