Tag 50
Als wir heute am Frühstücksrestaurant eintrafen, war der Bereich neben der Bar, an dem uns gestern ein Platz verwehrt wurde, bereits geöffnet, sodass wir heute unseren Wunschplatz einnehmen konnten. Ob dies dem Gespräch mit Moritz, dem deutschen Assistant Manager Food & Beverage, der gestern geduldig unser Meckern über die überfüllte Lounge ertragen hatte, und der sich darum kümmern wollte, dass wir heute unseren Lieblingsplatz erhalten sollen, geschuldet war, kann ich jedoch nicht sagen.
Auf jeden Fall grüßte uns Moritz freundlich, als er uns am Büffet entdeckt hatte. Er fragte, ob Alles recht sei, was ich (noch) bestätigen sollte. Zurück am Tisch wunderten wir uns, dass die beiden bestellten Americano noch nicht eingetroffen waren. Wir geduldeten uns noch ein wenig, bevor wir nachfragten. Es bedurfte dann noch einer zweiten Nachfrage, bis wir schließlich Kaffee erhalten sollten. Statt der bestellten Americano erhielten wir jedoch eine French Press mit einem wenig schmackhaften kaffeeähnlichen Heißgetränk. Da auch nach dem Verzehr dieses Verschnitts der Kaffeedurst weder qualitativ noch quantitativ gestillt war, bestellten wir zwei doppelte Espressi, in der Hoffnung, damit mehr Glück zu haben. Als dann erneut eine French Press an den Tisch gebracht wurden, baten wir umso eindringlicher um Espresso. Einige Zeit später sollten wir dann EINE Espressotasse mit einer schwarzen Flüssigkeit ohne jegliche Crema erhalten.
Nachdem ich Moritz am Büffet sah, sprach ich ihn an, ob er uns vielleicht zwei richtige Espressi organisieren könne, da die Regelprozesse heute Morgen irgendwie nicht funktionieren wollten. Er kümmerte sich persönlich um unseren Wunsch und wenige Minuten später hatten wir zwei ordentliche Tassen Espresso vor uns. Ich bedankte mich bei Moritz und gab ihm noch den Tipp, dass der Farang schräg hinter uns offenbar auch nach zwei Bestellungen den gewünschten “English Breakfast Tea” noch nicht erhalten hatte, sodass Moritz auch dort versuchte, die Stimmung zu heben.
Gegen späten Vormittag verließen wir mit unserem Mietwagen die Hoteltiefgarage, jedoch nicht ohne zuvor die Einfahrquittung an der Rezeption stempeln zu lassen. Es scheint in Thailand ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass Parkplätze an Hotels generell kostenlos sein müssen, man aber in besseren Hotels dafür Quittungen bei der Einfahrt erhält, die man dann entsprechend als Hotelgast an der Rezeption abstempeln lassen muss.
Wir wollten heute noch ein letztes Mal Richtung Meer, sodass ich den Yaris über die Mautstraße Richtung Süden lenkte. Als erstes Ziel hatten wir uns das “Royal Navy Museum” in Samut Prakan ausgesucht. Nach der ca. 40 minütigen Fahrt erreichten wir die Einfahrt zum Marinegelände, das an der Mündung des Chao Phraya in den Golf von Thailand liegt. Thailändischsprachige Schildern wiesen allerdings darauf hin, dass ein Besuch aktuell nicht erlaubt sei, was uns kurz darauf auch von der Wache mündlich mitgeteilt wurde. Als Grund wurde die aktuelle Pandemie genannt.
Die eigentlichen Mangrovenwälder sollten sich auch in der Nähe bzw. auf dem Marinegelände befinden. Dennoch gab es auch kurz vor diesem eine für mich ungewohnte Landschaft. Von Flüssen und Kanälen war Land durchzogen, dass sehr schlammig wirkte, aber auf dem dennoch verschiedene Palmen und Bäumen wuchsen und offenbar Menschen lebten. Auf Betonstelzen war ein sehr langer Steg gebaut, der zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Motorrad genutzt wurde. Zusätzlichen besaßen offenbar die meisten Anwohner hier Boote, um zu ihren ebenfalls auf Stelzen gebauten Häusern zu gelangen.
Die Verbindungen vom Hauptsteg zu den einzelnen Behausungen waren teils abenteuerlich.
In der Nähe des Stegs konnten wir einige Personen beobachten, die im Schlamm nach Krebsen suchten. Von +1 auf eine etwas auffällige Fischgattung angesprochen, die wir wiederholt im Schlamm robbend und im seichten Wasser schwimmend beobachten konnten, erhielten wir von einem Fischer nur die Info, dass dieser Fisch nicht ess- bzw. genießbar sei. Dennoch fanden wir diesen Fisch, der irgendwie wie eine Kreuzung aus einer Amphibie und einem Fisch wirkte, putzig.
In der Nähe sollte es einen halbwegs bekannten Tempel geben, zu dem wir uns daher als nächstem Ziel aufmachten. Tatsächlich war jedoch die Aussicht deutlich spannender als der Tempel selbst.
Theoretisch hätte von hier ein “Nature Trail” starten sollen, jedoch war einerseits der Zugang aktuell gesperrt und andererseits war das Wetter mit prallem Sonnenschein bei knapp 40°C nicht das Beste, um unter freiem Himmel eine Wanderung zu unternehmen. Außerdem hatte sich der Bruder von +1 gemeldet, den wir heute zum Essen treffen wollten. Das auserkorene Restaurant lag direkt am Chao Praya Fluss, quasi in der Mitte von unserer aktuellen Position und der Wohnung meines Schwagers. Wir vereinbarten, nun zeitgleich loszufahren.
Das Restaurant wurde in der Vergangenheit wohl oft von meinem Schwager und dem Opa, den wir bislang aus Vorsicht nicht getroffen haben, besucht. Die Lage direkt am Fluß mit Blick auf die entfernte Skyline des modernen Bangkoks war wirklich gut.
Das Essen dafür sollte uns alle Drei enttäuschen. Das “Signature Dish”, ein Pad Thai ohne Nudeln, was sich als Garnelen und Tintenfisch in süß-saurer Tamarindensauce herausstellen sollte, schmeckte noch recht gut.
Der servierte frittierte Fisch selbst war auch gut zubereitet, außen sehr knusprig und innen saftig, aber die dazu gereichte Sauce war eine “Dipping Sauce for Chicken” (oder “Nam Chim Gai”, wie der Thailänder sagt) aus der Flasche. Auch die sonstigen Gerichte enttäuschten leider sehr.
Dennoch verbrachten wir einige Zeit hier, da es wieder viel zu erzählen gab, und man ja nicht so ganz genau weiß, wann wir +1s Bruder wiedersehen werden. Er selbst würde auch nur zu gerne wieder reisen, hat aber eine noch viel unklarere Vorstellung davon, wann er wie geimpft sein wird, als +1 und ich. Wenigstens konnte er erzählen, dass er jetzt im Wechsel im Büro und von zu Hause arbeiten wird. Außerdem hätte es im Nachbarhaus seines Appartmentgebäudes einen bestätigten Fall von Covid-19 gegeben, sodass aktuell die Gemeinschaftseinrichtungen der Appartmentanlage komplett gereinigt und desinfiziert würden.
Gegen späten Nachmittag verabschiedeten wir uns von ihm. Ich lenkte unter +1s (von Google Maps unterstützer) fachmännischer Anleitung den gemieteten Yaris quer durch Bangkok, bis wir schließlich einen BigC-Supermarkt in der Nähe des Hotels erreichten. Ich war stolz, dass ich es war, der die richtige Parkhauseinfahrt, die allein auf thailändisch ausgeschildert war, identifizieren konnte. Anschließend kauften wir zahlreiche thailändische Produkte ein, die es selbst im gut sortierten Asiamarkt zu Hause nicht gibt (Riceberry, Gewürzmischungen, Tamarindenpaste, etc.).
Nachdem wir die Einkäufe in unserem Hotelzimmer untergebracht hatten, ließen wir unseren Mietwagen volltanken, um diesen anschließend bei Sixt zurück zu geben. Ein kleines Stück gingen wir zu Fuß zurück in Richtung Hotel. Dabei sollte mir die große Menge an Glasfasern auffallen, die direkt von einer Fußgängerbrücke an den Strommasten hängend aus nächster Nähe begutachtet werden konnten.
Anschließend nahmen wir ein Taxi zum Hotel, wo ich mich nach einem Tag bei heißestem Wetter und viel Sonnenschein über eine erfrischende Dusche freute. Aufgrund der Ankündigung, dass ab heute weder in den Restaurants noch in der Club Lounge Alkohol ausgeschenkt werden würde, und dem Fakt, dass Moritz uns mitteilte, dass es Montagmorgen relativ leer beim Frühstück werden solle, hatten wir auch eine leere Club Lounge vermutet. Tatsächlich war diese jedoch auch heute wieder gut gefüllt, aber man wurde nicht mehr an die Ersatzlounge in der sechsten Etage verwiesen.
Der Service sollte zum Tagesausklang aber genauso schwierig enden, wie dieser heute beim Frühstück begonnen hatte. Auch wenn uns nach unserem Eintreffen eine Getränkekarte gereicht wurde, gab es keinen Mitarbeiter mehr, der bereit gewesen wäre, unsere Getränkebestellung aufzunehmen. Die Mitarbeiterin, die irgendwann den Tisch neben uns abräumte, baten wir, unsere Bestellung aufzunehmen. Zu recht hatten wir den Eindruck, dass sie damit jedoch, aus welchem Grund auch immer, überfordert war. Ca. fünf Minuten später kam eine Kollegin und fragte, was wir bei der Kollegin bestellt hätten, um dann nach weiteren ca. fünf Minuten auch tatsächlich die bestellten Getränke zu erhalten. Der “Virgin Mojito” schmeckte mir erstaunlich gut, ebenso wie +1 der Holunder-Apfel-Mocktail gefiel.