Ich habe jetzt mehrere Singapur-Trips für unsere Kunden geplant und umgesetzt, und kann die ganzen Probleme nicht nachvollziehen.
Durch das JV von SQ/LH/LX können die Airlines tariflich miteinander kombiniert werden, und je nach Terminanforderungen, persönlichen Präferenzen bezüglich der Reiseklasse und des Produkts kann man hier problemlos und passend mischen, so dass es passt.
Wer sich weigert, sich in die Lufthansa Business Class zu setzen, kann also problemlos mit Singapore Airlines hinfliegen und dann z.B. mit der SWISS in Business oder First Class über Zürich zurück.
Natürlich sind die Tickets in Anbetracht der deutlich höheren Nachfrage nach Plätzen in den Premium-Klassen als in der Economy Class keine Schnäppchen-Tickets, aber machbar ist es.
Die monierten "Probleme" lassen sich durch adäquate Planung und Umsetzung also durchaus umgehen. Vielleicht bietet es nicht jede 08/15-Hotline einer Airline so an, aber für Profis ist das ohne Weiteres umsetzbar (sofern man sich nicht zwingend an der First Class aufhängt, die mit den 2x 4 Plätzen pro Woche auf dem SQ-VTL-Flug natürlich stark limitiert sind - aber in der Business auf SQ lässt es sich an sich auch gut aushalten).
Die kritisierten Partnertarif-Angebote dürften hier auf die Verfügbarkeiten einen bestenfalls marginalen Einfluss haben. Diese Angebots-Tarife beginnen ja allesamt im Ausland und können daher auf den VTL-Flügen gar nicht genutzt werden. Aufgrund der Einreiserestriktionen dürfte also jeder Fluggast, der auch nur ein klein wenig mitdenken kann, diese Buchungen entweder erstattet oder zumindest "on hold" gesetzt haben. Darüber hinaus war SQ bei den Partnertarifen außen vor - dort ist die Verfügbarkeit davon eigentlich überhaupt nicht beeinflusst.
Bleibt nur noch das "Problem" mit der First Class, für die natürlich eine Nachfrage vorhanden ist. Die Frage ist, ob die Zahlungsbereitschaft derjenigen, die hier so laut danach schreien, dann auch auf dem Tariflevel ist, bei dem sich die Airlines eventuell bei einer permanent voll ausgelasteten Kabine den erneuten Einbau überlegen würden. SQ hätte für FRA-SIN-FRA in F gerne ~10.500 EUR inklusive Steuern und Gebühren. Die potenzielle Zahl an Fluggästen, die diese Zahlungsbereitschaft haben, ist auch zu Pandemie-Zeiten recht überschaubar. Für günstige(re) A-Tarife, Meilentickets und Upgrader ist der erneute Einbau einer First Class betriebswirtschaftlich weder für SQ (die auf der A350 ja auch keine First haben) noch für LH sinnvoll und rentabel.
Meine Kritik an der verkorsten Flotten- und Produktstrategie der LH habe ich an zahlreichen Stellen hier im Forum bereits kundgetan und dies ist natürlich von der Passenger Experience her ein Problem, keine Frage.
Wer aber während der Pandemie fliegen will bzw. muss, hat mit den VTL-Flügen nach Singapur nun die Möglichkeit. Und sie ist planbar und umsetzbar, im Zweifelsfall eben auch ohne den LH-Flug zu nutzen, wenn man aufgrund der Produkt-Politik dort nicht einsteigen möchte.
Ich verstehe deinen Punkt aus Sicht eines Reisebüros und ich bin bei den meisten Punkten auch deiner Meinung.
Allerdings bin ich kein Reisebüro sondern Kunde. Und an einigen Stellen weicht meine Meinung daher auch deutlich ab.
Meiner persönlichen Meinung nach kann von "planbar und umsetzbar" keine Rede sein, wenn Lufthansa 5 Wochen vor Abflug die Flüge streicht und ein Downgrade macht, wenn ich 3 Wochen Vorlaufzeit einplanen musste. Hinzu kommt, dass Lufthansa in nicht einmal bereit ist, auf SQ umzubuchen, wenn es die Tarifregeln zulassen.
Als Kunde mit einem F Ticket auf einem LH VTL Flug darf ich also aktuell weder unfreiwillig auf SQ C noch auf SQ F umgebucht werden. Mir bleibt nur ein LH Flug in deren C, und selbst da sind die Tage eingeschränkt.
Wenn ich als Lufthansa für den November sehe, dass ich 30 Tage mit jeweils 8 F Sitzen angeboten habe, dazu noch die LX mit jeweils 8 Plätzen, und dann die Frequenz der LX deutlich reduziere und bei LH die F ganz aus dem Programm genommen wird, dann weiß ich vorab, wie viele Kunden bereits gebucht waren.
Denen muss ich anbieten, auf SQ umzubuchen oder eine andere Alternative geben. Einfach gar nichts zu machen im Sinn von "da habt ihr eben Pech gehabt" ist einfach zu wenig.
Ich sitze als Kunde doch ohnehin durch die Verlegung der Flugtage auf Kosten, weil ich ggf. andere Reisen umbuchen muss.
Ich kann das Gerede von "die First ist nicht profitabel" und "lohnt sich betriebswirtschaftlich nicht" echt nicht mehr hören. Das ist Marketing-Gelaber von LH, um die Schuld von sich zu weisen. Habt ihr mal gesehen, wie die Verteilung auf die Flugklassen aktuell ist? Die F ist praktisch immer voll bei SQ und LX, die C gut gebucht, die Eco nahezu leer. Muss man dann nicht irgendwann überlegen, ob man als Fluggesellschaft etwas falsch macht? Es ist doch gar keine Änderung der Bedingungen auf den Asien-Strecken erkennbar, SIN als extremes Beispiel.
Aber scheinbar will man eben nur noch Touris für 450 Euro in die USA fliegen. Anders ist es für mich aus Kundensicht nicht mehr zu erklären. Für die Billigtickets in die USA habe ich als HON schon wieder Werbung bekommen. Und Youtube ist voll von Videos, wie man mit 2xxx Euro Tickets in First den HON voll machen kann.
Das hat doch mit einer vernünftigen Strategie nichts mehr zu tun.