34. Tag; 5. Winterreise 2017/18
Das Minzifa Boutique Hotel ging uns schon in der Nacht gehörig auf den Wecker, keine Ahnung wie es in TA zu so einem hohen Rating kam. Zwar ist es nicht teuer – aber der Preis ist mir relativ egal, ich hatte einfach etwas ‚Gutes’ gesucht und die TA-Einträge wiesen darauf hin. Komfort ist totale Fehlanzeige, Bettwäsche und Handtücher abgenutzt, der Kühlschrank laut wie ein KAMAZ-Lastwagen, von Wasserdruck in der Dusche kann man auch nicht sprechen.
Als wir zum Frühstück auch noch in den Keller geschickt wurden, in einem unpersönlichen Raum mit Neonbeleuchtung Platz nehmen mussten,
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wir zudem zum Umsetzten aufgefordert wurden, war meine Laune eh schon nicht mehr besonders. Als dann noch das Frühstück aufgetischt wurde,
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die Wurst einen unangenehmen Geruch hatte, das hausgemachte Brot von der Konsistenz an Toastbrot erinnerte (in Usbekistan gibt es überall für Cents hervorragendes Brot auf der Straße und in Bäckereien) war dann bei mir Schluss. Ich aß den Joghurt und Blinis, ging wieder ins Zimmer und wartete auf das von uns am Vortag arrangierte Taxi.
Wir fuhren aus der Stadt hinaus in Richtung Flughafen, wo der Bürgermeister persönlich auf der Straße stand und die Bauarbeiten der neuen Zufahrtsstraße begutachtete.
In Bukhara wir nämlich gerade alles umgekrempelt: einfache Häuser an den Hauptstraßen müssen mehrgeschossigen Bauten mit Glasfassade weichen, illegal erweiterte Bauten und Gärten werden abgerissen, alles neu gestaltet.
Unser erstes Ziel war die Grabstätte von Baha-ud-Din Nasqshband Bukhari, dem wichtigsten Wallfahrtsort für den ‚Kleinen Haj’. Hier, an seinem Geburtsort wurde Baha-du-Din begraben, 1544 wurde über seinem Grab ein Mausoleum und auf dem Gelände weitere Bauten errichtet.
Da Sonntag war es natürlich entsprechend voll, wir betraten das erste Gebäude mit quadratischem Innenhof und Wasserbecken,
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gingen hinaus
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und zum umgestürzten Baum (welches aus einem Stock des Baha-ud-Dins erwuchs.
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Wer unter diesem umgestürzten Baum hindurchkriecht, dem wird angeblich jeder Wunsch erfüllt. Nur ist der Baum komplett abgesperrt, so dass man eben nicht darunter hindurchkriechen kann.
Über eine kleine Allee zum eigentlichen Heiligtum, dem Mausoleum,
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warfen einen Blick durchs Gitter
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auf den Sarkophag.
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Nicht besonders spannend das Ganze, also zurück zum Auto.
Von hier ging es weiter zur Sommerresidenz des Emirs (Sitorai Mokhi-Khosa Palace, seit 1927 ein Museum), welcher sich seinen Palast im 19. Jahrhundert am kühlsten Ort der Region errichten ließ.
Eintritt bezahlt und mit den Massen der Bus-Tourgruppen zur Residenz,
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welche mal dringend renoviert werden müsste.
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Wir drängten uns hinein, warfen einen Blick in den ‚Weißen Saal’,
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liefen durch die prächtig ausgestatteten Räume.
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Wieder hinaus, am kleinen Minarett vorbei
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durch den Park.
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Ganz ehrlich? Kann man sich schenken!
Schon saßen wir im Auto, fuhren zur Chor-Bakr-Nekropole.
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Hier wurde im Jahre 970/971 Abu-Bakr-Said, ein Nachfahre des Propheten Mohammeds begraben.
Wir zahlten den üblichen Eintritt, betraten die Anlage, gingen zu den drei Hauptgebäuden (16. Jahrhundert, Minarett aus dem 20. Jahrhundert), welche wegen ihrer Architektur klassischen Medresen gleichen
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(hier die Kreuzkuppelmoschee mit vorgelagertem Wasserbecken).
Hinein in die Moschee,
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bunt, nichts Besonderes.
Nun ging es zum Grab des Abu-Bakr-Said, in der hintersten Ecke der Anlage.
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Ihr merkt schon, Begeisterung klingt anders!
Da das Frühstück eher Klein ausgefallen war hatten wir Hunger. Zum Glück sollte es ‚um die Ecke’ der Nekropole das beste Shashlik der Stadt geben.
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Wir gingen hinein, begutachteten Küche
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und Grill.
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Nachdem das Gebotene als Gut befunden wurde, suchten wir einen Tisch mit Plastiktischdecke im sehr einfachen Gastraum, bestellten Salat, Usbekischen Sauerrahm (ähnlich Quark), Brot, Ljulja-Kababa, Lamm-Koteletts vom Grill und, eine Spezialität, Lamm aus dem Tandoor.
Das Brot war fantastisch, knusprig, ähnelte dem indischen Paratha. Aber auch der Salat mit fast schon süßen Tomaten und der Quark waren sehr lecker.
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Zuerst kam das Lamm aus dem Tandoor, herrlich mariniert, schön saftig,
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dann das Ljulja-Kabab und schließlich die Lamm.Koteletts.
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Diese Lamm-Kotelettes übertrafen alles bisher in Usbekistan gegessene Fleisch, waren zart, saftig, hervorragend mariniert. Obwohl wir schon satt waren verspeisten wir diese mit Genuss.
Auf dem Rückweg in die Stadt hielten wir an meinem Wunsch-Platz, einem herausragenden Ensemble des Brutalismus, bestehend aus dem ‚Hotel Bukhara Palace’ (wird gerade renoviert, wie auch das ‚Hotel Beirut’),
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dem ‚Grand Bukhara Hotel’ und der Stadtverwaltung mit Büro des Bürgermeisters.
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Von hier noch schnell zum nahe der Zitadelle gelegenen antiken Gefängnis, welches wir am Vortag nicht besucht hatten.
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Zurück im Hotel gönnte sich Valentyna eine Auszeit, ich machte mich zu Fuß auf zum ‚Chor Minor’, dem zweiten Wahrzeichen Bukharas.
Der Weg war etwas beschwerlich, denn alles wird einer Generalüberholung unterzogen, die Stadt wird zum Touristenmagneten umgewandelt.
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So erreichte ich nach einigen Umwegen den Chor Minor (übersetzt: vier Minarette),
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ein Torgebäude, ehemals Teil einer Madrasa, errichtet 1807 von einem reichen turkmenischen Kaufmann. Von diesem ehemals großen Komplex steht nur noch das Torgebäude und eingeschossige Bauten, die Wohnräume der Studenten.
Gegenüber des Chor Minor natürlich die üblichen Souvenirläden, wobei hier die Anzahl der Orden uns Auszeichnungen überwältigte.
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Ich ließ Valentyna schlafen, setzte mich in ein Café, trank Coke Zero und rauchte eine Wasserpfeife.
Am Abend hatten wir keinen großen Hunger, entschieden uns etwas Leichtes zu uns zu nehmen, unser Hotel empfahl das ‚Old Bukhara’ in höchsten Tönen, dort gäbe es leckere Salate.
Wir liefen hin, bekamen den letzten Tisch, genau am Eingang zur Küche. Außer uns waren Busladungen von Touristen anwesend, der Service war dermaßen im Stress, dass wir für 15 Minuten, bis ich mich beschwerte, keine Beachtung fanden.
Wir bestellten süßen Schwarzen Tee mit Zitrone, zwei Salate, Manti und kleine Pelmenis mit Sauercreme, sahen dann dummerweise wie in der Küche gearbeitet wurde: Teller standen auf dem Boden, benutzte Teller und Besteck wurden mit benutzten Tischdecken abgewischt, Kellner schrien in die Küche hinein – und verging der Hunger. Die Salate kamen nach einer Minute an den Tisch, alles vorgeschnippselt. Das Brot war vom Vortag, die Salate ohne Geschmack, die Mantis vergaß man gleich – einzig der Tee war zu genießen.
Wir zahlten die Rechnung, man fragte schon gar nicht wie es uns geschmeckt hätte, kauften im lokalen Supermarkt etwas importierte Schokolade, machten uns auf den Rückweg zum Hotel.
Viele von Euch denken nun, dass es für uns weiter zur nächsten Touristen-Hochburg, Khiva (oder Chiva oder Xiva) geht – aber da muss ich Euch enttäuschen, denn das habe ich uns zum Glück erspart.
Uns hat Tschkent bei weitem am besten gefallen, an zweiter Stelle Samarkand und dann, mit weitem, weitem Abstand, das Heidelberg Usbekistans, Bukhara.
Wahrscheinlich fanden wir Bukhara so schrecklich, da sich die ganzen Touristen auf einer relativ kleinen Fläche in der Altstadt konzentrieren, während sie sich in Samarkand eher verstreuen. Zudem sind alle, wirklich alle Restaurants und Geschäfte in der Altstadt Bukharas für Touristengruppen ausgelegt, in Samarkand hat man eine größere Auswahl.
Würde ich die Samarkand/Bukhara-Tour nochmals planen, ich würde es anders machen:
1. Tag: 07:30 Afrosiyob nach Samarkand, Stadtbesichtigung, Übernachtung
2. Tag: 09:43 Afrosiyob nach Bukhara, Stadtbesichtigung, Übernachtung
3. Tag: Rückfahrt nach Taschkent.
Mehr Zeit braucht man in unseren Augen nicht, denn nach einem halben Tag kommt einem alles irgendwie bekannt vor, sind die Bauwerke doch sehr, sehr ähnlich.