40/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18
Am 40. Reisetag stand ein Ausflug in die Umgebung Dushanbes auf dem Tagesprogramm. Normalerweise hätten wir einen Mietwagen genommen – dies ist allerdings in Tadschikistan noch nicht möglich und so hatten wir ein Taxi bestellt, bei einer der besseren Taxiunternehmen Dushanbes.
Zuerst zum Frühstück, wieder sehr kommunistisch. Das beste Bespiel dafür waren wieder der Aufschnitt: wie mache ich aus einer Wurst zwei Platten? Man schneide die Wurst in die üblichen Scheiben, garniere mit der Hälfte eine Platte; die zweite Hälfte schneidet man in der Mitte durch – und schon hat man einen zweiten Aufschnitt für eine zweite Platte.
0421 01 by
HON /UA
Mir ging das Essen gehörig auf den Senkel, selbst die Spiegeleier waren grottenschlecht, man sah mir wohl meine Laune an. Man kam auf mich zu, ob man mir etwas anderes zubereiten könne? Klar, ‚Sirniki’ – und die bekam ich dann auch, in sehr guter Qualität, dazu Sauercreme und Erdbeervarenje.
Noch ein kurzer Blick aus der Club-Lounge im 12. Stockwerk auf die Stadt und die nahen Berge, welche am Vortag wegen der Wolken nicht zu sehen waren.
0421 02 by
HON /UA
Pünktlich um 10 wartete unser Taxi vor der Türe, ein, für Tadschikistan recht neuer Hyundai Sonata mit einem freundlichen, jungen Fahrer, der uns zuerst die Schonbezüge von der Rücksitzbank abnahm, uns je eine große Flasche mit usbekischem Bergwasser überreichte.
Los ging es, Richtung Osten aus der Stadt hinaus, an oft zerfallenden Fabriken und Plattenbauten. Schon nach 20 Kilometern kamen wir in die Berge, die Landschaft traumhaft schön.
0421 03 by
HON /UA
Weiter ging es über die perfekt ausgebaute Hauptstraße ohne jegliches Schlagloch
0421 04 by
HON /UA
nach ‚Nurek’,
0421 05 by
HON /UA,
welche in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts für die Arbeiter des Nurek-Staudamms gegründet und erbaut wurde.
Wikipedia: ‚Die ersten Planungen für einen Staudamm am Wachsch erfolgten in den 1950er Jahren. Mit dem Bau des 300 Meter hohen Nurek-Staudamms wurde 1961 begonnen. Parallel dazu wurde eine Stadt zur Unterbringung der Arbeiter angelegt. 1972 lieferte das Kraftwerk erstmals elektrischen Strom und 1979 war der Damm vollständig gefüllt.[4] Die Gesamtkosten für den Staudamm einschließlich der Stadt beliefen sich auf 1,25 Milliarden US-Dollar.’
Die Einwohnerzahl beträgt heute knapp 30'000 Personen. Und genau hier kommt der ‚Brutalismus’ bzw. der ‚Sovjet Modernism’ ins Spiel. Wie baut man eine so große Stadt am schnellsten und effektivsten? Mit
industriell vorgefertigten Bauelementen, welche sich den örtlichen Gegebenheiten anpassen lassen (Temperatur, Sonne etc.).
Mit Nurek wurde somit eine komplette Stadt, ohne dass deren Geschichte und bereits existierenden Bauten beachtet werden mussten, in diesem Stil errichtet.
Ein Paradebeispiel hier ist der ‚Avtovoksal’, der Busbahnhof, Oscar Niemeyer hätte ihn nicht exemplarischer entwerfen können. Wir hielten an, betrachteten das Bauwerk eingehend.
0421 06 by
HON /UA
0421 07 by
HON /UA
0421 08 by
HON /UA
0421 09 by
HON /UA
0421 10 by
HON /UA
So unwohl man sich in Tadschikistan fühlt, die einfachen Menschen sind ausnahmslos sehr freundlich, geben einem Tipps wie man wohin kommt.
Wir fuhren über die Leninstraße (heißt heute noch so) vorbei am Denkmal zu den Olympischen Speilen von 1980 in Moskau
0421 12 by
HON /UA
zum Hauptplatz der Stadt, welche natürlich von einer Lenin-Statue geschmückt wird (vom Berg schaut ein metallisches Lenin-Kunstwerk auf die Stadt).
0421 13 by
HON /UA
An der Stirnseite des Platzes liegt die ehemalige Staudammverwaltung, heute leerstehend.
0421 14 by
HON /UA
Auch anhand dieses Baus kann man den Fortschritt des Brutalismus erklären, speziell wenn man die vorgesetzten Sonnenblenden betrachtet:
0421 15 by
HON /UA
0421 16 by
HON /UA
diese sind so ausgerichtet, dass genügend natürliches Licht ins Innere fällt, es jedoch niemals zu direkter Sonneneinstrahlung kommt, weshalb es im Inneren immer schön kühl ist.
Wir wollten hinein, wurden aber sofort von einem Wächter zurückgepfiffen. Eine kurze Unterhaltung, ein Telefongespräch – und nach 5 Minuten erschien der stellvertretende Bürgermeister, erkundigte woher wir kämen, was wir ansehen wollten, entschuldigte sich, dass der Bürgermeister selbst nicht in der Stadt wäre.