31/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18
Da der Vortag sehr eindrucksreich und ermüdend war schliefen wir wunderbar bis uns der Wecker um 05:20 zum Aufstehen zwang. Ab ins Badezimmer und die letzten Sachen in den Koffern verstaut, um 06:20 ausgecheckt und mit nur einem Koffer pünktlich um 06:30 das Taxi zum Bahnhof ‚Tashkent Zentral’ bestiegen.
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Nach 10 Minuten Fahrt über breite, gut ausgebaute Straßen erreichten wir den Bahnhof, gingen zur ersten Sicherheitskontrolle, zeigten Tickets und Pässe vor.
Das mit dem Erwerb der Zugtickets in Usbekistan war nicht so einfach wie gedacht, denn das Online-Tool der Usbekischen Eisenbahn ist zwar auf deren Website vorhanden – funktioniert aber nicht. Und so muss man notgedrungen die Tickets zu einem vielfachen des offiziellen Preises über ein Reisebüro erstehen. Natürlich kann man das Risiko eingehen, die Tickets erst beim persönlichen Eintreffen in Usbekistan an der Kasse erwerben – doch dies kann kräftig in die Hose gehen, speziell wenn man den neuen Hochgeschwindigkeitszug nutzen möchte. In unserem Fall war selbst zwei Monate vor dem Reisezeitraum die ‚VIP-Klasse’ bereits völlig ausgebucht, wir erwarben die letzten beiden Plätze in ‚Business-Class’.
Nach der ersten Kontrolle ging es in den komplett renovierten Bahnhof, wir mussten unsere Tickets an einem Schalter abstempeln lassen.
Nachdem Schritt zwei erledigt war, durften wir im Innenraum mit Tourgruppen aus Europa, den USA und Japan darauf warten, dass uns ein Bahnmitarbeiter pünktlich um 7 Uhr auf den Bahnsteig ließ, wo schon der Afrosiyob 762 von Tashkent nach Samarkand auf uns mit offenen Türen wartete.
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Auch hier wurden beim Einsteigen nochmals die Tickets kontrolliert, wir durften in Wagen Nummer 8 einsteigen, bezogen unsere Plätze 13 und 14 (Bestuhlung 2-1).
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Von einem solchen Zug können wir in der Ukraine nur träumen! Unser neuer ‚Intercity’ von Odessa nach Kiev benötigt für die knapp 500 Kilometer über 8 Stunden, der Afrosiyob für über 300 Kilometer nur 2 Stunden uns 8 Minuten.
Der Zug füllte sich bis auf den letzten Platz, neben uns Panik (eine Amerikanerin hatte ihr Gepäck im Hotelzimmer vergessen), vor uns baute eine Gruppe aus 3 Usbekinnen ihren Reiseproviant auf (der auch für den ganzen Wagon gereicht hätte).
Auf die Minute genau fuhren wir Schlag 07:30 ab, verließen recht schnell Taschkent, die Strecke war etwas holprig. Nach dem Verlassen Taschkents gaben wir Gas, die Reisegeschwindigkeit betrug zwischen 160 und 235 km/h.
Wir dachten, dass sich das Bild Usbekistans nach dem Verlassen Taschkents grundlegend ändern würde – dem war aber nicht so, auch die Dörfer machten einen sehr ordentlichen uns sauberen Eindruck, es wurde selbst dort viel gebaut. Interessant war der Ackerbau, alles wie mit dem Lineal gezogen, selbst kleine Bäumchen waren bereist alle am Stamm weiß bemalt.
Nach ca. 30 Minuten Fahrt wurde das inkludierte Frühstück serviert, ein Sandwich, ein Becher mit heißem Wasser, dazu eine Packung mit Zucker, Tee, Milchpulver und ‚Railway-Coffee’, alles nett mit dem Symbol des Afrosiyob bedruckt.
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Kurz nachdem wir das Sandwich und unsere am Bahnhof erworbenen ‚Bubliki’ verdrückt hatten, kam ein Bahnangestellter mit Sirniki und Blinis mit Fleischfüllung vorbei, welche man käuflich erwerben konnte. Hätten wir das gewußt, wir hätten das Sandwich nicht angefasst. Nicht gerade clever zuerst das kostenlose Frühstück zu verteilen, dann erst mit den Leckereien zu erscheinen.
Die Amerikaner neben und hinter uns ließen Sandwich und Kaffee links liegen, kauften lieber Chemie-Chips der Marke Pringles und anderen Dreck – hatten wohl Angst vom lokalen Essen Ausschlag zu bekommen.
Die wunderschöne Landschaft flog an uns vorüber, die Tajikischen Berge,
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Agrikultur
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und viel Nutztier. Die Monitore informierten immer wo wir gerade waren, wie schnell wir aktuell fuhren. Nicht über zu einem ‚Normalpreis’ von US$ 6 für die Strecke.
Natürlich fuhren wir auf die Minute genau am Hauptbahnhof von Samarkand ein, wir stiegen aus, suchten den Ausgang.
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Hier wurden wir, im Gegensatz zu Taschkent, von Taxifahrern regelrecht überfallen, gleich das ganze Programm inklusive Hoteltransfer und Tagesprogramm angeboten. Wir waren genervt und wollten einfach nur ins Hotel. Schließlich fanden wir einen Fahrer, der uns in einem winzigen Chevrolet für US$ 2 zum Hotel fuhr – für Samarkand ein Wucherpreis!
Auch hier, wie in Taschkent, alles sauber, die Hauptstraßen in gutem Zustand, die Gebäude links und rechts neu angestrichen bzw, überarbeitet.
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Nach 20 Minuten Fahrt erreichten wir unser Hotel, das ‚L’Argamak’ in unmittelbarer Nähe des ‚Gur-Emir-Mausoleums’.
Ich hatte mich gegen eines der großen Hotels entschieden, auch wenn diese günstiger waren, denn dort erwartete ich genau die Tourgruppen, auf die wir keine Lust haben, wählte ein neues, kleineres Hotel.
Durch den Garten mit Feigenbäumen
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zur Rezeption,
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wo wir sehr, sehr freundlich empfangen wurden, uns mitgeteilt wurde, dass unser Zimmer leider noch nicht bezugsfertig sei, man unser Gepäck unterstelle.
Man gab uns alle möglichen Tipps und Hinweise, wir liefen die paar Meter zum Mausoleum,
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wo wir wieder von der Taximafia erwartet und vollgequatscht wurden.
Im Gegensatz zu Usbeken, welche 1'000 Som pro Person Eintritt bezahlen, wurden wir um 22'000 Som/Person erleichtert, zwar auch nur US$ 2,60, aber einfach unschön.
Da wir beim Hineingehen
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in eine Touristengruppe gerieten wurden unsere Tickets nicht kontrolliert – die hätten wir uns also sparen können.
Das Mausoleum wurde Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet,
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diente als Grabstätte Timur Lenks (dessen Sohn den Taj Mahal errichten ließ) und seiner Familie, ist für die Usbeken noch heute ein wichtiges Heiligtum.
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Auf dem Boden stehen die Marmorsarkophage, in welchen sich die Überreste allerdings nicht befinden (sondern darunter).
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Wir verließen das Mausoleum, am Rukhobod Mausoleum vorbei
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auf die Hauptstraße, wo sich linkerhand das Hotel ‚Afrosiyob Palace’ befindet.
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Wir liefen in Richtung ‚Registan’ am Amir Temur Park vorbei, wo sich an der Kreuzung dieses Wohnhaus mit typischer Sowjetbemalung befand
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– in tadellosem Zustand.
Es war kurz vor 12, wir waren früh aufgestanden und hatten außer einem Sandwich nichts gegessen. So ließen wir den ‚Registan’ links liegen, bogen direkt in die Sozangaron Straße ein, wo sich zahlreiche Läden und Restaurants befanden. Obwohl keine 200 Meter von Samarkands Hauptattraktion entfernt, verirrten sich in diese Straße keine Touristen.
Nach wenigen Metern entdeckten wir auf der linken Seite ein ‚Hole-in-the-wall’,
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wo ‚Samsa’, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, in einem Tandoor gebacken wurden.
Wir erstanden zwei Teigtaschen, extrem heiß, knusprig, die Füllung saftig und im Ganzen extrem köstlich.
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Der ‚kleine Hunger’ war gestillt, wir konnten uns nun auf die Suche nach einem Restaurant fürs Mittagessen begeben.
In derselben Straße, fast gegenüber, fanden wir ein Restaurant in einem Innenhof, welches ausschließlich von Einheimischen besucht war
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und wir den letzten freien Tisch in der hintersten Ecke erhielten.
Ich betrachtete die Shashlik-Auswahl,
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entschied mich für zwei Spieße Lulja-Kabab und zwei Lammspieße.
Der Hausherr war gerade mit der Zubereitung des Plov beschäftigt, in diesem Fall typischem ‚Samarkand-Plov’.
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Im Gegensatz zu anderem Plov werden in Samarkand die einzelnen Zutaten getrennt zubereitet, erst am Schluss auf dem Teller zusammengefügt.
Da wir bereits am Vortag hervorragenden Plov gegessen hatten, entschieden wir uns gegen diesen, bestellten zum Shashlik
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Zwei Portionen Manti mit Fleischfüllung, Salat, eine Portion Lagman und ‚Lepjoshka’, das runde, usbekische Brot.
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Die Suppe, Lagman, war im Vergleich zu der in Taschkent ein Traum, die Nudeln hausgemacht, die Fleischeinlage kräftig, die Brühe fettig. Auch die Manti mit der säuerlichen Sahne (Smetana) und das Lulja-Kabab waren wunderbar, nur die Fleischstücke der Lammspieße waren viel zu zäh.
Inklusive einer Kanne Tee bezahlten wir knapp US$ 8, liefen gestärkt zum Registan (übersetzt: sandiger Platz), dem Hauptplatz Samarkands, das Herz des antiken Samarkands.
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