30. Tag; 5. Winterreise 2017/18
Da das Frühstück im Übernachtungspreis des Hyatt nicht inklusive ist, konnten wir bis 9 Uhr schlafen, machten uns gegen 10 Uhr auf zur nächstgelegenen Metrostation.
Wir liefen ca. 700 Meter durch die Innenstadt Taschkents,
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erfreuten uns am Singsang der Vögel, amüsierten uns darüber wie dreckig und unordentlich Singapur im Vergleich dazu ist. Überall wuselten Gärtner und Müllaufsammler, auch fühlt man sich wegen der Präsenz der Polizei an jeder Ecke sehr sicher. Ja, uns ist schon klar, dass dies nicht überall in Usbekistan so ist – aber z.B. in der Ukraine ist selbst das Zentrum Kievs nicht in einem solchen Zustand (auch Berlin nicht).
Interessant was uns der Taxifahrer in Bezug auf die Sicherheit in Usbekistan erzählte. So müssen z.B. alle Nachtclubs spätestens um 3 Uhr schließen – so will man Schlägereien in den frühen Morgenstunden umgehen. Zudem wir nachts die Polizeipräsenz hochgefahren, man sollte immer seinen Pass bei sich führen, egal ob Einheimischer oder Ausländer.
Die Metrostation befand sich in einem Park, der Eingang monumental sowjetisch.
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Valentyna löste zwei Jetons, wir fuhren eine Station, stiegen um und nahmen die rote Linie bis zur Endstation. Leider darf man die imposanten Stationen noch nicht fotografieren. Zwar hat der Präsident ein Gesetz erlassen, dass das Fotografierverbot aus Sowjetzeiten aufhebt, dieses ist aber leider noch nicht in Kraft.
Nun waren wir weit entfernt des Zentrums, es war nicht mehr so sauber, die Straßen nicht so perfekt, aber noch immer ordentlich und sehr grün – die Luft roch nach Sowjetunion pur, was vielleicht auch am 80-Oktan-Sprit liegen kann.
Im Gegensatz zum Zentrum überwogen hier einfache Einfamilienhäuser und Platenbauten im Usbekischen Stil, sehr anders als z.B. die in der Ukraine. Auch Kühe grasten 5 bis 6 Kilometer vom Hyatt, mit Blick auf einen der höchsten TV-Türme der Welt.
Der Höhepunkt des Tages stand bereits am Morgen auf dem Programm, das ‚Central Asian Plov Center’,
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wo es den besten Plov überhaupt geben soll.
Das ‚Central Asian Plov Center’ stamm aus Zeiten der Sowjetunion, ist von morgens 7 Uhr bis abends 6 Uhr geöffnet, wirbt mit seinen ausgezeichneten Köchen.
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Allerdings sollte man nicht zu spät erschienen, denn wenn die rund 1'000 Portionen am Tag verfüttert sind, dann gibt es einfach nichts mehr.
Wir erschienen um 11, konnten der Zubereitung des ‚Hochzeits-Plovs’ beiwohnen.
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Nebenan wurde in kleineren Mengen der ‚dunkle Plov’ zubereitet,
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welcher zusätzlich zu Fleisch und Pferdewurst mit Schafsfettgrieben, Knoblauch und Chili
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zubereitet wird.
Nachdem wir alles ausgiebig betrachtet hatten gingen wir ins Innere des Plov-Centers, welches einer typischen sowjetischen ‚Stolovaja’ entspricht.
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Auch die Bedienungen, 100% Frauen, waren mehr als sowjetisch, alle in Uniformen und nicht gerade Arbeitswillig, saßen an einem Tisch, unterhielten sich und tranken Tee. Doch, nachdem wir auf uns aufmerksam gemacht hatten, erschien eine Dame, nahm die Bestellung entgegen, zuerst eine Portion ‚Hochzeits-Plov’ (swadebneje Plov) mit doppelter Portion Fleisch, Salat und Brot, dazu gesüßten Schwarzen Tee mit reichlich Zitrone.
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Ja, dieser Plov war wahnsinnig gut, der Reis nicht trocken, schön mit Fett vollgesogen, leicht süß durch die getrockneten Früchte, aber auch salzig, mit kräftiger (weil doppelter) Fleischeinlage. Köstlich – aber auch ziemlich fettig. Valentyna, die vor dem Verzehr sagte, dass die kein Pferdefleisch anfassen würde, war begeistert vom Geschmack der Pferdefleischwurst.
Der ‚dunkle Plov’ war noch nicht fertig – und so warteten wir etwas, ich lief durchs Plov-Center, schaute mir an was an Beilagen angeboten wurde,
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schnappte ein Tablett und brachte zusätzliche Schälchen an unseren Tisch.
Dann begann ich einen Rundgang durchs Gebäude, erspähte den kleinen Festsaal, mehr Sowjetunion geht nicht:
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Auf dem Weg zu den Waschräumen im Untergeschoss hörte ich Musik, machte mich auf die Suche nach dem Ursprung. Und was lag genau unter dem Speisesaal des Plov-Centers? Darauf kommt niemand:
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Überhaupt, dies fiel schon die ganze Zeit auf, die Usbeken sind ein sehr sportliches Volk, überall sieht man sie Joggen oder im Trainingsanzug mit Sporttasche auf dem Weg zum Sport. Sportanlagen, selbst für Tennis, gibt es in Massen.
Als ich wieder oben ankam wurde auch schon der ‚dunkle Plov’ serviert.
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Dachte ich der Hochzeits-Plov wäre gut gewesen, ich wurde eines Besseren belehrt. Der dunkle Plov war im Vergleich zum Hochzeits-Plov nicht süß, sehr herzhaft – die Kombination von ausgelassenem Lammfett mit dem Knoblauch eine wahre Geschmacksexplosion.
Wir ließen die Rechnung kommen: für das Ganze, inklusive zwei Kannen Tee und 12% Trinkgeld kam das Ganze auf US$ 8.
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Vollgestopft verließen wir das Plov-Center, vor welchem aus dem Kofferraum usbekische Trockenfrüchte verkauft wurden.
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Wir liefen an der Hauptstraße entlang zum Eingang des Fernsehturms, fertiggestellt 1985 und mit 375 Metern noch heute der 11. Höchste der Welt (bei Fertigstellung der 3. Höchste).
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Im Inneren muss man sich mit Pass registrieren, bekommt dann einen Zettel, mit welchem na zur Kasse geht, relativ teure US$ 5/Person Eintritt bezahlt. Mit dem Kassenbeleg zurück zur Registrierung, wo man Pass und Einlassdokumente erhält.
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Taschen oder Rucksäcke muss man abgeben, dann darf man durch einen Metalldetektor ins Innere, läuft durch einen Gang mit vielen Modellen aller möglichen Türme
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zur Grundstruktur des eigentlichen Turms.
Diese Rundgang könnte sowjetischer nichts sein, das Gitter, der Fußboden, die Mosaiken und auch die Deckenornamentik, Sowjetära pur
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– selbst die Grünpflanzen vor den Fensterfronten, alles Original! Valentyna atmete tief ein, den Duft ihrer Kindheit, wie sie meinte.
Die freundliche Fahrstuhlwärterin gab noch ein paar Fakten zum Turm, wir nahmen den Thyssen-Krupps zur Aussichtsplattform in 97 Metern Höhe, hatten von hier bei bestem Wetter einen hervorragenden Ausblick in Richtung Vergnügungspark und Stadtzentrum,
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aber auch auf die Vororte und die westlichen Ausläufer des Tian-Shan-Gebirges waren zu sehen.
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Wir fuhren wieder nach unten, nahmen ein ‚Taxi’ (also ein Privatfahrzeug, welches man mittels Winken anhält) zurück zum Hotel, zu US$ 0,80.
Nach 30 Minuten Erholung ging es wieder zu Fuß in die Innenstadt, die Straßen gesäumt von Bäumen,
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außer Vogelzwitschern hörte man wenig.
Auf der Fußgängerzone im Park dann mehr Leben, unzählige Straßenhändler bieten Gemälde und Überbleibsel der Sowjetzeit an,
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Kameras, Postkarten, Bücher, Orden etc. Valentyna erstand ein kleines Buch über Buchara.
Leer war die Stadt nicht, die Fußgängerzonen rund um den ‚Broadway’ und den Park waren gut besucht,
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wir nahmen eine andere Richtung zum zweiten Highlight des Tages, dem ‚State Museum of History of Uzbekistan’ – wie es heute heißt, errichtet 1970 als ‚Lenin-Museum’, ein Paradebeispiel für zentralasiatische Sowjetarchitektur.
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Wir kamen auch in die Vorhalle des Innenraums, in welchem früher auf einer Empore die Statue Lenins stand – heute ist der Sockel einfach leer.
Weiter ging es zur ‚Navoiy Theater’,
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dem Opernhaus Tashkents, gebaut zwischen 1942 und 1947, wobei es von japanischen Kriegsgefangenen von 1945 bis 1947 fertiggestellt wurde.
Interessanterweise liegt genau gegenüber das koreanische ‚Lotte’, untergebracht in einem renovierten Bau aus der Stalin-Zeit.
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Unterwegs noch einen schlechten Espresso getrunken und zurück ins Hotel, wir mussten Geld tauschen,
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jetzt waren wir vielfache Millionäre.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir im Beauty-Salon im 7. Stock des Hyatt, ich brauchte einen Haarschnitt, Valentyna musste ihre Fingernägel überarbeiten lassen
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– zu gesalzenen Preisen.
Im Anschluss erholte sich Valentyna, der Plov lag ihr schwer im Magen, ich machte mich auf ins Gym.
Am Abend hatten wir keinen großen Hunger, wollten nur etwas Kleines und einen Wasserpfeife. Wir liefen den Kilometer zum vom Concierge empfohlenen Restaurant über die Flaniermeile,
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stellten fest, dass dort furchtbare Life-Musik gespielt wurde – und gingen wieder zurück zum Hotel.
Große Diskussion was man uns empfehlen sollte, wir nahmen diesmal ein Taxi zum 2 Kilometer entfernten angesagten Lokal ‚CoffeeMilk’ wo wir sehr freundlich empfangen wurden, einen netten Tisch bekamen.
Wir bestellten ‚Sirniki’, eigentlich ein Frühstück, aber in Usbekistan wohl auch ein Dessert, rauchten dazu unsere Shisha, fuhren anschließend wieder ins Hotel, packten unsere Koffer.