Wenn das MHD eines der größten Erfolge des Konsumentenschutzes sein soll, dann ist es um diesen zweifellos nicht gut bestellt. Denn an einem restriktiven MHD hat, wie mehrfach erörtert, insbesondere die Lebensmittelindustrie (also genau die, vor deren möglicher Gier, Fahrlässigkeit, krimineller Energie etc. man den Konsumenten schützen will) ein großes finanzielles Interesse.
Hier spielen vielmehr (oft irrationale) Verbraucherängste (siehe lipton & Co.) und kommerzielle Interessen Hand in Hand – und der Gesetzgeber ist froh, es beiden Seiten, den Lobbyisten und dem Wahlvolk, mit strikten MHD-Vorgaben Recht machen zu können.
Eine vergleichbare Situation gab es nach 9/11: Da wurden (nicht nur in den USA) Milliarden Dollar für Scheinsicherheit ausgegeben, ein eigenes Ministerium gegründet (Homeland Security) und dazu die TSA, da wurde aufgerüstet, umgebaut und schikaniert, und das Wahlvolk war dankbar dafür, "better safe that sorry", ein Heimspiel für die Industrie. Ich habe seinerzeit wie blöd Aktien eines Nacktscannerherstellers gekauft, dessen Geräte übrigens nicht nur unter die Kleidung von Fluggästen, sondern auch von der Seite in parkende Autos gucken können, hierzu wurden sie in Lieferwagen eingebaut, die langsam die Straßen entlang fahren und alles durchleuchten, was am Rand geparkt ist, etwa auf der Suche nach Waffen oder Autobomben. Jedenfalls hatte die Industrie damals ein Heimspiel, weil niemand den Sinn des wahnwitzigen Aktionismus in Frage stellen durfte, ohne als Irrer oder Vaterlandsverräter bezeichnet zu werden. Mit Angst lässt sich eben viel Geld verdienen.