Es geht den Banken, die kündigen, nicht darum, dass sie zu wenig Geld bekommen; es geht ihnen darum, dass sie mehr lokale Kunden verlieren an Direktbanken, wenn ihre Kunden nicht die Gefahr sehen, dann nicht mehr an Geld zu kommen.
Wie hoch und relevant diese Gefahr angesehen wird, hängt von jeder einzelnen Bank ab. Dort wo die Sparkassen teuer sind und wenig andere GAA zur Verfügung stehen, wird die Gefahr größer sein und damit die Bereitschaft, Direktbankkunden das Leben schwer zu machen, sozusagen als Abschreckung für wechselinteressierte eigene Kunden.
Das Argument, dass Banken Kündigungen aussprechen, um lokale Kunden vor einem Wechsel zu Direktbanken abzuschrecken, ist zwar interessant, greift jedoch aus mehreren Gründen zu kurz.
Es stimmt, dass Direktbanken zunehmend Marktanteile gewinnen, allerdings ist es fraglich, ob die Kündigung von Bankkund:innen tatsächlich eine wirksame Abschreckung ist. Im Gegenteil: Solche Maßnahmen könnten bestehende Kund:innen eher dazu motivieren, ihre Geschäftsbeziehung vollständig zu beenden. In einer Zeit, in der Kundenloyalität sinkt und Wechselbarrieren gering sind, wäre dies eine riskante Strategie. Natürlich liegt es nahe, dass Banken primär betriebswirtschaftliche Überlegungen anstellen. Direktbankkunden, die nur kostenfreie Leistungen wie Geldabhebungen nutzen, generieren kaum Einnahmen, verursachen jedoch Kosten – etwa für den Betrieb der Geldautomaten. Das Kündigen dieser Konten könnte schlicht eine Maßnahme sein, unrentable Kund:innen aus dem Portfolio zu nehmen, anstatt ein strategisches Signal an die eigene Kundschaft zu senden.
Die Behauptung, dass Sparkassen in Regionen mit wenigen Geldautomaten stärker handeln, setzt voraus, dass Kund:innen tatsächlich bereit wären, aufgrund erschwerter Bargeldverfügbarkeit die Bank zu wechseln. Doch in der Realität sind viele Kund:innen bereits hybrid unterwegs – sie nutzen sowohl lokale Banken als auch Direktbanken. Die Bedeutung der Bargeldversorgung nimmt außerdem mit der zunehmenden Digitalisierung des Zahlungsverkehrs ab.
Ich vermute, die Kündigungen dienen weniger der Abschreckung bestehender Kund:innen, sondern dürften vielmehr auf eine Kosten-Nutzen-Abwägung zurückzuführen sein.