Naja, wenn man etwas genau kennt, ist es auch einfach!
Ich wollte darauf hinaus, dass es m. E. niemanden gibt, der IHG-Prozesse vorhersagen kann, egal wie der Prozess geregelt ist. Auch niemand bei IHG. Denn in jedem IHG-Prozess ist mindestens ein, in der Regel mehrere Zufallsgeneratoren eingebaut. Und zwar nicht nur, weil etwas schief gehen kann, sondern auch, weil jemand etwas tut und sich etwas dabei denkt, was aber eben anders ist als andere tun und denken oder als man sich beim Prozess gedacht hat.
Diese Form von Chaos ist noch nicht besonderes. Besonders wird IHG dadurch, dass man durchaus den Eindruck vermittelt, dem Kunden Verlässlichkeit bieten zu wollen. Deshalb ist mehr als woanders dokumentiert und reguliert. Und weil einem bei IHG das eigene Chaos offensichtlich bewusst ist und man dort denkt, es mit mehr Dokumentation und Regeln eindämmen zu können, fallen Dokumentation und Regeln umfangreicher und vermeintlich verbindlicher aus. Dabei scheinen mir die verschiedenen Sichten auf einzelne Regeln bereits im oberen und mittleren IHG-Management zu bestehen. So kommt der Eindruck der Komplexität und Inkonsistent zustande. Tatsächlich wäre diese aber recht einfach zu verstehen, wenn sie eben verlässlich wäre.
Und diese Kombi von umfangreichen Regeln, die dabei beliebig und chaotisch gelebt werden, stellt das Alleinstellungsmerkmal von IHG im Hotelmarkt dar. Woanders kennt man seine Pappenheimer und regelt weniger und wenig verbindlich, achtet aber dann darauf, dass das auch eingehalten oder übertroffen wird. Und woanders arbeitet das Management erheblich konstanter.
Seit ich RA bin, habe ich z. B. die Erfahrung gemacht, dass der RA ein Grund für ein Hotel sein kann, den Gast bei Upgrades erheblich besser zu behandeln oder auch tatsächlich schlechter zu stellen als einen AMB. Das erste dürfte selbsterklärend sein. Das zweite beruht m. E. darauf, dass manche Hotels meinen, dass ein RA bereits ausreichend Privilegien garantiert bekommt, um ihm noch etwas darüber hinausgehend zu geben. Und dies mit einer Konsistenz, die eine hausinterne Regel dahinter vermuten lässt.
So habe ich bei einem Hotel, bei dem ich >40 Nächte im Jahr absteige, als AMB meistens mehr als das einfache Upgrade bekommen, häufig doppelt, dreifach, vierfach, bis hin zur Präsidentensuite. Als RA bekomme ich beim gleichen Hotel exakt das Upgrade nach RA-Regel, wozu gehört, dass ich nur ein einfaches oder gar kein Upgrade bekomme, wenn ich eine "zu hohe" Kategorie buche. Die Konsequenz ist, dass ich nur noch das einfachste Zimmer buche und ein tolles Upgrade auf die "kleinste" Suite (ist groß genug) erhalte. Buche ich gleich diese Suite ohne Club, erhalte ich "nur" den Club hinzu. Buche ich direkt die gleiche Suite mit Club, bekomme ich gar kein Upgrade. Ergebnis: Ich wohne schlechter als vorher als AMB, aber spare rund 30% beim Geld. Ob das der Sinn eines Top-Status ist und die Motivation des Hotels sein sollte?
Bei einem Hotel, wo ich gerade war, habe ich mich nach den Upgrade-Regeln für RA informiert. Ich bekam eine nette Suite verbindlich zugesagt und wurde bei Ankunft nochmal upgegradet in eine besonders schöne Suite. Da war ich zum ersten Mal.