Unter der Mitternachtssonne einmal rund um Spitzbergen

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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
358
2.941
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Wow....tolle Eisbilder! Danke dafür!
Ich hätte es mir nicht ganz so "eisig" vorgestellt.

Von den früher/heute Bilder hat es auch eines in die Kamera geschafft? Würde mich auch interessieren, wie rapide der Schwund vor sich geht.

Vielen Dank! :)

Ich habe leider keine Bilder des Vortrags, aber hier ist ein Link zu einer Seite des Fotografs bzw. dem Projekt: Christian Åslund | glacier comparison Svalbar
Zudem findet man unter anderem hier noch einen Artikel von Greenpeace: Greenpeace | heartbreaking images illustrate arctic glacier melt century
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
358
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Tag 12 - Nordpol wir kommen, fast

Um 7:15 Uhr klingelt der Wecker. Bei dem obligatorischen Blick aus dem Fenster lässt sich bereits erkennen, dass wir die Treibeisgrenze erreicht haben.

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Wir machen uns schnell fertig und gehen wieder im Hanseatic Restaurant frühstücken, denn um 9 Uhr startet die Führung durch den Maschinenraum.
Und so stehen wir gut gesättigt und pünktlich an der Rezeption, wo wir mit 8 anderen Gästen vom leitenden Ingenieur abgeholt werden und über Deck 3, vorbei an der Gummistiefelwaschanlage, in dem Bereich verschwinden, in dem normalerweise nur die Crew Zutritt hat.

Zuerst erhalten wir in einem Kontrollraum einige interessante Informationen zum Schiff selbst, der Technik, den Abläufen auf so einer Reise und möglichen Entwicklungen in der Zukunft. Aber auch generellen Infos rund um die unterschiedlichen Antriebsarten in der Schifffahrt.
Alles sehr interessant und es ist wirklich spannend einmal hinter die Kulissen schauen zu können.

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Anschließend startet die Führung durch den eigentlichen Maschinenraum sowie zugehörige Räume mit allerhand Technik und Anlagen, die dafür sorgen, dass so ein Schiff mehrere Wochen autark unterwegs sein kann. Es ist wahnsinnig laut und wir sind froh, dass wir Ohrenschützer bekommen haben. Auch wenn das aktive Zuhören damit etwas erschwert wird.

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Bereits während der Führung bekommen wir mit, dass der Kapitän das Schiff inzwischen in das Eis hineingesteuert hat. Immer wieder hören wir, wie das Eis an der Bordwand entlangschrammt.

Nach einer Stunde ist die Führung beendet. Wir gehen kurz auf die Kabine, ziehen uns warm an und gehen zunächst auf den Spirit Walk. Während die HANSEATIC spirit vorsichtig durch die bizarre Eislandschaft manövriert, beobachten wir neben Eisschollen in unterschiedlichsten Größen auch eine Vielzahl von Sattelrobben und Vögel an uns vorbeiziehen.

Video: HANSEATIC spirit | Fahrt durch Treibeis

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Zwar hört man immer wieder das Eis knacken und gegen das Schiff schlagen, dennoch herrscht eine gewisse Art der Ruhe. Eine ganz besondere Stimmung.

Video: HANSEATIC spirit | Fahrt durch Eisschollen mit Kurs Nord

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Vor uns liegt eine endlose Weite. Weiße Schollen und der dunkelblaue Ozean bilden einen herrlichen Kontrast. Wir steuern immer weiter in Richtung Norden.
Dabei können wir von dem Anblick einfach nicht genug bekommen.

Irgendwann kommen wir mit dem Videograph und seiner Lebensgefährtin, die ihn auf dieser Reise begleitet, ins Gespräch. Wir unterhalten uns über das Reisen sowie besondere Erlebnisse und merken dabei mal wieder, wie klein die Welt doch ist. Er hat nur wenige Semester nach +1 an der gleichen FH studiert.

Er nimmt auch ein Video mit einer Drohne auf. Einen Ausschnitt davon kann man auf dem Hapag Lloyd Cruises Profil unter https://www.instagram.com/reel/DL9OoEbINHN/?igsh=ZGcyNjE3bmVvNnU4 finden.

Gegen 12:30 Uhr stoppt der Kapitän die Motoren. Es ist Zeit für eine Mittagspause. ;)
Bei solch einer Fahrt durch das Eis werden alle Crewmitglieder auf der Brücke benötigt und so bietet es sich an, gemeinsam eine Pause zu machen und einfach mal die Stille und Ruhe, hier mitten im Eis zu genießen.

Auch wir nutzen die Zeit und gehen in das Lido Mittagessen. Obwohl es doch recht kalt ist, setzen wir uns in den Außenbereich, mummeln uns in eine Decke ein und erfreuen uns weiterhin an dem Anblick.

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Nach knapp einer Stunde geht es dann weiter. Der Kurs bleibt unverändert in Richtung Norden.

Video: HANSEATIC spirit | Fahrt durch Eisschollen

Am frühen Nachmittag meldet der Kapitän dann, dass wir den nördlichsten Punkt der Reise erreicht haben: 81° 24,0' N 13° 19,4' O. Von hier sind es noch rund 900 Kilometer bis zum Nordpol. Eine bizarre und zugleich faszinierende Vorstellung.

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Wir sind mittlerweile seit fast 10 Uhr durchgängig draußen. Und so machen wir gegen 15:45 Uhr erneut eine kleine Pause und gönnen uns beide eine heiße Waffel sowie Kaffee draußen auf Deck 8 und genießen weiterhin den atemberaubenden Ausblick.

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Auch den Rest des Nachmittags verbringen wir ausschließlich auf den Außendecks sowie dem Spirit Walk, genießen dabei einfach die Aussicht und die Atmosphäre.
Der Himmel reißt immer weiter auf und die Sonne sorgt für immer neue Lichtspiele. Ich glaube so viele Blautöne wie heute, habe ich vorher in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.

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Gegen 16:45 Uhr verlassen wir dann so langsam das Treibeis und erreichen wieder das offene Meer.

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Wir bleiben noch an Deck, bis das Treibeis nur noch in der Ferne zu erkennen ist.
Schweren Herzens begeben auch wir uns irgendwann auf die Kabine, um uns für den Abend frisch zu machen. Was für ein Tag. Was für ein Erlebnis.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Pünktlich um 18:15 Uhr sitzen wir im HanseAtrium für das Precap/Recap. Anschließend geht es in das Hanseatic Restaurant zum Abendessen.

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Hier haben wir nur den Schweinebauch fotografisch festgehalten.

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Um 21:15 Uhr sind wir auf der Kabine. Ein für uns wunderbarer Tag geht zu Ende. Wir schreiben noch ein paar Zeilen an diesem Bericht, entschwinden aber sehr schnell in das Land der Träume.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
358
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Tag 13 - Torellneset und Bråsvellbreen

Es ist kurz vor 8 Uhr als wir mit einer Borddurchsage aus unserem Snooze-Modus geweckt werden und damit endgültig wach sind.
Die Expedition Managerin gibt durch: traumhaftes Wetter an diesem frühen Morgen des 8. Juli in der Hinlopenstraße.

Und tatsächlich ein Blick aus dem Fenster gibt uns einen ersten Vorgeschmack: strahlender Sonnenschein, windstill, das Glitzern der Sonne auf dem Wasser und eine atemberaubende Kulisse um uns herum. Die Landschaft wirkt fast surreal: schroffe Felsküsten, breite Gletscherzungen, dazwischen karge Tundra, die sich in verschiedenen Brauntönen bis zum Horizont zieht.

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Wir machen uns schnell fertig und sind kurze Zeit später auf den Außendecks. Es ist erstaunlich wenig los und so können wir die Szenerie von jeder Position aus bestens bestaunen. Die Passage ist nur wenige Wochen im Jahr, von Juli bis August, befahrbar, denn meist liegt die rund 150 Kilometer lange Meerenge zwischen der Hauptinsel Spitzbergen und dem fast menschenleeren Nordostland unter einer dichten Decke aus Packeis.

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In der Ferne sehen wir auf einer kleinen Landzunge eine Kolonie Walrosse. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, ist das auch unser Ziel für den heutigen Vormittag. Die Landzunge nennt sich Torellneset, liegt im Südwesten von Nordaustland und ist berühmt für ihre Walrosskolonie.

Um 8:30 Uhr gehen wir wie gewohnt kurz im Hanseatic frühstücken. Wir brauchen keine halbe Stunde und so liegen wir um kurz nach 9 Uhr dick eingepackt mit Decke und Sonnenbrille auf Deck 9 im Liegestuhl. Einfach herrlich.

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Auch der Ausblick in die Ferne kann voll und ganz zu überzeugen.

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Wir beobachten die ersten Ausbootungen und gehen mit Aufruf der Farbgruppe vor uns zurück auf die Kabine, um uns ebenfalls für die Anlandung fertig zu machen. Wobei das wichtigste eigentlich nur noch die Rettungsweste ist. Durch die Zeit am Außendeck sind wir kleidungstechnisch schon gut gewappnet.

HANSEATIC spirit | Zodiac Torellneset

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Um kurz vor 11 Uhr kommen wir an Land an und erhalten eine kurze Einweisung. Wir dürfen uns der Kolonie bis auf gut 50 Meter nähern. Dabei müssen wir natürlich ruhig sein oder maximal flüstern und uns im besten Fall auch auf den Boden setzen, damit die Tiere uns nicht als Gefahr einstufen.

Und so laufen wir den steinigen Strand entlang, bis wir die durch Fahnen markierte Grenze erreicht haben.

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Auf den wenigen Metern merken wir bzw. insbesondere +1, dass wir zu dick angezogen sind. Die pralle Sonne sorgt für ordentlich Wärme und so sind die vielen Lagen der Zwiebeltaktik doch ein bisschen zu viel des Guten. Aber zum Glück kann man dagegen ja Abhilfe schaffen.

Etwa fünfzig Walrosse liegen dicht aneinandergedrängt am flachen Ufer, ein Großteil auf dem Kies, andere vergnügen sich im Wasser. Wir beobachten das Geschehen still und mit einer gewissen Ehrfurcht vor den Kolossen. Die Tiere wirken auf den ersten Blick schwerfällig und träge. Immer wieder hören wir ein dumpfes Grunzen oder ein überraschend lautes Schnauben. Ab und an wird sich mit Hilfe der Stoßzähne vehement Platz verschafft.

Video: HANSEATIC spirit | Walross Torellneset

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Die bis zu 1.500 kg schweren Körper der Walrosse sind perfekt für das Leben im kalten Wasser gebaut. Sie ernähren sich hauptsächlich von Muscheln, die sie mit ihrer sensiblen, behaarten Schnauze auf dem Meeresboden aufspüren und aus dem Sand saugen. In der Kolonie herrscht ein ständiges Kommen und Gehen: Einige gleiten schwerfällig ins Wasser, andere robben sich mühsam wieder an Land.

Wir bleiben eine ganze Weile sitzen, um dieses Schauspiel ganz entspannt auf uns wirken zu lassen. Auch hier herrscht, eine gewisse Art der Ruhe.

Entgegen der meisten anderen Gäste laufen wir anschließend nicht direkt zurück zur Zodiac Anlandestelle, sondern nutzen die Möglichkeit und laufen noch einen kleinen Hügel hoch. Auch hier stehen die Experten entlang des Weges und machen uns auf kleine Sehenswürdigkeiten aufmerksam. So beobachten wir eine brütende Schmarotzerraubmöwe, der wir natürlich weiträumig aus dem Weg gehen, um sie nicht unnötig zu stören. Und obwohl die Vegetation recht karg ist, finden sich auch hier immer wieder Pflanzen auf dem Weg.

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Als die Experten ihre Ausrüstung einpacken, machen auch wir uns auf den Weg zurück zum Zodiac.

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Diesen kleinen Spaziergang hatten wir nur für uns. Manchmal ist es für uns schwer nachzuvollziehen, weshalb so viele Gäste die Zeit der Anlandungen nicht voll ausnutzen. Womöglich liegt der Schwerpunkt bei vielen auf der Kreuzfahrt selbst und die Anlandungen sind eine nette Abwechslung. Für uns hingegen steht das Erkunden dieser abgelegenen Regionen im Vordergrund. Wir würden definitiv auch auf eine Mahlzeit verzichten, wenn gleichzeitig noch etwas Spannendes geboten wird. Wir genießen natürlich auch die Annehmlichkeiten dieses Schiffs, legen unseren Fokus aber mehr auf die Anlandungen und Cruises.

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Zurück an Bord machen wir es uns zunächst auf Deck 9 in einer Liege gemütlich. Mit der Zeit wird es doch recht frisch, wir können uns aber mit Wolldecken behelfen. +1 hat sich so eingewickelt, dass man stellenweise nur noch die Nasenspitze sieht. :ROFLMAO:

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Gegen 13:15 Uhr machen wir uns dann auf ins Lido für ein Mittagessen. Auch heute setzen wir uns, bei strahlendem Sonnenschein und spiegelglatter See wieder in den Außenbereich.

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Nach dem Essen gehen wir direkt wieder hoch auf Deck 9 in die Liegestühle. Herrlich! Die HANSEATIC spirit hat inzwischen Kurs in Richtung Bråsvellbreen genommen.

Den restlichen Mittag genießen wir auf Deck 9, bis wir am frühen Nachmittag die gewaltige Eisfront des Bråsvellbreen erreichen. Ein Anblick, der uns für einen Moment sprachlos werden lässt.
Über 180 Kilometer zieht sich die Kante der Eiskappe Austfonna, zu der der Gletscher gehört, wie eine schier endlose Mauer aus Eis am Horizont entlang.

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Langsam fahren wir an der Gletscherfront entlang. Die Sonne lässt das Eis und das Wasser leuchten. Immer wieder entdecken wir Wasserfälle, Höhlen und bizarre Formationen, die wie Skulpturen wirken – geschaffen von Wind, Wasser und Zeit.

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Der Bråsvellbreen ist einer der größten Auslassgletscher Spitzbergens. Er transportiert gewaltige Eismassen aus dem Inlandeis des Nordostlands direkt ins Meer – ein kontinuierlicher Strom aus Schnee und Eis, der sich über Jahrhunderte aufgebaut hat.

Gegen 16:45 Uhr meldet sich der Kapitän über die Lautsprecher und erklärt uns, was wir hier gerade machen und wo wir uns befinden. Am Ende bleibt uns dabei ein Satz ganz besonders in Erinnerung “Macht nautisch keinen Sinn, macht aber Spaß” :giggle: Ja, dem können wir uns nur anschließen.

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Die Sonne lässt das Wasser immer wieder in anderen Farben erleuchten.

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Während ich weiter von Deck 9 aus den massiven Gletscher bestaune, macht sich S. auf den Weg zur gebuchten Massage in den Spa-Bereich auf Deck 8. Glücklicherweise verpasst sie nichts von dem Panorama, da die Massagekabine ein großes Panoramafenster mit 1A-Blick bietet. Erholt, entspannt und frisch geduscht sammelt sie mich dann irgendwann wieder auf den Außendecks ein.

Genau rechtzeitig, um ebenfalls zu sehen, wie wir uns ganz behutsam, damit keine starke Bugwelle erzeugt wird, die die Scholle zerbrechen lassen könnte, an diesen beiden kuschelnden Walrossen vorbeischieben.

HANSEATIC spirit | Walrosse auf Eisscholle

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Der Kapitän hat mittlerweile den ursprünglichen Kurs wieder eingeschlagen und so verschwindet der massive Gletscher immer weiter am Horizont, während die HANSEATIC spirit wieder aufs offene Meer zusteuert.

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Wir können uns dennoch erst wieder losreißen, als der Bråsvellbreen außer Sichtweite kommt.
Daher lassen wir das heutige Precap im HanseAtrium aus Zeitgründen ausfallen und verfolgen dies nur im TV auf der Kabine, während wir uns für das Abendessen fertigmachen.

Auf dem Weg zum Hanseatic Restaurant kaufen wir an der Rezeption noch Lose für die Verlosung der Seekarte am letzten Abend. Wie schon auf der Antarktis-Kreuzfahrt geht der Erlös des Losverkaufs zu einem Teil an die Crew, die sich damit ihre Crew-Partys oder sonstige Ausflüge etc. finanzieren. Und zum anderen geht ein Teil an ein gemeinnütziges Projekt. Das unterstützen wir natürlich gerne. Für uns ist es eine zusätzliche Art des Trinkgelds, insbesondere für das Personal, das nicht so offensichtlich im Gästebereich unterwegs ist.

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Um kurz nach 19 Uhr sitzen wir an unserem Lieblingstisch im noch fast leeren Hanseatic. Wir müssen schon gar nichts mehr sagen, sondern werden freundlich begrüßt und zu "unserem" Tisch gebracht.

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Nach einem wieder einmal sehr leckeren Abendessen fallen wir fix und fertig ist Bett. Die frische Luft den ganzen Tag über, lässt uns in dieser Nacht wieder wie Babies schlafen.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
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Tag 14 – Freemansund, Zodiac-Cruise und kurze Anlandung an der Würzburger Hütte

Um 5:20 Uhr klingelt mein Wecker, denn planmäßig sollen wir um 5:30 Uhr in den Freemansund, der uns die Durchfahrt zwischen Barentsøya und Edgeøya ermöglicht, einfahren.
Ich ziehe mir schnell ein paar dicke Sachen an und mache mich fertig. S. dreht sich derweil nochmal um.
Um kurz nach halb sechs stehe ich zusammen mit zwei anderen Personen auf Deck 9. Die Sonne scheint noch immer, auch wenn es etwas bewölkter ist als gestern.

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Die Aussicht ist zwar ganz nett, aber von den letzten Tagen sind wir nun sehr verwöhnt. Daher laufe ich gemütlich noch etwas über das Deck und hole mir gegen 6 Uhr einen Kaffee in der Observation Lounge. Und so wechsle ich im Anschluss zwischen Deck 8 und 9 hin und her. Immer wieder kommen Mitreisende, stecken kurz die Nase nach draußen und verziehen sich dann wieder ins Innere. Selten sind wir mehr als eine Handvoll Leute.

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Als ich dann mit dem Fernglas das Ufer absuche, entdecke ich plötzliche etwas, dass ein Eisbär sein könte. Ich frage einen Mann neben mir, ob er ihn auch sehen kann, was er nach einer genauen Erklärung wo der Eisbär zu finden ist, bejaht. Gerade als ich die Crew informieren möchte, ertönt auch schon die Durchsage von der Brücke. Eisbär gesichtet, man hat die Motoren soeben gestoppt. Innerhalb weniger Minuten füllt sich das Deck erheblich. Jeder möchte den Eisbären natürlich sehen. Es ist mittlerweile 6:50 Uhr.

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Für ein gutes Foto ist er leider doch zu weit weg, durch das Fernglas lässt er sich aber super beobachten.
Nach rund 15-20 Minuten verschwindet der Eisbär dann außer Sichtweite im Hinterland. Und so schnell sich die Aussendecks gefüllt haben, so schnell leeren sie sich dann auch wieder.

Aber auch ich begebe mich nun wieder zurück auf die Kabine, wo S. sich gerade dick einpackt. Da es aber nichts mehr zu sehen gibt, erzählen wir kurz und machen uns langsam fertig.
Auch Hauspost gab es heute Morgen bereits. Leider die Unliebsamste der Reise, Informationen zur Abreise. In einem zweiten Umschlag erhalten wir noch die Einladung ins l’esprit für heute Abend.

Um 8 Uhr, mit Öffnung des Hanseatic, laufen wir zum Frühstück und lassen an der Rezeption direkt noch die Kreditkarte für die Zahlung hinterlegen.
Kurz nachdem wir uns gesetzt und unser Essen bestellt haben, erhalten wir per Lautsprecher die Info, dass eine außerplanmäßige Zodiac Cruise um Kapp Lee vorbereitet wird. Hier gibt es mehrere Hütten, eine achteckige Trapperhütte aus dem Jahr 1904 sowie zwei rechteckige Bauten aus den 1960er-Jahren, errichtet von Mitarbeitern einer Ölfirma.

Am Strand sowie überall zwischen den Steinen liegen alte Schädel, Kiefer und Knochen – stille Überreste eines der größten Walross-Schlachtplätze Spitzbergens. Hiervor muss die heute am Strand liegende Gruppe weiblicher Walrosse aber keine Angst mehr haben.

Da wir heute die zweite Farbgruppe sind, müssen wir uns nun beeilen. Nachdem wir unsere beiden Egg Benedict gegessen haben, geht’s also direkt wieder auf die Kabine zum Anziehen. Gegen 8:40 Uhr erfolgt dann auch der Aufruf.

Wir fahren entlang der Küste und können von dort einen Blick auf die Walrosse am Strand werfen. Und wir können sie auch riechen. ;)

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Auch im Wasser um die Zodiacs sieht man immer wieder Walrossköpfe hinausschauen. Damit diese auf dem Weg zurück zum Strand nicht verunsichert/verwirrt werden, ziehen wir uns vorsichtig an die Seite zurück.

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Während der Zodiac Cruise erhalten wir noch einige Infos von der mitreisenden Expertin für Polargeschichte.
Um 9:30 Uhr sind wir zurück auf der Kabine.

Wir sammeln kurz unsere Sachen zusammen und machen es uns einmal mehr auf Deck 8 bequem. Wir spielen Rummikup, trinken einen Tee und lesen ein bisschen. Die HANSEATIC spirit steuert in der Zwischenzeit die Diskobukta und den dortigen Canyon an.

Aufgrund des etwas kleiner ausgefallenen Frühstücks entscheiden wir uns mit Öffnung des Lido pünktlich um 12 Uhr dort zu Mittag zu essen, da das Hanseatic erst um 12:30 Uhr öffnet und wir aber wieder die zweite Farbgruppe der heute Mittag geplanten Anlandung sind.

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Gegen 12:30 Uhr erreichen wir Diskobukta.
Doch diese Reise ist gesegnet mit einem außergewöhnlichen Eisbärenreichtum. Denn auch hier können die Eisbärenwächter eine Eisbärenmutter und ihr Junges sowie ein weiteres Tier in der Nähe ausmachen. Diese Anlandung muss somit gestrichen werden, um niemanden zu gefährden, weder uns noch die Tiere.

Doch ein Ersatzplan ist schnell gefunden, wir drehen bei und fahren flugs zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Unser neues Ziel ist die Würzburger Hütte am Sundneset, an der wir gegen 14 Uhr anlegen sollen. Genau deshalb heißt es eben Expedition - man weiß nie, was kommt. ;)
Zumindest bleibt uns somit etwas mehr Zeit um gemütlich zu Mittag zu essen.

Nachdem wir unseren Plan B erreicht haben, landen zunächst die Eisbärwächter und Experten an, sichern das Gelände und dann kann auch schon mit dem Landgang begonnen werden. Wir stehen um 15 Uhr am Sidegate und kommen wenige Minuten später an Land an.

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Barentsøya wirkt zunächst wie ein Ort der Jagd, doch hier steht seit jeher die Forschung im Vordergrund. Zwischen 1959 und 1967 diente die Insel als Freiluftlabor für die Staufferland-Expeditionen, die die Geomorphologie, also die Entstehung und Veränderung der Landschaft unter dem Einfluss von Eis, Frost und Zeit untersuchte.

Wir werfen einen Blick in die Reste der Hütte und laufen den stellenweise erstaunlich grünen Hügel hinauf…

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…als plötzlich eines der Baywatch-Zodiacs, das während des Landgangs, an den Ufern Patrouille fährt, Eisbäralarm meldet.

Das bedeutet sofort den geordneten Rückzug anzutreten. Denn natürlich hat der König der Arktis Vorrang. Alle an Land befindlichen Personen laufen geordnet zurück zur Anlandestelle, wo bereits mehrere Zodiacs warten.
Normalerweise wird immer in ein Zodiac nach dem anderen abgefertigt. Nun wird zeitgleich in mehrere Zodiacs gestiegen. Und so sind innerhalb weniger Minuten nach dem Alarm alle wohlbehalten auf dem Weg zurück zum Schiff.

Vom Schiff aus verfolgen die anderen Passagiere gespannt das Treiben. Wir fühlen uns etwas an die Zodiac Cruise in Südgeorgien erinnert, bei der wir aufgrund des plötzlichen Wetterumschwungs Mühe hatten, zurück an Bord der HANSEATIC inspiration zu kommen.

Um 15:40 Uhr sind wir wieder an Bord der HANSEATIC spirit. Es zieht uns direkt wieder auf Deck 9, denn unser Kapitän gibt uns natürlich die Möglichkeit, den Bären zu beobachten. Nachdem dieser erfolgreich die Besucher verscheucht hat, macht er es sich auf einem Eisfeld gemütlich und döst in der Sonne.

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Diese gefiederten Freunde lassen sich nicht so leicht von dem Eisbären aus der Ruhe bringen.

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Während wir den Eisbären noch etwas beobachten, kommen wir mit der Expertin für Polargeschichte ins Gespräch, die in unserem Alter ist. Auch sie hat ihr Herz an die Polarregionen verloren und so entwickelt sich ein wirklich nettes Gespräch.

Irgendwann ziehen wir uns dann aber auch hier langsam zurück. Wir verbringen den restlichen Nachmittag auf Deck 8 und 9 mit lesen. Dabei lassen wir den Blick immer wieder in die Ferne schweifen und sind wieder einmal dankbar dafür, was wir hier erleben dürfen.

Gegen 18 Uhr gehen wir dann zurück auf die Kabine, um uns fertig zu machen. Pünktlich um 19 Uhr betreten wir das l’esprit und erhalten einen schönen Tisch am Rand. Wir entscheiden uns beide für das volle Menü, beim Hauptgang entscheidet sich S. heute jedoch für das Beef Wellington von der Tageskarte aus dem Hanseatic Restaurant.

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Erneut kann uns das Essen absolut überzeugen und wir verbringen einen sehr schönen Abend.

Nach dem Abendessen treffen wir mit etwas Verspätung im HanseAtrium ein, wo sich der Kapitän und die Crew heute schon einmal offiziell von den Gästen verabschieden. Der Shanty-Chor gibt sein Bestes, indem er ein Best of der Seemannsmusik vorträgt. Auch die Verlosung der Seekarte findet heute statt - leider haben wir kein Glück.

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Nach dem offiziellen Ende des Farewell bleiben wir noch einen Moment im HanseAtrium sitzen, bevor es uns gegen 23:30 Uhr nochmal kurz auf den Spirit Walk zieht.

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Wir genießen nochmal zu zweit die Ruhe unter der Mitternachtssonne, ehe ein langer und wieder einmal ereignisreicher Tag endet.
 
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Fee44

Erfahrenes Mitglied
22.04.2022
1.890
2.812
Ihr wart an Land und dann kam die Eisbär-Warnung!? Wie funktioniert dann die Kommunikation? Die Passagiere laufen ja irgendwo herum und Walki-Talkies werden nur die "Aufpasser" haben!?
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
358
2.941
Ihr wart an Land und dann kam die Eisbär-Warnung!? Wie funktioniert dann die Kommunikation? Die Passagiere laufen ja irgendwo herum und Walki-Talkies werden nur die "Aufpasser" haben!?

In diesem Fall wurde der Eisbär von einem Zodiac aus, dass die Küste entlang fährt, gesichtet. Die Info erfolgt dann per Funk an alle Crew-Mitglieder, Experten etc.
Bei den Landgängen bewegt man sich immer in abgesteckten Bereichen, die mit Fahnen markiert sind. Entlang der Wege, die man laufen kann, steht dann immer jemand von der Crew. Die äußerste Grenzen haben immer die Eisbärwächter gebildet. Diese beobachten dann hauptsächlich die Umgebung außerhalb des Bereichs, in dem sich die Gäste bwegen. Das verschafft die notwendige Reaktionszeit.

Wir wurden dann von der uns am nächsten stehenden Expertin informiert. Man bekommt das also schon alles sehr gut und schnell mit. So weit ist man dann nicht verteilt, als das man das nicht mitbekommt.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
358
2.941
Tag 15 - Wanderung am Samarinvågen

Um 7:30 Uhr bricht heute der bereits letzte ganze Tag auf Spitzbergen für uns an und langsam macht sich schon ein bisschen Wehmut breit. Während +1 sich noch fertig macht, gehe ich schon mal auf den Spirit Walk, um das herrliche Panorama zu genießen. Über Nacht sind wir zum Samarinvågen gefahren. Zwar ist das Wetter heute deutlich schlechter als gestern, doch gerade dies sorgt auch für eine ganz eigene, mystische Atmosphäre und die Spiegelungen im Wasser sind einfach weltklasse.

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Ich sammele S. schnell auf der Kabine ein und wir gehen zum Frühstück ins Hanseatic. Lange hält es uns hier heute aber nicht. Es zieht uns zusammen direkt wieder hinaus auf den Spirit Walk zum spektakulären Panorama.

Video: HANSEATIC spirit | Samarinvågen

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Wir saugen den Anblick und die Stimmung einige Zeit auf, bis es gegen 10:30 Uhr Zeit wird sich anzuziehen und auf Deck 3 ein letztes Mal in die Gummistiefel zu steigen.

Am Ufer angekommen, laufen wir einen steilen Hang über Geröll und durch Schnee hinauf.

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Stellenweise sinken wir fast bis zu den Knien im Schnee ein, insbesondere dann, wenn man leicht neben den Trampelpfad tritt. Oben angekommen erwartet uns ein traumhafter 360°-Rundumblick.

Wir drehen uns um die eigene Achse und nehmen das überwältigende Panorama, das mit einer Kamera nicht einzufangen ist, auf. In der Ferne hört man immer mal wieder das Grollen der Gletscher, während der Nebel tief über die schwarz-weißen Berggipfel hängt und auf dem Wasser kleine Eisschollen treiben. Herrlich :love:

Wir stehen einfach nur da und genießen den Anblick.

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Auch hier oben halten die Eisbärwächter dauerhaft Ausschau. Und das ist bei den nebeligen Bedingungen gar nicht so einfach.

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Sogar hier oben ist auch für die Freunde der Botanik etwas geboten und man findet immer wieder kleine Pflänzchen.

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Doch irgendwann ist es auch hier Zeit aufzubrechen. Der Weg hinunter ist dabei deutlich schneller und leichter als der Hinweg. Durch den Schnee rennen, springen und hüpfen wir, unter den amüsierten Blicken einiger Mitreisender, dem Ufer entgegen. 😅

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Dort angekommen laufen wir noch zwischen einem Schneefeld und dem Ufer entlang zu einem Aussichtspunkt in Richtung Gletscher.

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Als wir mit dem Zodiac dann wieder am Schiff ankommen, wartet eine kleine Überraschung auf uns. Anstatt am Sidegate, werden wir an der Marina empfangen. Und erneut lädt ein freundlicher Eisbär zu einem Umtrunk ein.

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Das war sie also, die letzte Anlandung unserer Reise. Und mit diesem Landgang ist es dann auch vollbracht: wir sind einmal rund um Spitzbergen gereist. Die Umrundung ist vollendet. Zur Orientierung: unsere erste Anlandungsstelle in Gåshamna befindet sich nur eine Bucht weiter im Hornsund.

Nach einer Tasse leckerem Punsch gehen wir zum Aufwärmen kurz auf die Kabine. Wir trinken etwas aus der Minibar und füllen den Gästefragebogen aus, bevor es uns erneut auf Deck 9 zieht. Inzwischen ist der Nebel jedoch mehr geworden und die Aussicht etwas eingeschränkt.

Gegen 13 Uhr machen wir uns dann auf in das Hanseatic Restaurant zum Mittagessen, während die HANSEATIC spirit sich langsam auf den Weg nach Longyearbyen macht.

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Nach dem Mittagessen heißt es dann Koffer packen, ehe wir noch ein paar Runden über die Außendecks laufen. Heute machen wir uns bereits am frühen Nachmittag fertig, denn ein kleines Highlight wartet noch auf uns.

Um 17:30 Uhr treffen wir an der Rezeption ein, wo wir zusammen mit rund 10 anderen Passagieren zu einer Führung durch die Proviantkammern des Schiffes abgeholt werden.
Wir erfahren einiges zur Logistik sowie dem Aufwand, der hier betrieben wird, um das Schiff teilweise für mehrere Wochen mit genug Vorräten zu bestücken. Auch dazu, welche Herausforderungen der Zoll in manchen Ländern darstellen kann und welche Vorteile es hat, hier unten zu arbeiten. :)

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Wirklich interessant. Und so stört es auch nicht, dass wir ein paar Minuten zu spät zum letzten Recap kommen, bei dem wir die Reise noch einmal Revue passieren lassen und uns die Experten mit ganz besonderen Beiträgen überraschen.

Anschließend geht es direkt zum Abendessen in das Hanseatic Restaurant, wo wir erneut einen schönen, letzten Abend verbringen. Am Ende heißt es auch hier Abschied nehmen.

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Nachdem wir uns von den Servicekräften verabschiedet haben, gehen wir direkt auf die Kabine, packen die letzten Sachen in die Koffer und stellen diese vor die Kabine. Gute Nacht!
 
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SDanie

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Tag 16 - Longyearbyen, Abreise

Und nun ist er schon wieder gekommen, der Abreisetag.
Unser Wecker klingelt um 7 Uhr. Wir haben jedoch keine Eile, da wir das Schiff erst gegen 10:30 Uhr verlassen werden. Der im Reisepreis inkludierte Charter von Longyearbyen nach Hannover geht planmäßig erst um 17:45 Uhr und bis dahin hat Hapag Lloyd noch ein kleines Tagesprogramm organisiert.

Als wir das Hanseatic betreten, merken wir schnell, dass wir nicht die Einzigen sind, die den letzten Morgen eher gemütlich angehen lassen. Der Frühstücksbereich ist überraschend voll, als wir ein letztes Mal eintrudeln.
Leider bekommen wir auch keinen Platz mehr im Bereich unseres "Lieblingskellners". Dafür sitzen wir am Fenster in der Ecke an einem gemütlichen Zweiertisch und genießen die Ruhe.

Um 10 Uhr müssen wir die Kabine verlassen haben. Zum Glück haben wir aber nichts wirklich zu packen und so können wir pünktlich um 10 Uhr ein letztes Mal die Tür der Kabine schließen.

Die Zeit bis zur Ausschiffung verbringen wir auf den sehr vollen Außendecks. Alle Sitzplätze auf Deck 8 sind belegt. Dafür sind wir an der Reling auf Deck 9 weitestgehend allein und können das Treiben im Hafenbereich beobachten.

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Der erste Bus soll um 10 Uhr die erste Farbgruppe einsammeln. Es gibt aber Verspätungen. An diesem Morgen liegen vier Kreuzfahrtschiffe im Hafen, die alle einen Bettenwechsel haben. Das Städtchen hat aber nicht so viele Busse für die Anzahl an Gästen und so verschieben sich die Abholungen um gute 30 Minuten. Wir verlassen schlussendlich um kurz vor 11 Uhr das Schiff und sitzen wenige Augenblicke später in unserem Bus in Richtung Zentrum.

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Das Ausschiffen selbst ist dieses Mal weniger emotional als in der Antarktis. Da war es einfach nochmal der Faktor "das erste Mal" und "Erfüllung eines Lebenstraums". Dennoch fällt uns der Abschied schwer und gerne wären wir weiter an Bord geblieben, um die nächste Tour über Island nach Grönland, noch mitzunehmen.

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Im Reisebus werden wir von einer jungen, deutschen Studentin begrüßt, die derzeit auf Spitzbergen studiert und nebenbei als Touristenguide arbeitet.
Wir werden am Parkplatz vom kleinen Einkaufskomplex Svalbardbutikken rausgelassen und sollen uns gegen 12 Uhr am Radisson Blu Polar Hotel für das Mittagessen einfinden.

Zunächst statten wir dem kleinen Sportladen einen Besuch ab, bevor wir eine Runde durch den Supermarkt drehen. Wir lieben es einfach in ausländischen Supermärkten durch die Gänge zu schlendern.

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Im Anschluss machen wir uns langsam auf den Weg zum Hotel, wo uns das Mittagessen in Buffetform erwartet.

Der Raum ist für die Anzahl an Gästen leider viel zu klein und platzt aus allen Nähten. Zum Essen gibt es eine Auswahl an Salaten sowie einige warme Speisen wie Ofengemüse, Lachs, Kartoffelgratin und Fleisch. Zum Nachtisch gibt es Kuchen. Wir werden satt, ansonsten ist das Essen keine weitere Erwähnung wert.

Für die Rückreise hat Hapag Lloyd zwei Vollcharter organisiert, die heute mit einer Stunde Unterschied beide nach Hannover fliegen. Wir sind auf dem früheren Flug gebucht und sitzen somit mit ca. 100 anderen Mitreisenden recht eng in dem kleinen Speisesaal. Die Mitreisenden, die auf dem späteren Flug gebucht sind, werden um 13 Uhr zum Essen eintreffen.

Nach ziemlich genau einer Stunde treffen wir uns mit unserer Farbgruppe wieder vor dem Eingang und laufen die 300m zum Svalbard Museum. Das Museum ist schön gemacht und durchaus informativ. Das Museum erzählt die Geschichte Spitzbergens und bietet viele Exponate. Besonders imposant ist ein ausgestopfter Eisbär.

Die Größe des Eisbären kann man gar nicht richtig einordnen, wenn man diese immer nur aus sicherer Entfernung beobachtet.

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Nach gut einer Stunde verlassen wir wieder die Ausstellung und warten auf den Bus, welcher uns als Nächstes zum Camp Barentz bringt.

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Camp Barentz liegt rund 10 km außerhalb von Longyearbyen am Fuße des Berges Breinosa, direkt unterhalb von Mine 7. Hier kann man eine Kopie der Hütte besichtigen, in der der Entdecker von Svalbard, Willem Barentz, 1596 auf Novaya Zemlya überwinterte.

Zu Beginn machen wir einen kurzen Stopp bei den Schlittenhunden und bekommen einige Infos über das Leben auf Spitzbergen und die, mittlerweile meist touristische, Arbeit mit den Schlittenhunden.

Im Anschluss werden wir noch in eine Hütte auf ein warmes Getränk und Pancakes eingeladen. Dazu gibt es einen Kurzfilm über Eisbären. Wir beobachten das Ganze aber lieber von außerhalb, da uns der Rauchgeruch des offenen Feuers stört bzw. wir den Rest des Tages nicht so geräuchert riechen möchten. ;)

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Im viertel Stunden Takt fahren die Busse vor und bringen neue Hapag Lloyd Gäste, während die anderen mit eben diesen Bussen dann wieder zurück nach Longyearbyen fahren.

Damit endet das kleine Tagesprogramm und wir werden zum Flughafen gefahren. Auf dem Weg halten wir noch für einen kurzen Fotostopp am wohl berühmtesten Straßenschild Spitzbergens.

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Auf Flightradar haben wir schon gesehen, dass unser Flug etwas Verspätung hat, und so warten wir ganz gemütlich noch etwas draußen, bis alle anderen Gäste das Gepäck aufgegeben und die einspurige Sicherheitskontrolle hinter sich gebracht haben.

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Unser Plan geht auf und so sind wir die einzigen am Check-In-Schalter sowie an der Sicherheitskontrolle.

Der Flughafen ist sehr klein, hat nur zwei Gates, bietet aber ausreichend Sitzplätze. Wir beobachten unseren ankommenden Flieger und die aussteigenden Gäste, die sich jetzt sicherlich auf ihre Einschiffung freuen. Und am liebsten würden wir uns auch wieder unter die Neuankömmlinge mischen.

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Mit 25 Minuten Verspätung treten wir um 18:10 Uhr die Rückreise nach Deutschland an.

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Alle Passagiere haben Glück und der Mittelplatz bleibt frei. Ein Vorteil, dass heute zwei Charterflüge die Gäste zurückbringen. Wir machen es uns gemütlich und während +1 einen Film schaut, lese ich etwas und genieße den Ausblick aus dem Fenster.

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Kurz nachdem wir die Reisehöhe erreicht haben, wird ein Abendessen serviert. Es gibt Brot mit Kartoffel-Gurken-Salat und zum Nachtisch ein Stückchen Kirsch-Streusel.

Etwa eine halbe Stunde vor der Landung kann ich dann etwas beobachten, dass wir nun über zwei Wochen nicht mehr gesehen haben:
Einen Sonnenuntergang. :giggle:

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Nach 3:48 Stunden landen wir um 21.58 Uhr im stockdunklen Hannover. Irgendwie komisch nach zwei Wochen mal wieder einen richtigen Nachthimmel zu sehen.

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Wir haben eine Außenposition und werden mit dem Bus ans Terminal gefahren. Hier müssen wir zunächst einreisen und es wird urplötzlich etwas chaotisch. Es stehen E-Gates für die Einreise bereit und scheinbar überfordern diese den ein oder anderen Passagier höheren Alters. Ein Mann schreit die dahinter sitzenden Grenzbeamten an, ob sie ihm nicht mal helfen wollen. Er erhält diverse Zustimmung. Auch S. zeigt einer Mitreisenden noch, wie sie den Ausweis korrekt auf das Display legt. Leicht beschämt aufgrund des Verhaltens, sind wir dennoch ruckzuck durch die Passkontrolle und auch unser Gepäck ist zum Glück schnell da.

Für die Nacht haben wir uns noch ein Hotel in Hannover gebucht. Auf eine Weiterreise nach Hause um diese Uhrzeit hatten wir keine Lust bzw. es mangelte auch schlichtweg an geeigneten Zugverbindungen.

Und so bestellen wir uns ein Uber und fahren in gut 20 Minuten ins DoubleTree by Hilton.
Noch schnell zwei Flaschen Wasser gekauft und wir fallen todmüde ins Bett.
 

Travel_Lurch

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15.09.2009
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Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die teilweise sehr starken Eis-Bilder! Vielleicht sollte ich die wegen Corona ausgefallene Reise doch wieder ins Auge fassen?
Einige Fragen drängen sich mir noch auf:
Welche Kamera und Objektiv hast Du verwendet?
Wie war der Altersdurchschnitt?
In der Antarktis gibt es ja ein Limit für Anzahl Paxe. Dito bei Arktis? Wie voll war das Schiff tatsächlich?
 
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24.03.2013
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Ein ganz, ganz großes Dankeschön für deinen Reisebericht und die traumhaften Bilder. 🙏🙏 👍

Vielen Dank für das nette Feedback! Freut uns/mich wenn es gefallen hat. :)

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die teilweise sehr starken Eis-Bilder! Vielleicht sollte ich die wegen Corona ausgefallene Reise doch wieder ins Auge fassen?
Einige Fragen drängen sich mir noch auf:
Welche Kamera und Objektiv hast Du verwendet?
Wie war der Altersdurchschnitt?
In der Antarktis gibt es ja ein Limit für Anzahl Paxe. Dito bei Arktis? Wie voll war das Schiff tatsächlich?

Auch dir vielen Dank! Wir können es nur dringend empfehlen, die Reise nachzuholen :)

Die Bilder sind ein Mix aus iPhone 14 Pro und 16 Pro sowie von der Sony Alpha 6000. Also alles kein Profi-Equipment. Die genauen Objektive muss ich nachreichen, die liegen nämlich bereits verpackt im Koffer und warten ab Morgen auf ihren neuen Einsatz. Aber auch hier absolutes Hobby-Equipment im niedrigen dreistelligen Euro-Bereich.

Den Altersdurchschnitt würde ich grob auf Mitte/Ende 60 schätzen.

Das Limit der 199 Passagiere gilt bei Hapag Lloyd auch auf Spitzbrgen. Schiffe. die die Schutzgebiete von Spitzbergen anlaufen dürfen maximal 200 Passagiere an Bord haben. Hier gibt es generell seit diesem Jahr nochmal mehr Einschränkungen, was die erlaubten Anlandungen angeht.
Wie viele Passagiere es auf dieser Tour genau waren, wissen wir leider nicht. Eine detaillierte Statistik wie auf unserer Reise in die Antarktis gab es dieses Mal nicht.
Da die Reise aber bereits einige Wochen zuvor ausgebucht war, würde ich vermuten, dass es auch annähernd die 199 Passagiere waren.
 
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SDanie

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24.03.2013
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Tag 17 – Hannover und Heimreise

Der Wecker klingelt um 7:45 Uhr, aber so richtig Lust aufzustehen haben wir nicht.
Auch wenn wir keinen wirklichen Plan hatten, was wir heute noch machen sollen, hatten wir uns für einen Zug mit planmäßiger Abfahrt um 14:41 Uhr entschieden um zumindest noch gemütlich zu Mittag zu essen.

Und so wird es am Ende fast 11 Uhr bis wir uns auf den Weg machen. Wir laufen einfach drauf los und steuern die vermutlich wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt, wie den Opernplatz mit der Staatsoper, Altes und Neues Rathaus, Marktkirche etc. an.

Das Grün im Maschpark ist dabei ein ziemlicher Kontrast zu den letzten zwei Wochen. 😅

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Generell merken wir, während unserem Spaziergang, in welch einer Bubble wir die letzten 11 Tage verbracht haben und stellen fest, dass das Stadtleben für uns immer uninteressanter wird. Ruhe und Natur schätzen wir mittlerweile einfach deutlich mehr.

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Mit Blick auf die Uhr überlegen wir auch auf welches Mittagessen wir heute Lust haben, Hanseatic oder Lido ;)
Wir hatten mit Absicht nichts reserviert, wollten einfach spontan entscheiden wonach es uns gelüstet. Am Ende entscheiden wir uns für asiatisch und werden im WOK n' JOY fündig.

Nach einem leckeren Essen schlendern wir über die Leinewelle zurück in Richtung Hotel, wo wir das Gepäck einsammelt. Schnell nochmal die sauberen Sanitäranlagen genutzt und schon stehen wir gut 5 Minuten später am Hauptbahnhof.

Im REWE-To-Go greifen wir noch schnell zwei Flaschen Wasser, ehe wir uns zu Gleis 7 aufmachen.
Das Gleis ist schon fast überfüllt und irgendwas stimmt hier nicht. Aber es gab bisher auch noch keine andere Anzeige oder Ansage und so stellen wir uns in den Gleisabschnitt, in dem unser Wagon halten soll.

Wir stehen noch keine Minute da, als die Durchsage kommt, dass unser ICE zwar gleich einfährt, heute jedoch von Gleis 5 abfährt. Während +1 leicht hektisch wird, schiebe ich mich mit den zwei Koffern wieder zurück durch die Menschenmasse Richtung Treppe. Vielen Dank Deutsche Bahn. Ich weiß weshalb ich lange Zeit doch überlegt hatte nach Frankfurt zu fliegen...

Wir erreichen unseren Zug aber noch rechtzeitig und nehmen auf den reservierten Einzelsitzen platz. Unsere Koffer verstauen wir in Sichtweite im Wagon nebenan. Es dauert nicht lange und es ertönt die Durchsage, dass wir aufgrund einer technischen Untersuchung am Zug mit ca. 20 Minuten Verspätung losfahren werden.
Und tatsächlich um kurz nach 15 Uhr rollt der Zug dann los und bringt uns in gut 2,5h Stunden zurück nach Frankfurt Flughafen Fernbahnhof, wo wir schon von den Schwiegereltern erwartet werden.

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Und das war sie, unsere zweite Kreuzfahrt mit Hapag Lloyd, unser Sommerurlaub bei für uns perfekten Temperaturen und einer wahnsinnig schönen Natur und Landschaft.

Es ist schwer ein Highlight zu benennen, da wir immer wieder einmal fast sprachlos waren. Es ist einfach schön, dass wir so etwas erleben dürfen. Die insgesamt 10 Eisbären wären aber natürlich das absolute i-Tüpfelchen, auf einer grandiosen Reise, die mit Sicherheit wieder einiges an Erinnerungsdividende ausschütten wird. :giggle:


Vielen Dank an alle die hier virtuell mitgereist sind!
Hier noch eine Karte unserer Route, die uns in 1664 nautischen Meilen (rund 3082 Kilometer) einmal von Tromsø rund um Spitzbergen sowie bis zur Packeisgrenze geführt hat.

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