Zu dein IP, das ist technisch absolut nicht möglich, wenn Du in den USA bist und über Roaming dich im US Netz einloggst, dann bekommst Du automatisch eine US IP zugewiesen, ohne VPN ist eine Deutsche IP nicht möglich
Das ist soweit nicht korrekt. Es ist ja nicht die Basisstation, die Dir eine IP-Adresse zuweist, sondern der GGSN (bei 2G und 3G) bzw. das PGW (bei 4G und 5G-NSA). Zur Verbindung nutzt man im Regelfall automatisch den GGSN bzw. das PGW und damit den Internet-Übergang seines Heimatnetzes. Es ist also technisch nicht nur möglich, sondern sogar die Regel, im Roamingland eine IP seines Heimatlandes zu bekommen.
Ich skiziere mal grob den Weg, den Datenpakete in einem Mobilfunknetz nehmen:
eNodeB (4G-Basisstation) <-> SGW (Serving Gateway, Ankerpunkt Richtung Mobile Access) <-> PGW (Packet Gateway, Ankerpunkt Richtung Internet) <-> Internet
Das SGW nutzt man immer im besuchten Netz, da es einen festen Ankerpunkt für die Datenverbindungen zum Radionetz also den eNodeBs (4G-Basisstationen) bildet. Durch Bewegung wechselt man ja von eNodeB zu eNodeB. Das SGW stellt sicher, dass auch bei einem Handover alle Daten ankommen.
Das PGW hingegen ist der Ankerpunkt Richtung Internet und kümmert sich u.a. um die Begrenzung der Datenrate (gem. Tarif) und die Vergebührung. Daher muss zwingend das PGW im Heimatnetz genutzt werden, da ein ausländisches PGW die Tarife (inkl. Inklusivvolumen und Datenraten) nicht kennt.
SGW des Roaminglandes und PGW des Heimatlandes kommunizieren über den IPX-Backbone. Das Interface nennt sich S8-Interface. Und dass die gesamte User-Plane sprich die gesamte Internet-Nutzung unserer Kunden, die in den USA oder auch sonst wo roamen, über unser Netz in Deutschland läuft, kann ich jeden Tag in den Traffic-Statistiken unserer Router und Gateways sehen.
Wer sich für die Architektur von LTE-Netzen interessiert, dem sei dieser Wikipedia-Artikel empfohlen, wo auch klar darauf hingewiesen wird, dass das S8-Protokoll im Roaming-Fall nicht nur Control-Plane- (Steuerinformationen) sondern eben auch User-Plane-Daten (Nutzdaten) beinhaltet.
en.wikipedia.org
Die 3GPP hat zwar sowohl das sog. Home-Routing als auch ein Local Breakout spezifiziert, kommerziell ist aber aus o.g. Gründen das Home-Routing die absolute Regel.
Lediglich, wenn man einen besonderen APN konfiguriert bzw. der jeweilige Netzbetreiber (nach Rücksprache mit dem Heimatnetzbetreiber) sein Netz verbiegt, ist es denkbar, dass man GGSN/PGW und damit den Internet-Übergang des besuchten Netzes verwendet.
Es gab da tatsächlich einen Trial in Europa, an den ich mich erinnere. Da hat man versucht, Dir im Roaming durch den Roaming-Anbieter direkt ein Paket zu verkaufen, das lokal geblieben ist. Du musstest dazu jedoch Deine APN-Einstellungen ändern und es gab da ein paar technische und regulatorische Probleme, weswegen sich das nicht durchgesetzt hat.
Bei der Sprachtelefone gebe ich Dir für 2G und 3G übrigens recht. Da bleibt Dein Telefonat im Roamingland. Deswegen wählt man in den USA ja auch mit einer deutschen SIM-Karte eine Rufnummer ohne Vorwahl und hört beim Rufaufbau die USA-typischen Klingeltöne.
Mit VoLTE-Roaming (also 4G-Telefonie-Roaming) ändert sich dies. Da wird der gesamte Telefonieverkehr genau wie der Internetverkehr auch in das Heimatland geschickt, sodass man erhöhte Latenzen hat, die jeweilige Ländervorwahl (je nach genauer Implementierung) mitwählen muss und die Ruftöne aus der Heimat hört.
Soweit ich weiß benutzen Telekom und Vodafone aber Mobile IP und tunneln die Verbindungen automatisch zur besseren Abrechnung der Datenblöcke.
Nicht nur T-Mobile und Vodafone sondern alle mir bekannten Netzbetreiber.
Der von Dir beschriebene Tunnel nennt sich GTP (GPRS Tunelling Protocol) und wird nicht nur im Roamingfall verwendet. Auch wenn Du Dich mit einer deutschen SIM in Deutschland befindest, wird Deine Internetnutzung in GTP eingepackt und dadurch durch das Mobilfunknetz geschickt, bis es an den Internet-Peering-Points des Mobilfunkanbieters in die weite Internet-Welt gelassen wird.
Im Roamingfall ist die Reise Deiner in GTP verpackten Internetnutzung halt nur ein wenig länger.
Da ich nicht wusste, dass diese Diskussion stattfinden wird, habe ich leider meine anderen SIM Karten von VF und Telefonica nicht dabei. Meine US Sim bekommt in Deutschland eine US IP.
Genauso würde ich das erwarten. Meine thailändische SIM-Karte bekommt hier in Deutschland ebenfalls eine thailändische IP. Und wenn ich die thailändische SIM-Karte nächste Woche in den USA nutzen werde, wird es sehr wahrscheinlich auch so sein. Für die Latenz wäre ich aber froh, wenn AIS mit AT&T oder T-Mobile USA eine Sonderlocke gebaut hätte. Davon gehe ich aber nicht aus.