Hallo!
Ich mag den latent aggressiven, unduldsamen Ton, der in solchen Foren oft herrscht, nicht. Deswegen geht ich selten rein und war an der Stelle etwas irritiert.
Aber ok: zu den berühmten "einfachen Menschen" (Bauern, Fabrikarbeiter) hatte ich in Nordkorea natürlich keinen Kontakt. Insofern kaum ein Unterschied zu sonstigen Reisen in Entwicklungsländer. In Nordkorea kommt die absolute Sprachbarriere hinzu: Als Russe oder Chinese hätte ich in der Hotellobby, im Zoo und im Vergnügungspark bessere Chancen gehabt, ein wenig mit Leuten zu plaudern.
Die meisten Leute, mit denen ich Kontakt hatte, waren tatsächlich auf die eine oder andere Art "Tourismusbeschäftigte" - also im gewissen Sinne Kollegen
Ich bin mir aber sicher - so viel gesundes Einschätzungsvermögen traue ich mir zu - dass, die, zu denen ich ein gutes persönliches Verhältnis entwickelt habe, nicht aus professionellen Gründen freundlich waren. By the way: In Nordkorea gibt es keine "entwickelte Dienstleistungsgesellschaft" wie bei uns im Westen, wo die Beschäftigten aufgesetzt freundlich sein müssen, weil sie Angst um ihren Job haben. Ich fand im Gegenteil, dass viele Hotelangestellte gar nicht sooo freudlich zu den Gästen waren (remember DDR).
Die sichtbare Abneigung (und z. T. Verachtung), die heute viele junge Chinesen gegenüber Westlern an den Tag legen, habe ich in Korea nicht erlebt. Die Menschen pflegen aus innerer Neigung heraus einen herzlichen Umgang mit Ausländern.
Unsere Reisebegleiter - zwei junge Frauen, die eine Germanistik- die andere Anglistik-Studentin - schienen mir gar nicht so übermäßig politisch geschult. Eine der beiden fragte immer wieder, was man in Deutschland/Österreich über Nordkorea denkt. Offensichtlich war sie ganz erpicht darauf, eine positive Antwort zu hören (ich habe ihr die Wahrheit gesagt, aber darauf verwiesen, dass es für Nordkorea 1.000x wichtiger ist, was man in der VR China denkt - meine Sorge ist übrigens im Moment, dass Kim den Bogen überspannen könnte, was das Wohlwollen der Chinesen anbetrifft). Die zweite war cool und selbstbewusster, oft auf sympathische Art ironisch. Ich hab sie sehr gemocht. An sie denke ich automatisch, wenn ich in den Nachrichten höre, dass sich wieder mal Ungemach über Nordkorea zusammenbraut.
Es stimmt: die Leute, mit denen ich Kontakt hatte, waren privilegiert (nicht übermäßig, aber unverkennbar). Darauf wird ja oft hingewiesen. Was man selten hört: Die deutschen/österreichischen Reisegruppen setzen sich auch ganz überwiegend aus Privilegierten zusammen. In unserer Gruppe waren gefühlt 100% Akademiker, viele Leute aus höheren (und einige aus allerhöchsten) gesellschaftlichen Positionen. Facharbeiter oder Handwerker fahren sehr selten nach Nordkorea. Von ungelernten Arbeitern oder gar Arbeitslosen ganz zu schweigen. Von daher erhalten die Nordkoreaner vielleicht ein "zu positives Bild" von unseren Ländern
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