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Teil 2Gerne habe ich nie gesagt, aus welchem Land ich komme. Deutschland eben. Was für ein beschissenes Vaterland, ich gehörte zu den Verbrechern. Tief saß diese Konditionierung in mir. Es dauerte Jahrzehnte, bis ich im Ausland fast ebenso selbstverständlich aussprechen konnte „Ich bin Deutscher“, wie andere sagen konnten „Ich bin Franzose“. Völlig unbefangen bin ich bis heute nicht. Automatisch spreche ich lieber Englisch als Deutsch.
FORTSETZUNG folgt
In der Tat. Ich war insofern vom Glück gesegnet, als dass mein Vater als sehr junger Nazi-Gegner und Luftwaffenhelfer / Fahnenflüchtiger (aus mittlerem, verwickeltem Beamtenhaushalt ... katholische Jugend) eines der ersten Nachkriegsstipendien in Oxford erhalten hatte, und noch weitere Auslandsstudien absolvierte. Somit war er auch mit der ganzen Familie einmal für die UN im Ausland eingesetzt; wir Pänz auf der amerikanischen Schule, ohne je ein Wort Englisch gelernt zu haben (das hat mir dann zum Abi in Berlin mit "Englisch Muttersprache" verholfen Aber: Uns wurde schon einmal "Heil Hitler" zugerufen ... und "at ease" mit meiner Identität bin ich seit vielleicht 15 Jahren - es gibt da vieles im Ausland, was an uns Deutschen geschätzt wird. Oft wurde ich gefragt "But you're not German?" (Ich vermute, weil ich eben auch linksrheinisch aufgewachsen bin, was ja eine völlig andere Mentalität als bspw. die preußische impliziert. Je ne sais pas, pour vrai dire ... ick weeß et ehrlich nich.)
Ich kann nur sagen, dass ich trotz aller Probleme äußerst dankbar für die europäische Einigung und den langjährigen Frieden hierzulande bin - ich hege aber große Befürchtungen. Habe lange genug in sog. "Post-Crisis"-Gebieten gearbeitet; wenn ich nur an die Ukraine denke, läuft es mir kalt den Rücken herunter.
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