Nordkorea erklärt Südkorea offiziell den Krieg -Reiseauswirkungen?

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jwolff

Neues Mitglied
31.03.2013
6
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Die allermeisten Chinesen gehen davon aus, dass ihr Gesellschaftssystem das richtige ist, zumindest aber, dass es Westlern nicht mal im Ansatz zusteht, irgendetwas in China zu kritisieren und Ratschläge zu erteilen. Letzteres wird als späte Hinterlassenschaft kolonialistischen Denkens interpretiert, absolut unvereinbar mit der "Wiedergeburt der Chinesischen Nation". Probleme in China sind Sache der Chinesen. Das ist nach meiner Einschätzung nationaler Grundkonsens. Die Zahl der prowestlichen Dissidenten ist sehr klein, sie sind gesellschaftlich isoliert (dass die westlichen Medien einen anderen Eindruck zu vermitteln versuchen, ist klar).
Die Fremdenführer werden insofern geschult, als man ihnen rhetorische und sonstige Techniken beibringt, mit allzu nervigen Westlern "fertig zu werden". Aber in ihren politischen Haltungen müssen sie wohl nicht extra geschult werden. Bzw. das passiert schon in der Schule.
 
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M

Mr.Burns

Guest
Hallo!

Ich mag den latent aggressiven, unduldsamen Ton, der in solchen Foren oft herrscht, nicht. Deswegen geht ich selten rein und war an der Stelle etwas irritiert.

Aber ok: zu den berühmten "einfachen Menschen" (Bauern, Fabrikarbeiter) hatte ich in Nordkorea natürlich keinen Kontakt. Insofern kaum ein Unterschied zu sonstigen Reisen in Entwicklungsländer. In Nordkorea kommt die absolute Sprachbarriere hinzu: Als Russe oder Chinese hätte ich in der Hotellobby, im Zoo und im Vergnügungspark bessere Chancen gehabt, ein wenig mit Leuten zu plaudern.
Die meisten Leute, mit denen ich Kontakt hatte, waren tatsächlich auf die eine oder andere Art "Tourismusbeschäftigte" - also im gewissen Sinne Kollegen :D

Ich bin mir aber sicher - so viel gesundes Einschätzungsvermögen traue ich mir zu - dass, die, zu denen ich ein gutes persönliches Verhältnis entwickelt habe, nicht aus professionellen Gründen freundlich waren. By the way: In Nordkorea gibt es keine "entwickelte Dienstleistungsgesellschaft" wie bei uns im Westen, wo die Beschäftigten aufgesetzt freundlich sein müssen, weil sie Angst um ihren Job haben. Ich fand im Gegenteil, dass viele Hotelangestellte gar nicht sooo freudlich zu den Gästen waren (remember DDR).

Die sichtbare Abneigung (und z. T. Verachtung), die heute viele junge Chinesen gegenüber Westlern an den Tag legen, habe ich in Korea nicht erlebt. Die Menschen pflegen aus innerer Neigung heraus einen herzlichen Umgang mit Ausländern.

Unsere Reisebegleiter - zwei junge Frauen, die eine Germanistik- die andere Anglistik-Studentin - schienen mir gar nicht so übermäßig politisch geschult. Eine der beiden fragte immer wieder, was man in Deutschland/Österreich über Nordkorea denkt. Offensichtlich war sie ganz erpicht darauf, eine positive Antwort zu hören (ich habe ihr die Wahrheit gesagt, aber darauf verwiesen, dass es für Nordkorea 1.000x wichtiger ist, was man in der VR China denkt - meine Sorge ist übrigens im Moment, dass Kim den Bogen überspannen könnte, was das Wohlwollen der Chinesen anbetrifft). Die zweite war cool und selbstbewusster, oft auf sympathische Art ironisch. Ich hab sie sehr gemocht. An sie denke ich automatisch, wenn ich in den Nachrichten höre, dass sich wieder mal Ungemach über Nordkorea zusammenbraut.

Es stimmt: die Leute, mit denen ich Kontakt hatte, waren privilegiert (nicht übermäßig, aber unverkennbar). Darauf wird ja oft hingewiesen. Was man selten hört: Die deutschen/österreichischen Reisegruppen setzen sich auch ganz überwiegend aus Privilegierten zusammen. In unserer Gruppe waren gefühlt 100% Akademiker, viele Leute aus höheren (und einige aus allerhöchsten) gesellschaftlichen Positionen. Facharbeiter oder Handwerker fahren sehr selten nach Nordkorea. Von ungelernten Arbeitern oder gar Arbeitslosen ganz zu schweigen. Von daher erhalten die Nordkoreaner vielleicht ein "zu positives Bild" von unseren Ländern:D.


Ich habe mich über die Dankefunktion für deinen guten Beitrag bereits bedankt, wollte dies aber nochmals in geschriebener Form machen, da sich dein Beitrag so wohltuend von dem sonstigen Waschweibergeschwätz in diesem Thread abhebt. Auch denke ich die feine Ironie im letzten Absatz verstanden zu haben, was den meisten Mitlesern hier nicht gelingen dürfte.
 

jwolff

Neues Mitglied
31.03.2013
6
0
Hä ? Warum bitte fahren denn Facharbeiter und Handwerker selten nach Nordkorea ?

Da haben dich wohl deine Vorurteile ein bischen übermannt...

Ich kenne die Zusammensetzung dieser Reisegruppen eigentlich ganz gut ... (Na ja: Selten fahren eigentlich alle, also sagen wir: deutlich seltener)
 

of12_20

Reguläres Mitglied
08.02.2011
92
2
Korea

Hallo zusammen,

mittlerweilen häufen sich die Meldungen über Nord-/Südkorea, nachdem es die letzten Wochen relativ ruhig in der deutschen Presse war.

Ich hätte kommenden SA einen Aufenthalt für ca. 1 1/2 Tage in Seoul gehabt und bin unschlüssig, ob schon vorab Flug stornieren / umbuchen - würde von Vietnam aus hin- und nach den besagten 1 1/2 Tagen weiter nach China fliegen.

Ist derzeit jemand vor Ort ?
Wie seht ihr die Situation ?
 

wasserkraft

Erfahrenes Mitglied
26.12.2009
1.169
208
STR
mittlerweilen häufen sich die Meldungen über Nord-/Südamerika, nachdem es die letzten Wochen relativ ruhig in der deutschen Presse war.

Du meinst sicher Nordkorea und Südkorea oder?

Von Spiegel.de 31.3.2013
Die südkoreanische Regierung erklärte am Samstag, die Drohungen aus dem Norden seien altbekannt. Im Verteidigungsministerium in Seoul, dem die Beziehungen zum Norden obliegen, hieß es, es gebe keine Hinweise auf ungewöhnliche Aktivitäten des nordkoreanischen Militärs. Die Äußerungen aus Pjöngjang seien nur eine weitere Provokationen.

Ähnlich äußerten sich die USA. Nordkorea habe eine "lange Geschichte der Kriegsrhetorik und Drohungen", sagte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats in Washington. Die jüngsten Ankündigungen folgten diesem bekannten Muster. Man nehme sie natürlich dennoch ernst.
 
Zuletzt bearbeitet:

Perisai

Meilenausquetscher
31.08.2012
2.141
121
LON
Wie schon an anderer Stelle geschrieben ist hier in Seoul alles absolut ruhig und es läuft der ganz normale Alltag.

Die Koreaner in meinem Umfeld verstehen gar nicht warum einige Ausländer aufgeregt sind.

Also wie Blackmicha schon schrieb, fliegen und den Zwischenstopp in Seoul genießen :yes:


P.S.: Vorsicht, hier ist das Wetter fast genauso schlecht wie in D :cry: - nur ohne Schnee :sick:
 

mosburger

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
262
0
Asien u. Europa
Die allermeisten Chinesen gehen davon aus, dass ihr Gesellschaftssystem das richtige ist, zumindest aber, dass es Westlern nicht mal im Ansatz zusteht, irgendetwas in China zu kritisieren und Ratschläge zu erteilen. Letzteres wird als späte Hinterlassenschaft kolonialistischen Denkens interpretiert, absolut unvereinbar mit der "Wiedergeburt der Chinesischen Nation". Probleme in China sind Sache der Chinesen. Das ist nach meiner Einschätzung nationaler Grundkonsens. Die Zahl der prowestlichen Dissidenten ist sehr klein, sie sind gesellschaftlich isoliert (dass die westlichen Medien einen anderen Eindruck zu vermitteln versuchen, ist klar).
Die Fremdenführer werden insofern geschult, als man ihnen rhetorische und sonstige Techniken beibringt, mit allzu nervigen Westlern "fertig zu werden". Aber in ihren politischen Haltungen müssen sie wohl nicht extra geschult werden. Bzw. das passiert schon in der Schule.

Es geht in China nie um die Nation, sondern um die eigene Grossfamilie und damit verbundene Personen sowie Landsleute aus der eigenen Provinz. Die allgegenwartige Bewunderung der nach chinesischer Auffassung in allen Bereichen uberlegener Zivilisation und Kultur sollte nicht mit einer nationalistischer Gesinnung im europaischen Sinne gewechselt warden.
 

Bilbo

Erfahrenes Mitglied
28.10.2009
3.333
70
PAD/HAJ/KSF
So nun wird den Südkoreanischen Arbeitern die Einreise nach Kaesong verweigert.

Das halte ich für ein relativ bedenkliches Ereignis. Mal abwarten was noch so passiert.
 

capetonian

Parlour Talker
15.03.2010
3.827
8
CPT
Nordkorea geht sogar einen Schritt weiter...

Pjöngjang hat den gemeinsam mit dem Süden betriebenen Industriepark Kaesong abgeriegelt, Hunderte Südkoreaner befinden sich noch dort. Nordkorea versichert, sie dürften abziehen. Die Regierung in Seoul hat angekündigt, sie notfalls militärisch zu befreien.

Guckste hier: Seoul erwägt militärische Befreiungsaktion in Industriepark Kaesong - SPIEGEL ONLINE

Angeblich stecken da ueber 800 Suedkoreaner fest.

Was fuehrt der kleine Kim im Schilde?
 

tian

Erfahrenes Mitglied
26.12.2009
10.707
140
In dem Artikel steht doch, dass die Leute durchaus noch ausreisen dürfen aber es bis jetzt nicht wollten da sie die Fabriken am laufen lassen wollen. Derjenige der hier jetzt droht ist ja Südkorea weil sie ohne Not verkünden nach Nordkorea einzumarschieren.
 

Perisai

Meilenausquetscher
31.08.2012
2.141
121
LON
Um mal etwas Sachlichkeit rein zu bringen. Hier eine Stellungnahme, die die deutsche Botschaft vor einer halben Stunde rum geschickt hat:

Wie der aktuellen Berichterstattung in den Medien zu entnehmen ist, hat sich die propagandistische Rhetorik seitens Nordkoreas in den letzten Wochen erheblich verschärft.

Bereits in den vergangenen Jahren gab es Drohgesten aus Pjöngjang, insbesondere im zeitlichen Zusammenhang mit der jährlich im Frühjahr stattfindenden gemeinsamen Übung der Streitkräfte Südkoreas und der USA. Die gegenwärtigen Drohungen sind wesentlich schärfer als früher, bleiben aber bisher auf verbale Attacken beschränkt. Gleichwohl können weitere Provokationen Nordkoreas, ggfs. auch militärischer Natur, nicht ausgeschlossen werden. Eine konkrete Gefährdung deutscher Staatsangehöriger wird jedoch bisher nicht gesehen.

Die Botschaft beobachtet die Lage weiterhin aufmerksam und steht in ständigem Kontakt mit anderen Botschaften, insbesondere auch mit den Vertretungen der EU-Mitgliedstaaten. Darüber hinaus pflegt die Botschaft einen engen Austausch mit den koreanischen Sicherheitsbehörden.

Die vom Auswärtigen Amt gemeinsam mit der Botschaft erstellten Sicherheitshinweise für Aufenthalte in und Reisen nach Südkorea werden regelmäßig aktualisiert und sind stets unter folgendem Link abzurufen:

Auswärtiges Amt - Reise- und Sicherheitshinweise - Republik Korea (Südkorea): Reise- und Sicherheitshinweise

Es wird empfohlen, sich über die aktuellen Entwicklungen durch die Medien zu informieren und z.B. die Meldungen der Presseagentur YONHAP in englischer Sprache auf deren Internetseite YONHAP NEWS zu verfolgen.

Quelle: Deutsche Botschaft in Korea
 

Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
Wirklich hinreisen müsste ich jetzt aber nicht mehr... die Situation könnte jeden Moment eskalieren...
 

mum2009

Erfahrenes Mitglied
22.07.2009
1.892
1
Vielleicht liege ich falsch, aber auch das Abriegeln des Industrieparks wurde bereits mehrmals vorgenommen. Bisher ist die Situation nicht schlimmer als sonst auch. (Man erinnere sich an die militärischen "Scharmützel" zur See vor einigen Jahren)
Natürlich muss nun mehr "Würze" in die Statements. Auf was anderes würde die Weltöffentlichkeit auch nicht reagieren.
Die für mich einzige Möglichkeit einer gewaltsamen Auseinandersetzung zu Gunsten Nordkoreas liegt doch in einem Überraschungsmoment. Dieser ist nun wirklich nicht gegeben. Zum Glück.
 

unblack

UA-VollHONk.
02.08.2009
5.050
6
LEB/ERF
Ich bin in ein paar Tagen mit ne'r Band dort. Wir diskutieren natürlich heiß das Konzert abzublasen, aber ohne offizielle Reisewarnung wäre das eher schwierig. Zudem wären die Fans dort natürlich enttäuscht.
 

Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
Dass Du so gar keinen Plan vom Leben in der DDR hast, hattest Du schon unlängst bei genau dem gleichen Thema bewiesen. Oder Dein Kenntnisstand ist 1960 stehengeblieben. Ca. 80% hatten Zugang.

Und haben die 80% auch Westfernsehen geguckt? Eben...:rolleyes:

Warum, magst Du als gelernter DDRler gerne selbst erklären, da Du die Kompetenzen meinerseits, obwohl direkt familiär betroffen, offenbar anzweifelst.



Bitte, in welchem Kontext steht das denn jetzt?

Ganz einfach, wer vom Staat absichtlich dumm und uninformiert gehalten wird, ist gänzlich manipulierbar - ob nordkoreanischer Lager-/Grenzwachposten, der auf flüchtende Landsleute schießt oder NVA-Soldat, der auf Deutsche geschossen hat. Beide erfreu(t)en sich der Gunst ihrer Vorgesetzten und verblei(ie)ben in dem Glauben, alles richtig gemacht zu haben. Scahu Dir mal Interviews mit ehemaligen DDR-Offizieren an - die sagen bis heute, daß der Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze richtig war.



Tu mir einen Gefallen: lass einfach Deine tollen Analysen über Menschen, deren Leben Du nicht kennst. Und vor allem, die DDR mit Nordkorea zu vergleichen.

Ein schöneres Beispiel dafür, daß Pluralismus jedweder Art im Osten nicht ansatzweise in die Köpfe der Menschen dringen durfte, hättest Du jetzt nicht liefern können.:)


Ein Umstand bleibt für mich allerdings unerklärlich:

Wieso verteidigen Menschen, die in der Diktatur, die vor knapp 25 Jahren zusammengebrochen ist, aufgewachsen sind, so unbeirrbar eine der letzten und schlimmsten Diktaturen am anderen Ende der Welt?:confused:
 

Paule22

Erfahrenes Mitglied
02.06.2010
262
0
SEL
Also ich fühle mich weiterhin wohl hier in Seoul. Der Teppich aus Feuer ist auch in den letzten Jahren nicht über Südkorea hinweggezogen, warum sollte er es jetzt tun. Klein Kim Jong Un muss sich vor seinen General-opa-freunden profilieren, die Diktatorentocher hier im Süden freut sich, weil sie sich nicht um die anderen politischen und sozialen Probleme kümmern muss und die USA freuen sich, weil sie mehr Waffen verkaufen können. Eigentlich kann ich hier in Seoul keine erhöhte Unruhe erkennen. Gestern kam schonwieder was anderes im Fernsehen, als ich meine Suppe schlürfte.

Natürlich hoffe ich inständig, dass ich wirklich mich nicht zu sorgen brauche - an der Grenze gibt es heutzutage schon immerwieder zuviele Zwischenfälle, die werden aber teils totgeschwiegen vom Militär, weil eigentlich nie Zivilisten beteiligt sind. Traurig ist es trotzdem.