Retro Tripreport Concorde: Fortsetzung 7
Im Jahr 2002 nahmen die Berichte über die Unwirtschaftlichkeit der Concorde und ihre geringe Auslastung zu. Nach dem Neustart blieben die Passagierzahlen niedrig. Der Unfall von Paris zeigte Wirkung, viele der Regular Flyer aus dem Big Business waren in den Twintowers gestorben. Concorde hatte es schwer. Meine Leben drehte sich weiter.
Ohne dass ich noch die Details weiß, drohten mein Status und meine Meilen bei BA zu verfallen. Statt sie zu verballern also noch einmal Concorde. Wie ihr an dem Routing seht reichte es nur für den Hinflug. Zurück hatte ich noch Meilen bei KL um wenigstens in C bis nach AMS zu kommen. Ab AMS kaufte ich irgendeinen Ticket dazu um nach HAM zu gelangen. Ich flog an einem Sonnabend los, same day über den Atlantik hin und zurück und war Sonntag-Mittag wieder zu Hause in Hamburg. Auch diesmal war der Weg das Ziel: Concorde fliegen. Montag musste ich schließlich wieder ins Office. Ich wollte noch joggen und etwas schlafen. Zum letzten Mal in meinem Leben sollte die Concorde meine Zeitmaschine sein.
Ich erinnere mich perfekt an diesen Tag und werde alles schildern. Wie immer ging es morgens um sieben Uhr am BA Schalter in HAM los, natürlich priority Check in, durchgecheckt bis nach JFK. Ein warmer Frühlingstag, ab Bremen war der Himmel klar und blau. Nach unten gab es gute Aussicht. Ich liebe den Anflug über London nach Heathrow. Es ist jedes Mal wie Sightseeing. Unterwegs in der C gab es eine große Schüssel Obst, als Vegetarier vorbestellt. Lunch würde ja in der Stratosphäre folgen. Die BA Lady sprach mich auf den Concorde Flug an, offenbar waren die Crews informiert, wenn ein Passagier diesen Anschluss hatte.
In LHR schlenderte ich zum Concorde Room, ich weiß nicht mehr warum, aber ich erinnere dass ich voller Vorfreude, lächelte wie ein kleines Kind und mich glücklich fühlte. Im Concorde Room nahm ich einen der Liegesitze am Fenster, von wo ich die Concorde schon am Gate sehen konnte. Eine BA Lady brachte Champagner und Lachs Canapés. Wow, war die schön und freundlich. Es gibt wirklich schönen Engländerinnen, bei Lady Di konnte ich das nicht so finden.
Dann setzte sich ein englischer Unterschichtsangehöriger neben mich. Ein netter Kerl. Wir kamen ins Gespräch. Er erzählte, dass er zwei Jahre für einen Concorde Flug gespart hatte, once in a lifetime, er wollte unbedingt SSC fliegen. Er war noch aufgeregter als ich. Ich hätte in den Arm nehmen können. Extra für diesen Flug hatte er einen Anzug gekauft und eine Krawatte um. DIE MIT DEM UNION JACK, der englischen Flagge. Die Concorde war ja so etwas wie das letzte Symbol britischer Größe. In WW2 hatten sie das Empire und ihre Weltgeltung verloren. Die Nachkriegszeit in GB war mindestens so ärmlich und spießig wie in Deutschland. „Things they do look awful cold, I hope I die before I get old, talking of my generation. “ Megahit The Who 1968. Treffend. „I can't get no satisfaction“ Rolling Stones. Es ging ja in diesem Song nicht um Sex sondern um die beschissenen Lebensverhältnisse. Ein Wirtschaftswunder hatte GB nicht erlebt. Aber jedes Mal wurde gejubelt, wenn die Concorde an Feiertagen oder bei Queen Moms birthday im Tiefflug über London donnerte, gefolgt von Hurricans und anderen Kriegsmaschinen der Airforce in Keilformation.
Ich hatte mich mittlerweile der lässigen Eleganz der Concorde Paxe angepasst und war in einem dunklen Anzug mit weißem Hemd unterwegs, ohne Schlips. Aus dem Fenster des Concorde Rooms sahen wir zwischendurch, dass die Maschine, mit der wir eigentlich fliegen sollten, weggezogen und eine neue bereit gestellt wurde. Die Crew hatte also beim Preflight Check etwas entdeckt. Dann ging es los. Die Maschine war die BOAC. Diesmal waren es nur etwa 20 Passagiere. Unter ihnen war Lisa Minelli, die mir als Schüler in dem Film Cabaret so gut gefallen hatte. In NY machten wir einen kleinen Plausch und sie gab mir ein Autogramm für meine Frau. Eine freundliche relaxte Lady.
Einige Fortsetzungen folgen heute noch