On-Board Kurier

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Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.204
2.677
FRA
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@Flugfanatiker

Ja, sicherlich läuft es nicht immer wie in den von mir geschilderten Fällen. Ich will auch keine falschen Vorstellungen schüren. Generell versuche ich auch immer ein möglichst neutrales Bild vom Kurierjob zu zeichnen. Es ist weder Knochen- noch Traumjob, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Die gewählten Aufträge habe ich erwähnt um exemplarisch aufzuzeigen, dass man - natürlich mit Glück - wesentlich mehr Zeit vergütet bekommen kann als man tatsächlich investiert. Richtig ist auch, dass die Flugzeiten natürlich vom Kunden vorgegeben werden. Falsch ist aber, dass man keinerlei Einfluss darauf als Kurier hätte. Denn tatsächlich betrifft Ersteres nur den Hinflug, wann du zurück fliegst ist dem Kunden sowas von egal. Mich wundert es zum Beispiel, dass du ausgiebig im Vorfeld teils über Stunden mit dem Broker im Kontakt stehst (bei mir sind dass in der Regel nur noch paar Minuten), ihr aber keine Lösung findet, die dich nicht völlig gerädert zurücklässt. Sowas lässt sich doch durch Kommunikation ganz einfach vermeiden. Um nochmal meinen ARN-Auftrag aufzugreifen: Tatsächlich war mein Rückflug erst für den Nachmittag gebucht, was ich sehr ärgerlich fand, weil ich schon Pläne für den Vormittag gemacht hatte, da es noch bei der Anfrage hieß, es geht mit dem ersten Flieger zurück. Ich vermute, der Broker wollte mir da einfach einen Gefallen tun und mir bisschen Erholung vor Ort gönnen. Hatte ich aber keine Lust drauf, da noch Pläne daheim und Stockholm auch schon mal privat besucht. Also angerufen, auf den ersten Flug umbuchen lassen. Zum Glück, sonst hätte ich auch den LHR-Auftrag verpasst. Mir ist klar, dass sich nicht jeder Broker die paar Minuten Zeit hierfür nimmt, sondern noch einen anpflaumt, dass man ja kein Reisebüro sei. Dabei ist es nicht nur ein Zeichen von Wertschätzung auf die Wünsche vom Kurier einzugehen, sondern bietet dem Broker auch die Möglichkeit Geld einzusparen. Beispiel: Ich hatte einen Job nach Helsinki. Als ich die Flugdaten bekam, war ich doch etwas enttäuscht, da es wieder mit dem ersten Flug heimgeht, denn ich wollte schon immer Mal nach Finnland. Reaktion vom Broker: „Du, ich habe hier etwas Stress mit einer anderen Anfrage! Sobald das geklärt ist rufe ich dich direkt zurück.“ 20 Minuten später klingelt das Telefon: „Wie lange möchtest du in Helsinki bleiben?“ Wir sind dann kurz alle Optionen durchgegangen und ich bin einen Tag später heim und der Flug war sogar rund 100€ günstiger. Resultat: Ich bin glücklich, der Broker spart gemessen am Zeitaufwand viel Geld und noch viel wichtiger und nicht bezahlbar: Sowas stärkt auf Dauer die Beziehung zwischen Kurier und Broker. Und damit kämen wir zu einem anderen Punkt: Mir scheint da bei dir ordentlich was im Argen zu liegen. Unterdurchschnittliche Bezahlung, viel Eigeninitiative von dir (du sollst Flüge selbst recherchieren), miese Flugzeiten und wenig Erholung. Alles Indikatoren dafür, dass dein Verhältnis zum Broker nicht wirklich auf Augenhöhe ist. Richtig ist natürlich, dass es ein „Brokermarkt“ ist! Die Broker sitzen klar am längeren Hebel, das wissen die auch und viele spielen eben auch diese Machtposition aus. Habe ich auch schon alles selbst erlebt und Aufträge wie von dir geschildert. Tatsächlich war es dann auch so, dass man verheizt wird. Klar es gibt ja genug Nachschub an Kurieren! Nun, war es nicht so, dass es irgendwie gesundheitsgefährdend wurde, aber man verliert einfach den Spaß an der Sache und irgendwann habe ich mich schon eher darüber gefreut, wenn ein Auftrag für Broker X nicht bestätigt wird. Als dann mein Lieblingsbroker mit einer absoluten Traumanfrage ankam, während ich gerade mal wieder einen Auftrag nur mit Problemen hatte, und diese folglich absagen musste, habe ich die Reißleine gezogen und fliege nur noch für Firmen, wo mir die Zusammenarbeit Spaß macht und ich mich auch wertgeschätzt fühle. Seitdem ist der Stress- und Problemfaktor deutlich runtergegangen. Natürlich gibt es immer noch Aufträge wo es mal ein Problem gibt, oder mit blöden Flugzeiten, dennoch mit einem guten Partner im Rücken ist das alles halb so schlimm. Partnerschaft ist auch ein gutes Stichwort. Als OBC bist du Unternehmer und kein Angestellter. Ich sehe die Arbeitsbeziehung zu meinen Firmen dementsprechend als Partnerschaft auf Augenhöhe und lasse mich nicht wie einen Laufburschen nach Belieben rumkommandieren. Bei Brokern die so eine Einstellung an den Tag legen bin ich direkt weg. Mir ist schon bewusst, dass sich nicht jeder Kurier diesen Luxus leisten kann oder will. Womit wir beim nächsten Punkt wären: Dem Standort! Eigentlich ist es doch so selbstverständlich, dass man ab FRA andere Möglichkeiten und Optionen hat als an einem Regionalflughafen, dass es doch eigentlich müssig ist darauf noch hinzuweisen. Wenn ich also über den Job und den allgemeinen Bedingungen rede, dann natürlich immer in Bezug auf einen Standort, wo dieser Job möglich ist und existiert, und nicht über Orte, wo es nur mit deutlichen Abstrichen machbar ist. Die Broker für die ich tätig bin neigen auch dazu Sendungen direkt an den nächsten Hub zu holen. Ist natürlich bitter für die Kollegen an kleineren Flughäfen, wenn von den ohnehin schon wenigen Aufträgen noch die meisten delegiert werden, aber tatsächlich macht es oft mehr Sinn dies so zu handhaben. Wir hatten vor Kurzen in unserer Kuriergruppe den Fall, dass ein Broker unbedingt einen Kurier in STR wollte. Die Anfrage war abends und in die USA, sprich am gleichen Tag gab es eh keine Flüge mehr. Der OBC fliegt also abends ab STR erstmal an einen Hub, übernachtet dort um dann am nächsten Tag in die USA zu fliegen. Ergebnis: Der Kurier ist natürlich ewig unterwegs, hat wenig Vorlauf, steht also unter Stress. Der Broker muss dem Kurier ein Tag mehr sowie eine Übernachtung zusätzlich bezahlen, eventuell kostet auch der Zubringer extra. Im Endeffekt hat keine Seite davon was und wir haben uns stark gewundert warum der Broker partout noch am gleichen Abend ab STR loswill.

Zu guter letzt noch ein Stichwort, dass bei dir ständig fällt, für mich aber eigentlich noch nie relevant war: Schlaf! Ist ein interessantes Thema und tatsächlich etwas, dass mich schon vor meiner Kurierzeit beschäftigt hat. Wahrscheinlich habe ich auch deswegen nun keine Probleme als Kurier mit. Ich habe schon früher versucht von Mono- auf Polyphasenschlaf umzustellen. Früher hat mir da die Disziplin zu gefehlt, aber als Kurier wo man an keinen festen Zeitplan, ja oft nicht mal Tag- und Nachtrhythmus gebunden ist, hat es einfach sehr viel Vorteile sein Schlafpensum über den Tag verteilt auf mehrere Schichten zu legen. Tatsächlich gehen auch die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse dahin, dass der Mensch von seiner Natur aus kein Monophasenschläfer ist, sondern dies erst durch die aufkommende Schichtarbeit während der Industriealisierung gesellschaftlicher Standard wurde. Davor war es üblich, dass die Menschen mitten in der Nacht ihren Schlaf für 1-2 Stunden unterbrochen haben. Sprich unsere modernen Schlafmuster sind eher unnatürlich und somit womöglich auch eher ungesund. Auch soll zu viel Schlaf, die gleichen negativen Folgen, wie zu wenig Schlaf haben. Um also deine Frage abschließend zu beantworten: Nein, ich mache mir keine Sorgen wegen etwaigen Langzeitschäden.

Auch wenn wir geteilter Meinung sind, so finde ich deine Beiträge sehr lesenswert und auch immer sachlich. Da aber das letzte Thema nur noch am Rande was mit OBC zu tun hat, und schon wieder die üblichen Trolle mit im Schnitt fast drei Beiträgen am Tag über eine Dekade hinweg, anfangen über unsere Freizeitgestaltung zu sinnieren, würde ich vorschlagen wir setzen unsere Diskussion per PN fort. Da kann ich auch manche Dinge wesentlich offener ansprechen als dies in aller Öffentlichkeit möglich wäre.
 

Perisai

Meilenausquetscher
31.08.2012
2.141
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LON
Auch wenn wir geteilter Meinung sind, so finde ich deine Beiträge sehr lesenswert und auch immer sachlich. Da aber das letzte Thema nur noch am Rande was mit OBC zu tun hat, und schon wieder die üblichen Trolle mit im Schnitt fast drei Beiträgen am Tag über eine Dekade hinweg, anfangen über unsere Freizeitgestaltung zu sinnieren, würde ich vorschlagen wir setzen unsere Diskussion per PN fort. Da kann ich auch manche Dinge wesentlich offener ansprechen als dies in aller Öffentlichkeit möglich wäre.

Bitte nicht (nur)!

Obwohl ich nicht als Kurier tätig bin, finde ich eure Beiträge sehr spannend und lesenswert. Natürlich könnt/dürft ihr öffentlich nicht alles schreiben, aber lasst euch nicht von Spamern unterbrechen!

Für den Rest gibt es ja Gottseidank die Ignorierfunktion :)
 

Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.204
2.677
FRA
Keine Sorge, das Eine schließt ja das Andere nicht aus. Tatsächlich habe ich mit den meisten hier aktiven Kurieren privat - teilweise täglich - Kontakt, dennoch äußern wir uns auch hin und wieder hier im Thread. Ich, und die anderen hier sicherlich auch, beantworten auch gerne hier gestellte Fragen - zumindest solange sie sich nicht 1:1 alle zwei Seiten wiederholen. Meiner Meinung nach hilft Intransparenz und Unwissen nur den schwarzen Schafen der Branche, die damit ganz gezielt arbeiten.
 

PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Schlaf! Ist ein interessantes Thema und tatsächlich etwas, dass mich schon vor meiner Kurierzeit beschäftigt hat. Wahrscheinlich habe ich auch deswegen nun keine Probleme als Kurier mit. Ich habe schon früher versucht von Mono- auf Polyphasenschlaf umzustellen. Früher hat mir da die Disziplin zu gefehlt, aber als Kurier wo man an keinen festen Zeitplan, ja oft nicht mal Tag- und Nachtrhythmus gebunden ist, hat es einfach sehr viel Vorteile sein Schlafpensum über den Tag verteilt auf mehrere Schichten zu legen. Tatsächlich gehen auch die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse dahin, dass der Mensch von seiner Natur aus kein Monophasenschläfer ist, sondern dies erst durch die aufkommende Schichtarbeit während der Industriealisierung gesellschaftlicher Standard wurde. Davor war es üblich, dass die Menschen mitten in der Nacht ihren Schlaf für 1-2 Stunden unterbrochen haben. Sprich unsere modernen Schlafmuster sind eher unnatürlich und somit womöglich auch eher ungesund.

Wau! Das hätte ich auch eins zu eins über mich schreiben können. Schön zu hören, dass es auch andere Kuriere gibt, die aus Überzeugung mehrphasig schlafen!

Und ja: Leute, die geregelte einphasige Schlafzeiten haben wollen, müssen sich entscheiden; als OBC gehört es einfach dazu, mit Schlaf räumlich und zeitlich flexibel zu sein. Wem es hilft: ich konnte früher nie im sitzen schlafen. Mittlerweile habe ich es mir antrainiert und kann es im Notfall (voll besetztes Flugzeug) mit einem Nackenhörnchen bzw. diesen umklappbaren Ohrenstützen in den neueren Fliegern.
 
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PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Kurze Frage an OBCs, die schon nach Indien geliefert haben: reicht dort ein T-Visum oder kann das Schwierigkeiten geben, wenn man dann kommerzielle Güter einführen/verzollen will?
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
Kurze Frage an OBCs, die schon nach Indien geliefert haben: reicht dort ein T-Visum oder kann das Schwierigkeiten geben, wenn man dann kommerzielle Güter einführen/verzollen will?

Wenn Du als selbstständiger Kurier (also als Gewerbetreibender) unterwegs bist, dann sollte es sich doch von selbst verstehen, dass Du Dir ein Business Visum für diese Tätigkeit besorgst.
 

PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Kurier-Tätigkeiten sind im Visa-System nicht vorgesehen und in den meisten Ländern (einschl. Indien) bekommt man damit auch kein Geschäftsvisum, weil dazu eine offizielle Einladung eines örtlichen Geschäftspartners nötig wäre. Als Kurier hat man aber üblicherweise keinen festen Geschäftspartner in Indien, der einen schon lange im Voraus einladen und glaubhaft darlegen kann, warum man ein Jahr lang mehrfach das Land bereisen muss.
 

PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Hi, wie hast du das trainiert? Welche Tipps hast du dazu?
Danke dir!

Ich gehe davon aus, dass grundsätzlich jeder Mensch in jeder Lage schlafen kann, der Körper sich aber aus Gewohnheit oft weigert, wenn er nicht liegt, es nicht Nacht ist, nicht dunkel oder nicht still. Dann sagt man: "Im sitzen kann ich nicht schlafen", oder: "Wenn's hell ist, kann ich nicht schlafen." Das stimmt auch weitgehend. Viele Leute machen tatsächlich die ganze Nacht kein Auge zu, wenn es ihnen nicht dunkel genug ist, wobei da auch jeder ein anderes Dunkelheitsbedürfnis hat (aus Gewohnheit). Wenn es aber die zweite Nacht in Folge nicht dunkel genug ist, dann kann plötzlich jeder bei Helligkeit schlafen, vielleicht nicht gut, aber der Körper ist einfach so müde, dass es ihm die Beleuchtung irgendwann wurst ist und er einschläft. Und je öfter er diese Erfahrung gemacht hat, desto gewohnter wird es für ihn, auch bei Helligkeit zu schlafen.
Selbes Spiel beim sitzen: am Anfang sagt der Körper: "Lieber garkeinen Schlaf, als Schlaf im sitzen." Ist aber bloß eine Frage der Müdigkeit, bis er seine Meinung ändert. Man lernt es also meist auf die harte Tour.

Was diesen Lernvorgang allerdings sehr beschleunigen oder verzögern kann, ist die Einstellung hinter der Sache: Wer sich steif und fest einredet: "Ich kann im Flieger nicht schlafen", für den wird es ein ewiger Krampf bleiben. Wenn Du Dir dagegen sagst: "Ich setze mich möglichst bequem hin, schließe die Augen und gebe meinem müden Körper die besten Voraussetzungen, um in dieser Lage einschlafen zu können", dann wird es Dir viel leichter fallen. Auch wichtig: nichts erzwingen, das hält nur wach!
Am Anfang habe ich auch höchstens anderthalb Stunden schlafen können, bevor ich wieder aufgewacht bin, und das war schon gut. Mittlerweile schaffe ich es auf Langstrecken auch drei Stunden am Stück; das längste waren neulich sechs volle Stunden, allerdings liegend im Mittelblock.
 

BjoernSOAD

Erfahrenes Mitglied
31.12.2014
884
0
MUC
@PerpetualTraveler: Du fasst eigentlich alles gut zusammen.

Eine Grundmüdigkeit hilft dabei sehr gut.

Ich versuche mich schon bei Abflug auf die Zeit am Zielort einzustellen, d.h. ich versuche meinen Schlaf im Flugzeug so zu legen, dass es zur Zeit am Zielort passt.

Im Sitzen zu schlafen ist eigentlich kein Problem. Ich persönlich schlafe im Flugzeug immer ziemlich gut. Ich sitze meistens etwas weiter vorne von der Sitzfläche und Beine ausgestreckt. Wenn möglich wähle ich einen Fensterplatz, damit ich mich an der Außenwand anlehnen kann und man nicht ständig von andere Passagieren angerempelt wird am Gang. Mit Schlafphasen habe ich mich noch nicht ausgiebig beschäftigt, aber es ist für mich kein Problem polytechnische Schlafphasen zu haben.
Auf meinem letzten Transatlantikflug bin ich ca. 10 Minuten nach Take-Off eingeschlafen und konnte mit einer kurzen Pause von 5 Minuten bis 45 Minuten vor Landung durchschlafen. Teilweise habe ich auch schon den Start verschlafen und bin erst vom "Aufschlag" beim Landen wach geworden.

Jeder Beruf hat Licht- und Schattenseiten. Ich denke als OBC kriegt man für den geringen Aufwand eine faire Vergütung, wenn man nicht (nur) für die Billiganbieter fliegt. Natürlich ist es aufgrund der ganzen negativen Randbedingungen nicht für jeden geeignet. So wird es in jedem Job sein. Als Veganer wird man nicht im Schlachthof anfangen oder eine Person mit Höhenangst wird nicht Dachdecker...

OBC bietet Vor- und Nachteile. Man muss den Job mögen oder eine gewisse Affinität für Reisen und Fliegen haben, damit man in dem Job Spaß hat.
 
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PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Als OBC, wenn man eh am nächsten Tag zurückfliegt, braucht man sich eigentlich garnicht an Zeitverschiebungen zu gewöhnen. Man schläft einmal quer und das war's mit'm Jetlag.
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
Kurier-Tätigkeiten sind im Visa-System nicht vorgesehen und in den meisten Ländern (einschl. Indien) bekommt man damit auch kein Geschäftsvisum, weil dazu eine offizielle Einladung eines örtlichen Geschäftspartners nötig wäre. Als Kurier hat man aber üblicherweise keinen festen Geschäftspartner in Indien, der einen schon lange im Voraus einladen und glaubhaft darlegen kann, warum man ein Jahr lang mehrfach das Land bereisen muss.

Da habe ich mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt ...

Wenn Du zum Beispiel in Mumbai mit 20 Kartons beim roten Ausgang beim Zoll vorstellig wirst, werden die auch einen Blick in Deinen Pass und somit auf das Visum. Sofern Du ein eVisa hast, würde man sich dieses anschauen.

Nun erkläre dem indischen Zöllner mal, weshalb Du mit 20 Kartons [ggf noch mit Beschriftung / Logos vom Hersteller / Produzenten], welche Du für Firma XYZ einführen willst und dafür auch gleich die entsprechende Einfuhrsteuer bezahlen möchtest - als Tourist ?!

Ebenfalls werden sich Broker auch absichern wollen und nicht unbedingt jemanden mit Touristen Visum mit zeitkritischer Ware einer sehr ausführlichen Zollbefragung und Inspektion (und die kann selbst mit Business Visum in Indien sehr lange und unangenehm sein) aussetzen wollen, wo es am Ende dann ggf noch Folgeprobleme gibt.
 

PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Danke, das war ja genau meine Frage. Geschäftsvisum kriege ich nicht; Touristenvisum ist zu riskant. Scheint, als würde mir die indische Bürokratie vollständig erspart bleiben.
 

PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Gut, dann gucke ich nochmal. Ein russisches habe ich sogar, aber beim indischen habe ich noch keinen Weg gefunden, eine saubere Einladung zu erhalten.
 

PerpetualTraveler

Reguläres Mitglied
03.05.2019
43
0
Ich habe jetzt eine Stunde lang das Netz durchsucht, dutzende Seiten gelesen, aber keinen einzigen Anbieter gefunden, der indische Geschäftseinladungen anbietet. Kennt ihr einen bzw. wo habt ihr eure Einladungen her?
 

Ötzi

Neues Mitglied
27.05.2019
4
0
Liebe OBC Gemeinde,
habe jetzt meine Gewerbeanmeldung durchgeführt und wurde prompt von der BG-Verkehr als neues Mitglied willkommen geheissen. Die Mitgliedschaft kostet mich jetzt ca. 760€ p.a (Gefahrtarifstelle 550, Gefahrklasse 10,6).
Hat die BG die richtige Einstufung vorgenommen?
Wie lief es bei eurer Anmeldung?

LG
Ötzi
 

Muck

Erfahrenes Mitglied
18.02.2011
1.095
0
FRA
Ich habe jetzt eine Stunde lang das Netz durchsucht, dutzende Seiten gelesen, aber keinen einzigen Anbieter gefunden, der indische Geschäftseinladungen anbietet. Kennt ihr einen bzw. wo habt ihr eure Einladungen her?

Gegenfrage: Würdest du deine Arbeitstechniken, mit der du dein täglich Brot verdienst, öffentlich zugänglich machen, damit jeder ohne Aufwand dir Konkurrenz machen kann?

Abgesehen davon hat jetzt sowieso schon jeder Kurier und deren Schwippschwager ein Indien Visum, daher verpasst du nicht viel. Und die Aufträge sind in der Regel noch deutlich stressiger, als die Aufträge, die du schon beklagst.
 
Zuletzt bearbeitet:

Muck

Erfahrenes Mitglied
18.02.2011
1.095
0
FRA
Falsches Gewerbe angemeldet. Findest du im Thread.
Liebe OBC Gemeinde,
habe jetzt meine Gewerbeanmeldung durchgeführt und wurde prompt von der BG-Verkehr als neues Mitglied willkommen geheissen. Die Mitgliedschaft kostet mich jetzt ca. 760€ p.a (Gefahrtarifstelle 550, Gefahrklasse 10,6).
Hat die BG die richtige Einstufung vorgenommen?
Wie lief es bei eurer Anmeldung?

LG
Ötzi
 

Tecto

Reguläres Mitglied
28.06.2018
43
0
weiß nichtmehr wie bei mir die einstufung war.

Wie man sich von dieser Zahlungsforderung befreien kann wurde aber tatsächlich hier ausführlich diskutiert
 

alex42

Erfahrenes Mitglied
02.04.2012
4.131
345
MUC
Gegenfrage: Würdest du deine Arbeitstechniken, mit der du dein täglich Brot verdienst, öffentlich zugänglich machen, damit jeder ohne Aufwand dir Konkurrenz machen kann?

Mindest-ja. Nennt sich Kollegialität und ist bei Freiberuflern in vielen anderen Bereichen, die sich gegenseitig helfen, weit verbreitet. Bei manchen OBC scheint hingegen (auch wenn man diesen Thread verfolgt) eher Ellbogenmentalität vorzuherrschen.
 

ACX209

Erfahrenes Mitglied
08.09.2016
1.124
0
EDXB/HEI
Mindest-ja. Nennt sich Kollegialität und ist bei Freiberuflern in vielen anderen Bereichen, die sich gegenseitig helfen, weit verbreitet. Bei manchen OBC scheint hingegen (auch wenn man diesen Thread verfolgt) eher Ellbogenmentalität vorzuherrschen.

Naja aber dieser Thread enthält sehr sehr viel nützliche Informationen für den Anfang! Aber man kann von einem der ein freiberufliches Gewerbe betreibt auch selbständiges handeln und vorallem auch ein gewisses Maß an Eigeninitiative erwarten.
 
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Muck

Erfahrenes Mitglied
18.02.2011
1.095
0
FRA
Mindest-ja. Nennt sich Kollegialität und ist bei Freiberuflern in vielen anderen Bereichen, die sich gegenseitig helfen, weit verbreitet. Bei manchen OBC scheint hingegen (auch wenn man diesen Thread verfolgt) eher Ellbogenmentalität vorzuherrschen.

Kollegialität schön und gut. Bisher sehe ich nur einen Post von dir, wo du erwähnst, dass du mitliest und dich darüber beschwerst, dass alle es bei vagen Tipps belassen. Ich lade dich gerne ein, deine Weisheiten mit uns zu teilen, Kollege!
 

FlugFanatiker

Erfahrenes Mitglied
18.11.2018
1.041
799
Ich habe mal eine Praxisfrage zum POD ..

Und zwar gehört darauf bekanntlich ja auch die Uhrzeit vermerkt. Ich frage mich allerdings, welche konkrete Uhrzeit man verwenden sollte, wenn sich die Übergabe-Prozedur ungewöhnlich lange hinzieht .. nimmt man dafür dann den Zeitpunkt des Aufeinandertreffens mit dem Empfänger oder den späteren Zeitpunkt des Verlassens des Empfängers, also wenn man sich wieder entfernt und diesem die Sendung überlässt ..

Zwischen den beiden Zeitpunkten lagen mal etwa 30 Minuten, da der Empfänger in diesem Fall sehr genau und bedächtig arbeitete (Telefonate mit seiner Zentrale, penibles Abgleichen aller Fracht- und Zolldokumente, Fotografieren derselben etc.). Ein anderes Szenario ist, dass die Übergabe in einer größeren Firma erfolgt, wo der Pförtner nach Anmeldung erstmal den zuständigen Mitarbeiter herholen muss, was sich länger hinzieht.

In solchen Fällen liegt ja die verzögerte Übergabe weder im Einflussbereich des Brokers noch dessen eingesetzten Kuriers.

Aus Sicht des Brokers wäre es sicherlich am besten, wenn im POD (bei derartigen überlangen Übergabe-Prozeduren) als Übergabe-Uhrzeit stets der frühe Zeitpunkt des Aufeinandertreffens zwischen Kurier und Empfänger vermerkt wird, da die Broker ja ihren Kunden nicht nur ein Geschwindigkeitsversprechen geben, sondern teilweise in den Verträgen zwischen Broker und dessen Kunden sogar Zeitstrafen eingebaut sind (wie das sukzessive Verringern des vereinbarten Transport-Preises bei Verzögerungen oder Überschreiten bestimmter Zeitlimits, eventuell sogar Konventionalstrafen in diesem Fall).

Doch ist dies auch aus Sicht des Kuriers so?

In dem geschilderten Fall hatte ich die Zeit des Aufeinandertreffens genommen, wobei ich am Übergabe-Ort weder WLAN noch normales Netz zur Internet-Nutzung, zum Telefonieren oder SMS senden hatte, da dieser Ort – airside – neben der Kofferausgabe war und dahin das Netz leider nicht durchdrang.

So konnte ich dem Broker erst nach Verlassen des Übergabe-Ortes – landside – den Milestone der erfolgten Übergabe mitteilen und den POD übermitteln, was es aufgrund des dort vermerkten Übergabe-Zeitpunktes so aussehen liess, als hätte ich mir dafür etwa 30 Minuten Zeit gelassen und somit nachlässig gearbeitet (Milestones sollten ja unverzüglich gemeldet werden).

Letztlich habe ich mir in dem Fall also durch die Wahl des früheren Zeitpunktes also selbst geschadet! Vielleicht gibt es aber auch Szenarien, in denen das Gegenteil der Fall wäre ..?

Daher meine Fragen:


  • wie handhabt ihr das (bei sich länger hinziehenden Übergabe-Prozeduren), dh. welche Uhrzeit verwendet ihr dann im POD – die Minute des ersten Aufeinandertreffens mit dem Empfänger oder den Zeitpunkt, der bei Verlassen des Übergabe-Ortes (mit Verbleib der Sendung beim Empfänger) erreicht wurde?
  • welcher der beiden Varianten ist besser aus Sicht des Kuriers (dh. lässt ihn besser dastehen und vermeidet ihm potentielle Probleme)?
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
POD - Proof of Delivery ... also Zustellung oder Übergabe

Nicht: Proof of Guten Tag sagen, Kontaktperson treffen etc

Sollte doch nicht so schwer sein, eine Uhrzeit einzutragen, zu der die Ware in die Verantwortung des Empfängers oder seines Erfüllungsgehilfen übergegangen ist.

Im Ernst ... trag die Zeit ein, wenn Du die Ware "los bist" und die Kontaktperson das POD unterschreibt.