V&C versuchen der Kälte zu entkommen; ein Winter in 5 Teilen

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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
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38/3. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Nach diesem Tunnel änderte sich die Landschaft, es lag viel mehr Schnee.
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Nun ging es hinunter,

unser Fahrer ließ das Auto waschen (mit einem dreckigen Auto nach Duschanbe hineinzufahren kostet 200 Som (US$ 22) Strafe, wir gingen mit ihm Mittagessen.

Er wählte ein sehr einfaches Restaurant, in welchem er seit vielen Jahren auf dem Rückweg von Khujand nach Duschanbe isst.
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Wir nahmen Platz, ich bestellte ‚Lagman’, es kam eine ordentliche Portion,
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welche hervorragend mundete, Hausmannskost eben.

3 Suppen, Brot und Tee kamen auf US$ 5. Valentyna wollte ein WC (naja, das mit dem ‚W’ stimmte nicht)
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aufsuchen – ließ es dann aber bleiben, so kurz nach dem Essen.

Es ging die Straße hinunter in Richtung Hauptstadt, der Flusslauf nun gesäumt von Villen und Datschen der Elite, darunter die des Präsidenten und die seines Sohnes (dem Bürgermeister von Duschanbe), nicht von schlechten Eltern.

Nach 7 Stunden erreichten wir Duschanbe, fuhren durch eine Allee
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in die Innenstadt, alles sehr ordentlich, sauber.

Es fiel sofort auf, dass der Präsident die Stadt renovieren möchte, zahlreiche Sowjetbauten waren abgerissen und durch furchtbar überladene Neubauten im Stil des Römischen Reises ersetzt. Geld kauft nicht Geschmack! Wir waren entsetzt!

Wir kamen an unserem Hotel, dem Sheraton Duschanbe an (ja, Duschanbe hat ein Sheraton, sogar auch noch ein Hyatt),
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bezahlten unseren Fahrer, gingen durch die Lobby
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zum Check-In.

Es gab als Upgrade (trotz BRG) eine Suite im 10. Stockwerk, mit Wohnzimmer,
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Schlafzimmer,
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geräumigem Badezimmer,
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Ankleide und WC sowie Ausblick auf die südliche Stadt.
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Auch an einen kleinen Willkommensgruß wurde gedacht,
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genau das Richtige nach der Fahrt!

Valentyna erholte sich, ich ging ins Untergeschoss ins Gym.

Nach dem Gym war es Zeit für die Club-Lounge im 12. OG, hübsch gemacht, sehr großzügig,
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die Dinner-Snacks wurden gerade aufgebaut.
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Ich fragte nach einer Coke Zero und bekam die Antwort, dass es in Tajikistan weder Coke Light noch Zero geben würde – ich behauptete das Gegenteil.

Nach weniger als 5 Minuten stand der tschechische Hoteldirektor vor mir, erklärte mir ebenfalls, dass es im Land keine Lightgetränke geben würde. Meiner Behauptung ich hätte in Khujand eine Flasche Coke Zero gekauft glaubte er nicht, meinte, dass dies Schmuggelware sein müsse. Ich ging also ins Zimmer, holte die fast leere Flasche und hielt sie ihm unter die Nase, ‚Coca Cola Company, Duschanbe, Tajikistan’, er war platt.

Nachdem wir uns am Buffet gestärkt hatten nahmen wir ein Taxi zur Oper, suchten den ‚Hookah Place’,
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rauchten noch eine Wasserpfeife und machten uns dann sehr müde auf den Weg zurück zum Hotel.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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BER
Jetzt bin ich doch einigermaßen baff, dass im Tunnel nicht immer noch knietief das Wasser steht. Duschanbe, wie früher schon erwähnt, total umgestaltet: wo früher Lenin im Park für Kultur und Erholung stand, gibt es den (auch schon wieder ehemals) höchsten fahnenmast der Welt zu bewundern. Naja, geht mal in die tschaikhana Rokhat essen, eine Institution, und probiert unbedingt mal Kurutob/Tschakarob. Viel Spaß...

PS: Mein Lieblingshotel scheint noch zu stehen, das Hotel Wakhsh, ein alter hübscher Stalinbau, noch sowjetischer Standard mit Etagendame usw. Gegenüber gelegen vom Centralny Gastronom/Delikatessengeschaft und über Eck von der Oper.
 
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schlepper

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31.08.2016
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FRA
brachte uns in knapp über 10 Minuten zum Hauptbahnhof von Samarkand, einem extrem überdimensionierten Prachtbau der Sowjetära.

Das sieht mir doch moderner aus aus als 80er- bzw noch ältere Bauten, ein kurzer Blick im Web nennt 1993 bzw. 1994 als Fertigstellung, ich konnte es aber nicht 100% verifizieren. Würde IMHO aber passen, als ein Großprojekt kurz nach der Unabhängigkeit. Vielleicht findet jemand mit kyrillischen Suchfertigkeiten mehr raus.
 
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Hene

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27.03.2013
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BER
Das sieht mir doch moderner aus aus als 80er- bzw noch ältere Bauten, ein kurzer Blick im Web nennt 1993 bzw. 1994 als Fertigstellung, ich konnte es aber nicht 100% verifizieren. Würde IMHO aber passen, als ein Großprojekt kurz nach der Unabhängigkeit. Vielleicht findet jemand mit kyrillischen Suchfertigkeiten mehr raus.

Das russische Wikipedia sagt 1980er Jahre mit mehreren späteren Umbauten/Renovierungen. Hätte mich auch gewundert, wenn Anfang der 1990er Jahre irgendwo in Zentralasien in Infrastruktur (noch dazu Bahninfrastruktur) investiert worden wäre.

https://ru.wikipedia.org/wiki/Самарканд_(станция)
 
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Hene

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27.03.2013
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BER
Den besten Lagman im postsowjetischen Teil Zentralasiens gibts (bzw. gabs) mutmaßlicherweise auf der Rückseite des Containerbazaars Barakholka in Almaty. Oh Mann, war der gut! Findige Uighuren aus Xinjiang bereiteten den im Hof des Restaurants zu, schätzungweise mehrere Hundert, wenn nicht Tausend Portionen am Tag, für die hungrigen Bazaarhändler. Immer frisch, immer gut und einfach lecker. Nach der Modernisierung des Bazaars dürften die aber wohl zugemacht haben wg. Hygienestandards oder anderer neuer Vorschriften.(n)
 
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schlepper

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31.08.2016
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FRA
Das russische Wikipedia sagt 1980er Jahre mit mehreren späteren Umbauten/Renovierungen. Hätte mich auch gewundert, wenn Anfang der 1990er Jahre irgendwo in Zentralasien in Infrastruktur (noch dazu Bahninfrastruktur) investiert worden wäre.

So kann man sich irren. Ist dort in der Richtung nix passiert?
 
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Hene

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27.03.2013
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BER
So kann man sich irren. Ist dort in der Richtung nix passiert?
Nicht viel, da war auch oft kein Geld im Staatssackel, nachdem die Subventionen aus Moskau weggebrochen sind. Erst in den letzten 10 Jahren gabs wieder Erweiterungen im Eisenbahnnetz und etwas länger auch Upgrades in der bestehenden Eisenbahninfrastruktur (seit 2000 vielleicht).
 
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HON/UA

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28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
39/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Am 39. Reisetag stand die Erkundung Dushanbes, von 1929 bis 1961 nach Josef Stalin ‚Stalinabad’ benannt, an.

Dushanbe, die Hauptstadt Tajikistans, ist mit ca. 800'000 Einwohnern die größte Stadt des Landes, liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf 800 Metern Höhe. Der Stadtname bedeutet ‚zwei Tage nach Samstag’, also ‚Montag’, da immer montags ein Wochenmarkt stattfand. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Dushanbe eine Kleinstadt – was man ihr auch an vielen Stellen noch anmerkt.

Dushanbe war, wie viele Sowjetstädte, eine multikulturelle- und multinationale Stadt, was sich allerdings durch nationalistische Spannungen änderte. Anfang 1990 kam es zu schweren Unruhen, bei denen mehrere Menschen getötet wurden. Unmittelbar nach der Unabhängigkeit im Jahre 1991 stürzte das Land in einen fünfjährigen Bürgerkrieg, wegen dessen ein Großteil der Nicht-Tadschiken die Stadt und das Land verließen (1959: weniger als 20% Tadschiken; 2010: 83% Tadschiken, 9% Usebeken, 5% Russen).

Da die Stadt erst nach der Einnahme durch die Sowjetunion zu einer Großstadt heranwuchs, ist sie natürlich voll mit Bauten aus der Sowjetära – wobei der ‚Präsident’ des Landes dies mit allen Mitteln zu ändern versucht, der Stadt seinen Stempel aufdrückt.

So hatten wir einiges vor uns, um dieses Freilichtmuseum zu erkunden.

Um 9 erschienen wir zum Frühstück im Hauptrestaurant (in der Lounge wird kein Frühstück angeboten, so ist das Frühstück im Restaurant und die 500 Welcome-Points für Platin-SPG’s enthalten), ziemlich leer und unterkühlt.
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Auch das Speisenangebot eher mager, z.B. eine Sorte Wurst einmal als ganze Scheibe, einmal als halbe Scheibe etc. Wir merkten schnell, dass es einfach nicht genügend internationale Produkte im Land zu kaufen gibt, auf die das Hotel zurückgreifen kann. Man gibt sein Bestes – das Ergebnis war allerdings nicht weltbewegend. Dass es anders geht hatten wir in Khujand im ‚Grand Hotel’ erlebt: wenn es nur lokale Zutaten gibt, dann muss man eben lokale Gerichte anbieten, z.B. Sirniki, Kasha, Blinis etc.

Wir fragten freundlich und man erklärte sich bereit uns Blinis (dünne Pfannkuchen) zuzubereiten, an gesüßter Kondensmilch dazu oder selbst Süßstoff für den Kaffee mangelte es allerdings.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
39/2. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Mit einem Stadtplan, Adressen und Fotos der zu besuchenden Bauwerke bewaffnet machten wir uns um kurz vor 11 auf den Weg, nahmen ein Sammeltaxi zur Oper, erbaut im Jahre 1942, renoviert 2009.
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Wir liefen durch den Park mit Springbrunnen vor der Oper, gingen zum Ministerium für Industrie und Neue Technologien der Republik Tadschikistan,
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ebenfalls mit einem originellen Springbrunnen.

Mitforist ‚Hene’ hatte uns auf das ‚Hotel Vakhsh’ aufmerksam gemacht, in perfekter Lage, direkt neben der Oper, im Stil der Stalin-Zeit errichtet.
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Wir traten ein
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und waren baff, völlig von den Socken! Außer den Lampen war alles original, die Türen, die Wand- und Deckenverkleidungen, könnte als Museum durchgehen.

Wir bekamen direkt Unterstützung von einer der Etagendamen, welche uns durch Hotel führte, die Treppe mit Buntglasfenster
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hinauf ins erste Obergeschoss, zu den Zimmern.
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Sogar ein Standardzimmer und eine ‚Suite’ (Nomer Lux) zeigte uns die Dame – selbst hier, bis auf den Röhrenfernseher, alles original aus der Sowjetzeit
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Zum Abschluss der Tour informiert sie uns darüber, dass das Hotel bald seine Pforten schließt, letzte Woche kam der Bescheid, dass es abgerissen und durch ein neues mehrstöckiges Hotel mit Business-Center ersetzt würde. Es passe nicht mehr ins Stadtbild des Präsidenten, der noch schön sein Portrait außen angebracht hat.

Wir liefen durch die Straßen der Innenstadt, teilweise heruntergekommene 3-stöckige Sowjetbauten, teilweise Holzgebäude, teilweise Neubauten in Glas oder römisch-/griechischem Stil, aber auch typische Sowjetmoderne/Brutalismus
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– sehr seltsam, sehr provinziell.

An einem, nach dem prächtigen Mosaik zu schließen, Gebäude der Justiz
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und einer Universitätsfakultät vorbei
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zum ehemaligen Gebäude des Ministeriums für Transport der SSR Tajikistan, einem der drei herausragenden Bauwerke der Stadt.
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An dieser Stelle zählten wir die überlebensgroßen Bildnisse des ‚Präsidenten’ Tadschikistans und kamen auf derer !!! 5 !!! im Umkreis von maximal 100 Metern. Bei uns kam der Verdacht auf, dass die Tadschiken ein schlechtes Gedächtnis haben müssen, da sie ansonsten vergessen wie ihr Präsident aussieht (Achtung, Ironie!).

Wir liefen in Richtung der Hauptallee, der Rudaki Avenue, nahmen unterwegs noch ein paar typisch sowjetische Details mit.
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Dort drehten wir nach Norden ab, vorbei an Wandreliefs
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zur Abzweigung der Ismoil Somoni Avenue. Auch hier provinzielle Sowjetunion, die Bebauung als spiegelbildliches ‚Tor’ (in Moskau und Ost-Berlin sind die Gebäude allerdings höher und auch meist eindrucksvoller).
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Einige Meter weiter nördlich das ‚Chaikhana (Teehaus) Rohat’, erbaut 1958, laut CNN eines der 11 besten Teehäuser der Welt (leider waren wir noch nicht hungrig)
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und das Lohuti Drama Theater.
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Auf dieser Prachtallee mit ihrem alten Baumbestand (welcher wegen Allergien von Anwohnern abgeholzt werden soll – wer’s glaubt...) wurden viele ältere Wohngebäude abgerissen, durch neue, vielgeschossige Banken, Wohnhäuser und Business-Center im römischen-, griechischen- oder orientalischen Stil ersetzt.
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Die Bauqualität ist allerdings dermaßen schlecht, dass Gebäude, welche noch nicht fertiggestellt sind, bereits riesige Risse aufweisen, die Marmorverkleidung schon abfällt. Auch wurde uns unter der Hand mitgeteilt, dass niemand in diese hohen Gebäude wegen der Erdbebengefahr einziehen will. Prima, unser Hotelzimmer ist im 10. Stock!

Weiter zum ‚Hotel AVESTO’,
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ebenfalls ein Bau im Stil des Sowjetischen Modernismus bzw. Brutalismus.
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Ich betrat die Hotellobby, auch hier, bis auf den Geldautomaten und die Ledersofas ein Denkmal seiner Zeit.
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Direkt nebenan die Konzethalle Dushanbes, als ‚Vahdat Concert Hall’ bekannt. An dieser kann man den Modernisierungswahn und die damit einhergehende Verunstaltung erkennen. Dieses Gebäude war einmal so designed und erbaut:
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Jetzt wir es ‚tadschikisiert’, eine neue, orientalische Fassade aufgeklebt.
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Hoffentlich ist der Kleber nicht stark genug fürs nächste Erdbeben und das Gebäude steht im Anschluss wieder im Original da.

Es ging wieder zurück nach Süden, wo wir in eine Buchhandlung eintraten. Valentyna suchte ein Buch über Tadschikistan, sie wurde zu diesem Regal geführt:
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Es fiel uns schwer, aber wir konnten uns gerade noch zurückhalten.

Wir drehten auf die Ismoil Somoni Avnue ein, wo gerade ein neues Museum zur tadschikischen Geschichte in Bau war.
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Durch die Unterführung (ähnlich wie in Moskau und Kiev, mit vielen Läden) in Richtung ‚Flaggenmast-Park’, ehemals ‚Lenin-Park’, mit dem Nationalmuseum
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und dem Flaggenmast (konstruiert und aufgestellt von einer USAmerikanischen Firma, Kosten 3,5 Mio. US$),
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bei seiner Fertigstellung im Jahre 2011 mit 165 Metern der Höchste der Welt – bis er vom 171 Meter hohen Flaggenmast in Jeddah im Jahre 2014 abgelöst wurde. Die tadschikische Flagge ist 30 x 60 Meter groß, wiegt 700 Kilogramm.

Vom Park hatte man zudem einen netten Blick auf die westlichen Stadtgebiete, getrennt durch den Fluss ‚Duschanbinka’.
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Den ‚Palast des Volkes’ (im Hintergrund)
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kann das Volk natürlich nicht betreten, da er die offzielle Residenz des ‚Präsidenten’ ist. Hoffen wir mal dass der in unmittelbarer Nähe gelegene Flaggenmast ihm nicht aufs Dach fällt.

Wir liefen noch etwas durch den Park, welcher überall mit Lautsprechern beschallt wird, so wie man es aus dem Fernsehen von Nordkorea kennt. Ziemlich gespenstisch das Ganze.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
39/3. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Da die weiteren Punkte auf unserer Liste auf der anderen Flussseite lagen und wir bereits einige Kilometer gelaufen waren, gönnten wir uns ein Taxi, handelten einen Preis von US$ 10 für die gesamte Tour aus.

In dem Fahrzeug aus iranischen Produktion ging es nach Süden, durch Gebiete, welche sich bereits im Abriss befanden, vorbei am Friedens-Monument (mit Panzer) und einer Baumwollspinnerei (mit tollen Mosaiken an der Fassade) über die Brücke zum Zirkus,
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der übrigens nicht immer so bunt bemalt war. Im Original sah er entsprechend dem Brutalismus so aus:
0420 Circus Original by HON /UA

Der Zirkus wurde, analog dem in Bishket, im Jahre 1976 erbaut, weshalb beide ähnliche Elemente besitzen.
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Von hier vorbei an typischen 5-stöckigen Wohngebäuden der Chrustschow-Ära, im Gegensatz zu denen in Kiev fast alle mit eindrucksvollen Mosaiken oder Reliefs an der Stirnseite,
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zu zwei herausragenden Wohnkomplexen,
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in deren Mitte die Philharmonie Duschanbes eingebettet ist.
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An diesen Wohnkomplexen durften sich wohl ein paar Architekten austoben, ein Statement ohne Beachtung des Nutzwertes abliefern. So gibt es, laut meiner Information, fast keinen rechten Winkel in den Wohnungen, die Beleuchtung ist sehr schlecht. Aber bei Fertigstellung waren diese Gebäude architektonische Highlights.

Weiter auf unserer Tour zum zweiten Höhepunkt der Sowjet Modernismus, ein Paradebeispiel des Brutalismus, dem Konzertsaal ‚Kokhi Borbad’.
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Wir stiegen aus, liefen durch den Komplex,

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betrachteten original erhaltene Details der damaligen Zeit (eine Seltenheit, vor allem die Lampen),
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warfen (unerlaubt) einen Blick ins Foyer.
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Nach der ausgiebigen Besichtigung ging es Richtung Osten, zum Puppentheater,
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auch hier mit themenbasierten, riesigen Mosaiken.
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Überhaupt, die Mosaiken und Reliefs, immer themenbasiert, egal ob Museum, öffentliches Gebäude oder Fabrik. Es muss damals ein riesiges Designbüro für diese Art der Kunst gegeben haben, eine immense Fabrik für die Umsetzung und Anbringung.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
39/4. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Als letzter Punkt des Tagesprogramms ‚Park Pobedu’ (Siegespark) auf einem Hügel im Nordosten der Hauptstadt auf dem Programm, mit zwei Sehenswürdigkeiten.

Da der Park auf einem Hügel liegt, wurde eine Seilbahn errichtet, damit die Menschen komfortabel die Gedenkstätte und den darüber liegenden Russischen Friedhof erreichen konnte. Und die Endstation dieser, nicht mehr in Betrieb befindlichen, Seilbahn ist der dritte Höhepunkt des Brutalismus in Dushanbe.
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Leider gab es keinen Weg hinein, alle Gitter waren verrammelt und zu hoch, um darüberzusteigen.

Auch zur Gedenkstätte ging es nur zu Fuß, bergauf, Valentyna war nicht glücklich darüber – trotzdem bestand sie darauf mich zu begleiten, quälte sich die zahlreichen Stufen hinauf.
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Von hier oben hatten wir einen schönen Blick auf die unter uns gelegene Stadt,
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wir liefen zum Taxi, ließen uns nach 2 Stunden Rundfahrt zurück in die Innenstadt bringen, wo wir bei ‚Schokoladniza’ einen Tee tranken, Valentyna einen Salat ‚Olivier’ aß und wir eine Wasserpfeife rauchten.

Nach etwas Erholung ging es wieder mit einem Sammeltaxi ins Sheraton, wir relaxten noch etwas, gingen um 18:30 in die Club-Lounge, von deren Terrasse man einen fantastischen Blick zur Bergstation der Seilbahn
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den östlichen Teil der Stadt,

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weiteren sowjetischen Bauten,
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dem Gelände des Flughafen mit Bergen im Hintergrund hat.
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Wir waren ziemlich erschöpft, unser Abendessen mit extra für uns besorgtem Coke Zero nahmen wir in der Lounge ein, planten den Folgetag.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.695
3.863
BER
Da habt ihr ja eine schöne Tour gemacht! Leider schaffe ich es wohl nicht mehr ins Vakhsh, bevor dort noch ein Hotel mit Business Center entsteht. Zum Heulen!
Aber die schönen Plattenbauten, toll, vor allem die Gestaltung des Sonnenschutzes (als Anpassung an die klimatischen Verhältnisse) ist oft sehr kreativ.
In der Seilbahn wurde sogar ein Film gedreht, ich glaub von Daler Nasarow, just als der Bürgerkrieg ausbrach.
Fahrt ihr noch nach Nurek? Ich erinnere mit mich dort irgendwo noch ein sehr eindrucksvolles Denkmal an Olympia in Moskau gesehen zu haben.
 
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cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.097
2.544
FRA
Tolle Bilder, sehr sowjetisch :)

Aber warum wird mit so viel Ironie über den Präsidenten berichtet? In den meisten ehemaligen sowjetischen Republiken ist es doch genauso. Halbwegs ehrliche Wahlen und eine Gewaltenteilung gibt's, glaube ich, nur in der Ukraine, Georgien und Moldova, plus den baltischen Staaten. In den restlichen 9 Republiken gibt's ähnliche Führer inkl. Führerkult, die man nicht demokratisch abwählen kann.

Ist der Führerkult in Tadschikistan so viel schlimmer als in den anderen Republiken?
 
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Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.695
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BER
Tolle Bilder, sehr sowjetisch :)

Aber warum wird mit so viel Ironie über den Präsidenten berichtet? In den meisten ehemaligen sowjetischen Republiken ist es doch genauso. Halbwegs ehrliche Wahlen und eine Gewaltenteilung gibt's, glaube ich, nur in der Ukraine, Georgien und Moldova, plus den baltischen Staaten. In den restlichen 9 Republiken gibt's ähnliche Führer inkl. Führerkult, die man nicht demokratisch abwählen kann.

Ist der Führerkult in Tadschikistan so viel schlimmer als in den anderen Republiken?
Er ist stark zunehmend. Nachdem sich Rahmon jeglicher Opposition entledigt hat, meist ehemalige Feldkommandeure und Warlords aus dem Bürgerkrieg und die Islamische Partei der Wiedergeburt, die einzige Oppositionspartei im Parlament, für illegal erklärt hat, nimmt der Personenkult stark zu. Er war eigentlich ein schwacher Präsident und jetzt ist das Land, wie Chris ja schon meinte, sein Familienunternehmen. Dictators without borders ist ein gutes Buch zum Thema. Kürzlich erschienen.
 

crossfire

Erfahrenes Mitglied
15.04.2012
2.065
840
Mit Verlaub und dem nötigen Respekt für Deine vielen interessanten RB‘s, aber diese zentralasiatische Reise artet m.E. in eine „sowjet-algie“ Tour aus, die ich nicht nachvollziehen kann. Nostalgie und Kindheitserinnerungen,schön und gut, aber den real existierenden Sozialismus schönreden, indem man die- in der Regel potthässlicheren -Plattenbauten zu Kunstwerken des Brutalismus hochjazzt, das kann ich hier nicht nachvollziehen. Sorry, aber auch das sich die Bürger der -Stan Länder die Reisefreiheit der SU, wie Du schreibst, zurückwünschen, ist Unsinn, wo i.d.R. ein Passierschein bis in die 80iger nötig war, um den Oblast zu verlassen.
Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Aber hier ist mir die Sowjetverherrlichung too much.
Wie gesagt, meine Meinung.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
Mit Verlaub und dem nötigen Respekt für Deine vielen interessanten RB‘s, aber diese zentralasiatische Reise artet m.E. in eine „sowjet-algie“ Tour aus, die ich nicht nachvollziehen kann. Nostalgie und Kindheitserinnerungen,schön und gut, aber den real existierenden Sozialismus schönreden, indem man die- in der Regel potthässlicheren -Plattenbauten zu Kunstwerken des Brutalismus hochjazzt, das kann ich hier nicht nachvollziehen. Sorry, aber auch das sich die Bürger der -Stan Länder die Reisefreiheit der SU, wie Du schreibst, zurückwünschen, ist Unsinn, wo i.d.R. ein Passierschein bis in die 80iger nötig war, um den Oblast zu verlassen.
Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Aber hier ist mir die Sowjetverherrlichung too much.
Wie gesagt, meine Meinung.
Es freut mich sehr, dass ein solcher Kommentar kommt, ich habe ihn schon wesentlich früher erwartet.

Lass mich eines vorwegschieben: ich bin im ehemaligen Westdeutschland geboren, habe den Osten in meiner Erziehung noch als 'Klassenfeind' erlebt. Kommunismus (ich habe meinen Marx gelesen) ist zwar eine 'coole Idee', funktioniert aber nicht mit dem Individuum 'Mensch'. Und Stalin war auch nicht oder kaum besser als unser GRÖFAZ. 99% der Dinge, für welche die ehemalige UDSSR stand, inkl. das Fehlen der Meinungs- und Reisefreiheit, lehne ich grundlegend ab.

Wenn Du mich fragst was in der UDSSR gut war, dann kann ich mich sehr, sehr kurz fassen: eine Sprache für ein riesiges Gebiet, 'keine Religion' und die Architektur des Brutalismus bzw. Sovjet Modernism (nicht den Zuckerbäckerstil der Stalinzeit oder alles davor). Ich hatte es bereits geschrieben: keiner wünscht sich 'die alte' Sowjetunion zurück, die Menschen wünschen sich einen neuen 'Sojus', eine neue Staatengemeinschaft, ähnlich wie die EU, für Reisefreiheit, eine einheitliche Währung und eine grenzüberschreitende Sprache (ob als Erst- oder Zweitsprache sei dahingestellt).

Kommen wir zum 'Brutalismus hochjazzen'. Jeder Mensch darf seinen eigenen Geschmack haben und diesen auch äußern. Ich finde z.B. den Barock absolut häßlich, die meisten Kirchengebäude wie den Vatikan in Rom - trotzdem schaue ich sie mir an und würdige die handwerkliche Leistung der Erbauer, wobei ich den Hausherrn als einen schlimmeren Schlächter als Stalin und AH zusammen ansehe.

Meine Baustile sind eben der 'Art Deco', 'Bauhaus' und der 'Brutalismus', hier jedoch mehr der 'Sovjet Modernism' mit seinen Ornamenten & Mosaiken, aber auch der des Westens. Ich kann z.B. durch die Vorstädte Paris oder Manhattan fahren, mich an den Betonbauten, deren Details erfreuen. Gerade die Geradlinigkeit der Bauten im Vergleich zu allem was vorher entstand,waren ein echter Fortschritt. Ob man den Brutalismus als 'schön' oder 'häßlich' betrachtet liegt im Auge des Betrachters.

Ich jedenfalls finde den Faible für Plattenbauten und Mosaiken verständlicher als den z.B. für US-Kiegsschiffe, welche dazu erbaut wurden den Rest der Welt die Freiheit zu sichern oder sie einzuschüchtern, zu unterdrücken bzw. zu ermorden - je nach Sichtweise.

'Plattenbauten' abzulichten, diese als 'Schön' zu erachten heißt nicht, dass man hinter dem damaligen System der Erbauer steht. Sonst würde es ja bedeuten, wenn einem katholische Kirchen gefallen, dass man für Massenmord Andersdenkender, Vergewaltigung Minderjähriger, Folter etc. ist - also totaler Quatsch.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
Aber warum wird mit so viel Ironie über den Präsidenten berichtet? In den meisten ehemaligen sowjetischen Republiken ist es doch genauso. Halbwegs ehrliche Wahlen und eine Gewaltenteilung gibt's, glaube ich, nur in der Ukraine, Georgien und Moldova, plus den baltischen Staaten. In den restlichen 9 Republiken gibt's ähnliche Führer inkl. Führerkult, die man nicht demokratisch abwählen kann.

Ist der Führerkult in Tadschikistan so viel schlimmer als in den anderen Republiken?
Zuerst eine kleine Definition: Du wirst auf dem Gebiet der ehemaligen UDSSR drei Staatsformen finden: Demokratie, Demokratur und Diktatur.

Eine Diktatur sehe ich aktuell in 4 Staaten, Tadschikistan, Azerbaijan, Turkmenistan und Belarus. Die restlichen Staaten sind Demokratien und Demokraturen oder (Usbekistan und Ukraine) bewegen sich gerade zwischen einer der drei Formen, mit ungewissem Ausgang.

Ein sehr, sehr negatives Beispiel ist hier die Ukraine nach dem letzten initiierten 'Regimechange', wo SA-ähnliche Truppen (nennen sich 'Aktivisten') Menschen einschüchtern, verprügeln, wenn sie nicht deren nationalistische Weltsicht teilen (kann man auf verschiedenen Kanälen im Internet verfolgen), z.B. Kriegshelden des WWII, darunter ihre Verwandten, ehren wollen oder gegen den Abriss historischer Denkmaler sind - das Ganze unter den Augen der OSCE und des Westens. Auch die Meinungsfreiheit wurde abgeschafft, so darf man sich nicht mehr positiv über Russland äußern, der neueste Streit ist, dass wer gegen die Regierung (nicht die Ukraine) ist, automatisch zum Staatsfeind erklärt werden soll.

P.S.: In einem Deiner früheren Kommentare zum Kriegswunsch von Präsidenten bzw. Bevölkerung ist Dir glaube ich ein Fehler unterlaufen: der Präsident Russlands ist nicht Donald Trump.

Mehr dazu in 'Gott und die Welt', ich werde hier nicht weiter auf Weltansichten eingehen, jeder darf seine eigene haben, wir sind ja nicht in einer Diktatur.
 
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Dettling

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03.08.2014
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Einfach sensationell diese Berichte. So viel Sinn für die Details und all das Skurile, auf das ihr bei Euren, so muss muss man es schon fast sagen, Abenteuren stosst. Dabei nehmt Ihr viele Strapazen auf Euch. Vielen Dank!
 
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Hene

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snickerz

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FRA & VIE
Während der blutigsten Jugoslawien-Kriege (1992-1995) war genau die CDU "dran" und hat überhaupt nichts getan. Der Konflikt 1999 war nur Kleinkram - damals sind weniger Menschen gestorben, als bei einem einzigen von Serben verübten Massaker von Srebrenica

Man hat Serbien bereits 1992 bombardieren sollen, nicht erst 1999. Dann hätte man sich das ganze Blutvergießen der nachfolgenden Jahre sparen können.


Saublöder Kommentar, sorry!
Was ist mit den Kroaten rund um Ante Gotovina, rund um die Massaker an den Serben, vor Srebrenica, etc..?